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Als Einzige im Freundeskreis ohne Mann und Kinder

T
Zitat von DieSeherin:
oder gar gleich vegan!

Ist eben schwierig... Meist sind da Weltverbesserungs- und Missionierungs-Gedanken nicht fern....

25.11.2021 15:25 • x 2 #46


Nachtlicht
Ich finde es völlig okay, neidisch und traurig zu sein über eine Situation, die man sich so nicht aussuchen würde und die man sich anders gewünscht hat. Solche Gefühle mögen zwar sozial unerwünscht sein (gerade Neid ist negativ konnotiert), gehören aber nichtsdestotrotz zum normalen Spektrum der Emotionen.

Da hilft es auch überhaupt gar nix, sich vorzustellen, die anderen wären hinter den Kulissen gar nicht so zufrieden wie sie zu sein scheinen (sind sie wahrscheinlich auch nicht - aber wer schmerzvoll entbehrt, was die haben, dem ist doch die mögliche Kehrseite egal). Sich schlecht zu reden, was man sich wünscht, hat immer was von Aesops Fuchs, dem die hoch hängenden Trauben, die er nicht erreichen und fressen konnte, zu sauer waren.

Ich habe lange sehr unter meinem unerfüllten Kinderwunsch gelitten und fand es immer besonders unsensibel, wenn mich jemand damit trösten wollte, dass so ein Kind ja nicht nur toll ist sondern auch Arbeit und Sorgen bereitet. Mit Kusshand hätte ich diese Arbeit und diese Sorgen genommen, statt über Jahre hinweg immer wieder von Sehnsucht, Enttäuschung und Neid geplagt zu werden und damit zu hadern, wieso ausgerechnet ich den natürlichsten Vorgang der Welt nicht erfüllen kann, niemals Mutterfreuden und -pflichten würde erleben dürfen.

Was mir damals half, war sich die negativen Gefühle zuzugestehen, vor allem den nagenden Neid (denn der führte dazu, dass ich mich zusätzlich noch als schlechten Menschen, der missgünstige Gefühle hat, empfand) und eine akzeptierende Haltung zur eigenen Situation entwickeln. Es ist, wie es ist. Das Einnehmen einer Vogelperspektive (die Erkenntnis, mit seinem Problem nur ein kleines Rädchen im großen Getrieben zu sein) kann auch helfen, den Kummer zu lindern. Eine selbstmitfühlende Haltung ist auch hilfreich, um nicht in Selbstmitleid zu ertrinken, denn man braucht nunmal Trost, vor allem wenn Außenstehende das eigene Problem als gar nicht so schlimm empfinden (ein unerfüllter Wunsch wird in unserer Gesellschaft als nicht so bedeutsam wahrgenommen wie der Verlust von etwas, das schon da war, und wird in seiner Belastung oft unterschätzt).

Liebe @Laultima, ich kann dir nur zu Geduld und Offenheit raten und vielleicht auch dazu, darüber nachzudenken, wie du dein Leben gestalten möchtest falls du partner- und kinderlos bleiben solltest.
Gerade was das Thema Kinderwunsch betrifft. Das ist eine ernstzunehmende Frage, denn das Zeitfenster schließt sich schneller als manche Frau glaubt, und ggf. muss man sich über Alternativen Gedanken machen. Einen Plan B in der Hinterhand zu haben sozusagen, der dem Leben auf andere Weise Inhalt und Sinn geben wird.

Ansonsten würde ich an deiner Stelle sehr viel offensiver Partnersuche betreiben. Lass dich von Freunden und Bekannten verkuppeln, mach Speed Dating, geh auf eine Single-Reise mit einer Gruppe von Singles, nimm die Leistung einer seriösen Partneragentur in Anspruch, greife das Onlinedating wieder auf. Lese und lerne zum Thema Dating und Kennenlernen, und lass dich nicht von blöden Erfahrungen abschrecken, sondern betrachte diese als Erfahrungswerte die dich weiter bringen. Betrachte es als eines deiner neuen Hobbies, und versuche mit maximaler Neugier und Leichtigkeit daran zu gehen, um dich nicht unter der Last deiner Bedürftigkeit selbst zu torpedieren.

25.11.2021 15:53 • x 7 #47


A


Als Einzige im Freundeskreis ohne Mann und Kinder

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B
Zitat von Nachtlicht:
Einen Plan B in der Hinterhand zu haben sozusagen, der dem Leben auf andere Weise Inhalt und Sinn geben wird.

Der Plan B ist sicher nützlich, aber für viele halt nicht befriedigend, wenn A nicht klappt. Aber erzwingen kann man nun mal nichts. Und eine krampfhafte Partnersuche - ich bin da skeptisch, weil jeder Kandidat nach zwei Kritierien gecheckt wird. Taugt er als Ehemann und als Vater. Das macht die Suche dann oft sehr verkrampft.

