Liebe Windywillow
ich habe viel an dich gedacht in den letzten tagen.
ich möchte nochmal versuchen, die perspektive deines partners ein wenig aufzugreifen. @Ysa hat das ja auch gemacht, wenngleich ich nicht so weit gehen würde dir raten zu wollen, es nochmal mit ihm zu versuchen.
aber ich würde dir gern raten, ihn zumindest auch zu sehen!
dass ihr so wenig s. hattet u sich an der situation auch erkennbar erstmal wenig bis nichts änderte, über immerhin fast drei jahre (in den letzten wochen wurde es eigentlich besser) ist für ein gesundes junges paar in aller regel ein absoluter beziehungskiller. was ich nicht verstehe: warum denken menschen dann, es könne munter so weitergehen, und die pflege des nachwuchses würde - bei beiden - alle anderen bedürfnisse eine ganz geraume zeit zurückstehen lassen, ohne dass bedürftigkeit und angriffsfläche von außen entsteht?
warum wird ein gesunder junger mann über drei jahre auf seine beiden gesunden hände verwiesen und empörung kundgetan, wenn ihm das (für mich absolut nachvollziehbar) in einer bestehenden beziehung nicht reicht?
ich bin der meinung, dass dies nicht ohne konsequenzen geht.
bei gesundheitlichen einschränkungen - ok, aber selbst da ist es nicht so, dass ich da über einen so langen zeitraum von drei jahren zB erwarten würde, dass mein partner ohne jede s. aktivität (oder nur alle 2-3 monate) auskommt. es muss doch klar sein, dass sich da irgendwann bypässe ERGEBEN werden....? der partner wird angreifbar. punkt. und wenn die gelegenheit kommt, passiert es mit hoher wahrscheinlichkeit. sicher nicht bei jedem, aber bei fast jedem gesunden jungen mann, ich schätze auch bei fast jeder gesunden jungen frau!
ich liebe doch nicht nur mein kind, sondern auch meinen partner u wenn das so ist, und ich seine bedürfnisse kenne (wie er natürlich auch meine) und ich die mal für einen zeitraum nicht so erfüllen kann, dass ich zB selbst bock auf s. habe, dann lass ich mir doch - aus liebe und hingabe zu ihm! - etwas einfallen, was ihm guttut und nähe und verbundenheit schafft bzw erhält.
so sehe ich das. umgekehrt natürlich ebenso - ich sehe das geben und nehmen nicht als einbahnstraße!
das scheint bei euch so nicht funktioniert zu haben? ich selbst würde mich kein stück wundern , wenn in so einer situation der partner empfänglich wird u eine affäre eingeht.
in meiner geschichte war es so: ich habe meinen mann zwar nicht s., aber emotional ohne dass ich es so recht bemerkt habe, aushungern lassen. ich war sehr hochmütig und felsenfest davon überzeugt, dass er mich so lieben müsse, wie ich war, dass diese liebe unverbrüchlich sei. er liebte mich auch. aber er wurde empfänglich und hat sich eingelassen auf eine andere. es lief bei denen 6monate, bis er von selbst auf mich zukam u mir alles eröffnete. da war es bei uns schon so, dass die trennung vollzogen war von seiner seite.
komischerweise war ich NULL erbost darüber, dass er sich eine andere gesucht hat, DAS erschien mir irgendwie logisch. das verletzende war eben die lange zeit des zweigleisigfahrens - wie bei dir auch - und auch andere dinge, die hier aber keine rolle spielen.
natürlich hat auch mein mann mir während der zeit des betrugs alle möglichen versprechungen gemacht, hat mit beiden ohne gummi gepennt usw - wir hatten auch schöne und innige momente... das war alles sehr unschön.
ABER:
ich konnte meinen anteil ziemlich gut erkennen und bin dieser lektion, die mir das leben erteilte, mit demut begegnet.
ich habe was draus gelernt. unbedingt!
unter anderem habe ich gelernt, dass mein mann schwächer ist, als ich immer annahm!
damit kann ich heute gut umgehen. ich liebe ihn so, wie er ist und nehme ihn auch mit dieser schwäche an.
irgendjemand sagte hier auch schon:
vertrauen ist wichtig, aber kein blindes....
mein mann und ich sind heute wieder zusammen und seit dem crash stabil und glücklich.
allerdings - und das ist etwas, was für mich unabdingbar war, um auch wieder vertrauen aufzubauen:
er hat sehr viel GETAN, um mein vertrauen wieder aufzubauen, und seine taten waren stringent und niemals salami-mäßig.
ich habe sorgfältig abgewogen, ob es sich sozusagen lohnt, ihm noch einmal zu vertrauen, und es war definitiv so .... auch er hat mir erneut vertraut, dass ich die fehler von vor dem crash nicht nochmal wiederhole.
bei dir mag das jetzt anders sein, weil er ja schon wiederholt zu diesem bypass gegriffen hatte (fremdknutschen) und - zumindest kommt es für mich so rüber - gar nicht so richtig einsieht, dass er mist gebaut hat. und du musstest ihn sozusagen überführen, er kam nicht von selbst mit der sache um die ecke - das war bei mir damals halt anders.
auf der anderen seite bin ich absolut bei ysabell: er hatte de facto wenig möglichkeiten, sich dir zu öffnen! DAS gilt es zu akzeptieren. idealiter sagt der partner VOR einem bypass bescheid, irgendjemand schrieb es hier auch sehr treffend. aber wir sind menschen, menschen sind feige und fehlbar. ich auch. du auch!
in eurer paartherapie war klar: ein neuer fehltritt ist das ticket ins solo-dasein!
in wieweit ihr vorher schon über eure s. geredet habt, weiß ich natürlich nicht. ob da jemals unzufriedenheit thematisiert wurde....
ich weiß heute jedenfalls von meinem mann, dass er damals nicht den a. in der hose hatte, mit mir unzulänglichkeiten anzusprechen. nach SEINER auffassung hat er das mehrfach versucht - ich hingegen war der meinung, er habe mir nicht mit einer silbe seine unzufriedenheit kundgetan!
daran siehst du , wie unterschiedlich wahrnehmungen sein können!
heute reden wir anders und schaffen regelmäßig raum, auch über evtl unschöne dinge zu sprechen. mit einem drink in der hand und anschließender umarmung. das funktioniert bestens.
viel glück dir!
23.08.2018 10:16 •
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