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Als Single leben, ist einfach besser

I
Logbucheintrag Capt. Inexplicitus, Kommandant der MS Singleforever. Sternzeit 02:57 Sommer, Erde.

Der Nachthimmel ist bewölkt, der Mond verdeckt und trotzdem kann ich die Silhouetten der Bäume und Büsche erkennen, die ich von meiner Terasse aus beobachte. Es ist kühl und ich habe mich in meine Lieblingsjacke gelümmelt und sitze an einem offenen Feuer, das ich mir in meinem Garten in einer kleinen Feuerkuhle entzündet habe. Ich liebe es dem Knistern der brennenden Hölzer zu lauschen, und den Tanz der Flammen zu beobachten. Kein Mensch, sondern nur meine Tiere leisten mir Gesellschaft. Einer von meinen pelzigen Lieblingen liegt schnurrend auf meinem Schoß und lässt sich von mir durch sein flauschiges Fell streicheln. Wie genügsam der kleine Kerl ist. Futter, Wasser und ab und zu ein Paar Streicheleinheiten. Vergolten wird es mit einem rythmischen und zufriedenen Schnurrkonzert. Kein dummes Gelaber, kein unnötiges Gequatsche, keine Forderungen oder gar unnötiges Gezanke.

Ich geniesse diese Atmosphäre, die meinem Ideal eines idyllischen Momentes fast perfekt gleicht. Ich bin froh das ich mich entschieden habe aus der Großstadt hinaus aufs Land zu flüchten. Dieser ehemalige Bauernhof der mitten in einem Forst liegt, weit, sehr weit weg von Menschen, wird mir hoffentlich auch als Grab dienen. Leider bin ich nicht vollkommen allein, nebst mir wohnen noch 2 weitere Parteien auf dem Hof, denen ich allerdings sehr selten begegne, und mehr als ein Hallo haben die von mir auch nicht zu erwarten. Zum Glück geben die sich damit auch zufrieden und lassen mich in Ruhe.

Eines der Vorzüge dieses Ortes ist diese Abgeschiedenheit, denn die nächsten Orte befinden sich 5-7 Kilometer entfernt, und somit bleibe ich von diesen Türverkäufern, Prospektspammern und Zeugen Jehovas verschont. An seltenen Tagen an denen ich mich doch mitten in den Trouble des menschlichen Alltags begeben muss, um z.B. etwaige Einkäufe zu tätigen, die mir jedes Mal ein Graus sind da ich Menschenmassen normalerweise meide wie der Teufel das Weihwasser, ist die Gefahr entdeckt zu werden allseits präsent. So schnell ich nur kann erledige ich meine Geschäfte und Einkäufe um dieser Gefahr zu entkommen. Ich fahre schneller als erlaubt, denn ich kann es nicht erwarten zurück in meine Festung zu kommen. Weit weg von alledem was ich hinter mir gelassen habe.

Trotz all dieser Vorsicht wurde ich doch in den letzten knappen 2 Jahren, seit meiner Flucht aus der Großstadt gefunden. Und 2 Mal endete es nicht schön. Von einem Extrem raus, nur wenige Monate später ins nächste hinein. Obwohl ich mir immerwieder selbst auferlege NEIN! zu sagen, versagte ich in diesem Punkt. Ich wollte nicht, ich konnte nicht! Und trotzdem ließ ich mich wieder auf etwas ein, das ich so nicht wollte. Nur mühsam habe ich mich aus dieser Lage wieder befreien können, und bin heilfroh das ich es so human wie irgendmöglich vollbracht habe.

Man unterhält sich nett, macht keine anzüglichen Bemerkungen ist höflich und zurückhaltend. Was zum Henker finden Frauen so anziehend an diesem Verhalten!? Je mehr ich mich bemühe anbahnenden Beziehungsgehabe auszuweichen, umso mehr fühlt sich das andere Geschlecht bestärkt in der Meinung : Den schnapp ich mir!. Muss ich wirklich erst zum Mittel der untersten Schublade greifen? Das ist auch nicht die Lösung, denn auch dafür gibt es Kunden die so ein Produkt aus den Regalen förmlich wegreissen.