Ich habe eine Freundin, die vor Jahren geheiratet hat so um die 30. Sie wollten dringend Kinder und bekamen keine. Dann haben sie sich überlegt, was sie stattdessen machen könnten. Auslandsaufenthalt? Neue Hobbies? Noch ein Studium? Pflegekinder? Sie hatten keinen Plan B, aber freundeten sich damit an, kinderlos zu bleiben.
Was passierte? Sie wurde schwanger und hat drei Kinder bekommen. Manchmal kommen die Dinge erst ins Leben, wenn man los lässt.

25.11.2021 18:26 • x 2 #48


Nachtlicht
Zitat von Begonie:
Was passierte? Sie wurde schwanger und hat drei Kinder bekommen. Manchmal kommen die Dinge erst ins Leben, wenn man los lässt.


Ja, solche Wundergeschichten von Leuten bei denen es dann unerwartet doch klappte nachdem sie losgelassen hatten, kenne ich aus der Zeit von damals zur Genüge. Ebenso wie die Geschichten von Leuten, die das Gegenteil von Loslassen gemacht haben und sich durch teure KiWu-Behandlungen gequält haben und dadurch dann Kinder bekamen. Es ist wohl eine Typfrage, welchen Weg man wählt, und wenn man damit erfolgreich war, wird man seinen Weg im Nachhinein natürlich als den richtigen wahrnehmen.

Nichtsdestotrotz bleibt manchen Leuten die Erfüllung ihrer Lebensträume verwehrt, egal ob sie loslassen oder sich reinknien. Da machen die Erfolgsgeschichten anderer irgendwann auch keinen Mut mehr, sondern verschlimmern nur das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit: selbst die, die auch Schwierigkeiten haben, schaffen es, nur man selbst nicht.

Deshalb finde ich es sinnvoll für @Laultima, nicht weiterzumachen wie bisher, sondern ihren Kummer über ihre Situation ernst zu nehmen und in der Folge a) aktiver zu werden um ihre Träume vielleicht doch noch verwirklichen zu können und b) sich zugleich Gedanken zu machen, was ihr Leben darüber hinaus langfristig lebenswert machen wird. Wenn ein Standbein wegbrechen sollte, ist es überaus hilfreich, ein zweites zu haben, das ebenfalls tragfähig ist. Das meine ich mit Plan B. Auch ist es deutlich erträglicher, mit gescheiterten Lebensträumen alt zu werden, wenn man weiß, dass man dem Scheitern nicht einfach untätig zugesehen hat, deshalb mein Rat, Plan A größere Erfolgschancen zu verschaffen, indem sie aktiver an die Partnersuche herangeht.

Wobei ich ihr natürlich wünsche, dass sie in ein paar Jahren lächelnd den Kopf darüber schütteln kann, sich heute solche Sorgen gemacht zu haben.

25.11.2021 19:15 • x 4 #49


S
Zitat von Laultima:
Guten Abend, ich (32 und weiblich) bin gerade sehr traurig und einsam und dachte, dass ich mich hier anmelde und über meine Gefühle schreibe, da ...


Vor wenigen Jahren ging es mir genau so wie dir. Ich kann dich wirklich so gut verstehen!
Heute hab ich Mann und Kind. Ich liebe meinen Kleinen mehr als alles andere und ich bin so gerne Mama - aber es gibt auch Momente wo ich es sooo vermisse einfach mal nen Netflix-Sofa-Tag zu machen. Mein Kleiner ist leider ein schlechter Schläfer, in den 18 Monaten gab es vielleicht drei Nächte in denen ich durchgeschlafen habe, manchmal bin ich so müde, dass ich schon Wortfindungsstörungen habe Dazu kommt, dass mein Mann und ich vor kurzem ne saftige Ehekrise hatten, haarscharf an der Scheidung vorbei geschlittert. Auch wenn ich jetzt das habe was ich mir so gewünscht habe, ist es trotzdem nicht so dass jetzt für immer alles gut ist. Ich würde mich immer wieder für dieses Leben entscheiden, was mich aber ärgert, dass ich meine Singlezeit nicht mehr genossen, mehr ausprobiert habe, sondern immer Panik geschoben habe, dass ich eben das Ziel Ehe und Kind nicht erreichen könnte. Was ich dir rüber bringen möchte, auch wenn es den Anschein macht, dass alle anderen glücklicher sind, das ist sicherlich nicht so, unter jedem Dach ein Ach, wie meine Mama immer sagt. Halte die Augen offen nach einem passenden Partner, suche gezielt, wenn man es so nennen mag, vergiss aber nicht JETZT zu leben, verzwingen kann man es ohnehin nicht. Mit 32 hast du ja auch noch ein bisschen Zeit, es ist ja noch lange nichts zu spät

25.11.2021 20:16 • x 2 #50


CiRa78
Du bist noch soooo jung und es wartet noch ganz viel auf Dich.

