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An langjähriger Beziehung etwas ändern oder gehen

E
Liebe Procurator,

wie ist es dir ergangen ?

07.05.2020 12:03 • x 1 #31


P
Hallo Engerling, es tut mir leid, dass ich so spät schreibe, aber ich war sehr beschäftigt.
Ich habe die Trennung nicht geschafft. Auf Einzelheiten und das ganze damit zusammenhängende Drama will ich nicht eingehen. Das letzte Jahr hat mich viel über mich gelehrt und ich kümmere mich um meine Baustellen. Ich will auch niemandem die Ohren vollheulen, daher habe ich hier nichts mehr geschrieben. Letztlich bringt es ja eh nichts, außer dass ich alles nochmals durchlebe und mich unzufriedener fühle.

Was ist anders:
Ich habe verstanden, dass unsere Probleme immer damit zusammen hingen, dass ich Forderungen / Erwartungen an ihn gerichtet, auf ein Mehr gedrängt habe und er dazu nicht bereit war.
Ich denke, er konnte weder hierüber sprechen, noch sich erklären. In vielen Bereichen hat er sich wahrscheinlich angegriffen gefühlt.
Meine Art es einzufordern war evtl. auch ungeschickt und vlt. waren meine Wünsche auch irrational und zu hoch.
Ich begriff, dass unter Liebe jeder etwas anderes versteht, Ehe für jeden einen anderen Stellenwert hat und die Probleme damit zusammenhingen, dass ich viel mehr benötigt/erwartet habe als er. Da ich die Bedürftige war, hatte er die Macht und damit ist er nicht gut umgegangen. In der Zwischenzeit habe ich gelernt, dass man sich viel selbst geben kann und einige Bereiche auch von anderen Menschen abgedeckt werden können. Ich hatte ein schweres aber auch schönes Jahr mit vielen Erlebnissen und brauche nicht mehr so viel von ihm, wie damals.
Er gehört zur Sorte Mensch, die bei Erwartungen erstarren und ich konnte mit dieser Starre nicht richtig umgehen. Seit ich keine Erwartungen an ihn richte, ist die Atmosphäre entspannter. Ich versuche mich auf Positives zu konzentrieren. Ich denke, viele Menschen leben in der Ehe ohne dass ihre Erwartungen erfüllt wurden und trotzdem ist alles ok bei ihnen, ich konzentriere mich einfach auf andere Bereiche, gehe mich Enttäuschungen um und da ich nie etwas anderes kannte, gibt es auch nichts, was ich vermisse.
Mein Mann ist nach meinem Trennungsversuch emotional etwas verletzender geworden, wenn auch subtiler. Ich selbst bin innerlich irgendwie abgestumpft was ihn angeht. Ich lasse ihn in Ruhe, er kann tun was er will, wir haben alles beiseitegelegt und reden nicht darüber. Unsere Gespräche laufen außerhalb des Emotionalen ab und ich versuche eine gelassene, friedliche Atmosphäre zu erhalten. Das was ich in meiner Ehe erfahren habe, hat mich dem Thema Liebe / Nähe gegenüber so abgeschreckt und ernüchtert, dass ich auf nichts besseres mehr hoffe. Ich habe keinen Glauben und kein Vertrauen in Männer oder Liebe und glaube auch nicht, dass es mit irgendjemandem anderem besser wäre, zumal sich ein gesunder Mensch ohnehin nicht für mich interessieren kann und ich auch niemandem schaden will, was ich sicher würde, da das alles an mir nicht spurlos vorübergegangen ist. Damit will ich nicht sagen alle sind gleich, sondern, ich habe genug und bleibe bei dem was ich habe, bevor ich an jemand schlimmeren gerate.

Es gibt schlimmeres, er hat sein Leben im Griff und erfüllt etliche seine Verbindlichkeiten und in Dingen außerhalb des Beziehungslebens sind wir uns einig und eine Ehe hat viele Fassetten. Nur in Beziehungsfragen ist er einfach schwierig, braucht viel Freiheit, kann Nähe nur zu seinen Bedingungen ertragen und braucht in vielen Bereichen die Kontrolle. Ich will einfach nicht mehr jammern und ich konzentriere mich auf das Positive in meinem Leben und davon habe ich ausreichend.

30.09.2020 19:51 • #32


A


An langjähriger Beziehung etwas ändern oder gehen

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S
Hallo Procoratur,
Deine Beiträge zeigen welch starke, reife, intelligente und feinfühlige Frau Du bist.
Ich habe noch nie jemanden wie Dich gelesen, die so stark darum bemüht war, ehrlich zu sich und anderen, gerecht und fair zu sein. Du hast mich sehr beeindruckt.
Um so mehr erschreckt es mich, dass Du bereit bist, wesentliche Teile Deines Lebens und Lebensglücks zu opfern um weiter bei Deinem (wie ich ihn erlebe) lieblosen Partner zu bleiben. Du hast so viel mehr verdient.

