Ambivalenzen-diskrepanzen

F
hallo liebe leute,

ich versuchs mal auf diesem weg, klärung in mein chaos zu bekommen.

meine geschichte: bin seit 4 jahren mit tom zusammen. hab ihn kennen gelernt, als ich noch im ausland arbeitete, diese situation dauerte noch 1,5 jahre unserer beziehung, seit meiner rückkehr leben wir in 2 städten, 300 km voneinander entfernt.

die beziehung war recht turbulent: einerseits wegen der charaktere, andererseits wegen der rahmenbedingungen. aber wir haben vieles durchgestanden und immer wieder zusammengefunden.

tom ist 37, ich 41. er hat viele kurze beziehungen hinter sich, ich bin die längste seiner frauen.

das letzte jahr war besonders schlimm: ich hab mich im frühjahr ziemlich zurückgezogen aus der beziehung. im mai hat er eine andere geschichte begonnen, die eine woche nach beginn obendrein durch eine bergtour, bei der sein freund 400 abstürzte und tot war, feuer fing, bis ich es anfang juli entdeckte. danach kam chaos, im august auszeit. im september wollte er wieder zurück.

im august habe ich einen anderen kennen gelernt, seither lebe ich ihm chaos.

habe zwar zweimal mit tom schluß gemacht, einmal im oktober, einmal vor weihnachten. aber es ist immer wieder schwierig.

tom will jetzt zwar ein kind, aber nicht zusammenziehen. für mich ist das kind-thema durch seine zweigleisigkeit brisant geworden: einerseits wegen meines alters, andererseits weil er der anderen eines machen wollte (mein körper würde keines packen...), und in meinem kopf jetzt der film rennt, wenn frau kein kind schafft, ist auch keine beziehung möglich. ganz abgesehen davon, daß ich seither in der angst lebe, daß er nur zurück wollte, weil die andere es nicht war (er stellt es immer nur so dar, daß er niemals mich verlassen hätte, die andere nur eine ergänzung gewesen wäre...).

für tom ist nämlich seit dem todessturz seines freundes reisen und kinder ein topthema geworden.

nun sitze ich zwischen zwei männern, obwohl ich schon mehrmals versucht habe, klarheit zu schaffen und eigentlich beide voneinander wissen. ich habe nicht nur angst vor eskalationen, sondern auch darum, daß das eigentliche dabei verloren geht.

der neue ist an sich so ziemlich mein traum, aber auch hypersensibel, und alle machen ihm einen schlechten ruf, daß er seine frauen nur unglücklich macht. für mich stellt sich das so nicht dar, ich finde, wir haben große ähnlichkeiten an sensibilität, tiefe, zielen, lebensformen. aber ich habe auch angst, daß auch das nun schief geht...

bzw. daß man nicht aus einer noch eher ungelösten situation schon in eine neue fallen soll/kann. so war auch sylvester das pure chaos, obwohl ich doch alles schon klar entschieden hatte. ich hatte am 30. krach per telefon mit dem neuen, weil er partout nicht mit mir in einem restaurant telefonieren wollte, und so fuhr ich nicht zu ihm. dafür kam tom zu mir. besteht darauf, daß wir zueinander gehören, daß der neue nix für mich ist. daß ich nicht die falsche entscheidung treffen soll.

aber tom fährt jetzt einfach nach mittelamerika, weil das sein traum ist. für ihn stehen abenteuer in fernen ländern gegen mein trautes-heim-gefühl (ich war aber, wie gesagt, schon 12 jahre im ausland...), und er spricht auch die ambivalenz klar aus, gern wieder frei zu sein, mich aber zu lieben und nicht verlieren zu wollen.

so verzögert sich in meinen augen ein regenerierungsprozeß der beziehung zwischen tom und mir um mindestens ein halbes jahr. inzwischen verplätschere ich die neue geschichte, die in meinen augen sehr vielversprechend wäre, wäre ich nur frei von allem und in ruhe.

tja, weiß nicht, ob irgend jemand einen rat für mich hat. ich denke manchmal, mit beiden schluß zu machen, nachdem ich jetzt schon mit tom so oft ende setzte. oder mit dem neuen, und erst mal die geschichte mit tom völlig klar zu beenden. ich weiß nur, daß mich das alles zu sehr belastet und mir die kraft ausgeht.

fetzenflug

02.01.2003 20:21 • #1


E
Liebe Fetzenflug,

im Chat machtest Du mal die Bemerkung, daß Du etwas enttäuscht über die mangelnde Reaktion auf Deinen Beitrag hier bist. Zwar hätten soviele gelesen, aber niemand geantwortet.
Vielleicht liegt es daran, daß die meisten hier im Moment nur die Sichteweise eines Verlassenen sehen können.
Vielleicht auch daran, daß dies Thema schon etwas heikel ist.
Du brauchst für Dich Klarheit darüber, ob und wen von beiden Du an Deiner Seite behalten willst. Und Du fragst hier um Rat, wo die Menschen sind, die das kürzere Streichholz gezogen haben.

