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An den ersten Peiniger meines Lebens

Hola15
Zitat von Error:
Bei meinem Peiniger war es so, dass er aufgrund der schlimmen Erfahrungen, die er selber als Kind erlebt hat, die Gewalt, die er mir zugefügt hat, ...

Ich habe wiederkehrende Fluchtträume
und welche in denen ich versuche eilig den ganzen Hausstand zusammenzupacken.

Ich habe mir das immer anders erklärt und es hört sich auch weit hergeholt an, dass ich Situationen träume, die ich nicht selbst erlebt habe sondern meine Vorfahren. Mein Therapeut ist sich sicher, dass es daher kommt. Keine Ahnung aber vllt. gibt es da ja wirklich was, was wir uns logisch nicht erklären können.

Ist das jetzt zu sehr OT ?

27.10.2021 20:03 • x 2 #256


A
Ich habe vor gar nicht allzu langer Zeit (am Sonntag) das erste Mal seit einem Jahr mit meiner Mutter gesprochen. Vor ca 3 Wochen starb ihr Vater.
Sie erzählte mir dass sie sich am Sterbebett mit ihm ausgesöhnt hätte und sie war völlig entsetzt darüber, dass ihre Geschwister froh seien, dass ihr Vater endlich tot sei und dass sie dem ganzen Nachdruck verliehen indem sie ihn verbrannten und anonym bestatten ließen.

Ich glaube das war/ist für meine Mutter ein richtiger Schock, da sie selbst viele Kinder hat, die ihren Tod nicht bedauern werden.

27.10.2021 20:04 • #257


A


An den ersten Peiniger meines Lebens

x 3


L
Zitat von Hola15:
Ist das jetzt zu sehr OT ?

Neiiin, das ist sehr interessant!
Vor allem in Bezug auf Träume!

27.10.2021 20:05 • x 2 #258


A
Zitat von Hola15:
Ich habe wiederkehrende Fluchtträume und welche in denen ich versuche eilig den ganzen Hausstand zusammenzupacken. Ich habe mir das ...

Nein, es ist nicht OT, sondern eine sehr interessante Schilderung. An deren Wahrheitsgehalt ich persönlich glaube.
Wenn man sowas mit Wortsymbolik kombiniert, dann bekommt das Wort AHNung eine völlig neue Bedeutung

27.10.2021 20:06 • x 1 #259


L
Zitat von Alittlebitsad:
dann bekommt das Wort AHNung eine völlig neue Bedeutung

Das sagte mein Psychiater schon damals in Bezug auf das Selbstmord-Gen in meiner Familie.
Ich bin überzeugt, dass ich eine große Ladung davon abbekommen habe.

27.10.2021 20:08 • x 1 #260


Hola15
Zitat von Alittlebitsad:
Nein, wer sind diese?

https://www.amazon.de/Verkörperter-Schrecken-Traumaspuren-Gehirn-Körper/dp/3944476131/ref=mp_s_a_1_2?dchild=1qid=1635361529refinements=p_27%3ABessel+van+der+Kolks=bookssr=1-2

https://www.amazon.de/gp/aw/d/346630918...599sr=8-1

Einfach mal als Auswahl um einen Eindruck von ihren Arbeiten zu erhalten.
Für mich geht der Weg nicht mehr übers denken sondern übers spüren. Das andere war irgendwie eine Sackgasse

27.10.2021 20:09 • x 2 #261


Error
Zitat von Hola15:
Ich habe wiederkehrende Fluchtträume
und welche in denen ich versuche eilig den ganzen Hausstand zusammenzupacken.

Hammer - so ähnlich ist einer meiner Lieblings-Albträume , immer in wechselnden Konstellationen. Meistens in einer Gruppe auf Reisen, alle sind schon fertig und warten am Bus, Flughafen, Bahnhof, vorm Hotel was auch immer... nur ich, ich packe und packe und werde einfach nicht fertig.

Zitat von Hola15:
es hört sich auch weit hergeholt an, dass ich Situationen träume, die ich nicht selbst erlebt habe sondern meine Vorfahren.

Ich glaube da ist was dran.

Zitat von Hola15:
vllt. gibt es da ja wirklich was, was wir uns logisch nicht erklären können.

Wenn sich Wesenszüge, Vorlieben oder Abneigungen vererben können, warum nicht auch tiefgreifende Erlebnisse? Die haben sich schließlich auch persönlichkeitsbildend auf die Eltern ausgewirkt.

27.10.2021 20:10 • x 1 #262


Hola15
Zitat von Error:
nur ich, ich packe und packe und werde einfach nicht fertig.

Dito

27.10.2021 20:11 • x 2 #263


L
Heute weiß ich, dass das Erbe meines Vaters auf meinen Schultern lastet.

Sie waren vier Brüder, die Mutter verstarb sehr früh an damals noch Strahlenkrebs genannt.
Heutzutage heißt das Knochenkrebs.

Mein Opa, der Vater dieser vier Brüder, meines Vaters, konnte das nicht stemmen und nahm sich auf Gleisen das Leben, damals war mein Vater ca 14/15 Jahre alt.
Wie in einem schlechten Film klingelten Polizisten damals an der Tür der vier Kinder, denen mitgeteilt wurde, dass sie ab sofort Vollwaisen sind...

Die Brüder wurden alle auseinandergerissen und kamen an unterschiedlichen Stellen unter.
So lebte mein Vater im Heim und bei einem katholischen Pfarrer, wo er körperlich misshandelt wurde.

Das erklärt vielleicht heute noch meine Abneigung gegen die katholische Kirche.

Ich spürte die Last mein Leben lang
Die kaputte Ehe meiner Eltern, das Trauma meines Vaters, ich wurde nie gesehen.

