Jedes Töpfchen findet sein Deckelchen. Du warst die ideale Zielscheibe für seine narzistischen Verhaltensweisen. Er hat Deine Gutmütigkeit, Deine Sensibilität, Dein Helfersyndrom (?), Deine Anpassungsfähigkeit, Deine Liebessehnsucht intuitiv erschnüffelt und hat Dich innerhalb kurzer Zeit in sen System eingewoben.
Als Du dann drin warst, kamen die Verunsicherungen, die innere Ratlosigkeit, Verdachtsmomente, dass etwas mit ihm nicht stimmt und er unehrlich ist, aber die werden erst Mal weggewischt.
Im Gegenteil fängst Du an, Dir selbst Vorwürfe zu machen, dass Du schlecht über ihn denkst. Dein Bauch weiß mehr als Du und bis die Bauchempfindungen im Gehirn in Worte umgesetzt werden, dauert es seine Zeit.
Du bist schlicht und ergreifend ein Opfer einer gestörten Persönlchkeit geworden, die eines hervorragend beherrscht: die Umwelt zu täuschen und andere Menschen zu manipulieren.
Es ist in ihm angelegt, er ist deformiert und wird sich nie ändern. Wozu denn auch? Er ist ja der Gute, der allenfalls unverstanden und sozusagen missbraucht wurde. Und er sieht sich sehr schnell nach Ersatz um, nach der nächsten Frau, die sich ihm zu Füßen legt.
Gewissen, Empathie, Liebe - so was kennt er nicht, denn er empfindet es einfach nicht. Daran kann keiner etwas ändern. Ich weiß nicht, woher ein ausgeprägter Narzissmus kommt, aber dahinter steckt ein vernunsicherter Mensch, der andere Menschen, in der Regel Frauen benützt, damit er Stabilität in sich findet.
Natürlich hast Du auch daran Schuld, denn Du hast die Alarmzeichen, als sie kamen, nicht beachtet. Weil Du es nicht wahrhaben wolltest, zumal er Dich ja leicht wieder eingewickelt hat. Wie das geht, weiß er ja, denn er hatte schon oft Erfolg damit. Tränen, Selbstmitleid, Blumen, Beteuerungen, Liebesgeständnisse - und Du knickst ein. Nur dass es hinterher nciht besser wurde.
Du machst einen sehr empfindsamen Eindruck. Das ist genau das, was er braucht und sucht, denn wo könnte er sonst so leicht landen? Du hast Dich anfangs toll gefühlt, wie eine Prinzessin, die ihren Traumprinzen gefunden hat.
Ich habe eine ähnliche Beziehung gehabt, vor Jahren. Nicht halb so schlimm ausgeprägt, aber ich weiß, dass die Ablösung von diesem Mann unendlich lange gedauert hat. Ich fühlte in der Beziehung, dass ich praktisch immer die Unterlegene war und auch Manipulationen waren ihm nicht fremd. Von verschleierten Äußerungen bis zu Anschuldigungen, dass ich wieder mal was falsch verstand hatte, gab es eine breite Palette. Auch Gegenfragen waren sehr beliebt. Statt einer Antwort erntete ich eine Gegenfrage, die mir wieder das Gefühl gab, klein Doofi zu sein.
Das verwirrtte mich. Ich litt unter seinen Zurückweisungen, die er immer wieder mal auslebte, ich hatte permanent ein Gefühl der Machtlosigkeit und ich wurde vorsichtig. Überlegte, was ich sagen könnte, was ich zur Sprache bringen kann und was nicht. Ich hatte innerere Ängste.
Ich spürte, dass mir das nicht gut tat, dass ich sogar selbstschädigend vorging, aber da war ja immer die Hoffnung, das Warten darauf, dass er meinen Wert erkennen würde.
Im Unterschied zu Dir konnte ich mich nicht lösen. Ich überließ es ihm, dass er sich trennte. Dann kam das heulende Elend. Logisch, ich hatte ja auch was verloren. Ihn, meinen Meister, der mich in der Hand hatte.
Nach den Tränen kam die Wut. Auf ihn, auf mich .... und auf meine Mutter, die seit Jahren tot ist. Warum nur war ich wieder bei meiner Mutter angelangt? Ich hatte doch meinen Frieden mit ihr gemacht. Offenbar nicht. Ich erkannte Zusammenhänge, auch durch Unterstützung eines Therapeuten. Diese Gefühle, gegen Mauer zu rennen, die Hilflosigkeit, die Ratlosigkeit, die Verwirrung, die Ohnmacht - das waren alles uralte Gefühle, die ich schon sehr lange kannte.
