@Prinzessin28 Meine (ehemalige) Freundin wurde schon einmal bestohlen, von einer Arbeitskollegin, mit der sie seit den 1980ern auch privat gut befreundet war. Insofern war sie da ein gebranntes Kind, was ihr verstärktes Mißtrauen erklärt - zur Zeit ihres Kontaktabbruchs mit uns lag das noch nicht lange zurück.
Zudem haben sie und ihr damaliger Lebensgefährte zwar anständige, aber eben auch sehr schlecht bezahlte Berufe. Selbst wenn mein Ex nur mal ein paar Mark entwendet haben sollte: Für sie war das viel Geld; irgendwelche Experimente in Sachen mal was auslegen und gucken, ob nun Blancas Mann oder sie selbst das macht konnte und wollte sie sich vermutlich schlicht nicht leisten - also mal ganz abgesehen davon, wie enttäuscht sie gewesen sein muß.
Mein Mann und ich waren damals erst 4 Jahre miteinander verheiratet - sie mußte davon ausgehen, daß ich im Zweifel (gerichtsfeste Beweise hatte sie vermutlich keine) nicht ihr als Freundin glauben, sondern zu ihm halten würde. Er hätte das übrigens garantiert mit aller Vehemenz abgestritten. Das hätte dann den Gedanken aufkommen lassen, es könne ihr ehemaliger Lebensgefährte gewesen sein, der sie bestiehlt und es jetzt uns in die Schuhe zu schieben sucht. Auf jeden Fall hätte so ein Palaver mindestens eine von uns in die Situation gebracht, sich entweder für ihre Beziehung oder eben die Freundschaft entscheiden zu müssen. Heute
weiß ich, daß ich ihrem Ex-Lebensgefährten sowas weiterhin
nicht zutraue - während mein Ex-Mann hingegen dazu fähig
ist. Damals
hatte ich diesen Erfahrungshorizont aber noch
nicht... wir alle wären in ein furchtbares Vertrauensdilemma hineingeraten.
Meine Freundin ist nicht blöd, sie hat das vermutlich damals schon ähnlich durchdacht wie ich jetzt und ja: An ihrer Stelle hätte ich ganz genauso gehandelt und mich schlicht zurückgezogen, statt es auf so einen Vulkanausbruch ankommen zu lassen. Sie mußte ja damit rechnen, daß wir ihre Anschuldigung womöglich empört unseren Eltern erzählen und dann hätte es wirklich böses Blut gegeben - auch was die Nachbarschaft betraf. Der dann erst zu erwartende Flurschaden hätte in keinem Verhältnis zu dem gestanden, wie es stattdessen in weiterer Folge gekommen ist, immerhin haben wir beide unseren Weg im Leben auch nach ihrem Kontaktabbruch weiter gut genommen.
Bis zu der schrägen Friedhofsbegegnung hatte ich mir diesen in Ermangelung einer Aussprache oder offensichtlicher Gründe schließlich damit erklärt, daß sie vielleicht einfach irgendwo unterwegs das Interesse an mir verloren hatte und der Kontakt ihr insofern auch ohne konkreten Anlaß nur noch auf den Keks ging. In der Tat waren diese Jahre eine Zeit, wo einige alte Kontakte in meiner Heimatstadt allmählich einschliefen - nun eben halt auch dieser.
Meine Freundin war nie eine Frau der großen Worte. Helle ist sie schon, aber eben nicht sonderlich eloquent. Vor allem nachdem sich herausgestellt hatte, daß sie weder ihrem eigenen Partner, noch ihrer Mutter einen Grund hatte nennen wollen und stattdessen beide (über Dritte) gleichlautend und unabhängig voneinander (!) berichtet hatten, sie habe so merkwürdig reagiert, daß man nicht weiter habe in sie dringen wollen, verstärkte sich bei mir der Eindruck, sie habe sich in Ermangelung eines konkreten Arguments halt nicht anders zu helfen gewußt, als mich irgendwann einfach abzuwimmeln und dann jegliche weitere Begegnung zu vermeiden, um unseren Kontakt endlich zu Ende zu bringen.