Als Single leben, ist einfach besser. Keine hitzigen Diskussionen die aus völlig banalen Gründen geführt werden. Kein Gezanke, kein Streit, keine Kompromisse und das schönste: Kein Eifersuchtsgehabe. Wie schön es ist, sich aus diesem Gefüge der heutigen Zeit und der Entwicklung der Gesellschafft zu entziehen. Beziehungen sind mitlerweile Modeerscheinungen und Heirat ist die Steigerung dessen. Und zum Schluss trennt man sich. Eine Anpassung an unsere Wegwerfgesellschaft!? Nun, Möglichkeiten neue pot. Partner zu finden sind ja kommerziell in unseren Alltag eingebettet worden. Neuer Partner gefälligst? Tinder/Facebook/Whatsapp und co. machen es möglich! Come in and find out. Und wenn der Partner nichtmehr gefällt, einfach wegschmeissen und den nächsten ranholen. Die kläglichen Überreste der Verbrauchten Expartner findet man dann auf Recyclinghöfen namens Liebeskummerforum wieder.

Wie traurig es mich macht, zu wissen das unsere Gesellschaft es nicht schafft, Altes mit Neuem zu verbinden. Wie traurig es ist, das die Gattung Mensch nichtmehr im Stande ist, alte Werte neu auszuleben. Treue, Bindung und Vertrauen, Zweisam und Genügsamkeit in Einklang mit einer gesunden Beziehung zweier Menschen.

17 Jahre und 7 Monate ist es her, seit ich die beiden verloren habe. Gewaltsam von mir gerissen, in wenigen Augenblicken zu Sternenkindern geworden. Seitdem fühle ich mich nichtmehr als Mensch, denn mir wurde auch die Möglichkeit genommen, mich wie ein Mensch von beiden zu verabschieden. Da war nichtsmehr übrig, das man hätte in einen Sarg betten können. So wurde nur ein Stück Holz in der Erde vergraben, leer. Ich habe ihre Gräber niewieder besucht.

Nach einigen misslungenen Versuchen, mich doch nocheinmal auf einen anderen Menschen einzulassen, geschah das unerwartete. 4.5 Jahre hielt es an, doch immer begleitete mich ein Zweifel den sie verursachte. Ihr Verhalten, ihre Äusserungen konnte ich teils nicht nachvollziehen, ebenso passten sie nicht zu ihrem Alter. Das war keine Erwachsene, ich empfand sie wie ein kleines Kind das erst lernen musste wie man sich erwachsen verhalten sollte. Ich wollte sie in der Zeit mehrere Male loswerden, bin dann aber doch kläglich an mir selbst gescheitert.

Das Ende das ich herbeigeführt habe, indem ich nicht auf meine Vernunft hörte, war dann unausweichlich. Die Lüge flog auf und ich wusste schon wie es enden wird. Denn wenn mich im Leben etwas zur Raserei und nie endendem Zorn verleitet, dann ist es Verrat. Dank Whatsapp und dieser tollen Funktion Status, bemerkte ich erst ihr Spiel, das sie wohl die ganzen 4.5 Jahre mit mir trieb. Das Ende vom Lied war dann die Trennung übers Telefon, was von ihr ausging. 4.5 Jahre in 1 Minute Telefonat dahin. Erst war es Verwirrtheit, dann Verzweiflung und Trauer, zum Schluss war es blanker Hass. Entsetzlicher bösartiger, widerwärtiger Hass. Wiedereinmal dessen beraubt, was doch am wichtigsten ist. Keine Aussprache, kein Abschied. Nur ein Unterschied, sie lebt.

Nein und abermals nein! Das mach ich nicht nocheinmal mit. Verantwortung für einen anderen Menschen übernehmen? Nur damit dieser mir wieder auf irgendeine Art und Weise entrissen wird? Nocheinmal diese Zeit der Trauer, das Gefühl der Einsamkeit ertragen!? Nein, nein und nochmals nein!

Ich geniesse meine Freiheit, meinen Alltag und diese herrliche Ruhe. Es ist soviel schöner, ohne so ein Anhängsel für das man sich allzuoft verbiegt, seine Prinzipien über Bord wirft. Keine überflüssigen Gedanken die man sich um den anderen macht, kein Gezänk, kein Streit. Es gibt nur noch mich, mich allein um den ich mich sorgen muss, und das ist auch gut so. Ich habe mich von allen getrennt, Familie, Freunde und Bekannte einfach von allen. Ich bin zufrieden!

