Bis man nach einer Trennung so weit ist, den Anderen sein zu lassen und halbwegs neutral zu sehen, brauicht es lange Zeit.
Was hier geschildert wird, kann der Zustand nach einem oder zwei Jahren sein. Man hat abgeschlossen, man trägt sich und dem Ex. nichts mehr nach und im Regelfall möchte man mit ihm auch nichts mehr zu tun haben.
Aber das ist in den ersten Monaten nicht zu schaffen, weil die emotionale Ebene zu sehr im Vordergrund steht. Und da ist es ja auch normal, dass sich die Wut auf ihn und die Wut auf sich selbst die Klinke in die Hand geben.
Da steht man nicht so abgeklärt drüber. Und all diese Phasen wollen durchlebt werden.
Du sagst ja auch nicht, okay, mein Vater ist vor zwei Wochen verstorben. Wie und was er für mich war, spielt keine Rolle, denn es geht darum, dass ich gut durchs Leben komme.
Silence erscheint mir als sehr sympathische und ehrliche Frau, die allerdings innerlich wenig stabil ist. Daher gerät sie leicht in Panik, bewertet manche Begebenheiten über. Ich kenne Silence nicht persönlich, aber sie bemüht sich wirklich, Ordnung in ihr inneres Chaos zu bringen.Das rechne ich ihr hoch an. Ich denke, sie wurde auch schon im Elternhaus ein wenig zu sehr in eine Helferrichtung gedrängt und das hat sie geformt und wirkt sich unmittelbar auf die Beziehungsebene aus.
Das innere Chaos ist bei ihr eben stark ausgeprägt, aber ich bin sicher dass sie einen guten Weg für sich finden wird.
Daher finde ich es nicht förderlich, über sie herzuziehen. Was sagt ihre Partnerwahl über sie aus? Gerade darüber denkt sie ja nach und es ist ihr aufgefallen, dass sie aufgrund der verlockenden Fassade ihr inneres Alarmsystem übergangen hat. Das ist doch eine Erkenntnis, die jeden weiter bringt!
Den Arzt kennt selbstverständlich hier auch keiner, aber er ist ein Mensch, der seine Fassade perfektioniert hat. Patienten vergöttern ihn, also scheint er einen guten Job zu machen. Aber auch das gehört zu seiner Fassade. Wenn er das Bad verdreckt verlässt und andere das dann putzen sollen und Silence das macht, weil sie sich für ihn schämt, dann sagt das einiges über seinen Charakter aus. Bin ich Putzfrau? Ich verlasse das Bad wie es mir passt und was so was Minderwertiges wie eine Putzfrau darüber denkt, ist mir doch egal! Oder noch schlimmer. er sieht den Dreck gar nicht, den er hinterlässt, weil es selbstverständlich ist, dass Andere ihn entfernen..
Das lässt auf mangelnde Achtung gegenüber der Umwelt schließen und auch darauf, dass er rücksichtslos und auch schamlos ist.
Auch dass er Silence ausgenützt hat und sie ständig mit gesundheitlichen Problemchen beschäftigt hat, diente nur dazu, sie für sich zu sichern. Ich leide, also kümmere Dich um mich. Und dann stellte sich wieder mal heraus, dass er mit seinen düsnteren Prophezeihungen wieder mal übertrieben hat. Silence brauchte da auch ihre Zeit bis sie es erkannt hat, dass er egoistische Zwecke damit verfolgte.
Es hat mir gefallen, dass Silence berichtet hat, dass sie der Umwelt eine selbstsichere Fassade zeigt. Das ist die Sicht von außen auf sie. Da steht eine Frau, die weiß was sie will, die selbstbewusst ERSCHEINT, ohne es zu sein.
Das ist einfach ein Schutzmechanismus, um in der rauhen Welt bestehen zu können. Natürich gibt es dahinter auch nocht die kleine Silence, das verunsicherte und verängstigte Wesen, das sich nicht ans Licht traut, weil es Angst hat.
Jeder Mensch hat zwei oder mehr Facetten. Da ist das was man von sich nach außen zeigt und dass was man innerlich fühlt und was man sich nicht zu zeigen traut.
Wenn man es dann doch tut, sich also schutzlos fallen lässt und dann doch nicht gefällt, dann verbucht man das als schlechte Erfahrung und traut sich noch weniger zu, zu sich zu stehen.
Wichtig ist die Fassade nicht, wenn man weiß, dass es die Fassade ist. Wie ein Haus, das von außen strahlt und innen drin anders aussieht. Denn die Fassade ist ein Schutz. Würde man sich als zu schwach und ängstlich zeigen, würden andere Menschen vielleicht noch ärger auf einem rumtrampeln.
Wichtig ist aber, dass man weiß, dass da ein inneres Kind ist, das tatsächlich kindlich ist. Da sind die ureigenen Emotionen zu Hause, die Ängste, übergangen und ausgenützt zu werden oder eben nicht geschätzt zu werden für das was man ist. Das kleine Kind ist bei manchen Menschen sehr traurig und sehr verzagt. Es weint oft, es jammert, es fühlt sich nicht angenommen. Ich halte es für wichtig, dass man dem inneren Kind in einem Raum gibt, es wahrhnimmt, ein wenig streichelt, an die Hand nimmt und ihm sagt, dass alles gut wrid und meistens ja auch gut ist.
Wenn man diese andere Instanz in sich wahrnimmt und pflegt, traut sie sich auch eher, aus dem Schneckenhaus rauszutreten. Man steht eher zu sich, weiß dass man nicht perfekt ist und nicht perfekt sein muss und kann auch seine verletztliche Seite zeigen. Das hat auch mit Selbstvertrauen zu tun. Nicht jeder traut sich das zu, denn das innere Kind ist auch sehr verletzlich. Also geht man den Weg es zu schützen und legt sich die Fassade zu.
