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Angst, ihn verloren zu haben

H
Für meine Geschichte muss ich leider etwas weiter ausholen. Mein Mann und ich sind seit 25 Jahren zusammen, zusammen gekommen mit 14 und 17. Erste große Liebe. Seit 17 Jahren sind wir verheiratet, haben dieses Jahr im Sommer sogar noch einmal geheiratet. Wir haben 2 Kinder im Alter von 15 und fast 18.
Vor zehn Jahren habe ich einen riesigen Fehler begangen. Ich habe ihn betrogen. Ich war damals sehr labil aus familiären Gründen und ein leichtes Opfer für einen Narzissten. Es war eine verdammt harte Zeit, aber wir haben es überstanden. Er hat mir verziehen, hat aber auch immer klar gesagt, dass er es nicht vergessen kann. Problem ist, dass ich mir selbst bis heute nicht verzeihen kann. Dann vor 4 Jahren hatten wir eine Phase, wo er gedacht hat, dass sich in eine Arbeitskollegin verliebt zu haben. Er hat es ihr aber nie offenbart. Er sagte mir auch, dass er die ganzen Jahre überlegt hat, mir meinen Fehler heimzuzahlen. Zu der Zeit war ich kaum zu Hause. Schichtdienst und Zweitjob. Es blieb alles an ihm hängen. Nachdem wir viel geredet, geweint und uns angeschrien haben, haben wir diese Phase auch überstanden. Allerdings nicht ohne Blessuren. Ich erkrankte an Depressionen, so das ich 4 1/2 Monate nicht arbeiten konnte und krank zu Hause war. Keine leichte Zeit, doch mit uns ging es wieder bergauf. Wir waren wieder ein komplettes Team, alles war so gut, dass wir dieses Jahr noch einmal geheiratet haben. Alles schien perfekt. Keine Streits, Normalität, Liebe. Natürlich auch Alltag, Kinder usw. Wir beide haben uns etwas gehen lassen, dem anderen vielleicht nicht die Aufmerksamkeit gewidmet, die er verdient hat. Aber eigentlich war alles gut. Letzte Woche Freitag (einen Tag vor meinem Geburtstag) hat mir mein Mann gesagt, dass er sich in eine andere verliebt hat und die Trennung möchte. Gesagt hat er es mir aber auch nur, weil ich ihn mehrmals darauf angesprochen habe, dass er sich irgendwie seltsam verhält. Ich wollte natürlich alles wissen. War geschockt, wütend und traurig. Es ist eine ehemalige Klassenkameradin, mit der er früher nichts zu tun hatte und sie auch seit 20 Jahren weder gesehen noch Kontakt gehabt hat. Sie haben vor 4 Wochen angefangen zu schreiben, beginnend mit einem Kommentar auf Insta. Die Gespräche sind über die Zeit immer intensiver geworden. Selbst vor 2 Wochen, als wir im Urlaub waren, haben sie geschrieben und auch ein Treffen ausgemacht. Zu der Zeit haben mein Mann und ich regelmäßig S. gehabt, was meistens von ihm ausging. Man muss dazu sagen, dass sie 200km entfernt wohnt, in der Stadt wo unsere Eltern wohnen. Der Vater von meinem Mann ist schwer an Krebs erkrankt und es ist nur noch eine Frage der Zeit, wie lange er noch lebt. Vor einigen Wochen ist mein Mann dann zu seinen Eltern gefahren, um ihnen beim Umbau der Wohnung zu helfen. Er war mehrmals dort, und sein Papa verfällt immer mehr. Zu der Zeit fing das mit dem Schreiben an. Vorletztes Wochenende war er wieder dort und hat sich mit ihr getroffen. Sie haben sich geküsst. Die folgende Woche bis