Noch heute ist es so dass ich immer wieder an Menschen und Situationen gerate, in denen ICH nicht gesehen werde.
Ich wurde nie geliebt, von beiden nicht.

Mutter Produkt eines Schlägers, eines verkrüppelten Kriegsopfers, mein Vater Vollwaise und Misshandlungen und dann gab es mich, das kleine Wesen.

Es wiegt zu schwer.
Deswegen mag ich manchmal einfach nicht mehr.

27.10.2021 20:37 • x 3 #264


Hola15
Zitat von LoveForFuture:
Heute weiß ich, dass das Erbe meines Vaters auf meinen Schultern lastet. Sie waren vier Brüder, die Mutter verstarb sehr früh an ...

Ja, den meisten dieser schwer traumatisierten Menschen blieb fast nicht viel anderes übrig, als alles abzuspalten und keinen Zugang mehr zu haben zu ihren Gefühlen und damit Liebe. Ich möchte das nicht verurteilen, insbesondere nicht, da es damals keinen interessiert hat und es keine/kaum Hilfsangebote gab. Es war halt oft einfach ein Überleben.

Und du trägst das Erbe. Aber schau, du hast die Kraft hinzuschauen und für dich einen Weg zu finden.

27.10.2021 20:50 • x 2 #265


L
Zitat von Hola15:
Aber schau, du hast die Kraft hinzuschauen und für dich einen Weg zu finden.

Schon so lange schaue ich hin...
Jahrelang.
Die vierte Therapie nun.
Reflektiere, ergründe, versuche zu verstehen und vergebe.

Ich mag nicht sagen, dass es sich nicht lohnt, aber manchmal möchte ich einfach nicht mehr müssen.

27.10.2021 20:58 • #266


Hola15
Zitat von LoveForFuture:
Ich mag nicht sagen, dass es sich nicht lohnt, aber manchmal möchte ich einfach nicht mehr müssen.

Ich glaube ich verstehe das. Und es ist alles natürlich deine Entscheidung. Trotzdem glaube ich, dass es sich lohnt zu leben

27.10.2021 21:11 • x 1 #267


K
Zitat von Alittlebitsad:
Kinder werden nicht böse geboren, sondern böse gemacht. Ich kann mir vorstellen dass niemand hinsah. Angi2 ist schon eine ältere Frau. Ihr Sohn ...

Ich möchte kurz darauf hinweisen, dass mit 50 Jahren, der Sohn Geburtsjahr '71 ist. Also in einem Jahr geboren, als in West-Deutschland bereits seit mehreren Jahren ein sozialer Umbruch stattfand. Die Emanzipation der Frau, die Studentenbewegung und die Aufgabe autoritärer Erziehungsstile zu einer massiven Veränderung in der westdeutschen Gesellschaft geführt haben. Natürlich gab es auch weiterhin häusliche Gewalt, die Prügelstrafe in den Schulen war jedoch bereits abgeschafft und strafbar. Das Schlagen als Erziehungsmethode war generell in der Diskussion. In diesem Klima haben Befreiungen von Frauen aus Abhängigkeitsverhältnissen in Westdeutschland im großen Stil stattgefunden.

Frauen in Ostdeutschland hatten eine noch andere Stellung in der Gesellschaft und waren in vielen Aspekten früher gleichbehandelt.

Verbale Gewalt und emotionaler Missbrauch ist kein Gesellschaftsphänomen, sondern ein oft manifestiertes Muster, dass durch die Generationen weitergegeben wird. Die Kriegstraumata bilden ein anderes Feld. Mit 70+ sind Frauen in einer Aufbruchzeit der 60er und 70er Jahre Jugendliche gewesen und junge Erwachsene. Sie gehören nicht mehr zur Kriegskindergeneration.Sie haben möglicherweise die Traumata ihrer Eltern mit ertragen, das Gesamtumfeld war jedoch von Aufbruch geprägt. Hier gilt es also nach einer sehr individuellen Geschichte zu fragen, die in einer sich befreienden Gesellschaft stattgefunden haben muss

27.10.2021 21:20 • x 1 #268


K
Generell: Es lohnt sich einen bewussten Cut zu machen. Sich klarzumachen, dass jeden Tag das Leben neu beginnt. Wer sich entscheidet sich selbst jeden Tag an den Ballast zu erinnern und das Kopfkino zu beflügeln, macht die Arbeit der Peiniger weiter.

Gedanken bewusst abstellen. Ein Bild schaffen wie man sein möchte. Das Koofkino stoppen und laut sagen: Es tut mir nicht gut. Ich bestrafe mich damit selbst. Ich habe einen weiteren Tag geschenkt bekommen. Diesen Tag verschwende ich nicht mit Selbstqual. Ich nutze ihn, um mich umzuschauen und an Dingen zu erfreuen. Ich suche nicht nach Momenten, in denen ich nicht gesehen werde. Die sind mir egal! Ich suche nach Freude, nach kleinen Sonnenstrahlen und mache mir bewusst, dass ich meine Gedanken lenken kann.

27.10.2021 21:27 • x 1 #269


L
Zitat von Karili:
Ein Bild schaffen wie man sein möchte.

Neue Bilder erschaffen.
Sagte mir heute noch meine Therapeutin

Es ist nicht so, dass ich mich jeden Tag daran erinnere, jedoch liegt diese tiefe Sehnsucht in mir, lässt sich nicht abstellen und kommt immer wieder mal hoch.

Ich muss, bin Mutter, kann nicht anders als weiterzugehen!

Und nicht selten habe ich genau deswegen meinem Kind gegenüber ein schlechtes Gewissen!

Sorry @Alittlebitsad

Ich möchte nicht dein Thema vereinnahmen.

Gerade bin ich nachdenklich, das sieht morgen schon wieder anders aus.

27.10.2021 21:34 • #270


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