Bitte versteh es jetzt bitte nicht falsch. Der eine oder ander hätte Dir bestimmt schon gern was dazu gesagt, sich aber vielleicht nicht getraut, oder nicht die richtigen Worte gefunden.

Nun zu Deiner Situation.
Der eine ist ein Mensch, der jetzt sein Leben führen möchte und Dich nur zum Teil daran partizipieren lässt.
Den anderen bezeichnest Du als den Mann, der in gewisser Weise das Optimum darstellt.
Du liebst aber den ersten immer noch und kannst Dich nicht lösen.
Welche Chancen hättest Du, wenn du dann mit dem Zweiten eine Bindung eingehst und Dir im Kopf immer noch der Erste rumschwirrt?
Ob Du genügend Kraft hast, die bestehende Beziehung fortzusetzen stellst Du aber auch in Frage.

Ich kann Dir nur sagen, daß ich nicht gewillt wäre, einen Parner zu aktzeptieren, der sich auf diese Art die Freiheit nimmt. Man will sein Leben teilen und nicht Erfahrung austauschen. Meine Vorstellung von einer Partnerschaft sind halt andere.

Du solltest Dir für Dich gut überlegen, was Du willst. Höre auf Deine Wünsche und Vorstellungen. Mach Dir klar, wohin Dein Weg gehen soll und dann wirst Du auch die richtige Entscheidung treffen.

Viel Kraft und Mut wünsche ich Dir und daß Du Deinen Weg schnell findest.

Liebe Grüße

Nordlicht

05.01.2003 10:18 • #2


A


Ambivalenzen-diskrepanzen

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E
Hallo fetzenflug,


seit meiner rückkehr leben wir in 2 städten, 300 km voneinander entfernt.

klingt nicht sehr gut, wenn er nicht mehr Dein Traummann ist...

die beziehung war recht turbulent: einerseits wegen der charaktere, andererseits wegen der rahmenbedingungen. aber wir haben vieles durchgestanden und immer wieder zusammengefunden.
tom ist 37, ich 41. er hat viele kurze beziehungen hinter sich, ich bin die längste seiner frauen

Ich denke, dazu kann Gia vielleicht was sagen?

ganz abgesehen davon, daß ich seither in der angst lebe, daß er nur zurück wollte, weil die andere es nicht war

willst Du in Angst leben oder glücklich sein?

für tom ist nämlich seit dem todessturz seines freundes reisen und kinder ein topthema geworden.

anscheinend doch nicht so ganz. Wenn es das wäre, würde er auf sein Reisefieber verzichten. Oder ihr kauft Euch ein Wohnmobil wie die Uschi Obermeier und ihr Freund:-)

ich habe nicht nur angst vor eskalationen, sondern auch darum, daß das eigentliche dabei verloren geht.

dann entscheide Dich für die Konsequenz

ich hatte am 30. krach per telefon mit dem neuen, weil er partout nicht mit mir in einem restaurant telefonieren wollte, und so fuhr ich nicht zu ihm.
dafür kam tom zu mir.

Inkonsequenz. Falscher Stolz. Dummheit. Oder doch eine gute Entscheidung? Weil der Neue vielleicht doch nur ein bad boy ist, der nicht wirklich auf Dich eingehen will? Bist Du so verknallt, daß Du ihm alles durchgehen lässt?
Wieso ist er nur an sich ein Traum?

für ihn stehen abenteuer in fernen ländern gegen mein trautes-heim-gefühl

Dann sei konsequent und mach das, was Du für richtig hälst. Aber ob der Neue das hält was er verspricht?

und er spricht auch die ambivalenz klar aus, gern wieder frei zu sein, mich aber zu lieben und nicht verlieren zu wollen.

laß Dich auf das Spielchen nicht ein, wenn Du einen Hafen suchst. Tom will und kann ihn Dir wohl nicht geben. Nicht jetzt.

inzwischen verplätschere ich die neue geschichte, die in meinen augen sehr vielversprechend wäre, wäre ich nur frei von allem und in ruhe.