. und trotzdem bin ich traurig

Ich hab hier ne Flasche Whiskey. Ich erhebe mein Glas auf all jene, die wie ich das Singleleben bevorzugen.

Sonst noch jemand Single der eine kleine nette Geschichte zu seiner Entscheidung Single zu bleiben, erzählen möchte?

14.10.2019 03:48 • x 20 #1


Amyontour
Puhhh.... deine Last ist aber auch groß... da muss man ja auch erst ein Esel finden der sie trägt.

Ich bin auch selbstgewählt Single, aber nicht so verbittert wie du.
Warum bist du so enttäuscht von Menschen, warum hast du mit allen gebrochen....?

Dein Post macht mich etwas traurig....

14.10.2019 04:12 • x 2 #2


A


Als Single leben, ist einfach besser

x 3


Gorch_Fock
Okay, fassen wir mal zusammen: Singel sein heisst für Dich diverse Angststörungen auszuleben, Dich wie ein Flüchtiger in einem alten Bauernhof zu verstecken (Internet scheint es zu geben, gefährlich, sie können Dich finden). Du meidest soziale Kontakte und gibst Dich dem Alk. hin. Ein traumatisches Erlebnis von vor 17 Jahren wurde offensichtlich nicht aufgearbeitet. Aus meiner Sicht hat so ein Singelleben nichts Gesundes an sich. Aber das ist auch die Freiheit jeden Einzelnen. Aus meiner Sicht brauchst Du zeitnah therapeutische Unterstützung. Ansonsten wird das irgendwann als eine Meldung a la Mann verstirbt einsam auf abgelegenem Hof in den Medien enden.

14.10.2019 04:31 • x 8 #3


I
@Amyontour

Meine Enttäuschung ist darin begründet, das ich 2 Mal unwiederbringlich Menschen verlor, die ich innigst geliebt habe. Es fehlt ein Stück von mir, das mit ihnen fortging. Ich habe alles in diese Bindungen gesteckt, und mich selbst dabei fast vollständig vergessen. Ich fühle mich um meine Gefühle und Menschlichkeit betrogen. Ich war vor 17 Jahren nicht in Deutschland, und frage mich immerwieder ob ich es hätte verhindern können.

Ich sitze hier draussen am Laptop, schreibe diesen Text und zerfliesse wieder einmal in Selbstmitleid Trauer Wut und tränen. Ich bin einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt, die ich nicht kontrollieren kann. Ich stelle mir immer wieder die selben Fragen nach dem Warum, aber eine Antwort bekomme ich nicht. Ich stoße nur noch Menschen vor den Kopf, versuche mein Dasein mit klugen und intellektuellem kluggesch. zu verschleiern. Dabei belüge ich mich selbst, und finde immer nur die eine Begründung. Ich hasse die Menschheit.

Manchmal tröstet es mich, wenn ich zu den Sternen hoch schaue, aber zu meinem Glück ist der Himmel heute Nacht wieder voller Wolken! Ich habe einfach eine sch. Angst wieder einen anderen Menschen zu verlieren.

Edit:
@Gorch_Fock
Zitat von Gorch_Fock:
gibst Dich dem Alk

Interpretier das nicht falsch. Ich bin kein Alk. und der Whiskey liegt schon seit Äonen im Schrank, und ansonsten habe ich keinerlei Sucht. Nuja, Zig. ist meine einzige Sucht.

Zitat von Gorch_Fock:
Mann verstirbt einsam auf abgelegenem Hof

So blöd das jetzt klingen mag, manchmal wünschte ich es wäre schon vor 17 Jahren so gekommen. Aber um es selbst herbeizuführen, dazu fehlt mir der Mumm.