Wie oft hatte ich mich unverstanden gefühlt und so, als würde ich nicht zählen? Wie oft war ich der inneren Wut meiner Mutter ausgesetzt, die sie an mir auslebte, wobei ich als Kind schon oft spürte, dass die Wut eigentlich nicht mir galt. Ich war nur die Zielscheibe, ein hiilfloses Kind, ein kleines Mädchen, das sich nicht schützen konnte
Ich denke, ich habe von meiner Kindheit, die äußerlich betrachtet tatsächlich sehr gut verlief, doch einiges zurückbehalten, was ich nie aufarbeiten konnte, sondern ins Unterbewusstsein verschoben hatte, wo es unbemerkt und lag und doch seine Wirkung tat.
Ich erkannte wiederkehrende Beziehungsmuster, die allesamt ähnlich verliefen. Ich war immer die Unterlegene, die mit ihrer Affenliebe immer retten wollte was nicht mehr zu retten war. Und dann wurde ich verlassen, denn ich war ja auch langweilig, reizlos geworden. Und außerdem wollte ich zu viel. Unbemerkt bürdete ich dem Partner Aufgaben auf, die ich selbst nicht bewältigen konnte. Er sollte richten, was in mir kaputt war.
Der Therapeut riet mir, meine Kindheit anzuschauen, denn wir leben immer nur das nach, was wir kennen. Da spielen Kindheitserfahrungen mit rein, aber auch ein Unbewusstes Abschauen von Bezugspersonen. Wir sind ein Produkt unserer Kindheit, mehr als wir glauben. Seelische Verletzungen werden gerne verschoben, wo man sie vermeintich nicht mehr spürt. Es wird jede Menge Müll darüber getürmt, schon aus Selbstschutz. Nur ist die Müllhalde darüber durchlässig und steuert uns unbewusst.
Da gibt es Verletzungen, Kränkungen, Ohnmachtsgefühle, die nie aufgearbeitet wurden und die die Seele schmerzen.
Die Seele aber kann sich nicht selbst helfen. Die kann nicht sagen, Schwamm drüber, es tut nicht mehr weh, es ist lange her, es spielt keine Rolle.Sie hat ein anderes Mittel. Sie schickt uns in wiederkehrende Situationen, in ähnliche Beziehungen. Und warum, wenn daraus doch nur wieder Schmerz und Kummer entsteht? Weil sie nicht anders kann und sich sozusagen denkt, wenn dieses Mal das Happyend kommt, dann wird das endlich alles aufgelöst und ich bin frei.
Da wir aber immer wieder bei ähnlich tickenden Männern landen, wird nichts aufgelöst, denn das Unterbewusstsein hat uns zielsicher wieder zu einem Mann geführt, bei dem wir das wieder durchleben.
Und das geht so lange, bis wir endlich eine Verbindung zur Seele, zum inneren Kind herstellen und auf es aufpassen. Zunächst muss man das Kindchen in sich wahrnehmen, was schon schwierig ist, weil das Selbstbild doch oft ganz anders ist. Und dann muss man es annehmen, in all seiner Schwäche und seinem Unvermögen, seiner Ratlosigkeit und seiner Überforderung.
Aber wenn wir ihm Raum geben, dann tun wir viel für uns, denn wir integrieren unbewusste Anteile in uns in unser Selbst. Und dann kann man das kleine Kind auch mal an die Hand nehmen und sagen, ja, ich weiß, Du bist sehr traurig über das Vergangene, ich bin es auch, aber gemeinsam können wir den Berg überwinden.
Du gehst hart mit Dir ins Gericht. Das ist verständlich, aber Du übergehst damit das innere Kind. Nimm es an die Hand, denn zu zweit geht es sich besser. Und irgendwann ist dann auch ein schmaler Weg frei. Zu Erkenntnis, warum Du in solch eine destruktive Beziehung geraten bist und auch zu mehr Versöhnung mit sich selbst.
Es ist letztendlich alles gut was passierte. Wäre der Ex. vor 10 Jahren nciht gewesen, würde ich weiterhin hilflos und irgendwie ziellos durchs Leben eiern, auf der Suche nach der großen Liebe, die mich so aktzeptiert wie ich bin. Und die mich toll findet, mir das Gefühl von Einzigartigkeit gibt. Der Traumprinz muss her, der endlich meinen Wert erkennt und honoriert. Aber es gibt hier keine Prinzen und keine Prinzessinnen, nur Menschen. Gute und schlechte, helfende und hilflose, brutale und zartfühlende, Lügner und ehrliche usw.
