Logbucheintrag Capt. Inexplicitus, Kommandant der MS Singleforever. Sternzeit 02:57 Sommer, Erde.
Der Nachthimmel ist bewölkt, der Mond verdeckt und trotzdem kann ich die Silhouetten der Bäume und Büsche erkennen, die ich von meiner Terasse aus beobachte. Es ist kühl und ich habe mich in meine Lieblingsjacke gelümmelt und sitze an einem offenen Feuer, das ich mir in meinem Garten in einer kleinen Feuerkuhle entzündet habe. Ich liebe es dem Knistern der brennenden Hölzer zu lauschen, und den Tanz der Flammen zu beobachten. Kein Mensch, sondern nur meine Tiere leisten mir Gesellschaft. Einer von meinen pelzigen Lieblingen liegt schnurrend auf meinem Schoß und lässt sich von mir durch sein flauschiges Fell streicheln. Wie genügsam der kleine Kerl ist. Futter, Wasser und ab und zu ein Paar Streicheleinheiten. Vergolten wird es mit einem rythmischen und zufriedenen Schnurrkonzert. Kein dummes Gelaber, kein unnötiges Gequatsche, keine Forderungen oder gar unnötiges Gezanke.
Ich geniesse diese Atmosphäre, die meinem Ideal eines idyllischen Momentes fast perfekt gleicht. Ich bin froh das ich mich entschieden habe aus der Großstadt hinaus aufs Land zu flüchten. Dieser ehemalige Bauernhof der mitten in einem Forst liegt, weit, sehr weit weg von Menschen, wird mir hoffentlich auch als Grab dienen. Leider bin ich nicht vollkommen allein, nebst mir wohnen noch 2 weitere Parteien auf dem Hof, denen ich allerdings sehr selten begegne, und mehr als ein Hallo haben die von mir auch nicht zu erwarten. Zum Glück geben die sich damit auch zufrieden und lassen mich in Ruhe.
Eines der Vorzüge dieses Ortes ist diese Abgeschiedenheit, denn die nächsten Orte befinden sich 5-7 Kilometer entfernt, und somit bleibe ich von diesen Türverkäufern, Prospektspammern und Zeugen Jehovas verschont. An seltenen Tagen an denen ich mich doch mitten in den Trouble des menschlichen Alltags begeben muss, um z.B. etwaige Einkäufe zu tätigen, die mir jedes Mal ein Graus sind da ich Menschenmassen normalerweise meide wie der Teufel das Weihwasser, ist die Gefahr entdeckt zu werden allseits präsent. So schnell ich nur kann erledige ich meine Geschäfte und Einkäufe um dieser Gefahr zu entkommen. Ich fahre schneller als erlaubt, denn ich kann es nicht erwarten zurück in meine Festung zu kommen. Weit weg von alledem was ich hinter mir gelassen habe.
Trotz all dieser Vorsicht wurde ich doch in den letzten knappen 2 Jahren, seit meiner Flucht aus der Großstadt gefunden. Und 2 Mal endete es nicht schön. Von einem Extrem raus, nur wenige Monate später ins nächste hinein. Obwohl ich mir immerwieder selbst auferlege NEIN! zu sagen, versagte ich in diesem Punkt. Ich wollte nicht, ich konnte nicht! Und trotzdem ließ ich mich wieder auf etwas ein, das ich so nicht wollte. Nur mühsam habe ich mich aus dieser Lage wieder befreien können, und bin heilfroh das ich es so human wie irgendmöglich vollbracht habe.
Man unterhält sich nett, macht keine anzüglichen Bemerkungen ist höflich und zurückhaltend. Was zum Henker finden Frauen so anziehend an diesem Verhalten!? Je mehr ich mich bemühe anbahnenden Beziehungsgehabe auszuweichen, umso mehr fühlt sich das andere Geschlecht bestärkt in der Meinung : Den schnapp ich mir!. Muss ich wirklich erst zum Mittel der untersten Schublade greifen? Das ist auch nicht die Lösung, denn auch dafür gibt es Kunden die so ein Produkt aus den Regalen förmlich wegreissen.
