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Angst vor dem "verlassen-werden"

H
Hallo zusammen.

Kurz mal vorweg möchte ich sagen das ich noch nie die Hilfe in einem Forum bezüglich Trennung gesucht habe aber langsam wir mir das ganze selber ein wenig unheimlich.

Ich wurde gestern von meiner Freundin nach 2 Jähriger Beziehung verlassen. Wenn ich genau darüber nachdenke überrascht mich es auch irgendwie nicht...es war bereits eine Gewisse Distanz da. (wir wohnten zusammen)

Allerdings frage ich mich wie es soweit kommen konnte. Ihr müsst wissen...ich war immer der Mensch der die Fehler zuerst bei sich selbst sucht als wen anderen etwas vorzuwerfen. Das geht/ging soweit das die Grenze zwischen ist es jetzt gerechtfertigt was zu sagen oder bild ich mir alles nur ein nicht mehr zu erkennen ist/war.

Ich hatte eben jenes Mädel welches mir gestern den Laufpass gab vor 2 Jahren kennengelernt. Es war eine Arbeitskollegin, wir verstanden uns toll und nach einiger Zeit wurde mehr daraus. Ich war damals derjenige der für sie da war und ihr Halt gab...sie hatte sonst kaum jemand bzw. Freunde die wirklich für sie da waren. Nun wir sind dann nach einiger Zeit zusammengezogen...bzw. sie zu mir es lief wunderbar, ich eröffnete ihr dadurch neue Möglichkeiten. Sie entschied sich für ein Studium in meiner Heimatstadt. Ich hatte davor schon schlechte Erfahrungen diesbezüglich gemacht, also was eine Beziehung betrifft in dem ein Teil im Arbeitsleben steht, der andere aber studiert. Und seit diesem Zeitpunkt war alles anders. Jene Frau die ich kennengelernt hatte wurde über die Zeit anders. Neue Freunde rückten in den Vordergrund...ich war immer weniger wichtig...hatte ich zumindest das Gefühl.

Und da ist der springende Punkt gewesen...ich bekam immer wenn ich meinte ich bin ihr doch immer weniger wert einen Korb. Sie argumentierte mit Freiheiten und das ich sie einschränken würde. Ich verlor langsam den Überblick ob ich nun was sagen sollte wenn mich etwas stört oder doch eher Schweigen. Doch man kann sich in so einer Situation schwer verstellen und sie merkte wenn mich etwas stört.

Ich klammerte mich förmlich an Sie da mir immer wieder im Kopf herumging niemanden mehr zu finden der so wäre wie sie. Sie wäre was fürs Leben dachte ich mir, ich hatte nie Interesse an anderen Frauen, ich schaute jene nicht mal an oder beurteilte jene nach deren Aussehen. Schließlich sagte ich oft nichts mehr...woraufhin der Vorwurf kam ich spreche nicht über meine Gefühle. Und tat ich es dann doch, so wurden jene als falsch abgetan weil ja alles anders ist als ich das sehe.

Nun und jetzt ist sie weg...seit gestern. Ich quäle mich wieder mit dem Gedanken von neuem Anzufangen und ob es da draußen jemals wieder wen dergleichen geben wird. Hinzu kommt das mir solche Trennungen immer sehr auf den Magen schlagen. (bei meiner letzten Trennung nahm ich 22kg ab...also der Vorgang wurde aus der Trennung heraus geboren)
Trotzdem erschreckt es mich das es mir wieder mal alles zuschnürt und ich nur mit Gewalt was runterbringe.

Aber lange Rede kurzer Sinn....sehe ich alles zu eng? Bin ich der der sich jetzt die Schuld geben sollte weil ich eben Angst davor hatte verlassen zu werden und dadurch alles schlimmer gemacht habe? Mir kommt es vor als wäre es ein Teufelskreis...

lg

25.10.2012 08:19 • #1


M
Hallo Hardrain,

Es ist schlimm, wenn man verlassen wird. Ganz besonders, wenn man die Anzeichen zwar gesehen hat, diese aber nicht wahrhaben wollte. An Deiner Geschichte erinnert mich etwas an meine Geschichte, jedoch aus der Sicht des Verlassenden, also des landläufig Bösen Teils einer Beziehung:

Zitat von HardRain:
Ich klammerte mich förmlich an Sie da mir immer wieder im Kopf herumging niemanden mehr zu finden der so wäre wie sie.