Hab ich was gelernt durch den Ex? Ja, ich hoffe, ich habe mich nun endlich doch mit meiner Mutter ausgesöhnt. Ich verstehe sie heute besser und sehe ihr schicksalhaftes Leben anders an, das auch bei ihr für Leid gesorgt hat. Vertreibung, Verlust des Bruders, Vater lange Jahre in russischer Gefangenschaft, gewaltsamer Heimatverlust, Tod der Mutter, als meine Mutter 16 war. Wer soll das alles schadlos bewältigen?
Und ich kenne mich nun besser und ich weiß, dass ich mich beständig um mich kümmern muss, mir Zuspruch geben muss, mich loben muss und mit Fehlern nachsichtig sein muss. Ich möchte aus meiner inneren Schwäche Stärke machen, innere Stärke, die mir Halt gibt und mich trägt. Es ist Arbeit an sich selbst, die nie zu Ende geht.
Irgendwann, so zwei Jahre nach der Trennung, hatte ich mein Leben längst wieder im Griff, er spielte keine Rolle mehr. Auf einmal fiel er mir ein. Wie er so gewesen war und wie ich gewesen war. ich konnte die Beziehung anschauen wie ein Schauspiel auf der Bühne und ich sah zwei Menschen, die sich aneinander abarbeiteten, sich verletzten, sich verletzten ließen, die hilflos agierten und kein Ziel fanden. Und auf einmal erkannte ich, dass auch ich ihn benützt hatte. Dabei war doch ich die Gute, die Verlassene gewesen. Aber ich war auch Täterin, denn ich hatte Aufträge an ihn. Er sollte das für mich erledigen, was ich selbst nicht konnte.
Bitte liebe Du mich, damit ich endlich glauben kann, dass ich liebenwert bin.
Bitte achte Du mich und sieh mich als wertvoll an, damit ich endlich an meinen Wert glauben kann.
Bitte zeige Du mir, dass ich einzigartig für Dich bin, damit ich endlich selbst davon überzeugt sein kann, einzigartig zu sein.
Ich hatte riesige Probleme mit dem Selbstwert und der Eigenliebe und daran arbeite ich heute noch - jeden Tag. Aber es ist nicht mehr so mühsam. Ich bin glücklicher geworden, bescheidener und kann nun endlich eine Beziehung halten, ohne immer das Gefühl zu haben, weg rennen zu müssen. Es gab nur zwei Modelle: Renn Du mir nach und ich bin weg. Oder: Entziehe Du Dich und ich laufe Dir hinterher bis zur Selbstaufgabe.
Und der Ex.? Keine Ahnung. Wir begegnen uns gelegentlich bei dienstlichen Anlässen und grüßen uns. Mehr niicht. Er ist unwichtig geworden, er interessiert mich längst nicht mehr. Ich wünsche ihm nichts Schlechtes mehr, aber es ist tatsächlich egal, ob es ihm gut oder schlecht geht. Denn es gibt einen Menschen, dem es gut gehen soll. Das bin ich selbst. Geht es mir gut, geht es auch dem Partner gut. Alles rosarot? Nein, das nicht, aber wir kommen gut miteinander aus, weil wir uns akzeptieren wie wir sind.
Finde irgendwann die Aussöhnung mit Dir und bleibe nicht in Hass und Wut stecken. Dafür ist es noch zu früh, denn es will alles durchlebt werden und es dauert so lange, wie es dauert.
Aber zweifle nie an Deinem Wert! Das musst Du lernen. Du bist ein toller Mensch, glaube an Dich, denn das bist Du Dir schuldig.
Und der Ex., dieser deformierte und innerlich verzweifelte Hochstuhltyrann, der andere braucht, um sich zu missbrauchen. Der ist dann egal.
Aber er kam nicht umsonst in Dein Leben, denn gerade solche Menschen sind hervorragende Wegweiser, denn sie zeigen uns gnadenlos, wie wir wirklich sind und was bei uns im Argen liegt. Und das kann man dann angehen, mit Nachsicht, Geduld und Selbstliebe. Du kannst daraus gestärkt hervorgehen und ich habe keinen Zweifel, das Dir das gelingen kann. Denn bei aller Weichheit und Zartheit in Dir besitzt Du auch eine große innere Stärke.Denn sonst wärst Du immer noch bei diesem Mann.
Begonie
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04.12.2020 14:27 •
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