30.09.2020 22:40 • x 6 #33


P
Zitat von Suscha:
Um so mehr erschreckt es mich, dass Du bereit bist, wesentliche Teile Deines Lebens und Lebensglücks zu opfern um weiter bei Deinem (wie ich ihn erlebe) lieblosen Partner zu bleiben. Du hast so viel mehr verdient.

Ich kann verstehen, dass du das so siehst. Ich stehe meinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen momentan aber nüchtern gegenüber. Es spielen da auch Werte hinein, Scheidung ist ein Unwort in meinem Kulturkreis und ich musste mir selbst eingestehen, dass obwohl ich auch persönliche Werte wie Unabhängigkeit etc. entwickelt habe, mir die traditionellen Werte dennoch ebenso wichtig sind. Ich habe eine Entscheidung getroffen und es ist ok, wie es ist.

Evtl. ist es für jemanden, der es anders kennt, schwer vorstellbar und das kann ich auch verstehen. Ich opfere ja nichts, da ich nichts habe und wer sagt dass ich es bekäme ich glaube nicht mehr daran und ich will nicht mehr.
Ich werde lernen, ihn in keinem Bereich meines Lebens zu brauchen und es gibt viele Menschen, die sich gegen partnerschaftliche Liebe entscheiden und ihre Erfüllung in anderen Bereichen suchen.

Er ist auch so selten zu Hause, dass es nicht schwer ist. Ich habe so viele starke Frauen kennen gelernt und ich versuche meine Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken. Ich erlebe viel schönes. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass solche Entscheidungen mehr oder minder bewusst in den meisten Ehen getroffen werden.
Und ich möchte nicht zu denen gehören, die sich mit 34 auf die Suche nach dem was sich Liebe nennt begeben um mit 38 zu registrieren, dass sie eher keine Familie mehr haben werden - denn für mich stehen Familienwerte höher als der Wunsch nach erfüllender Liebe.

Das ist vlt. eine Entscheidung die befremdlich erscheint, aber ich kommuniziere das ja so auch nicht nach außen, bemühe mich zu Hause um eine friedvolle Atmosphäre, versuche vieles zu versachlichen und damit kommt auch mein Mann sehr gut klar, ist entspannter und muss auch nicht seinen Stolz verteidigen und für ganz einsame Stunden und Momente arbeite ich noch an Strategien

vlt. ist er lieblos, aber ich liebe ihn auch nicht mehr und da es so ist wird auch ihm viel fehlen und auch wenn ich mich immer wieder bemühe, Liebesgesten anzuwenden, um ihm ein positives Gefühl zu geben packe ich mein Herz währenddessen ganz eisern an, damit da keine Zuneigung/Hoffnung/Erwartung mehr in mir wächst - was er auf irgendeiner Ebene mit Sicherheit spüren wird. Wir bemühen uns beide diese Ehe auf Distanz so gut es geht zu meistern und ich hoffe, dass wir einen freundschaftlichen Umgang beibehalten können. Er ist kein schlechter Mensch ich hab ihn auch gern, und ich glaube, dass wir beide einfach nie gelernt haben wie Liebe funktioniert, so ist das in vielen Familien unserer Kultur und es jetzt einfach zu spät ist, da ich zu spät aufgewacht bin. So sehe ich das und meistens auch ganz ohne Selbstmitleid

01.10.2020 11:20 • x 1 #34


P
gestern ist etwas merkwürdiges passiert... jemand aus meiner Vergangenheit hat sich bei mir gemeldet und bat mich um ein Treffen. Ich habe abgelehnt. Auch wenn ich nicht glücklich bin, ich bin verheiratet. und auch wenn mein Mann sicher nicht treu ist oder mir überhaupt ein Ehemann - so habe ich festgestellt, dass es mein Anspruch an mich selbst ist, nicht zu betrügen und auch nichts mit einem Dritten anzufangen, da ich nicht verfügbar bin und niemanden zu verletzen
das verrückte ist... das verlangt einem selbst ziemlich viel ab da kommt eine Sehnsucht auf und ich muss sie unterdrücken.