Weisst Du, wir haben seinerzeit jung unser Kind bekommen. So wie irgendwie alle in meinem Freundeskreis. Und was soll ich sagen, wir waren das letzte übriggebliebene Paar, was sich getrennt hat. Gönnen wir deinen Freunden ein langes, gemeinsames Leben. Aber, wie meine Vorsprecher schon schrieben, glaube mal nicht, dass sie alle vor Glückseligkeit strahlen. Gerade Heirat, Kinder Haus, finanzielle Sorgen, Alltagsstress frisst viele auf und sie dümpelt nur noch vor sich her. Ich möchte, um Himmels Willen, die Ehe und das Ganze nicht verteufeln. Auch ich war sehr gerne Ehefrau, Mutter, Kumpel, Hausfrau, welche auch noch gearbeitet hat. Aber trotzdem haben wir uns dabei verloren. Heute genieße ich die Zeit für mich. Diese Freiheit alles tun zu können, ganz wonach mir ist. Und glaube mir, Du findest IHN oder er Dich. Bleib optimistisch

25.11.2021 20:39 • x 3 #51


nush
Hier wurde schon viel Gutes geschrieben, aber ich füge noch meine Sicht hinzu.

Auch in meinem Freundeskreis und Sichtfeld bilden und erhalten sich die Pärchen, es wird geheiratet und der Nachwuchs wächst heran und ich wundere mich, warum das bei mir nicht klappt. Ich muss aber dazu sagen, dass mich Heirat und Nachwuchs dabei weniger interessiert. Es wäre jedoch umso schöner, wenn es mit einer Beziehung mal wieder klappen würde.

Vor einigen Jahren war ich noch unbesorgt, dass sich schon wieder eine Beziehung wie von selbst einstellen würde ohne dass ich groß was dafür tun müsste. Es ging gewissermaßen wie von Zauberhand und ohne Anstrengung und in den Zwischenräumen als Single hatte ich nichts vermisst.

Diese einst so selbstverständliche Leichtigkeit schwindet aber immer mehr. Mit immer größerem Neid schaue ich mir die Paare an, wenn sie vorüber laufen oder wenn sich im Bekanntenkreis wieder zwei zusammengefunden haben. Da steigt ganz unfreiwillig der Gedanke auf warum ich nicht?. Aber auch wie haben die wohl zusammengefunden?.

Ich bilde mir ein, dass mit mir geflirtet wird und mir auch schöne Augen gemacht werden, aber was nützt es mir? Es kommt ja doch nichts zustande. Ich fühle mich, als ob ich die Lebensart Beziehung so sehr will, aber mittlerweile gar nicht mehr weiß, was das überhaupt bedeutet, nur einem Begriff ohne Realität nachjage. Und dieses Wissen nimmt jegliche Leichtigkeit und stellt mich jeden Tag vor ein unauflösbares Problem, bis hoffentlich jemand kommen möge, wo all das überhaupt nicht zutrifft oder fühlbar ist.

26.11.2021 17:31 • x 1 #52


B
Mich würde interessieren, wie diejenigen mit unerfülltem Kinderwunsch einen Umgang mit ihren Freunden gefunden haben, die Eltern sind; Habt ihr offen kommuniziert, wenn ihr Schwierigkeiten mit gewissen Situationen hattet und wenn ja, wie waren die Reaktionen darauf? Seid ihr aus Selbstschutz manchen Treffen ferngeblieben?

Ich bin tatsächlich von relativ vielen Frauen umgeben, die keinen oder keinen konkreten Kinderwunsch haben. Einerseits ist das erleichternd, weil ich weiß, dass ich in den nächsten Jahren nicht nur von Muttis umgeben sein werde. Andererseits gibt es kaum jemanden, der meine Sorge und Sehnsucht teilt.
Momentan ist es so, dass ein Verflossener von mir (über den ich damals meinen ersten Thread verfasst habe - danke an dieser Stelle an @Nachtlicht, die, wie hier auch, so klug und mitfühlend kommentiert hat), nun Vater wird oder vielleicht schon geworden ist. Ich habe ihn im Sommer zufällig mit schwangerer Freundin gesehen, obwohl wir ein paar Monate vorher Kontakt hatten, er mir das Blaue vom Himmel vesprach, die Existenz dieser Frau ausließ und sagte, er hätte die Mutter seine Kinder noch nicht gefunden. Ich weiß, dass ich wohl kaum neidisch sein sollte. Trotzdem fiel ich in ein Loch; mir ging es ziemlich schlecht, weil ich so viel Ungerechtigkeit und Leere gefühlt habe. Und auch, wenn ich weiß, dass dieser Mensch jederzeit zu Betrug fähig ist, hat mich dieses Bild des vermeintlichen Idylls komplett fertiggemacht und alle Unsicherheiten in mir hervorgeholt. Ich dachte: Ist es nicht besser, ein Familie zu haben, als seinen Prinzipien treu und dafür alleine zu sein?