zum letzten Freitag hat er mich jeden Tag geküsst und ich liebe dich gesagt. An dem Freitag hat er mir dann eröffnet, dass er in der Woche nach dem Treffen gemerkt hat, dass er sie und nicht mehr mich liebt. Ich habe gesagt, dass ich um ihn und um uns kämpfen werde. Selbst sie hat ihm gesagt, er soll sich Zeit lassen mit der Trennung, bis er sich wirklich sicher ist. Und das er ne Macke hat, das jetzt zu machen. Ich hab ihm einen Brief geschrieben, wir haben geredet und er ist ins Grübeln gekommen. Ich habe ihm gesagt, dass ich denke, dass es mit der ganzen Situation um seinen Papa zusammen hängt, er ein Ventil gesucht hat um seinen Schmerz besser zu ertragen. Das hat ihm zu denken gegeben. Er hat ihr geschrieben, dass er nicht mehr weiß, was falsch und richtig ist, dass er innerlich komplett leer ist und nicht weiß, ob ihm sein Kopf nur etwas vorgespielt hat. Er war gestern beim Arzt auf mein Anraten hin, nachdem er in der früh eine Panikattacke und einen Nervenzusammenbruch. Diagnose schwere Depression. Als er ihr das geschrieben hat, hat sie ihn gefragt, ob er sich Hilfe sucht, dass ihr dieser Schritt wahnsinnig schwer fällt, dass er ihr verdammt wichtig ist, das der letzte Monat die schönste, intensivste und gefühlvollste Zeit war, jetzt aber der Moment gekommen ist, den Weg zu beenden. Er hat ihr geschrieben, dass ihm das unheimlich weh tut, sie ihm verdammt wichtig ist und er sie als Freundin nicht verlieren möchte. Daraufhin kam zurück, dass sie das nicht kann. Diese Nachrichten hat er mir alle vorgelesen, ich hab ihn sogar getröstet, als sie Schluss gemacht hat. Letzte Nacht hat er sogar wieder im Bett geschlafen, ohne Berührung, und auch den Ehering hat er wieder angelegt. Ich habe ihm gesagt, dass ich immer für ihn da bin, ihm auch während der kommenden Therapie zur Seite stehe und den Weg mit ihm gemeinsam gehe. Jetzt hat sie sich heute nochmal gemeldet, dass sie immer für ihn da ist, wenn er sie braucht. Jetzt ist er wieder sehr in sich gekehrt und zweifelt. Schuldgefühle ihr und mir gegenüber, er möchte ihr alles erklären, fühlt sich schuldig und weiß selbst nicht, was er wirklich möchte. Wir haben uns umarmt, er hat geweint, es hat sich gut angefühlt. Als ich ihn küssen wollte, ist er darauf eingegangen, aber nur Küsschen auf den Mund und er hat gemeint, er hat wenig gefühlt. Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht. Ich weiß nur, dass ich ihn nicht aufgebe. Das er jetzt permanent am Zweifeln ist, zeigt mir doch, dass er sich noch nicht entscheiden kann und dass es ihm mit uns doch nicht so egal ist. Wie kann es sein, dass sich innerhalb von einer Woche in seinem Kopf und seinem Gefühl alles verändert? Oder auch innerhalb von 4 Wochen schreiben und einem Treffen er bereit ist, sein komplettes bisheriges Leben aufzugeben? Ich bin völlig überfordert, kaputt und zerrissen. Ich habe Angst, dass sie sich doch wieder meldet und alles wieder von vorn losgeht, oder er an seinen Gefühlen für sie festhält. Ich habe so eine Angst,ihn verloren zu haben. Was kann ich tun? Er ist die Liebe meines Lebens. Hat irgendwer einen Rat für mich?