Mein Mann und ich schlafen in getrennten Schlafzimmern. Ich heile gerade meine Wunden. Wir gehen gut und nicht verletzend miteinander um, wie zwei WG-Mitbewohnner, die eben miteinander klar kommen müssen. Das geht jetzt seit ein paar Monaten so und wir sind irgendwie entspannter im Umgang.
Ich erwische ihn dabei, dass er mich anlügt, wo er war, aber ich gehe darauf nicht ein, ich gehe auch nicht auf seine Versuche mich eifersüchtig zu machen ein. Ich lasse ihm absolute Freiheit und vermeide im Prinzip jeden Kontakt. Ich erkenne sein passiv-aggressives Verhalten aber ich lasse mich nicht provozieren, obwohl es sehr sehr schwer ist. Seine Passivität, diese ganz bestimmte Art von Gleichgültigkeit, zeigt einem Menschen, wie egal man ist, wie wenig man dem anderen bedeutet, aber ich beherrsche mich. Weil ich nicht mehr in seine Dramen involviert sein will, keinerlei Energie mehr dafür aufbringen will und ihm so wenig aufmerksamkeit wie nur möglich schenken will und mich lieber um mich kümmere. Ich will nur eines. Distanz. Aber er will natürlich die Wohnung für sich behalten. Seine Meinung, dass ich ausziehen soll, hat er in früheren Streitgesprächen sehr deutlich gemacht. Wir haben sie gemeinsam gekauft. evtl. gehts ja nur noch darum, wer weiß.

Mir kam vorhin der Gedanke: habe ich solch eine große Angst vor einer Beziehung, dass ich lieber in einer bleibe, die keine ist? und warum ist da diese Sehnsucht da und wie schaffe ich es, sie abzustellen. Und wieso muss nur jemand aus der Vergangenheit auftauchen, dass einem die Tränen in die Augen treten und man so wütend auf sich selbst it, dass man nicht weiß wohin mit sich. Was stimmt mit mir nicht?

23.10.2020 13:28 • x 1 #35


DieSeherin
Zitat von procurator:
Das was ich in meiner Ehe erfahren habe, hat mich dem Thema Liebe / Nähe gegenüber so abgeschreckt und ernüchtert, dass ich auf nichts besseres mehr hoffe.


dieser satz macht mich unendlich traurig ganz besonders, wenn ich ihn im zusammenhang mit deinem alter lese. mensch, du hast noch so viel leben und vielleicht auch liebe vor dir...

mit dir stimmt alles - absolut alles! (nur am mut könntest du anfangen zu arbeiten )

23.10.2020 13:34 • x 4 #36


P
Mut zu was?

Muss denn leben und liebe immer in einer Hand gehen? ich verstehe es nicht? Es gibt doch so viele ehen in denen die Partner auf etwas verzichten und die Menschen unabhängig davon glücklich sind. Man kann doch eine Ehe führen, und sich verstehen aber nicht lieben. das geht doch. und ich bin 34... so jung ist das nicht mehr. Zumindest nicht, um jetzt noch eine Trennung zu überwinden, einen Partner zu finden und dann noch Kinder zu bekommen.
Ich bin ja bereit auf eine erfüllte Partnerschaft zu verzichten, weiß ja auch, dass ich mich bewusst dafür entschieden habe und es nicht immer leicht sein wird, aber mich hat das überwältigt. Ich muss weinen, weil ich nein gesagt habe und dabei habe ich gar keine Gefühle für diese Person - es ist nur die Möglichkeit, die ich zerschlagen habe.. Ich weiß schon, dass es die Sehnsucht ist, aber ich will ihr nicht nachgeben. Ich bin erwachsen.

sry, heute geht es mir richtig dreckig... ich hasse mich selbst, wenn ich so selbstmitleidig bin. aber heute schafft es nicht mal die Arbeit mich abzulenken. was tut ihr in solchen Momenten? Ich muss weiter funktionieren. Es kann doch nicht sein, dass alle Menschen entweder single sind oder total glücklich verheiratet. das glaube ich nicht. welche strategien wendet ihr an, damit euer leben trotzdem erfolgreich weitergeht?

23.10.2020 13:56 • #37


DieSeherin
Zitat von procurator:
Mut zu was?


zu leben! und für mein gefühl tust du das seit geraumer zeit nicht (mehr), sondern existierst.

Zitat von procurator:
Es gibt doch so viele ehen in denen die Partner auf etwas verzichten und die Menschen unabhängig davon glücklich sind.


weil diese menschen aus liebe verzichten und nicht aus resignation?

Zitat von procurator:
Man kann doch eine Ehe führen, und sich verstehen aber nicht lieben.


ja, das kann man durchaus. aber bei euch habe ich nicht den eindruck - da steht nämlich immer noch die erwartung an den anderen als liebespartner im raum.