Mein Frau hatte dermaßen Verlustängste, Selbstzweifel und entwickelte eine Eifersucht, daß ich sie verließ, obwohl ich sie (noch immer) über alles liebe. Das Klammern nahm mir die Luft. Ich zog mich aus dem Freundeskreis zurück, lebte nur noch mit ihr und für sie. Das entsprach überhaupt nicht meiner Natur und das macht keiner auf Dauer mit. Sie machte eine Therapie... Erfolglos. Kleinste Kleinigkeiten führten zu Streit und Vorwürfen, ich würde mit anderen rummachen. Letzten Endes gibt es da nur zwei Möglichkeiten:

1. Man trennt sich
oder
2. Der Partner bekommt seine Verlustängste und sein mangelndes Selbstbewusstsein in den Griff.

Zitat:
Ich quäle mich wieder mit dem Gedanken von neuem Anzufangen und ob es da draußen jemals wieder wen dergleichen geben wird.


Klar gibt es den /die! Wie gesagt, verlassen zu werden ist die Hölle! Aber aus dem Loch nicht mehr rausWOLLEN, das ist das Schlimmste, was Du jetzt tun kannst! Das Du da noch eine Weile dran knabberst (Sie ging ja erst gestern), ist ja auch klar. Aber gib Dich doch deshalb nicht auf. Du hast Dich, und wenn ich Deine Zeilen so lese, wird es auch mal Zeit, daß Du Dich um DICH kümmerst und endlich Dein Selbstbewusstsein aufpolierst oder aufpolieren läßt. Denn wenn Du mit Dir selber zufrieden bist, dann wirst Du merken, daß es auch andere sind...

Wenn Du das nicht schaffst, dann scheu Dich nicht, eine Therapie zu beginnen. Ein gesundes Selbstbewusstsein ist wichtig.

MfG
Manfredus

25.10.2012 08:59 • x 1 #2


A


Angst vor dem "verlassen-werden"

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H
Hallo Manfredus.

Vielen Dank schon mal für diese doch aufbauenden Worte.

Ich sehe da eine gewisse Ähnlichkeit zu mir selber...also in Bezug auf deine Frau. Jedoch war es nicht gar sooo schlimm bei mir wage ich jetzt mal zu behaupten. Ich habe auch versucht das ganze in den Griff zu bekommen aber mir kam das alles so bekannt vor und ich erinnerte mich an meine letzten Beziehungen in denen es ähnlich lief...und das machte mich halt irgendwie fertig.

Ich erkenne auch das grundlegende Problem, aber mir fällt es schwer es zu lösen.

Man sollte diesbezüglich noch erwähnen, das eben jene Frau eine Nacht woanders verbracht hat, ich aber nie wirklich erfahren habe was da passierte (wie auch). Natürlich erzählte sie mir es war nur ein Studienkollege und nichts ist passiert aber es quälte mich dann natürlich um so mehr sie jedes mal aus dem Haus gehen zu sehen während ich daheim im Bett lag um am nächsten Tag meinen 12 std. Tag hinter mich zu bringen. Und eben dieser Herr war immer present....bei jedem Mal.
Darin lag für mich ein derartiger Vetrauensbruch der mich noch tiefer da irgendwo reintrudeln ließ.

Es sind diese Erfahrungen die ich immer machen musste welche mich wahrscheinlich zu meinem handeln verleiten. Vor allem meine vorletzte Beziehung war diesbezüglich ein Graus weil ich einfach immer an allem die Schuld bekam wenn ich sagte was ich mir wünsche...es fiel alles auf mich zurück. Und das ging eben in der letzten Beziehung weiter nur eben in nicht ganz so verschärfter Form.

Vielleicht sehe ich das heute einfach noch zu eng, da das ganze ja sehr frisch ist. Ich weiß das es weitergeht, ich hatte das so oft. Ich weiß das sich wieder wer finden wird...aber bewusst machen muss ich es mir erst.

Zusammenfassend bin ich selbst von mir überrascht weil es mir schon weit schlechter ging nach einer gescheiterten Beziehung...und die dauerte aber grade mal 2 Monate. Schon ein wenig kurios das ganze.

25.10.2012 09:11 • #3


M
Hallo HardRain,

Zitat von HardRain:
Jedoch war es nicht gar sooo schlimm bei mir wage ich jetzt mal zu behaupten.


