Hallo,
vor knapp 5 Wochen habe ich bei friendscout einen Mann kennen gelernt, dessen Bild mich wirklich magisch angezogen hat. Mein Kopf sagte gleich, das bringt nichts, den bekommst Du nie und Du paßt auch gar nicht in sein Suchschema (er ist 21 Jahre älter als ich und suchte auch keine jungen Frauen). Aber irgendwas in meinem Inneren drängte mich, nachdem ich in der Suche zum Dritten mal sein Bild angezeigt bekam, ihn trotzdem anzuschreiben. Und so schrieb ich ihm, daß mir bewußt sei, daß ich zwar nicht in sein Suchschema passe, mir aber seine warmherzigen Augen aufgefallen waren, die ich sehr faszinierend finde und ihm bei seiner Suche weiterhin viel Glück wünsche.
Sicher hoffte ich, daß er sich meldet, aber bin wirklich nicht davon ausgegangen. Ich meine hey: Ich bin 31- er ist 52! Ich habe mir wirklich keine Illusionen gemacht. Wie dem auch sei, auf jeden Fall hat er sich gemeldet, weil ihm so etwas Nettes schon lange keiner mehr gesagt hat und das Alter eigentlich Nichts darüber aussagt, ob es der richtige Mensch ist oder nicht, mit dem man sein Leben verbringen möchte. Und man wisse ja sowieso erst wonach man sucht, wenn die Person vor einem steht.
Eine Woche später trafen wir uns nach regem Schreiben dann zum ersten Mal und es hat bei uns Beiden einfach kräftig gefunkt. Ich habe bis zu diesem Tag nie an so Dinge wie Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Es folgten also drei wunderschöne Rosarote Brille Wochen, wie das im Grunde so läuft, wenn Beide frisch verliebt sind. Wir waren viel und oft im Bett und ich hatte zum ersten mal sogar so etwas wie Spaß daran. Dann aber wurde es mir zu langweilig, immer nur und jeden Tag im Bett zu liegen. Ich wollte auch mal wieder etwas anderes machen. Und ich bemerkte außerdem eine große Veränderung in mir.
Ich war gestreßt, konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen und traurig. Ich schob es auf unser unterschiedliches Bettbedürftnis. Und da begann das Dilemma dann auch schon. Ihm ist das Bett sehr wichtig, beim Nein sagen (es war selten, vielleicht drei Mal) hat er das als persönliche Beleidigung aufgefaßt und mich sogleich mit seiner Exfrau verglichen. Das hat mich tief verletzt. Ich bin doch auch keine Maschiene. Gut einige Gespräche später, sagte er dann er wolle sich bemühen nicht beleidgt zu sein und ein Faß aufzumachen. Es ist ja auch mein gutes Recht, wenn ich mal einen Tag keine Lust habe. Ich meine ich bin wirklich gern mit ihm zusammen, aber ich möchte auch kein schlechtes gewissen haben müssen, weil ich mal keine Lust habe. Ich bekam auf jeden Fall dadurch recht fix das Gefühl, daß er mich nur fürs Bett haben wolle. So fing das Dilemma eigentlich an.
Nach längerem analysieren von mir kam ich dann langsam darauf, daß ich mich überfordert fühlte. Ich wollte alles richtig machen, ihm die perfekte Frau sein und das auf allen Ebenen. Das das aber nicht geht, merkte ich dann recht bald. Ich hatte Komplexe, weil er ja eben um so vieles klüger und reifer ist als ich. Und er ist so anders als meine Partner, die ich je hatte. Er ist aufmerksam, das war ich nicht gewohnt. Er registriert sofort jede meiner Gefühlsregungen, oft noch bevor ich sie selbst bemerke und spricht sie sofort an. Das hat mich verunsichert. Und klar bin ich nicht immer gut drauf, habe mich aber übermenschlich bemüht, mir das nicht anmerken zu lassen. Klar das war wirklich dumm, andererseits ist es doch schon fast normal, wenn man Anfang einer Beziehung nur seine Schokoladenseiten zeigen will. Es auf jeden faßte das als unehrlich auf und fragte mich, wen er denn nun kennen gelernt habe. Ich verstand die Welt nicht mehr und war unsagbar traurig. Denn wie oft hatte er von seinen 2 Beziehungen (mehr hatte er bisher nicht) erzählt, wie schlecht dieses und jenes von seinen Partnerinnen war. Und klar wollte ich mich da nicht auch noch mit einreihen.
