Hallo zusammen,
ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen: ich bin 29, mein Partner ist 14 Jahre älter. Aber nicht nur einen Altersunterschied gibt es. Auch beruflich und privat sind wir unterschiedlich: ich arbeite in der Bildung und er in der Gastronomie, mit immer wechselnden Jobs; ich bin kinderlos und er hat 2 Kinder, beide Teenager, die aktuell nichts mit ihm zu tun haben wollen und bei der Mutter / seiner Schwester wohnen. Dazu kommt, dass mein Partner eine vergangene Borderline-Diagnose hat - in seiner Jugend hatte er mit Dro. zu tun, führte ein exzessives Partyleben, und hatte bis vor Kurzem auch noch ein Alk.. Dies habe ich jedoch in zwei schwierigen Vorfällen erst nach Beziehungsbeginn erfahren.
Ich bin zunächst offen mit dieser Beziehung umgegangen, obwohl mir dies schwer fiel, und habe Freunde und Kollegen involviert, die ihm ohne Vorbehalte entgegengetreten sind. Unter Alk. hat er sich aber teils aggressiv/peinlich verhalten, sodass der Ruf teils ruiniert war (bei denen, die es mitbekommen haben) und mir das selbst zutiefst peinlich war. Ihm mittlerweile auch. Es war die Zeit nach einem eigenen Beziehungsende, nachdem seine Tochter den Kontakt abgebrochen hat und er in Wohnungs- und Arbeitsnot war. Das rechtfertigt diese Tatsachen nicht, das habe ich ihm auch gesagt und ihm damals ein Ultimatum gestellt. Er ist unter Alk. reizbar und ziemlich respektlos.
Gleichzeitig habe ich mich, vielleicht dummerweise?, dazu entschieden, unsere Beziehung geheimzuhalten. Es kam schließlich aufgrund dessen zur Trennung, und letztlich war ich danach so fertig, dass ich auch anderen von meiner Scham während dieser Beziehung erzählt habe.
Nun könnte man das Ding abhaken.
Allerdings ist es so, dass diese Trennung bei ihm anscheinend etwas bewirkt hat. Er hat nun sowohl eine Einzel- und Gruppentherapie angefangen, er hat sich beruflich stabilisiert mit festen Arbeitszeiten, wir sind mehrmals erfolgreich und schön in den Urlaub gefahren, und er hat seit Monaten keinen Alk. angerührt, ist clean. Er hat noch Restschulden, die er bald mit einer Beratung angeht. Im Zuge dessen sind wir nun wieder zusammen gekommen und sind es auch relativ streitfrei seit ca. 1 Jahr.
Alles in allem weiß ich, dass ich bis auf die o.g. äußeren Fakten, dass wir in unseren Persönlichkeiten harmonieren. Ich liebe ihn auch, das kann ich ohne Umschweife sagen. Seit er nicht mehr trinkt, ist er viel ruhiger, gelassener, und kann mir mit der extra Lebenserfahrung in vielen Dingen weiterhelfen. Ich habe jetzt, wie er, das Gefühl, dass er ziemlich viel mehr auf die Reihe bekommt. Dennoch habe ich die Beziehung wiederum nicht öffentlich gemacht, damit wir schauen können, ob es denn wieder passt nach diesen Vorfällen.
Er hat mich nun gefragt, nach insg. 2 Jahren Beziehungsdauer, ob wir zusammenziehen wollen. Ich bin beruflich fest in einer Stadt verankert, sodass er zu mir kommen würde. Und theoretisch wäre es ein nächster sinnvoller Schritt nach einer Fernbeziehung. Ich würde mich in Bezug auf das, was uns an gemeinsamer Zeit bevorsteht, wirklich sehr freuen, da unsere Beziehung im letzten Jahr einen Sprung gemacht hat. Außerdem wohne ich schon jahrelang allein und wünsche mir sehr, endlich eine gemeinsame Wohnung zu haben. Andererseits sind da noch die Erinnerungen an die alten Tage, die BPS-Diagnose, die früher bei ihm gesichert war (ab 40 das aber meist besser, und aktuell sehe ich da wenig, was noch auf die Erkrankung hindeutet), seine Restschulden, mein zukünftiger Kinderwunsch, der für ihn unsicher ist. Für ihn kommt ein Weiterführen der Fernbeziehung nicht infrage, da das auf eine 4-jährige Dauer hinausläuft und er sich jetzt verändern möchte. Ich kann nachvollziehen, dass er jetzt nach diesem Schritt fragt. Hinzu kommt gravierenderweise aber, dass weder meine Eltern noch meine Freunde wissen, dass es uns gibt. Umgekehrt kennen mich seine Familie, Freunde, Kinder.
Ich habe totale Bauchschmerzen, das zu erzählen, weil ich mit negativen Äußerungen - die aus Sicht derer auch verständlich sind und auch aus meiner - rechnen muss. Sie haben ja auch noch nicht beurteilen können, wie er sich verändert hat. Andererseits bin ich ein Mensch, der anfällig für die Meinung anderer ist, und auch mal lernen muss, was durchzuziehen und sich abzugrenzen. Es ist nur das erste Mal, dass ich mit obigem konfrontiert bin. Deswegen die behutsame Nachfrage an euch:
was würdet ihr tun? Und wie beurteilt ihr das, wenn eure Tochter euch von so einem Vorhaben so plötzlich erzählen würde (jetzt sagen, dass wir zusammen sind, und in ca. einem halben Jahr zusammenziehen)? Vielen Dank für die Antworten, und sorry für den langen Text! Ich brauche wirklich einen Rat.
29.08.2017 16:17 •
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