Du bist frei und kannst Dir Ruhe nehmen, indem Du eine Weile alleine bleibst. Es hat doch keinen Sinn, immer einen der Kerle bei Dir zu haben, die sich gegenseitig anschwärzen. Wie sollst Du da was entscheiden können?

ich denke manchmal, mit beiden schluß zu machen

klingt vernünftig, jedenfalls eine Auszeit zu nehmen.

ich weiß nur, daß mich das alles zu sehr belastet und mir die kraft ausgeht.

klar, kenn ich auch. Alleine sein, Ruhe herstellen, nachdenken was Du wirklich willst.

ich habe das Gefühl, Du brauchst einen ganz anderen Mann.

cu

27.01.2003 03:30 • #3


E
Liebe Fetzenflug (nomen est omen?),

ich glaube, in deiner Geschichte muss eine Entscheidung fallen, eine kluge Entscheidung. Die Struktur der Beziehung zu Tom wird sich wohl nicht ändern - deutlich wird ja aus deinen Ausführungen seine Ambivalenz gegenüber einer eindeutigeren Beziehung. Inwieweit auch du ambivalent bist, kann ich deinem Text nicht so richtig entnehmen. Dies wäre vielleicht die entscheidene Frage.
Wenn du wirklich eine Eindeutigkeit und Festlegung in einer Beziehung willst, müsstest du dich wohl von deinem bisherigen Leben und auch von Tom verabschieden, und dich ganz auf deine neue Beziehung einlassen. Wenn du allerdings - was ich vermute - selbst eine latente Angst vor einer allzu sicheren Beziehung hast, dann bietet sich wieder Tom an, bei dem du diese Portion Ungewissheit und Risiko bekommst, die du vielleicht brauchst. Nur beide Wege haben Konsequenzen; und wenn du dich aktiv für den einen oder den anderen entscheidest, kannst du die Konsequenzen kalkulieren; wenn du dich nicht enscheidest, also alles so laufen lässt, treten die Konsequenzen gleichwohl ein, allerdings unberechenbarer und du erleidest sie.

Gruß
milano

27.01.2003 11:14 • #4


E
Liebe Fetzenflug,

Deinen Beitrag habe ich jetzt mehrmals gelesen. Du stehst zwischen zwei Männern und weißt nicht, wie Du entscheiden sollst. Bist hin- und hergerissen.

Ja, ich kenne diese Ambivalenzen. Und ich weiss, wie sehr das zehrt. Es zehrt an Dir, raubt Dir Deine Kraft und Du hast das Gefühl, immer unfähiger zu werden, immer weniger zu wissen, was richtig ist. Und vor allem hast Du das Gefühl, ALLES kaputtzumachen. Es ist zum Verzweifeln. Du bist auch verzweifelt, weil Du mit Dir selbst in einer Sackgasse steckst. Im Moment bist Du Dir eigentlich selbst im Weg. Es könnte alles so einfach sein, so klar, wenn Du nur wüsstest wohin. DU bist DEIN Problem. Wenn Du nur wüsstest worauf Du Dich konzentrieren willst. Deine Kräfte, Deine Energie, Deine Liebe, Deine Wärme, Deine Aufmerksamkeit, Deine Fürsorge, Deine Ziele ... das alles zersplittert im Moment wie ein Glas, was zu Boden fällt ... ich nehme mal an, das meintest Du mit dem Ausdruck *Chaos* in Deinem Leben?!? So kannst Du Dich einfach nicht wohlfühlen in Deiner Haut.

Diese Gefühle habe ich in meinem Leben schon öfter gehabt. In meiner Ehe, auf die ich mich nicht zu 100% konzentrieren konnte, in der folgenden 7-jährigen Beziehung war es auch noch da ... und schliesslich hatte ich (oder mittlerweile sollte ich sagen glaubte ich) den Traummann zu haben ... und auch in dieser Beziehung gab es sie wieder – Ambivalenzen. Sie können verschiedene Ursachen haben. Bei mir war die Ursache einfach die zu schnell und abprubt abgebrochene vorhergehende Beziehung und das zu schnelle Zusammenziehen mit dem **Traummann** der die letzten Monate zu meinem **Albtraummann** wurde dazu kam das durch nicht erwartungsgemässe Reaktionen und Verhaltensweise entstandene Fehl-Vertrauen in Diskrepanz zur (vermeintlichen?) größten Liebe derer ich zu dem Zeitpunkt fähig war. Bei Dir liegen die Ursachen der Ambivalenzen woanders ... wo genau, das würde sich für Dich vielleicht lohnen, herauszufinden...