Dazu passt übrigens auch, daß mein Mann und ich sie im Jahr danach noch ein letztes Mal im Dorf gesehen haben: Wir hatten uns dort etwas Eis auf die Hand geholt und querten gerade die Straße, um in Richtung Park abzubiegen und uns dort damit auf einer Bank niederzulassen, da erblickten wir sie mit einem Mann (vermutlich ihr neuer Freund) an der Bushaltestelle gegenüber vom Eissalon. Kaum sah sie uns, drehte sie sich sofort (blitzartig!) um und uns ihren Rücken zu - ganz offensichtlich in der Hoffnung, daß wir weitergehen, ohne sie zu bemerken. Auf mich wirkte das damals erst mal nur noch kindisch. Da unser Eis bereits am schmelzen war, bin ich dann mit meinem Mann weiter zum Park, um es dort noch genießen zu können. Er hatte das übrigens genauso wahrgenommen wie ich, gab aber sehr elegant den Verwunderten - wenn man bedenkt, was womöglich der Anlaß für ihre Ablehnung war und ist. Leider weiß ich mittlerweile, daß er lügen kann wie gedruckt, daher sehe ich das heute in einem anderen Licht...
Na jedenfalls fand ich dieses sich-einfach-Zurückziehen jahrelang ziemlich feige von
ihr, zumal sie eben auch mit wirklich niemand über ihren Grund zu sprechen bereit war in jener Zeit. Für mich deutete das auf ein schlechtes Gewissen ihrerseits hin, sich so wortlos aus unserer uralten Freundschaft gestohlen zu haben, ohne daß ich ihr einen schwerwiegenden Anlaß dafür geliefert hatte. Daß der Grund auch in meinem Mann gelegen haben könnte - auf die Idee kam ich bis letzte Woche nicht.
Im Grunde hätte es dabei ja dann auch bleiben können, denn ich unternahm ja nie wieder irgendwelche Anstalten, sie doch nochmal in dem Scheckenhaus aufzustöbern, in das sie sich da so offensichtlich zurückgezogen hat. Allerdings erklärt das nicht, wieso sie mir selbst Jahrzehnte (!) später so dermaßen passiv-aggressiv auf mich reagiert - wie eben damals auf dem Friedhof. Selbst wenn jegliches Interesse an einer Freundschaft erlischt und man sie daher vor Jahren - und das ein wenig arg ungeschickt, aber immerhin - hat einschlafen lassen: Einer ehemaligen Nachbarin auf dem Friedhof im Vorbeigehen zumindest mal Guten Tag zu sagen, ist wohl das Mindeste, was man an Höflichkeit aufbringen kann. Doch nicht mal das bringt sie über sich - und daß ihre Mutter sich dieser Brüskierung anschloß, ist ein deutliches Zeichen, daß es hier um deutlich mehr geht als bis dato von mir angenommen.
Nein - da liegt etwas in der Luft, das so schwerwiegend ist, daß es zu einer
totalen Ablehnung meiner Person geführt hat - erst in meiner ehemaligen Freundin und nun eben auch in deren Mutter. Letztere hatte über Jahre hinweg immer schon mal ein paar Worte mit mir geplaudert, wenn ich sie auf dem Heimweg zu meinen Eltern im Vorgarten antraf. Small-Talk, aber immerhin - doch damals, auf dem Friedhof, da schlug mir von beiden nur noch passive Aggression entgegen, als ob
ich jemand sei, vor dem man nur noch das Weite suchen
könne.
Also angetan habe ich ihr ganz gewiß nichts. Und wenn selbst ihr ehemaliger Freund - der ja nun stets bei allen Treffen zugegen war - nicht wußte, was sie plötzlich gegen mich hat, dann habe ich auch nichts zu ihr gesagt, was sie so schwer beleidigt haben könnte, daß sogar ihre Mutter meint, mich offen schneiden zu müssen. Wie bereits erwähnt, ist Rufmord durch Dritte auch ausgeschlossen, weil es schlicht keinen gemeinsamen Bekanntenkreis mehr gab, wo jemand hintenrum was über mich hätte lästern können.
