Spürst Du es jetzt wieder, das Band? Ich weiß, es war immer da. Ich spürte es genauso wie Du. Es ist kein toxisches Band. Du hättest mir niemals sagen müssen, was Du empfindest. Ich habe es immer gespürt. Wusste genau, wann es passiert ist, was Du wann und in welchen Momenten empfunden hast. Du hast es mich selbst nach dem AUS immer in regelmäßigen Abständen wissen lassen. Manchmal auf kuriose Art und Weise. Niemand würde es verstehen, Dich verstehen, uns. Ich tus. Wir kennen einander, wie niemand anders.
Sie reden so viel über ungesunde Beziehungen, alles logisch und rational erklärt. Gibt es nur Schwarz / Weiß? Wo bleibt bei dem Ganzen das Gefühl? Hält es tatsächlich niemand für möglich, dass ein sogenannter Minuspol trotzdem empfindet, sich anders verhält, als es der gängigen Meinung entspricht und von den Bloggern rauf und runter gepredigt wird. Auch ein Gefühls- und Herzmensch sein kann? Nein, ich lass Dich nicht mit anderen in eine Schublade stecken. Wir alle sind Individuen. Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als nur Muster, Dysfunktionalitäten, Persönlichkeitsstörungen etc. Mir kommen Gefühle, Liebe in den ganzen Aufklärungsvideos und Büchern zu kurz.
Ja, Du bist der Minuspol, ein Mann mit vielen beschädigten Anteilen, wie meine Therapeutin gesagt hat. Du hast lange gebraucht, es zu erkennen, Deine Muster zu erkennen. Es musste lange in Dir reifen, bis Du die Kraft hattest, Dich in die Therapie zu begeben. Du meintest, so konnte es nicht mehr weitergehen. Ich glaube Dir, dass Du nicht ansatzweise verspürst, die Therapie hinzuwerfen, dass Du durchziehst (merkst Du, was für ein kleiner Kämpfer in Dir steckt?). So wie Du auch an mir immer festgehalten hast und seither niemanden mehr hattest. Ich weiß es und ich glaube Dir, dass Du bei dem Kaffee-Date schnell gemerkt hast, dass Du anderes nicht möchtest. Dazu müsste man Dich wirklich persönlich kennen. Ich weiß, wann Du lügst und wann Du ehrlich bist. Fluch oder Segen, wenn man emotional hochsensibel ist. Ich weiß und glaube Dir, dass ich ausschlaggebend dafür war, dass Du die Therapie angetreten hast. Grob erzählt von dem, was Du mir immer wieder offenbart hast, würde es für die anderen so anmuten, dass Du mich belügst, um das zu bekommen, was Du möchtest.
Sie wissen aber nicht, was wir kommuniziert haben, von den Telefonaten, den vielen intensiven langen Briefen, E-Mails, der Ehrlichkeit, der Intensität. Eine grundoffene Kommunikation, das Innerste nach außen gekehrt. Sie wissen nichts von Deinem Schmerz, Deinen Tränen. Sie wissen es nicht. Der lange Weg, von dem niemand wusste, wohin er führte. War es ein unbewusstes Kämpfen? War es mein Rettersyndrom? Ich wusste, Du brauchtest meinen Input, meine Aufmerksamkeit, letztendlich mich. Habe ich Dich ein Stück weit auch manipuliert? Oder war es einfach nur der unendliche Glaube daran, dass das, was wir beide gespürt haben, stärker ist, als alles andere auf der Welt? Mein Glaube an Dich und Deinem Potenzial? Warum wusste ich es und habe es erkannt und Du nicht? Ich musste Dir das auch klar machen, weil es einfach so ist! Was hast Du bisher geschafft, Dich entwickelt und Du hast es nicht gesehen?! Umso mehr bin ich jetzt stolz, was Du für Dich nun auf die Wege gebracht hast. Bin ich Dein Wegbegleiter?
Ich könnte mit niemanden offen und ehrlich darüber sprechen. Aber ich bin auch Realist. Ich weiß, Du bist erst am Anfang.
Es war immer ein Konsens, dass beide daran arbeiten müssen, die jeweiligen Muster aufzulösen usw. Ich hätte wetten können, dass wir die gleichen Schmerzkörper haben. So hat die Psychologie auch wieder seine Berechtigung und ihr Gutes. Ich weiß, Du bist am Anfang Deiner Rücktransformation, wie Du es nennst. Ich fühle sind es latente Ängste, die vergessen schienen, dass wir uns auf dünnem Eis bewegen. Ich kann mir noch nicht recht vorstellen, dass Du bereits stark genug bist. Für uns, für mich. Werde ich wieder Ängste in Dir triggern. Ist es meine Person, Deine Projektion, Dein inneres Kind, die Konditionierungen. Wahrscheinlich alles. So wie wir uns alles gegeben haben, vom positiven bis zum negativen. Du bist durch unseren Kontakt gerade wieder präsenter bei mir, auch wenn ich es am liebsten nicht zulassen möchte. Ich lebe mein Leben. Daran wird sich nichts mehr ändern. So war es auch während unserer Zeit (ich war schon weiter als Du), was wohl Deine Verlustängste getriggert hat, die Du mir geschildert hast. Du konntest es nicht glauben, dass Dich jemand so schätzt, so wie Du eben bist, autonom lebt und trotzdem loyal sein kann. Du hattest mich gefragt, warum ich es nie gesagt habe. Das war meines Empfindens nach noch nicht nötig. Letztendlich wusste ich, dass Du es spürst und weißt, sobald Deine Mauern wieder am Herunterfahren waren, oder unten sind.
Ich weiß nicht, ob wir eine Chance haben. Wenn, dann ist es das WIR, das diese verdient hätte. Meine Güte, was für eine Arbeit. Für mich immer noch. Wenn man sich einmal auf diesen Weg begeben hat, kann man nicht mehr zurück. Werden wir zusammen die Früchte ernten? Oder profitieren andere davon? Oder niemand? Naja, auf jeden Fall profitieren wir beide für uns selbst davon. Das Schicksal wird entscheiden!
Wie unser Leben künftig auch immer aussehen mag.
Auch wenn es dann wieder schmerzt. Der Schmerz wird nicht mehr so verheerend sein, wie damals, als ich loslassen musste. Ein Herz kann nur einmal in tausend Stücke zerbrochen und zermalmt werden.
Linda
09.04.2020 22:19 •
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