Als Single leben, ist einfach besser. Keine hitzigen Diskussionen die aus völlig banalen Gründen geführt werden. Kein Gezanke, kein Streit, keine Kompromisse und das schönste: Kein Eifersuchtsgehabe. Wie schön es ist, sich aus diesem Gefüge der heutigen Zeit und der Entwicklung der Gesellschafft zu entziehen. Beziehungen sind mitlerweile Modeerscheinungen und Heirat ist die Steigerung dessen. Und zum Schluss trennt man sich. Eine Anpassung an unsere Wegwerfgesellschaft!? Nun, Möglichkeiten neue pot. Partner zu finden sind ja kommerziell in unseren Alltag eingebettet worden. Neuer Partner gefälligst? Tinder/Facebook/Whatsapp und co. machen es möglich! Come in and find out. Und wenn der Partner nichtmehr gefällt, einfach wegschmeissen und den nächsten ranholen. Die kläglichen Überreste der Verbrauchten Expartner findet man dann auf Recyclinghöfen namens Liebeskummerforum wieder.
Wie traurig es mich macht, zu wissen das unsere Gesellschaft es nicht schafft, Altes mit Neuem zu verbinden. Wie traurig es ist, das die Gattung Mensch nichtmehr im Stande ist, alte Werte neu auszuleben. Treue, Bindung und Vertrauen, Zweisam und Genügsamkeit in Einklang mit einer gesunden Beziehung zweier Menschen.
17 Jahre und 7 Monate ist es her, seit ich die beiden verloren habe. Gewaltsam von mir gerissen, in wenigen Augenblicken zu Sternenkindern geworden. Seitdem fühle ich mich nichtmehr als Mensch, denn mir wurde auch die Möglichkeit genommen, mich wie ein Mensch von beiden zu verabschieden. Da war nichtsmehr übrig, das man hätte in einen Sarg betten können. So wurde nur ein Stück Holz in der Erde vergraben, leer. Ich habe ihre Gräber niewieder besucht.
Nach einigen misslungenen Versuchen, mich doch nocheinmal auf einen anderen Menschen einzulassen, geschah das unerwartete. 4.5 Jahre hielt es an, doch immer begleitete mich ein Zweifel den sie verursachte. Ihr Verhalten, ihre Äusserungen konnte ich teils nicht nachvollziehen, ebenso passten sie nicht zu ihrem Alter. Das war keine Erwachsene, ich empfand sie wie ein kleines Kind das erst lernen musste wie man sich erwachsen verhalten sollte. Ich wollte sie in der Zeit mehrere Male loswerden, bin dann aber doch kläglich an mir selbst gescheitert.
Das Ende das ich herbeigeführt habe, indem ich nicht auf meine Vernunft hörte, war dann unausweichlich. Die Lüge flog auf und ich wusste schon wie es enden wird. Denn wenn mich im Leben etwas zur Raserei und nie endendem Zorn verleitet, dann ist es Verrat. Dank Whatsapp und dieser tollen Funktion Status, bemerkte ich erst ihr Spiel, das sie wohl die ganzen 4.5 Jahre mit mir trieb. Das Ende vom Lied war dann die Trennung übers Telefon, was von ihr ausging. 4.5 Jahre in 1 Minute Telefonat dahin. Erst war es Verwirrtheit, dann Verzweiflung und Trauer, zum Schluss war es blanker Hass. Entsetzlicher bösartiger, widerwärtiger Hass. Wiedereinmal dessen beraubt, was doch am wichtigsten ist. Keine Aussprache, kein Abschied. Nur ein Unterschied, sie lebt.
Nein und abermals nein! Das mach ich nicht nocheinmal mit. Verantwortung für einen anderen Menschen übernehmen? Nur damit dieser mir wieder auf irgendeine Art und Weise entrissen wird? Nocheinmal diese Zeit der Trauer, das Gefühl der Einsamkeit ertragen!? Nein, nein und nochmals nein!
Ich geniesse meine Freiheit, meinen Alltag und diese herrliche Ruhe. Es ist soviel schöner, ohne so ein Anhängsel für das man sich allzuoft verbiegt, seine Prinzipien über Bord wirft. Keine überflüssigen Gedanken die man sich um den anderen macht, kein Gezänk, kein Streit. Es gibt nur noch mich, mich allein um den ich mich sorgen muss, und das ist auch gut so. Ich habe mich von allen getrennt, Familie, Freunde und Bekannte einfach von allen. Ich bin zufrieden!
. und trotzdem bin ich traurig
Ich hab hier ne Flasche Whiskey. Ich erhebe mein Glas auf all jene, die wie ich das Singleleben bevorzugen.
Sonst noch jemand Single der eine kleine nette Geschichte zu seiner Entscheidung Single zu bleiben, erzählen möchte?
14.10.2019 03:48 •
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