Hallo an alle - der Beitrag ist länger als gewollt, aber ich muss etwas ausholen, damit ihr es besser verstehen könnt.
Die Rahmendaten der Beziehung: zusammen seit 8 Jahren, relativ schnell zusammengezogen (ich zu ihm) wegen unserer Haustiere, die wir nicht immer alleine im jeweiligen Zuhause lassen wollten.
Verheiratet seit 6 Jahren, keine gemeinsamen Kinder, mein Mann hat 2 Töchter (28, 30) aus der ersten Ehe. Er hat seit 2018 den Familienbetrieb seiner Eltern übernommen, ich bin in Vollzeit im Schichtdienst verbeamtet. Nebenbei erstelle ich die Inhalte für seinen Social Media-Firmenaccount, und erledige die vorbereitende Buchhaltung für ihn (auf 450 Euro).
Ich bin seit vielen Jahren in einer Verhaltenstherapie (weil ich eine Verlängerung genehmigt bekam und diese Sitzungen mit großem zeitlichen Abstand plane, um mein eigenes Verhalten auch besser zu reflektieren, daher zögere ich es bewusst hinaus).
Unter anderem meine eigenen Eifersuchtsthemen bzw. deren Ursachen (mangelnder Selbstwert, nicht in der Lage Grenzen aufzuzeigen, allen gefallen wollen) habe ich im Rahmen der Therapie erfolgreich bearbeitet.
Mein Mann leider nicht. Letztes Jahr musste ich zur Fortbildung - er redete ab Freitagnachmittag als ich heimkam das halbe Wochenende nicht mit mir, weil er sich in seinem Kopf sonst was ausgesponnen hatte, das ich da abends mit den Kollegen angestellt haben könnte. Dabei bin ich jeden Abend spätestens um 21 Uhr in meinem Hotelzimmer geeilt, damit ich ihn anrufen konnte, damit es bloooß keinen Stress geben wird. Die anderen Kollegen haben mich schon ausgelacht.
Paartherapie? Für ihn sind Psychologen wollsockentragende, Kakao trinkende Spinner, die überbezahlt sind. Er ist (bei mir immerhin) nicht mehr so cholerisch wie anfangs. Es ist länger kein Tablet an die Wand geflogen. Bei Streits schreit er jetzt nur noch und dann wird geschwiegen, bis einer nachgibt.
Ich habe sooo oft in den letzten Jahren über Trennung nachgedacht, aber ich hatte ehrlich gesagt nie Kraft und wollte mir nicht eingestehen, was von Anfang an mein Grund gewesen ist, ihn zu heiraten: nämlich, dass endlich mit Ende 30 sich jemand fand, dem ich es wert war geheiratet zu werden.
Dann der Gedanke, alles organisieren zu müssen, gemeinsames Konto auflösen, Wohnung zu suchen usw. hat mich immer wieder dazu bewogen, wieder an der Beziehung zu arbeiten, zu vergeben, wieder weiterzumachen und zu hoffen, dass es besser wird. Es wurde auch besser, aber eben nicht gut.
Jetzt ist meine Kraft ist zu Ende. Und meine Liebe auch. Ich kann und will nicht mehr.
Seit März dieses Jahres geht es von meiner Seite aus nur bergab. Es gab einen riesigen Zoff, weil eine Kleinigkeit nicht lief, wie er das wollte, anschließend war 4 Wochen lang Eiszeit von seiner Seite aus. Wir redeten vorwiegend nur noch über Organisatorisches, nichts wirklich Persönliches, bis ich mit ihm sprach, dass es so nicht weitergehen könne.
