Hallo Kaishui,
ich bin jetzt seit fast 6 Monaten nach einer mehr als 12jährigen Ehe geschieden und sehe viele Parallelen Deiner Gefühle, Ängste etc. zu meinen, als ich auch total down war. Da ich, ähnlich wie Du, wenige soziale Kontakte habe und vieles durch die Trennung wegbrach, hatte ich mich schnell dazu entschlossen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich dachte, eine Person von Außen, der ich meine Gefühlswelt anvertraue und welche mich objektiv betrachtet, kann mir hoffentlich helfen. Aber die Chemie zwischen Dir und einem Therapeuten sollte stimmen, sonst kann ein gegenteiliger Effekt eintreten. Ich bin erst beim 4.Experten gut gelandet und dass war eine Frau. Nachdem ich von meiner Frau verlassen wurde, konnte ich mir nicht unbedingt vorstellen, mit selbigen Geschlecht das ganze aufzuarbeiten. Aber nee, die Psychologin ist super. Die hat mich in die Mangel genommen, aber auch im richtigen Moment Trost gespendet. Überlegs Dir, mir hat es geholfen und ich bin wahrlich kein Freund von Ärzten, Professoren etc.
Sie hatte auch einige interessante und witzige Tipps parat wie:
- Wenn der Antrieb fehlt, nichts erzwingen, dann fühlt man sich zumeist noch schlechter als vorher
- Immer nur kleine Schritte gehen. Sie verglich die Trennung wie ein Erdbeben: Dir ist der Boden unter den Füssen genommen worden, liegst flach am Boden, hast Mühe auszustehen. Eigentlich willst Du sofort aufstehen und weglaufen, aber Du kannst nicht. Ja, dann steh doch erstmal auf (wenn Du kannst) und dann gehe ein paar Schritte. Sie sagte mir, man müsse sich bewusst sein, dass man einen Schicksalsschlag hingenommen hat und zumeist wieder bei Null anfangen. Wichtig ist nur der Anfang, nicht der schnelle Erfolg.
- Wenn Dich in der Wohnung Sachen Deiner Ex stören, schmeiß sie weg. Wenn Dir dazu die Motivation, Kraft o.ä. fehlt, lass sie stehen. Die kommen noch früh genug dran - grins-.
- Sport kann u.U. gut helfen bei der Verarbeitung, aber wenn mann/frau jemand ist, der z.B. eigentlich noch nie Sport mochte oder groß betrieb, muss schauen, welcher Sport zuträglich ist. Nur aus Frust stundenlang ein Spiel spielen (was Du vielleicht noch verlierst und Dich weiter depressiv bedrückt), muss nicht unbedingt helfen.
- Suche Dir Ablenkung, Hobbies, Tätigkeiten etc. die Dir Spaß machen, in denen Du erfolgreich sein wirst und welche Dir ein gutes Gefühl vermitteln. Wir Verlassenen fühlen uns oft erst einmal als Loser, dagegen sollte man ankämpfen.
Wie gesagt, dass waren ein paar Tipps meiner Psychologin. Ich will ehrlich sein: Nicht alles hat immer geholfen, aber einiges. Viel wichtiger war mir jedoch, so wie Du es in Deiner letzten Message herüber gebracht hast: Verändere die Dinge, die Du verändern kannst und fang von vorne an. Manchmal muss man zwei Schritte zurückgehen, um einen Schritt nach vorne zu kommen. Zu Anfang ist jedoch das Wichtigste, das Du erst einmal stehst und nicht mehr umfällst. Das ist die Basis. Alles Gute und viel Glück, Du packst das!
04.08.2016 20:35 •
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