Zitat von procurator:
welche strategien wendet ihr an, damit euer leben trotzdem erfolgreich weitergeht?


Zitat von procurator:
Es kann doch nicht sein, dass alle Menschen entweder single sind oder total glücklich verheiratet.


strategien nützen doch erst etwas, wenn man sich ein ziel gesetzt hat, das man aus eigener kraft erreichen kann, oder wenn der partner mit einem zusammen dieses ziel erreichen will. du scheinst ein eigenes ziel zu haben und dein mann eins hat... hmmm!?

23.10.2020 14:08 • x 1 #38


P
ich werde über deine Antworten nachdenken.

ich dachte mein Mann hat kein Interesse mehr an mir als Liebespartner und ich arbeite sehr daran, dass jegliches Interesse von mir auch verschwindet. Ich will ihn nicht mehr an mein Herz und in meine Nähe lassen. Ehrlich. Diese Hoffnung ist wirklich tot.

Liest du aus dem hier etwa ein Ziel meines Partners heraus?

23.10.2020 14:33 • #39


DieSeherin
Zitat von procurator:
Ich will ihn nicht mehr an mein Herz und in meine Nähe lassen. Ehrlich. Diese Hoffnung ist wirklich tot.


dann brauchst aber wohl wirklich eine trennungs-strategie und nichts anderes

Zitat von procurator:
Liest du aus dem hier etwa ein Ziel meines Partners heraus?


das verhalten deines partners finde ich mittlerweile recht deutlich. er scheint dich aus seinem fokus in bezug aus einem lebensziel auch gestrichen zu haben

23.10.2020 14:39 • #40


P
du meinst, dass er sich innerlich getrennt hat, aber mich alles machen lassen will?

23.10.2020 14:40 • #41


P
also ich soll die Trennung aktiv und alleine durchführen?

23.10.2020 14:40 • #42


P
woran machst du das denn fest?

das fände ich ziemlich besch... von ihm. ehrlich. sich trennen wollen aber nicht den Mut dazu aufzubringen. Seufz - aber so ist es wohl, wenn man eine beziehung mit einer passiven Persönlichkeit führt, dann muss alles aber auch wirklich alles alleine machen. Ich will aber nichts machen. ich will einfach nicht. alleine das gespräch mit ihm zu führen, wird so schwer sein. er kann es einfach nicht zulassen, dass nicht der andere 1000% der Verantwortung und schuld trägt. Alleine über irgend etwas mit ihm zu reden löst in mir panik aus, weil wir einfach nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Ich versuche die Gespräche mit ihm wirklich zu minimieren

und wieso ist es für euch alles so deutlich und ich erkenne nichts.

ich dachte, er will genauso wenig wie ich eine Scheidung und bleibt in dieser Ehe, die nur nach außen eine ist. schließlich hat er ja seine Ruhe.

23.10.2020 15:01 • #43


DieSeherin
Zitat von procurator:
er kann es einfach nicht zulassen, dass nicht der andere 1000% der Verantwortung und schuld trägt.


Zitat von procurator:
Alleine über irgend etwas mit ihm zu reden löst in mir panik aus, weil wir einfach nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen.


ich rate ja selten zu einer trennung, aber auf mich wirkt das so, als hättet ihr beide innerlich schon lange resigniert und als würde jeder von euch sich ab und zu mal aufbäumen, weil man sich ja nicht trennt.

was spricht denn gegen eine trennung? dagegen, dass endlich einer von euch sich traut, das scheitern zu erklären? einzusehen, dass das nichts mehr bringt? verstehen, dass jeder von euch dann frei für ein neues - mit sicherheit besseres - leben wäre?

und was spricht dagegen, wenn du dann halt schuld bist und punkt? weil du diejenige bist, die den mumm aufbringt, lieber ein letztes mal die panik runterzuschlucken und zu gehen?

23.10.2020 15:11 • #44


tlell
Zitat:
Muss denn leben und liebe immer in einer Hand gehen?


Kurz für mich ja. Ich bin bereit Kompromisse zu machen, aber niemals ist mein Kompromiss ohne Liebe in einer Ehe auszuhalten nur weil andere das vielleicht auch machen. Ich mache aus Liebe also Kompromisse, aber niemals verzichte ich auf sie.

Stell dir mal vor in dieses Konstrukt werden Kinder geboren. Kinder lernen von ihren Eltern vor allen durch nachmachen. Die Vorstellung ist dermasen gruselig. Da ist das Trauma schon vorprogramiert. Denn Kinder merken alles.

23.10.2020 15:46 • x 3 #45


A


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