Ich weiss von Dir und Deiner Geschichte zu wenig, mit dem was ich weiss könnte ich vermuten, die Ambivalenzen Deinerseits liegen in der Erkenntnis, dass Du Tom mehr oder sagen wir besser anders liebst als er Dich. Damit, dass er jetzt dem Reisen den Vorrang gibt, hemmt er auch Deine 100%ige Entscheidung für ihn ...
Seine Ambivalenzen liegen möglicherweise darin, dass er Dich liebt, aber auch ein Kind möchte, und auch darin, dass er sich Deiner **trautes-Heim-Sehnsucht** nicht aus vollem Herzen anschliessen kann.

Dein Neuer erscheint ambivalent, weil Du auch gleichzeitig gefangen bist in Deinen Gefühlen zu Tom ... wie sollte er Dir jetzt auch anders erscheinen? Was wäre eigentlich, wenn es Tom nicht gäbe? Könnte es sein, dass Du dann so richtig glücklich mit ihm sein könntest?

Was ich für mich mittlerweile festgestellt habe ist, dass Ambivalenzen kein gutes Zeichen sind. Spüre ich sie in mir, dann weiss ich eins recht genau, irgendwas tut mir da nicht gut, irgendwas ist da nicht richtig und ich sollte mich erst mal wieder befreien, die Sicht muss klar sein. Ambivalenzen bedeutet für mich dieses Hin- und Hergerissen sein. Und hin- und hergerissen ist man, wenn die äusseren Einflüsse durch andere Personen auf mich selbst zu stark sind, man nichts oder nicht allzu viel dagegenzusetzen hat, so lässt man sich dann treiben ... irgendwie wird es sich schon lösen... das stimmt auch. Aber damit bist DU der Spielball geworden.

Beim Lesen Deiner Geschichte ist mir ein Bild entstanden, was ich selbst sehr gut kenne, Du stehst da, um Deinen Körper ist ein Seil, das eine Ende hält Tom und das andere Dein Neuer. Beide ziehen sie daran und Du, Du spürst, Dir geht manchmal die Luft aus, aber Du kommst nicht aus der Schlinge, weil Du auf gar keinen Fall den Kontakt zu dem Seil verlieren willst.

Es ist nicht leicht, Dir einen Rat zu geben, nur DU allein kannst die richtige Entscheidung treffen, und das sobald Du sehen kannst, was DU wirklich willst. Für mich war das auch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Nach der Trennung von P. im Juli und den ganzen Tränen und den ganzen besch... Downs. Wenn was an mir zieht, so dass mir die Luft wegbleibt ... ich für mich weiss, dass ich mich dann auf mich selbst stellen muss und in mich hineinhören. Ach Mensch, ich weiss doch, wie schwer das ist... und ich habe auch gemerkt, dass das einmal erkannt haben nicht unbedingt heisst, dass es von nun an immer klappt, dass man immun ist ... nein. leider nicht. Ich finde das alles auch gerade recht ungeschmeidig.

Höre in Dich hinein, Fetzenflug. Vielleicht – wenn es möglich ist – verreise doch mal ein paar Tage, allein – oder wenn das zu hart ist – mit einer Freundin oder jemandem, den Du vielleicht schon lange kennst und dem Du vertraust.

Lass die beiden Männer erst mal sein. Wenn sie Dich lieben, dann werden sie Dich deshalb nicht gleich fallen lassen. Sie werden es respektieren und sollten Dich eigentlich dafür noch mehr achten und lieben.

Nimm ein bisschen Abstand von der Welt, die da in Deiner nächsten Nähe pulsiert und die Dir den Blick dafür nimmt, was Du eigentlich selber willst, was eigentlich alles sonst noch sein könnte.

Du musst ja nicht mit Beiden brechen ... nimm Dir Zeit und zwar genauso viel wie Du brauchst, ohne darüber nachzudenken, ob das angemessen ist oder nicht, ob das gut oder schlecht sein könnte, was die Reaktionen der Anderen anbelangt. NIMM DIR DEINE ZEIT FÜR DICH und denk nicht drüber nach, was Du damit auslöst...

So würde ich es wohl machen. Was für Dich ok. Ist, das weißt Du selbst am Besten, vertrau darauf ... Du weißt es, manchmal siehst Du es nur nicht.

Alles Liebe,

Gia

29.01.2003 00:09 • #5