14.10.2019 04:32 • x 2 #4


SweetCookie
Zitat von Inexplicitus:
Meine Enttäuschung ist darin begründet, das ich 2 Mal unwiederbringlich Menschen verlor, die ich innigst geliebt habe. Es fehlt ein Stück von mir, das mit ihnen fortging


Aber so ist das Leben. Nichts is für die Ewigkeit, keine Beziehung, keine Gefühle, keine Menschen.
Der Tod gehört dazu, der unerwartet einrtreffende genauso, wie der dahinsiechende... du kommst offenbar mit Veränderungen nicht klar. Ich kenne Menschen, die haben auch andere auf sehr tragische Art und Weise verloren, ganz schlimm, möchte man selber nicht erleben, aber: man kann es sich nicht aussuchen! Das Leben passiert einfach und wenn deine Antwort darauf die bockige, ätsch-Variante ist dann will ich eben gar niemanden mehr, dann ist das so. ABER: Du merkst auch: Das macht nicht glücklich. Der Mensch ist ein soziales Wesen und das kann kein Tier ersetzen...
Wie gesagt: Singlesein ist absolut ok, mal auf Dauer oder für immer...aber DU bist nicht Single aus Überzeugung, sondern aus Verbitterung dem Leben gegenüber..
Ich kenne zudem niemanden, dessen Leben genauso verlief, wie er das wollte...allein schon hier die ganzen Affärenstränge...die sind für mich auch immer Ausdruck von: ups, nicht geplant, aber passiert...ja, so ist das Leben halt. Die Frage ist: Was machst du draus? Derzeit aus meiner Sicht wenig positives für dich.

14.10.2019 04:41 • x 7 #5


Gorch_Fock
Was hälst Du davon, Dich mal bei einem guten Psychotherapeut anzumelden?

14.10.2019 04:45 • x 3 #6


I
Zitat von SweetCookie:
Frage ist: Was machst du draus? Derzeit aus meiner Sicht wenig positives für dich.

Ich mache garnichts daraus, wenn ich ehrlich bin. Das tue ich aber nicht freiwillig, sondern werde von einer Institution gehindert. Ein Amtsarzt hat mich für 2 Jahre ausser Gefecht gesetzt. Das sollte mir Zeit verschaffen, mich in Therapeutische Obhut zu begeben. Ich hab aber das Pech, das ich in meiner näheren Umgebung keinen Therapeuten finde, der sich meiner annehmen würde. Es gibt in dieser Region auch nicht sehrviele. Ich muss hier wohl noch ein Detail mehr ausplaudern. Ich war sehr lange Soldat und auch im Ausland. Die meisten Therapeuthen gaben mir zu verstehen das sie mit mir nicht fertig werden oder sie schlicht keine Erfahrung haben mit Ex-Soldaten.

Zitat von Gorch_Fock:
Was hälst Du davon, Dich mal bei einem guten Psychotherapeut anzumelden?

siehe oben

14.10.2019 05:01 • #7


B
Zitat von Inexplicitus:
Wie traurig es mich macht, zu wissen das unsere Gesellschaft es nicht schafft, Altes mit Neuem zu verbinden.

Es kann gefährlich sein Altes mit Neuem zu verbinden weil du dann deine Vergangenheit mit in die Gegenwart nimmst und deine Gefühle auf andere projizierst und dir damit eine sich selbst erfüllende Prophezeihung erschaffst, alles, was du ablehnst und nicht haben willst wird solange in dein Leben kommen bis du den Knoten gelöst hast.
Nutze dein Eremitendasein um dich mit deinem Kummer auseinander zu setzen, als Übergang zu einer Therapie kann dir z.B. auch die Lebenshilfe kirchlicher Einrichtungen weiterhelfen.

Ich habe mir seit meiner Trennung/Scheidung auch ganz bewusst eine Auszeit genommen und nutze diese Zeit für mich und geniesse diese - trotz allem, was das Leben mir auferlegt hat.

Zitat:
Mir fällt Hermann Hesse dazu ein :

Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Alles Gute für dich !

14.10.2019 05:41 • x 3 #8


I
Zitat von Benita:
wird solange in dein Leben kommen bis du den Knoten gelöst hast.

Ich bin an dem Punkt angelangt, an dem ich den Knoten noch straffer ziehe. Ich habe einfach aufgegeben im Leben einen bedeutenden Sinn zu suchen oder gar zu finden. Ich war mir sicher das ich vor knapp 18 Jahren an einem Etappenziel angekommen bin, nur um einen Atemzug später feststellen zu müssen, das ich an den Anfang zurückgeworfen wurde.

