Guten Morgen Nova,
was meinst du mit den kleinen und alltäglichen Dingen? Ich kann gerade nicht einordnen, ob diese Dinge etwas mit euch zu tun haben oder unabhängig davon stehen.
Eine Erklärung für sein Verhalten habe ich nicht, aber ich kenne es ein wenig, denn ich habe genau wie du gedacht, dass er doch nun sehr erleichtert und zufrieden sein müsse - eine Frau, mit der er Spaß haben kann und die ihm zuhört, die Zeit, in der er so viel nachgedacht und an uns gezweifelt hat ist endlich vorbei, ich bin ohne große Probleme gegangen... Aber wirklich zufrieden wirkte er trotzdem nicht.
In deinem Fall wirkt es so, als sei er uneins mit sich selbst. Ich möchte sein Verhalten jetzt nicht entschuldigen und ich glaube auch nicht, dass er alles rückgängig machen möchte oder sowas, aber ich glaube, dass er sich das irgendwie einfacher vorgestellt hat und das, obwohl er es ja ziemlich einfach gemacht bekommt. Du legst ihm keine Steine in den Weg, die Neue ist für ihn bereit, mit der Tochter alles okay, die Verhältnisse werden schnell auch räumlich geklärt... Aber innendrin ist es wohl doch nicht so locker flockig wie es sein müsste.
Woran das liegt, kann ich nicht sagen, da könnte man viel spekulieren. Das schlechte Gewissen, das irgendwo an ihm nagt, der Stress durch das Warten, ob seine Neue ihren Mann abschießt oder doch bei ihm bleibt, deine für ihn unerträgliche Souveränität, die Tatsache, dass du ihm gar nicht hinterherweinst, sondern Nägel mit Köpfen machst, allgemein der Abschied von eurer gemeinsamen Zeit und die Veränderung, die damit verbunden ist...
Verstehst du, was ich meine? Auch wenn er es so wollte und das auslebt, so hat das alles auch Konsequenzen, die er so langsam zu spüren bekommt und die seine Nerven offensichtlich blank legen. Und da er seinem Verhalten nach wahrscheinlich der Typ Mensch ist, der besonders im Augenblick gerne flüchtet und es so bequem wie möglich haben möchte, nervt es ihn natürlich, dass er vor der jetzigen Situation gar nicht flüchten kann.
Vielleicht dachte er vorher, dass alles einfacher wird, wenn die Trennung endlich durch ist und er mit ihr zusammensein kann. Dass das Ganze jedoch einen Rattenschwanz an unangenhmen und teils lästigen Auseinandersetzungen nach sich zieht, hat er vielleicht gar nicht beachtet. Und während du dir darüber bewusst bist, wie anstrengend das alles war und wird und nun versuchst, dein Leben in den Griff zu kriegen und nach vorne zu schauen, bekommt seine rosarote Brille Risse, weil sich das schöne, romantische Gefühl von vorher nicht so richtig einstellt und sich stattdessen alles viel anstrengender und unangenehmer anfühlt als geplant.
So stelle ich es mir vor. Das muss nicht so sein, vielleicht hat er auch einfach bloß schlechte Laune und ist grundgenervt, aber ich glaube, dass es sich viele zu einfach vorstellen - vor der Trennung. Sie denken wohl manchmal so, wie du und ich heute und glauben, dass sie dann endlich alles haben, was sie wollten und alles viel einfacher und besser wird. Hauptsache die alten Probleme sind endlich weg. Doch dass die neue Situation dann ebenfalls Probleme mit sich bringt, wenn auch anderer Art, merken die erst, wenn es so weit ist. Und das legt die Nerven je nach Persönlichkeit irgendwann blank.