Es kam alles auf den Tisch, was sich aufgestaut hatte - auf beiden Seiten. Zwei Aspekte, die ich kritisierte, hat er aufgenommen - jedenfalls zum Teil. Nämlich, dass ich neben meinem Job und dem in seiner Firma auch noch den ganzen großen Garten (seine 1500qm - ich stehe nicht im Grundbuch und das wird sich niemals ändern, weil er mich nur auslacht, wenn ich das anspreche) alleine pflege, den Haushalt schmeiße und er sich nach der (zugegebenermaßen ungleich härteren Arbeit als meiner) nur noch vor Netflix schmeißt oder den ganzen Nachmittag verschläft. Er hatte dann 2x (!) einen Gärtner da - natürlich wurde hinterher gejault, wie teuer der ist.
Das andere Thema ist, dass er nun hin und wieder auch den Geschirrspüler ausräumt, wenn ich sonntags Frühschicht habe, ist er dann ja zu Hause. So bleibt wenigstens nicht alles an mir hängen.
Seine Sicht ist: er arbeitet super viel und hart, ich hab ja mega viel Freizeit. Klar, mich sieht man nachts ja nicht arbeiten. Sein Vater sagte mal zu mir: Ihr pennt doch da sowieso alle nachts. Ja ne, is klar. Selbständig und verbeamtet - wahrscheinlich passt das sowieso nicht.
Wertschätzung ist in der Familie Fehlanzeige. Konflikte werden nicht gelöst, es wird geschmollt, nach ein paar Tagen ist alles vergessen. Bei ihm in Bezug auf mich immer dann, wenn in der Firma wieder etwas erledigt werden muss oder wenn er mit mir schlafen will.
Zu meinem Geburtstag diesen Sommer griff er in die Hosentasche und fragte, wie viel Geld ich brauche, für das was ich mir wünsche. nicht mal einen Gutschein kann er am PC für mich ausdrucken oder wenigstens eine Angestellte losschicken, um eine Karte zu kaufen. Blumen gab's - wie jedes Jahr. Nebenan Floristin anrufen, Strauß bestellen, abholen und das war's. Kostet ihn keine 5 Minuten. Hab gefragt, ob ich eines Tages mal rote Rosen bekommen werde? Die Floristin hätte gesagt, das seien meine Lieblingsblumen. Wahrscheinlich die seiner Ex.
Gemeinsamkeiten haben wir keine mehr. Das gemeinsame Hobby habe ich aufgegeben, ich habe schlichtweg keine Zeit und keinen Nerv dafür, bin mit Arbeit, Nebenjob, Haustieren, Haus und Garten voll ausgelastet.
Er hat ein altes, anderes Hobby wieder aufleben lassen und trifft sich nun mehrmals pro Jahr übers WE mit Freunden aus ganz Deutschland, die das Hobby teilen. Es ist so weit, dass ich richtiggehend froh bin, wenn er übers WE weg ist.
Ich freue mich nicht mehr darauf, dass er wiederkommt. Anfangs bin ich noch mitgefahren. Aber das ist auch dieses Jahr eskaliert. Er begibt sich mit den Herren in ein Nebenzimmer, ich sitze mit den anderen Ehefrauen abgestellt im Wohnzimmer des einen Bekannten. Dessen Frau spricht kaum Deutsch, weshalb es alles ehr zäh macht. Man sieht die Männer dann 2 Stunden nicht mehr. Sind wir in 1853?
Derzeit suche ich nach einer Wohnung. Nicht einfach mit Haustieren. Wenn ich etwas gefunden habe, werde ich mit ihm sprechen. Bei einer Scheidungsanwältin habe ich mich beraten lassen.
Ihr seht: gedanklich bin ich bereits sehr weit.
Aber:
Ich habe vor dem Gespräch so große Angst! Wird er austicken? Wird er heulen und mich anflehen zu bleiben? Sein ganzes nach Außen leben wird zusammenbrechen (Porsche, Rolex. was werden die Leute sagen?) Muss ich mir vielleicht Sorgen um meine Sicherheit machen? Vielleicht ist er ja auch froh, wenn er mich los ist?
Wie würdet Ihr das Gespräch planen? Danke für Euer Input.
23.09.2023 17:18 •
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