Zitat von Benita:
Nutze dein Eremitendasein um dich mit deinem Kummer auseinander zu setzen
Das tue ich seit meinem Verlust. Und ich drehe mich im Kreis dabei. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, um Dinge ungeschehen zu machen.

Zitat von Benita:
Ich habe mir seit meiner Trennung/Scheidung auch ganz bewusst eine Auszeit genommen und nutze diese Zeit für mich und geniesse diese - trotz allem, was das Leben mir auferlegt hat.

Ich freue mich für Dich und finde Deine Entscheidung richtig. Allzuoft vergisst man sich selbst, weil dieser unverbesserliche Trugschluss dem anderen alles geben zu wollen einen übermannt. Bevor man sich versieht, ist der andere mit dem Besten was man bereit war zu geben, auf und davon.

14.10.2019 10:44 • x 1 #9


HeartOfGold
Zitat von Inexplicitus:
. und trotzdem bin ich traurig

Ich hab hier ne Flasche Whiskey. Ich erhebe mein Glas auf all jene, die wie ich das Singleleben bevorzugen.


Ich lese da so viele Widersprüche und Traurigkeit in deinem Text...

Ich denke tatsächlich nicht, dass du wirklich davon überzeugt bist, dass das Leben als Single besser ist, so wie du in deinem Thread-Titel behauptest.
Es liest sich eher für mich so, als würdest du versuchen dich so gut es geht mit dieser Situation abfinden zu wollen und kämpfst, um das Beste draus zu machen.
Und gleichzeitig baust du eine Mauer, eine Schutzhaltung auf. Du willst und keiner Umständen wieder verletzt werden. Oder dass dir ein Mensch entrissen wird.

Und ich sage dir:
Da draußen gibt es unzählige Menschen, denen es so gut.
Auch ich sehe mich manchmal etwas gefangen in den Gedanken:
Ich will nie wieder so verletzt werden, doch ich möchte wieder diese Liebe spüren...

Und ich bin zur Einsicht gekommen, dass das, was man gewinnen kann (eine glückliche, funktionierende Beziehung) wertvoller ist als das Risiko vom Liebeskummer.

Ich kann nicht sagen: Single sein ist besser als in einer Beziehung zu sein. Oder andersrum. Denn es kommt immer ganz darauf an, was man daraus macht.
Man hat immer die Wahl wie man mit einer Situation umgeht. Wenn ich in einer Beziehung bin, bin ich bereit alles dafür zu tun, damit ich und mein Partner zufrieden sind. Geht diese Beziehung dennoch (aus welchen Gründen auch immer) zu Bruch, ist das tragisch. Aber ich kann entscheiden, um ich mich davon kaputt machen lasse, mich vollkommen abkapsele oder ob ich mir Zeit gebe, mich um die Wunden kümmere und versuche das Beste daraus zu machen.

14.10.2019 11:06 • x 2 #10


I
@ HeartOfGold

Ich zweifele nichtmehr an meiner Überzeugung das man alleine in unserer heutigen Zeit besser dasteht, als im Gegensatz gemeinsam mit einem Partner. Der Lebenswandel, die technischen Errungenschaften, im besonderen der Bereich der Kommunikation, hat vieles verändert. Grenzen wurden verlagert, soziale Gefüge und Bindungen ausgelagert.

Ein Beispiel:

Ich habe eine grotesk wirkende Situation beobachtet, die mir als Antibeispiel ohne Gleichen in den Sinn kommt. Ein Paar in der Innenstadt, beide Fluppen in der einen Hand, in der anderen Hand ihre Handys auf denen sie eifrig rumtippten. Vor den beiden ein Kinderwagen in dem ein nörgelndes Kind saß. Sie hatte beiläufig ein paar mal den Kinderwagen mit ihrem Ellenbogen geschaukelt, um sich gleich wieder dem scheinbar wichtigeren Inhalten ihres Handys zu widmen.