So wahnsinnig viele Optionen bleiben da nicht, was sie - und nun sogar ihre Mutter (!) - so schwer gegen mich aufgebracht haben könnte, daß sie zwar einerseits nie bereit war, mir mal die Meinung ins Gesicht zu geigen, aber andererseits ein passiv-aggressives Verhalten an den Tag legt, das man sonst eigentlich nur Abtrünnigen, Verrätern oder eben Verbrechern angedeihen läßt. Ich sah neulich ein paar Clips über Jacinda Ardern und ihren Umgang mit dem Christchurch-Attentäter... diese Sprachlosigkeit... dieses nicht-mal-den-Namen-nennen-wollen.... so ungefähr kam das in dem Moment auch auf dem Friedhof rüber.
Ich fasse nochmal zusammen:
Weder habe ich je mit ihrem Ex geflirtet - ich mochte ihn sehr, aber als Mann hat er mich null interessiert. Umgekehrt übrigens ganz genauso.
Noch habe ich sie bewußt beleidigt, oder gar offen angegriffen.
Und angepumpt oder bestohlen habe ich sie auch nicht.
Also worauf kann so eine offene Ablehnung sich gründen, wie sie mir da entgegenschlug?
Mir fällt nur ein einziger Schwachpunkt ein. Und zu
was mein Ex alles fähig
ist, das war mir damals halt noch nicht bewußt. Als es sich herausstellte, da war diese Freundschaft schon seit 6 Jahren beendet und insofern auch nicht mehr sonderlich präsent. Jahrelang habe ich nur noch selten daran zurückgedacht, weil mein Leben halt ganz woanders weiterging und mir auch kaum noch Zeit dazu ließ. Erst letzte Woche kam ich nach langer Zeit nochmal darüber ins Grübeln. Und jetzt habe ich endlich eine Erklärung, die sehr schlüssig ist.
Leute - ich hatte diesen Abschiedsbrief ganz bewußt in dieses Unterforum hier eingestellt, weil es hier um sich-etwas-von-der-Seele-schreiben geht und nicht ums palavern. Nachdem auch dieser Forenbereich öffentlich ist, könnt Ihr gern weiter hier kommentieren und mutmaßen, aber meine Absicht war nie, eine große Diskussion damit loszutreten. Mir ging es lediglich darum, meine Gedanken irgendwo zu sortieren und meine Gefühle richtig einzuordnen:
Zitat von Blanca:Der Unterschied ist nur, daß ich dies jetzt wieder mit einem guten Gefühl für sie in meinem Herzen tun kann.
Denn diesen Frieden hatte ich vermisst; mein Herz soll doch nicht auch zur Mördergrube werden;
also so wie ihres, wenn sie mich nur sieht.
Im übrigen ist hiermit alles gesagt:
Zitat von Sentimentalo:Jetzt ist so viel Lebenszeit verstrichen ohne dass es dieser Freundschaft bedurft hat, dann kann man es auch stehen lassen. Darüberhinaus muss man es auch akzeptieren und respektieren, dass deine Ex-Freundin sich bewusst entfernt hat.
Zitat von Blanca:Nein, niemand wird uns jemals um die Jahre berauben können, die unsere Freundschaft hatte.
Ich bin dankbar für das was war, akzeptiere daß es jetzt vorüber ist und ziehe weiter auf das zu, was wird.
Der Unterschied ist nur, daß ich dies jetzt wieder mit einem guten Gefühl für sie in meinem Herzen tun kann.
Denn diesen Frieden hatte ich vermisst; mein Herz soll doch nicht auch zur Mördergrube werden;
also so wie ihres, wenn sie mich nur sieht.
Danke nochmal, Sentimentalo.