21.11.2023 19:34 • x 3 #1


H
Hallo ‍️ und herzlich Willkommen!

Du sollst jetzt @Einfachatmen , Dich so richtig bewusst auf die Atmung konzentrieren.

Dein Mann ist jetzt auch erkrankt. Der wackelt und schwankt noch länger.

Du kannst nur da sein, bist jedoch keine Therapeutin.

Verlustängste kenne ich auch. Steuere dagegen an. Gehe in die Natur, in die Sauna, kauf‘ Dir was Hübsches…

Schlaf ist wichtig.

Passe auf Dich auf, Ihr seid ja auch Eltern.

Liebe Grüße und eine virtuelle Umarmung.

21.11.2023 20:23 • x 1 #2


A


Angst, ihn verloren zu haben

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Neboolah
Hey, verrückt das in letzter Zeit so viele Beziehungen nach 17 Jahren zerbrechen. Habt ihr deinen Betrug wirklich aufgearbeitet? Diese Rache Aussage klingt nicht ganz danach. Wie war es die letzten 2 Jahre mit Zweisamkeit und Unternehmungen? Nur nebenher gelebt oder euch bemüht?

21.11.2023 20:30 • #3


R

das der letzte Monat die schönste, intensivste und gefühlvollste Zeit war,

Dann hatten die Beiden doch auch S..

Was hier hilft? Kompletter Kontaktabbruch, von Dir überwacht! Er muss das aber auch wirklich (und zu 100%) wollen!

21.11.2023 20:32 • #4


H
Das intensive und gefühlvollste war nur vom Reden und schreiben her. Es gab wirklich nur den Kuss. Kontakt möchte er nicht abbrechen,da er Grad selbst nicht weiß, was er will. Er sagt, er will sich ihr gegenüber erklären und ist es ihr schuldig

21.11.2023 20:37 • x 1 #5


H
@Neboolah 25 Jahre, davon 17 verheiratet. Es war tatsächlich die letzten Monate alles gut. Wie gesagt, Alltag aber auch Zweisamkeit

21.11.2023 20:39 • #6


R
Zitat von Hoffnung80:
Das intensive und gefühlvollste war nur vom Reden und schreiben her. Es gab wirklich nur den Kuss. Kontakt möchte er nicht abbrechen,da er Grad selbst nicht weiß, was er will. Er sagt, er will sich ihr gegenüber erklären und ist es ihr schuldig

Glaubst Du ihm?

Unter Umständen könnte ein abschließendes Gespräch hilfreich sein. Aber dieser immer weitergehende Kontakt ist halt wie eine tickende Zeitbombe. Ist es für die Frau auch eine Affäre oder ist sie solo?

Meiner Frau blieb das nach dem abrupten Ende ihrer Affäre verwehrt, sonst hätte sie evtl. schneller zu sich zurück gefunden.

Schwierig, wenn er sich selbst da noch nicht einsortieren kann.

21.11.2023 20:41 • #7


H
@rudi333 das Problem ist, dass jetzt auch noch die Krankheit dazu kommt und er selbst nicht mehr weiß, was er denken soll. Ich habe eher Angst, dass er sich wieder Hoffnung macht, wenn er noch mal das Gespräch mit ihr sucht. Ich weiß auch nicht, welche Intention sie hat. Sie haben sich geschrieben, hab dich lieb. Aber ich weiß nicht, ob es für sie auch so wichtig ist, wie für ihn. Sie hat sich erst im September nach 10 Jahren Ehe getrennt, und angeblich eigentlich immer gesagt, dass sie nichts mit verheirateten Männern anfängt. Warum macht sie das dann bei ihm? Ist das der Grund, warum er sich trennen wollte?

21.11.2023 20:47 • #8


CiRa78
Wow ich ziehe den Hut vor Dir und deiner Stärke. Deine innere Zerrissenheit, deine Ängste, den Schmerz kann ich nur ahnen. Ich finde es gut, dass Du ihn nicht aufgibst und an seiner Seite bist. Aber bitte vergiss Dich dabei nicht. Achte auf Dich, tue Dir Gutes und setze Dich im schlimmsten Fall auch mit dem Gedanken auseinander, dass er sich gegebenenfalls für die andere Frau entscheidet. Unter Umständen kann sich das Blatt dann auch wenden. Haben wir hier alles schon gehabt, dass der zerrissene, arme Mann zu einem kalten Menschen wurde. Leider ist alles möglich. Fühl Dich einmal herzlich umarmt.