Meine letzte richtige Beziehung verlief ähnlich. Meine 4.5 Jahre-Ex hatte ständig ihr Handy am Start, selbst im Badezimmer. Es begleitete sie sogar bis in unser Schlafzimmer. Sie hat sich zum einschlafen Hörbücher angehört, was mich nicht sonderlich störte da ich zu den Menschen gehöre die schnell einschlafen können. Heute im Nachhinnein überfällt mich die vorwurfsvolle Frage: Warum habe ich ihr damals das Ding nicht links und rechts um die Ohren gehauen!? Die Antwort ist genauso überflüssig wie die Frage an sich. Rücksicht auf den Partner.

Heute, allein, habe ich diese kleinen Probleme mit großen Auswirkungen nichtmehr. Ich muss mich mit solchen Dingen nichtmehr beschäftigen, Zeit und Energie dafür aufbringen die ich besser in andere Dinge investiere die weitaus bedeutender sind. Ich empfinde es als Wohltat mich nichtmehr mit Nichtigkeiten rumplagen zu müssen, die durch einen anderen Menschen mit dem ich eine Bindung eigegangen bin verursacht werden.

Zitat:
was man gewinnen kann (eine glückliche, funktionierende Beziehung)

Aus meiner heutigen Sicht, ist das nur noch eine Randerscheinung die sehr selten eintritt. Wieviele kennst Du in Deinem Umfeld wo Du diese Bezeichnungen anwenden könntest? Es ist Wunschdenken, ein Traum der einer Seifenblase gleicht. Ein falsches Wort und diese Seifenblase samt Traum platzt, als wäre sie nie dagewesen.

Unsere Gesellschaft ist kaum noch in der Lage sich den alltäglichen Problemen einer zwischenmenschlichen Beziehung zu stellen. Allzu leichtfertig wird der einfachste Weg bestritten, die Trennung. Es ist doch soviel leichter sich aus einer unangenehmen Entwicklung davonzustehlen, als sich um den Fortbestand zu bemühen. Gemeinsam Lösungen erarbeiten, Kompromisse eingehen, sind doch in unserer Wegwerfgesellschaft in den Hintergrund gerückt. Der Beweis wird doch hier im Forum tagtäglich in Millionen Zeilen wiedergegeben.

Zitat:
Ich kann nicht sagen: Single sein ist besser als in einer Beziehung zu sein. Oder andersrum. Denn es kommt immer ganz darauf an, was man daraus macht.

Dazu gehören immer zwei. Wenn einer aus der Reihe tanzt und nicht mitspielt, ist es das Aus. Man selbst bemüht sich, handelt nach seinen Erfahrungen, bringt sich voll ein um sein Bestes zu geben. Und doch kann ein Sandkorn im Getriebe alles verderben und das passiert doch viel häufiger als das Gegenteil.

Familiäre Grundsätze und Wertvorstellungen verlieren zusehends an Bedeutung und gehen immerweiter verloren in unserer dynamischen aber vor allem hektischeren Zeit von heute. Eltern scheitern immer öfter an der Erziehung der Nachkommen. Sie sind überfordert, und holen sich dann das Allheilmittel alá Supernanny ins Boot. Naja, ich schweife ab. Ich hatte diese Chance vor fast 2 Jahrzehnten, mich den Herausforderungen eines Elternteils zu stellen. Aber diese Chance konnte ich leider nicht ergreifen, da nur wenige Augenblicke diese Chance zunichte machten. Wie gerne hätte ich diese Erfahrung des Vaterseins und das heranwachsen des eigenen Kindes mitgemacht.

Daran zu denken macht mich zutiefst traurig und zornig zugleich. Ich gehe mal raus an die frische Luft und wandere etwas den Sandweg an den Feldern vorbei. Vielleicht schreie ich das Windkraftrad an, in der Hoffnung das es mir eine Antwort gibt.

14.10.2019 16:23 • x 6 #11


L
Das Ding ist halt, dass du solange sich diese Erde dreht IMMER von Menschen enttäuscht werden wirst, weil Menschen einfach nicht perfekt sind.

Du hast in deinem Leben auch schon Menschen enttäuscht und verletzt, häufig merkt man das selbst gar nicht.

Natürlich kann man sich dann in der Konsequenz von allem abschotten, das ist in einer Phase auch oftmals gut und wichtig, aber es ändert halt nichts am Grundproblem.

