Hallo ihr Lieben,
ich wende mich quasi mit einer Herzensangelegenheit an euch.
Ich bin mit den Jahren mehr und mehr ins Zweifeln gekommen, ob das mit den lebenslangen, monogamen Beziehungen so das gelbe vom Ei sein kann.
Versteht mich nicht falsch, ich möchte keineswegs Fremdgehen, Heimlichkeiten, Lügen schönreden. Genauso blöd finde ich es allerdings, Partner, mit denen man gemeinsam Alt werden wollte, die sich auf einen verlassen, mit den Worten: Die Liebe reicht nicht mehr auszutauschen. Mir geht es um einvernehmliche offene Beziehungen, Polyamorie, so Sachen.
Hier ist meine persönliche Geschichte:
Ich habe meinen Mann mit 20 kennengelernt, er war 19. Ich hatte mich fast nicht ausgetobt, für in war ich die erste Frau in seinem Leben. Wir haben geheiratet, als die rosarote Brille schon längst ab war, für mich war klar, wenn ich es mit ihm nicht schaffe, dann mit keinem. Gleichzeitig war mir aber eigentlich schon immer klar, dass ich meinen Mann und unser gemeinsames Leben lieben könnte, und trotzdem mit jemand anderem Schmetterlinge spühren. Ich dachte mir halt, da muss ich dann halt nein zu sagen, den rest meines Lebens. Mit 25 unterschätzt man ein bischen, wie lange der Rest des Lebens ist. So zogen die Jahre ins Land, mal besser, mal schlechter, leider haben wir viel unter den Teppich gekehrt, aber wo ist das anders. Kinder, Hund, Einfamilienhaus, was man so macht. 10 Ehejahre lang. Ach ja, ein großer Konfliktpunkt war das Bett, auch wie bei so vielen, ich verstehe mich inzwischen als a6uell im Grauspektrum.
Vor 5 Jahren ungefähr hatten wir dann nach einem Film ein Gespräch, wo ich meinte, ich würde gerne nochmal die Schmetterlinge spühren, und würde es als großes Geschenk empfinden, wenn ich nicht nein sagen müsste. Unsere Ehe ginge mir aber allemal vor. Und er meinte, dass er sich 6uell gerne noch ein bischen ausprobieren würde. So sind wir also verblieben, dass wir darüber reden werden, wenn sich für einen von uns eine Gelegenheit ergibt.
Meine Gelegenheit kam 1 Jahr später, in Form von meinem Tanzpartner. Also haben wir geredet, stundenlang, wochenlang, und ich durfte mir den Kerl angeln. Und meine Ehe lief für ca. ein halbes Jahr besser den je. Durch diese Gespräche und dieses Geschenk fühlte ich mich verbunden wie lange nicht mehr.
Leider leiß seine Gelegenheit ein bischen auf sich warten, wo ihm schon anzumerken war, dass ihn das gewurmt hat. Irgendwann hat es dann aber auch bei ihm geklappt, schönerweise habe ich mich sogar recht gut mit seiner Süßen verstanden. Für mich war das alles wahnsinnig stimmig, ich hatte (und habe) beide Kerle aus verschiedenen Gründen so richtig lieb.
Happy End? Leider nicht.
Vor ca. 3 Jahren ging unsere Ehe zunehmend den Bach runter. Und ich würde lügen, wenn ich bahaupten würde, dass die Beziehungsöffnung keine Rolle gespielt hätte. Dass das eher meins und weniger seins war, war klar, aber er hat immer behauptet, dass es damit leben kann. Manchmal hat er sich auch über seinen Ausbruch aus der Spießbürgerlichkeit, sein Rebellentum und unsere Verrücktheit diebisch gefreut.
Was aber passiert ist, wie ein Katalysator hat diese neue Beziehung den Verfall der alten beschleunigt, indem sie an die Oberfläche geschwemmt hat, was wir die letzten Jahre unter den Teppich gekehrt hatten. In meinen Augen sind wir letztlich daran gescheitert, dass wir die Verbindung im Alltag nicht immer wieder herstellen, und daraus gute und einvernehmliche Konfliktlösungen finden konnten. Ich denke, wir waren einfach nicht gut darin, Konflikte zu lösen.
Übrigens bekam ich dann später auch die Kehrseite der Medaille zu kosten, als mein Liebster mir sagte, dass er da jemanden im Auge hat. Es hat in mir wahnsinnig die Angst getriggert, ihn zu verlieren, aber ich habe genauso festgestellt, dass ich ihm das nicht verbieten kann und auch gar nicht will.
Ist also mein Versuch gescheitert? Ich denke nicht. Ich habe viel gelernt, ich habe einige Ideen, was ich beim nächsten Versuch anders machen würde, ich habe mich innerlich weiterentwickelt, ich habe gelernt, dass ich nicht sehr eifersüchtig bin. Ich habe mich theoretisch beschäftigt, und ich glaube, dass es einige sehr gute Argumente für offene Beziehungsformen gibt, aber das dann vielleicht mal in einem anderen Beitrag.
Und genau darüber würde ich mich gerne Austauschen. Gibt es hier Leute, die sich damit auseinandergesetzt haben, vielleicht sogar schon leben? Was erachtet ihr für wichtig, wo sind Fallstricke? Wie seid ihr dazu gekommen? Wo hat es vielleicht nicht oder nicht gut funktioniert, und warum?
Ich freue mich auf spannende Erkenntnise!
16.09.2020 12:38 •
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