21.11.2023 20:49 • x 1 #9


R
Vielleicht ist er da im Moment auch nur der Seelentröster, wenn die Trennung bei ihr grad 2 Monate her ist.

Kann man nur drüber spekulieren.

Klar kann man schlecht über Nacht eine Entscheidung verlangen. Meine Frau sagte immer, sie brauche Zeit. Allerdings ohne den Zeitraum näher zu defineren. Das zermürbt einen und ich habe dann in regelmäßigen Abständen geschaut, wie sie reagiert. Seit dem kompletten Kontaktabbruch geht es Stück für Stück aufwärts.

21.11.2023 20:53 • x 1 #10


H
@CiRa78 das ist ja meine größte Angst, ihn an sie verloren zu haben. Ich denke einfach, dass es ihr nicht so ernst ist, wie ihm. Ich habe Angst, dass er , wenn er irgendwann allein dasteht, komplett abrutscht. Ich Versuche, an mich zu denken, im Hintergrund lauert ja auch immer wieder meine Depression. Aber ich bin noch nicht bereit, aufzugeben. Vorhin hat er mich sogar von sich aus angefasst, und es hat sich gut angefühlt

21.11.2023 20:58 • #11


CiRa78
@Hoffnung80 natürlich fühlt es sich gut an, weil Du ihn liebst. Du analysierst nun jede Regung, jedes Wort von ihm und es lässt Dich hoffen. Völlig verständlich. Aber das geht an deine Substanz an deine Kraft. Umso schlimmer, weil Du selbst erkrankt bist. Bist Du in Therapie? Vielleicht solltest Du einmal mit Deinem Therapeuten darüber sprechen.
Natürlich ist es schrecklich, dass auch er nun erkrankt ist. Aber Du kannst nicht Euch beide heilen. Denn sich in eine beginnende Affäre zu stürzen, sich mit einer neuen Liebe noch mehr Probleme aufzuhalsen...soooorryyyy..da hat er sich selbst rein manövriert und das musst Du nicht auffangen.

21.11.2023 21:05 • #12


H
@CiRa78 Ich war erkrankt. Seit zwei Jahren bin ich stabil und nicht mehr in Therapie. Ich denke immer noch, dass es nicht an uns liegt, sondern eher an seiner Angst, seinem Vater gegenüber. Er kann mit dem Schmerz nicht umgehen, war eigentlich noch nie so der Gefühlsmensch. Und einen Menschen, den man liebt, langsam sterben zu sehen, ist die Hölle. Es würde auch vom Zeitpunkt her passen, wo er sich auf das Schreiben eingelassen hat

21.11.2023 21:20 • #13


CiRa78
Ich drücke Dir vom ganzen Herzen die Daumen, dass er sich wieder in den Griff bekommt und ihr wieder zueinander findet. Mehr kann man gerade nicht tun.

21.11.2023 21:37 • x 1 #14


H
Ich weiß nicht, ob es grad gut ist. Aber ich würde gerne S. mit dir haben.

Das hat er mir heute früh geschrieben, und ich bin darauf eingegangen, obwohl ich es nicht wirklich als gute Idee empfunden habe. Das hab ich ihm auch gesagt. Er meinte, er hat sich so nach mir gesehnt, konnte auch die ganze Nacht nicht schlafen, weil er mit einem Ständer neben mir lag, inniges Verlangen hatte, mich aber nicht wecken wollte.
Er erzählt mir momentan auch alles, wenn sie sich meldet. Sie hat ihm heute geschrieben, dass er sich jederzeit bei ihr melden kann und sie sich Sorgen um ihn macht. Er hat sich bedankt und ihr geschrieben, dass er sich wünscht, dass sie irgendwann den passenden Mann für sich findet. Was soll ich denn jetzt denken? Ich will mir nicht zu viel Hoffnung machen, aber der S. war so schön, und hat auch geklappt, auch für ihn. Also war es doch eigentlich richtig, oder?

22.11.2023 12:21 • x 1 #15


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