Um es zusammen zu fassen, das ist alles mächtig schief gelaufen und ich wollte so sehr alles richtig machen, daß ich alles falsch gemacht habe. Ich wollte ihn nicht mit meinen Problemen belasten oder meine Launen an ihm auslassen. Das hat er nicht verdient und dafür kann er ja auch nichts. Andererseits war es aber auch verkehrt, ihm dann gute Laune vorzuspielen. Auf jeden Fall habe ich mir dann eine Liste gemacht, was ich alles an mir verändern will (also so grundsätzlich). Ich arbeite nämlich schon seit vielen Jahren an meiner Persönlichkeit. Muß hinzufügen, daß ich jahrelang unter schweren Depressionen litt und dann aber mir langsam wieder Leben aufgebaut habe, bzw. noch dabei bin. Auf der Liste stehen so Punkte wie: lernen Grenzen zu setzen, nein zu sagen, Nähe zuzulassen (was mir durch ihn auch schon sehr gut gelungen ist), konstruktive Gespräche anstelle von Streitereien führen (was wir auch gut hin kriegen), Geduld zu haben, Altes loszulassen, nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen und Stimmungsschwankungen besser zu konrollieren. Da er ebenfalls viele dieser Punkte noch bearbeiten muß, oder auch bearbeitet- aber noch nicht verinnerlicht hat, hat er Angst, daß wir uns runter ziehen.
Und Gestern meinte er, er wolle nicht in die Therapeutenrolle rein rutschen. Er bat mich ihm zu sagen, was ich denke und zu zeigen wie ich mich fühle. Gut, das habe ich auch gemacht (nachdem ich einsah, daß schöne heile Welt vorspielen ein großer Fehler von mir war). Ich habe ihn auch an meinen Arbeitsschritten teilhaben lassen, einfach um ihm mein Vertrauen zu symbolsieren und zu zeigen, wie wichtig mir unsere Beziehung ist (das ich auch lernfähig bin und meinen Fehler eingesehen habe) Und nun, wo ich das alles tue, sagt er, er will nicht mehr um Beziehungen kämpfen und nur glücklich sein. Das kann ich ihm aber nicht bieten. Ich bin halt nicht immer nur glücklich. Ich habe das Gefühl für meine Ehrlichkeit und Mühe eher bestraft worden zu sein. Er will nicht mein Therapeut sein- das will ich auch nicht. Habe ich auch gesagt. Er hat Angst, daß ich ihn runter ziehe und zurück werfe. Weil ich an mir arbeiten will? Ich hatte gehofft, daß er sich darüber freut.
Das alles mag sich jetzt recht wirr anhören und so fühle ich mich auch. Ich weiß nicht mehr was ich denken soll. Einerseits will er, daß ich ehrlich bin und dann aber stellt die die ganze Beziehung infrage. Ich meine, ich beleidige ihn nicht, ich gehe nicht fremd, ich belüge ihn nicht. Ich kann nicht immer gut drauf sein und ich bemühe mich wirklich an meinen Defiziten zu arbeiten. Aber ich kann nicht so schnell. Er meinte wir hätten uns besser in ein, zwei Jahren kennen gelernt, wenn ich alle meine Punkte bearbeitet habe. Das verletzt mich tief, das heißt ja dann, bzw. ich habe das Gefühl, daß er eine perfekte Frau sucht. Und ich sagte ihm auch, daß es so eine Partnerin nicht gibt. Er meinte nur, ihm ist bewußt, daß das alles seine Zeit braucht- nur weiß er nicht, ob er das so kann und es ihn nicht runter zieht. Hallo? Sind meine Punkte denn so schlimm? Was tun sie ihm?
Haben wir unter den Vorrausetzungen überhaupt eine Chance? Ich habe so große Angst ihn zu verlieren. Wie soll ich denn ich sein, wenn ich Angst haben muß, daß er mich verläßt, sobald ich mal nicht gut drauf bin? Er sagte, er wolle gerne die Beziehung erhalten, aber ich müsse ihm schon sagen wie das gehen soll. Das kann ich aber nicht!
14.12.2011 13:00 •
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