Frag mal meine Frau. Ich wette, die sieht das von sich so wie Du von Dir... Aber das ist ja auch egal: Wichtig ist, wie es Deiner Partnerin damit ging. Und das scheint ja das Problem damit zu sein.

Zitat:
Ich habe auch versucht das ganze in den Griff zu bekommen aber mir kam das alles so bekannt vor und ich erinnerte mich an meine letzten Beziehungen in denen es ähnlich lief...und das machte mich halt irgendwie fertig.


Dann solltest Du das Problem, das Du mit Dir selbst hast, noch einmal angehen, oder?

Zitat:
Ich erkenne auch das grundlegende Problem, aber mir fällt es schwer es zu lösen.


Dann lass Dir helfen... Gehe zu einer/m Therapeuten / Therapeutin.

Zitat:
Darin lag für mich ein derartiger Vetrauensbruch der mich noch tiefer da irgendwo reintrudeln ließ.


Vollkommen verständlich. Aber Du solltest...

Zitat:
Es sind diese Erfahrungen die ich immer machen musste welche mich wahrscheinlich zu meinem handeln verleiten.


...nicht den Fehler machen, Deiner Partnerin die Schuld für Versäumnisse Deiner Ex-Partnerinnen zu geben.

Dennoch: dass, was sie getan hat, (bei einem anderen Mann zu übernachten) geht einfach zu weit. Das musst und solltest Du Dir auch nicht bieten lassen.

MfG
Manfredus

25.10.2012 11:40 • #4


H
Hallo Manfredus,

ich finde deine ehrlichen und aufrichtigen Antworten wirklich sehr hilfreich. Unabhängige Meinungen tun einem wirklich verdammt gut, danke dafür.

Ich habe den Therapeuten wirklich schon in Erwägung gezogen aber das ganze scheint immer noch irgendwie ein Tabu Thema bei vielen Menschen einschließlich mir zu sein...man fühlt sich dadurch irgendwie gestört auch wenn das eigentlich völlig falsch ist. Ich hoffe das versteht jetzt keiner falsch.

Ich denke mein Problem dieser Verlustängste bezieht sich darauf als mitten in der Pubertät mein Vater verstarb. (ich bin jetzt mittlerweile 2 Das ganze nahm mich jahrelang ungeheuer mit und ich schaffe es erst seit wenigen Jahren darüber wirklich zu sprechen ohne wieder völlig aufgelöst zu sein und fertig zu sein.

Ich werde mir jetzt einfach die Zeit nehmen um mich mal richtig selbst mit meinen Problemen auseinanderzusetzen welche ja scheinbar immer wieder einen Stolperstein in Beziehungen darstellen.
Ich war scheinbar auch nie lange genug single um wirklich zu merken und zu verstehen das es auch Zeiten gibt in denen man alleine sein kann bzw. sollte. Auf eine Beziehung folgte nur wenige Monate später die nächste (wahrscheinlich aus der Angst heraus eben alleine zu sein) ohne jedoch wirklich gemachte Fehler und Erfahrungen zu verarbeiten.

Die Geschichte bezüglich eines anderen hatte ich eben auch schon in einer Beziehung davor gemacht in selber Ausführung. Das war damals schon ein Trennungsgrund ein halbes jahr später und wenn man schon von Haus aus ein Gefühl hat, man wird sowieso verlassen, dann war diese Aktion für mich wahrscheinlich mehr oder weniger eine Bestätigung das genau das eintreffen wird. Die Narben bleiben einfach, auch wenn man das ganze weggesteckt hat.

Trotzdem tuts verdammt gut, sich hier alles von der Seele zu schreiben. Wirklich befreiend. Danke dafür nochmal!

25.10.2012 11:53 • #5


M
Hallo HardRain,

Zitat von HardRain:
Ich habe den Therapeuten wirklich schon in Erwägung gezogen aber das ganze scheint immer noch irgendwie ein Tabu Thema bei vielen Menschen einschließlich mir zu sein...man fühlt sich dadurch irgendwie gestört auch wenn das eigentlich völlig falsch ist.


Ich denke, so geht es jedem. Zumindest, bis er einmal in (guter!) therapeutischer Behandlung war.

Wichtig ist: Wenn die Chemie zwischen Dir und dem Therapeuten (ich schreibe jetzt mal nur in männlicher Form, ist einfacher als immer beide... ) nicht stimmt, dann wechsle den Therapeuten unbedingt!

MfG
Manfredus

25.10.2012 12:07 • #6




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