Er wollte die kleine Silence? Nein, die wollte er nicht. Er wollte nicht das weinerliche, kleine Mädchen in ihr, denn das wäre ja nicht für ihn da gewesen. Er wollte nur die kleine Silence die mit bewundernden Augen auf ihn, den Held schaut und ihm Anerkennung und Bewunderung zollt.
Silence, irgenwann kannst Du es als Lehrstück des Lebens für Dich betrachten, das Dir letztendlich viel über Dich offenbart hat. Das ist eine große Chance für Dich, authentischer zu sein. Dafür braucht es Mut und Selbstvertrauen denn wer zeigt schon gerne nach außen seine verletzliche Seite.
Das Gute am Forum ist ja auch, dass man hier über seine Empfindungen, Erfahrungen und Erkenntnisse schreiben kann. Das kann durchaus hilfreich sein, denn Schreiben ordnet oft die Gedanken. Man kann hier offener sein als man es im realen Leben oft zu sein traut weil es ein Schutzraum ist.
Dass ihre Partnerwahl einiges über sie aussagt, das weiß Silence. Sie ist ja gerade auf dem Weg, einen inneren Kompass zu finden, weil die Nadel ihr die Richtung nicht richtig anzeigt, sondern mal nach Norden, mal nach Osten oder Süden zeigt. Das ist auch das was ihr viele mitzuteilen versucht haben.
Ich kann nicht finden, dass die Leser allzu schonend und betüdelnd mit ihr umgegangen sind, sondern versucht haben, ihr zu zeigen, dass sie ihren Fokus auf sich, auf die eigene Person legen muss.
Dass ein Getrennter mit seinen Gedanken oft noch beim Ex. verweilt, ist einfach so. Auch dass man wütend und ärgerlich wird und sich sagt, dass er im Grund genommen ein großes A...loch war, gehört zur Verarbeitung. Denn damit verabschiedt man sich auch von der Glorifizierung des Anderen und von dem inneren Mechanismus, sich alles schön zu reden und über alles Mögliche hinweg zu sehen, was man bei Menschen, zu denen man eine innere Distanz hat, nicht zulassen oder zumindest innerlich verurteilen würde.Das muss so sein, denn ich denke, dass man im Lauf der Zeit dann auch zu einem Mittelweg für sich findet. Das an ihm war positiv, aber das war negativ und hat mich auch erschreckt, als ich es gesehen habe.
Wenn einer keine Freunde, Bekannten auf Augenhöhe hat, sagt das etwas über einen Menschen aus. Er braucht schwache Persönlichkeiten, die bewundernd zu ihm aufblicken und die im Gegenzug auch wieder von ihm profitieren. Der großartige Herr Doktor gibt sich mit mir ab!
Und wenn einer nach unten tritt und die Krankenschwester unverhältnismäßig anschnauzt, denn da muss er ja keine Rücksicht nehmen, dann sagt das auch einiges über seinen Charakter aus.
Das hat nichts mit Verunglimpfung und Aburteillung seiner Person zu tun, sondern das sind traurige Tatsachen, die passiert sind.
Dass Du, Silence, Dich für ihn geschämt hast, zeigt Dir aber auch, dass Du anders bist. Denn Du hast Dir gedacht, oh Gott, wie sieht das Bad denn aus, das bringe ich noch halbwegs in Ordnung, denn es ist ja beschämend, wie er es verlässt. Damit hast Du wieder mal Dinge für ihn übernommen, die es ihm nicht wert waren, dass er sie tat und Du hast damit gleichzeitig auch auf Dich geschaut. Was denkt denn die Putzfrau, die Krankenschwester über mich, wenn ich mit solch einem Mann zusammen bin?
Du hast Dich fremd geschämt. Und damit war Eure Beziehung zu Ende.
Denn damit hast Du die Achtung vor ihm verloren und mit Jemanden, den man für sein Sein und sein Wesen nicht achten kann, kann man niemals eine gute Beziehung führen.
Du warst wahrscheinlich schon co-abhängig, indem Du das Ärgste ausgebügelt hast, was eigentlich nicht Deine Sache gewesen wäre. Wie der Partner eines Alk., der den Alk. vor der Außenwelt schützt und damit seiner Sucht noch Vorschub leistet.
Mein Psychotherapeut hatte mich damals gefragt, haben Sie noch Achtung vor Ihrem Mann? Damit meinte er meinen Mann, nicht den Ex, der mich gebeutelt hatte. Ich konnte sofort und ohne zu zögern sagen, oh ja, er ist ein großartiger Mensch. Ich achte ihn sehr, auch wenn ich ihn betrogen habe.
Und darüber war ich sehr froh, denn ich fühlte, dass diese Frage und die Antwort darauf essential wichtig waren.
Der PT sagte dann zu mir: Wenn Sie Ihren Partner keine Achtung mehr entgegen bringen können, dann ist die Beziehung zu Ende. Da ist meist nicht mehr viel zu kitten. Denn gegenseitige Achtung vor dem anderen ist ein Grundpfeiler der Beziehung.
Hatte Silence Achtung vor ihrem Partner? Nein, sie hat ihn geschützt, damit die Umwelt nciht so schlecht über ihn denkt. Hat er sie geachtet und das honoriert was sie zu geben bereit war? Nein, er hat immer nur noch mehr verlangt und gewollt.
Silence, es wird alles gut! Hab Vertrauen ins Leben, in die Zeit, die manches in einem anderen Licht zeigt.
13.04.2021 12:20 •
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