Hallo Chagalle,
bei meiner Suche nach Kommunikation habe auch ich gestern dieses Forum entdeckt und mich eingereiht in die Schlange der Leidensgenossen. Wahrscheinlich werden einige über den nun folgenden Spruch die Nase rümpfen (egal)
[center]geteiltes Leid ist halbes Leid[/center]
Wir, die Zurückgebliebenen, verbringen einen Großteil unser Zeit damit die Situation, in der wir uns befinden, verstehen zu wollen. Könnten wir unsere Gefühle zeitweilig deaktivieren, würden wir den reinen Inhalt der Lage objektiv erfassen, analysieren und abheften, ohne Angst, Verzweiflung, Wut, Trauer oder sonstigen Gefühle.
Wir würden erkennen, dass die Beziehung nicht mehr funktioniert und sie beenden ohne Aufstand.
Wenn gute Freunde den eigenen Lebensbereich verlassen, wünscht man ihnen ja auch Glück und freut sich, wenn man mal wieder was von ihnen hört oder bleibt in Kontakt.
Unsere Gefühle lassen das aber nicht zu und wenn wir ehrlich sind und mal ganz genau hinfühlen, ist das Erste immer das ICH!
Ich leide, ich liebe, ich bin verletzt, ich trauere, ich bin die/der Verlassene, etc.
Danach kommt das DU und die Vorwürfe!
Du hast mich verlassen, gekränkt, enttäuscht, getäuscht, mir weh getan, usw.
Nicht, dass Du denkst, ich hätte gut reden, weil ich schon alles weit hinter mir gelassen habe - ich stecke noch mittendrin, werde wohl demnächst verlassen, wobei sich meiner noch nicht richtig entscheiden kann, in Warteposition gegangen ist und seine Nähe zu mir erstmal auf ein Minimum reduziert hat. Auch nicht gerade prickelnd.
Ich könnte ihn ja verlassen, wenn da die Gefühle nicht wären und all die ICH's und DU's.
Unsere Beziehung liegt in einer Art Coma, sie kann sterben oder wieder aufwachen - ist jedenfalls seine Interpretation.
Schein vielleich so, als hätte ich den Faden verloren (bin manchmal etwas unständlich, sorry).
Seit gestern geht es mir etwas besser, weil ich merke, dass ich nicht allein bin, dass nicht nur ich leide und dass es viele Menschen gibt, die ähnliches durchmachen wie ich.
Wir teilen unser Leid und unsere Schmerzen miteinander, tauschen unsere Gedanken und Erfahrungen aus und fühlen uns nicht mehr so isoliert vom Lebensstrom (mir geht es jedenfalls so). Kraft und Mut sind wieder zu spüren, wenn auch noch sehr zurückhaltend. Lust und Lebensfreude winken auch wieder aus weiter Ferne.
Ich liebe meinen Partner sehr, auch mit seinen Eigenheiten, die mich oft nerven. Wenn ich ihn nun nicht haben, bzw. behalten kann, will ich wenigstens einen guten Kontakt zu ihm bewahren. Hört sich gut an - aber wie ich das bewältigen soll, weiß ich auch noch nicht.
ABER - alleine schon, dass meine Gedanken sich damit beschäftigen, ist ein positives Zeichen und meine Gefühle verändern sich dadurch und zwar die negativen wie Trauer, Wut, etc., sie werden schwächer. Die positiven, wie Liebe, Freundschaft und Selbstwert werden eine Hauch stärker.
Manchmal hilft ein Aufrütteln, manchmal schmerzt es noch mehr. Ich will Dir mit meinen Worten nicht wehtun, sondern Dir beistehen. Sei wütend auf mich, wenn Du musst - es wird Dich ablenken und der Freiheit Deiner Seele ein Stück näher bringen.
Alles Liebe von Herzen
Marsupilami
08.01.2004 10:38 •
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