Sprich gute Beziehungen führen zu können, hängt auch sehr stark davon ab wie autark du bist, ob du Leine lassen kannst.
Distanzierungen, Ablehnung oder schlichtweg die Enttäuschung deiner Erwartungen erlebst du in jeder Beziehung.

14.10.2019 16:41 • x 5 #12


Parzifal
Hallo Inexplicitus,

ich habe ien ganz einfache Frage: Ich gehe davon aus, daß alle Teilnehmer bzw. Teilnehmerinnen dieses Forums Menschen sind (und keine Roboter). Da Du Dich von allen oder fast allen Menschen distanzieren willst, warum wendest Du Dich dann an diese?

Gruß

Parzifal

14.10.2019 16:58 • x 3 #13


SweetCookie
@inexplicitus: Es gibt bei grundlegend allem was du beschreibst, ein einziges Problem: Du denkst, dass was du erlebt hast, erlebst, ist so und das ist auch auf alle und die Allgemeinheit anzuwenden. Dein Leben besteht aus Verallgemeinerungen und das passiert immer dann, wenn man im privaten Umfeld nicht mehr oder nicht ausreichend von Menschen gespiegelt wird. Man verliert die Bodenhaftung zum echten Leben und das hast du eindeutig.
Dein Horizont ist viel zu eng. Fahr doch mal nach Afrika. Das meine ich ernst. Dort gibt es ein ganz anderes Leben als hier in Deutschland...oder Indien...oder Australien...dein Horizont ist im wahrsten Sinn des Wortes zu eng, zu nierdrig, zu...alles...und du bist nicht glücklich damit.
Im übrigen hat die Bundeswehr spezialisierte Therapeuten und auch auf dem Sektor der kassenärztlichen Therapeuten gibt es mehr als genug, die sich mit PTBS auskennen und das IST therapierbar. Komisch nur, dass du dich so weit weg wie möglich von Hilfe lokal entfernt hast. So kann man gemütlicher darüber schwadronieren, dass a) niemand in der Nähe ist und b) einem ja sowieso keiner helfen kann. Mit b) hast du übrigens Recht. Das kannst nur du selber...aber du vergehst so ziemlich in selbstgefälligem Selbstmitleid...ach, die Welt ist schlecht, ach, das ist so und Punkt.
Gegenfrage zu deiner Mutter-Vater.Kind-Beobachtung. Schon mal die anderen Mütter gesehen? Die nicht mit Handy und Fluppe durch die Gegend laufen und ihr Kind sehr aufmerksam anschauen? Weißt du, was dann kommt von Nörglern: Ach, eh alles verzogene Gören. Die Mütter machen heute doch alles für die Racker...sowas gab es früher nicht...etc...pp...
Was will ich damit sagen: dir kann die Welt es nicht Recht machen, aber wie wäre es denn, wenn du sie dir ein bisschen zurechter machst?

14.10.2019 17:56 • x 2 #14


I
@leilani
Das ist mein Dilemma
Mein jetziger Zustand ist alles andere als sozialverträglich und schon garnicht gesund. Ich bin alt genug um durch Selbstreflexion das zu erkennen und auch zu akzeptieren. Ändert aber nichts an der Tatsache das ich die physische Gegenwart anderer alles andere als angenehm empfinde. Keiner kann sich von Enttäuschungen frei sprechen, egal ob Verursacher oder Opfer, das passiert jedem Menschen. Das ist ein Problem für mich, und mein Weg damit umzugehen ist schlichtweg Distanz. Ich kann es eher ertragen und zahle den Preis der Einsamkeit gerne dafür. Es ist mein optimaler Schutz vor Enttäuschungen. Kurz und knapp gesagt: Ein Mensch, ein Problem. Kein Mensch, kein Problem. Ich weiss, Josef Stalin hier zu zitieren ist nicht gerade passend, allerdings Trifft dieses Zitat in diesem Fall zu.

Zugegeben, ich bin zum jetzigen Zeitpunkt ein ziemlicher Pessimist und Schwarzmaler. Aber ich habe noch nicht verlernt Dinge auch positiv zu betrachten. Heute zum Beispiel ist es nicht so bewölkt wie gestern Nacht. Der Mond wird scheinen und alles in ein Aschfahles Licht tauchen und auch die Sterne werden sich zeigen. Die Sterne glitzern auch schon, und auch der Mond zeigt sich so langsam. Ich liebe diese Atmosphäre die dabei entsteht, und geniesse jeden Augenblick. Diese Ruhe dabei verschafft mir ein wohliges und zugleich auch beruhigendes Gefühl.

@Parzifal
Hallo zurück
Deine äusserst interessante und auch logische Frage beantworte ich Dir gerne. Ich habe in all den Jahren die Vorzüge des Internets schätzen gelernt. Anonymität und Distanz, vor allem aber Kontrolle haben für mich ein angenehmes Umfeld geschaffen, trotz allem mich mit anderen ausztutauschen, ohne den Zwängen die entstehen wenn man sich gegenübersteht, ausgesetzt zu sein. Es bietet mir die Freiheit darüber zu entscheiden, wann und ob ich bereit bin meinem Gegenüber zu antworten. Reicht Dir diese Antwort?

@SweetCookie
Zitat von SweetCookie:
Es gibt bei grundlegend allem was du beschreibst, ein einziges Problem: Du denkst, dass was du erlebt hast, erlebst, ist so und das ist auch auf alle und die Allgemeinheit anzuwenden. Dein Leben besteht aus Verallgemeinerungen und das passiert immer dann, wenn man im privaten Umfeld nicht mehr oder nicht ausreichend von Menschen gespiegelt wird. Man verliert die Bodenhaftung zum echten Leben und das hast du eindeutig.

Da gebe ich Dir vollkommen recht. Ich habe es einfach akzeptiert mich eben nichtmehr wiederspiegeln zu lassen, und das möchte ich um ehrlich zu sein auch garnichtmehr. Dieses spiegeln betrachte ich auch nicht sehr positiv, da der tiefere Sinn in einer Manipulation des anderen besteht. Muss man sich immer einen Menschen zurechtbiegen? Ist es eine Unart einen Menschen so zu akzeptieren wie er beschaffen ist?

Ich möchte jetzt den Rest Deines Postings nicht im einzelnen beantworten. Ich danke Dir für Deinen hingebungsvollen Einsatz mir mit Rat und Tat zur Seite stehen zu wollen, das ist eine tolle Lebenseinstellung. Aber, glaubst Du nicht das ich mit fast 40 nicht schon so einige Deiner Vorschläge beherzigt habe? Meine Dienstunterlagen existieren nichtmehr, bestätigt wurde das durch das Bundesarchiv der Bundeswehr in Kiel. Ich habe zwar noch alle Unterlagen die meine Dienstzeit nachweisen können, allerdings wehrt sich mein ganzes Inneres mich nocheinmal mit diesem völlig inkompetenten Haufen nocheimal zu beschäftigen.

Einer von uns ist diesen Weg zurück zum Dienstherrn gegangen. Eingebracht hat ihm das Ganze eine 4 Std. Stelle, wieder das tragen der Uniform und die verachtungswürdigen Blicke der Kameraden, die nicht nachvollziehen können warum der feine Herr nur 4 Stunden am Dienst teilnimmt. Um Leistungen von der Bundeswehr in Anspruch nehmen zu können, muss man wieder die Uniform tragen. Ich werde nen Teufel tun und mit mir das gleiche machen lassen.

Auch wenn es den Anschein erweckt das ich vollends untätig Tag ein Tag aus mich selbstbeweihräuchernd dahinvegetiere, trügt das. Ich habe mir Hilfe gesucht und auch Unterstützung beim Landesgesundheitsamt und anderen Institutionen gefunden. Den Entschluss Hilfe zu suchen und diese auch zuzulassen, habe ich schon letztes Jahr gefasst. Allerdings mahlen die Mühlen der Ämter auf dem Land sehr langsam. Es ist schlichtweg eine Frage der Kosten. Ich bin gezwungen Entscheidungen abzuwarten, ob ich nun will oder nicht.

Ich möchte mich hier an dieser Stelle bei allen Beteiligten für ihre Anteilnahme, ob aktiv oder passiv, und konstruktiven Vorschläge ganz herzlich bedanken. Ich fühle mich ein Stück weit geborgen, bei euch Usern dieses Forums.

14.10.2019 19:16 • x 3 #15


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