Ich hatte große Angst, meinen Freunden zu erzählen, wie sehr mich das mitgenommen hat; gleichzeitig wusste ich, dass sie meinen Zustand nur dann verstehen werden, wenn ich ihnen alles erkläre. Und ja, alle haben mitfühlend reagiert, weil sie auch um meine Biografie mit Männern wissen. Trotzdem war da diese Scham. Und natürlich sagten sie, dass ich froh sein soll, dass dieser Kelch an mir vorübergezogen ist und die andere Frau zu bemitleiden wäre. Und auch, wenn ich das in nüchternen Momenten durchaus so fühlen kann, denke ich: Immerhin hat sie jetzt ein Kind.

Ich meide mittlerweile ganze Kieze in der Stadt, nur, um weitere Begegnungen zu vermeiden - obwohl ich mich eigentlich nicht so einschränken will. Ich hoffe einfach, dass diese Schwere bald vorüber gehen wird.

29.11.2021 13:35 • x 1 #53


B
@Berlinerin91
Kommt drauf an.
Als ich damals meine lange Beziehung beendet hab und ein paar Monate später die Babyparty für eine Freundin stieg, bin ich auch nicht hin. Ich hätte das einfach in dem Moment nicht ertragen weil ich noch soo traurig war. Hab ihr das auch so gesagt und sie hat es verstanden. War überhaupt kein Problem.
Ich denk, wenn man wirklich gut befreundet ist, kann man darüber offen reden und wenn man wirklich mal so n Durchhänger hat, wird das sicher auch von den Freunden verstanden.
Meine engsten Freundinnen beziehen mich irgendwie auch mit ein. Die sagen, genieß dein kinderloses Leben und wenn du mal Bock hast kannst du jederzeit vorbei kommen und unsere bespaßen. Und schwupps bekommste das schreiende Baby in die handgedrückt und kannst dich kümmern
Und das geht. Du spürst noch ein Ziepen in dir aber du kannst es gut aushalten. Ich freu mich auch über die Sachen, die ihre Kids erleben. Bekomme oft Videos und Fotos geschickt über den neusten Blödsinn den sie anstellen.
Ich glaub sich da völlig abzukapseln ist auf Dauer nicht gut.

@nush
Zitat von nush:
Ich fühle mich, als ob ich die Lebensart Beziehung so sehr will, aber mittlerweile gar nicht mehr weiß, was das überhaupt bedeutet, nur einem Begriff ohne Realität nachjage. Und dieses Wissen nimmt jegliche Leichtigkeit und stellt mich jeden Tag vor ein unauflösbares Problem, bis hoffentlich jemand kommen möge, wo all das überhaupt nicht zutrifft oder fühlbar ist.

Kann ich voll und ganz unterschreiben.
Ich frag mich in letzter Zeit auch, wo die Leichtigkeit hin ist? Was ist das denn? Liegt es wirklich am Alter und am Umfeld?
Ich hab mir jetzt selbst ne Datingpause verordnet u.a. auch um mich voll auf mein Studium zu konzentrieren, was gerade in die Endphase geht. Aber manchmal wird mir Angst und Bange wenn ich an die Zeit danach denke ...

29.11.2021 14:31 • #54


B
Zitat von bravecat:
Ich glaub sich da völlig abzukapseln ist auf Dauer nicht gut.

Da hast du recht - mache ich tatsächlich auch nicht, allerdings gibt es momentan auch nur ein Kind im engen Freundinnenkreis, das ich auch ins Herz geschlossen habe. Und da denke ich auch manchmal puh, zum Glück muss ich diesen Lärmpegel nur ein paar Stunden aushalten. Trotzdem graut es mir schon ein wenig davor, wenn Babynews sich häufen werden.. aber es bringt wohl nichts, dem vorauszueilen.

29.11.2021 14:41 • #55


B
@Berlinerin91
Ja, kann ich verstehen, dass es dir davor graut.
Bei mir im engen Freundeskreis haben jetzt alle Kinder bzw. ist die letzte gerade schwanger.
Ist schon nicht so einfach. Ich hab da jetzt auch keinen guten Rat. Im Moment versuch ich einfach darauf zu hoffen, dass schon alles irgendwie gut werden wird und ich nicht für immer so fühle wie im Augenblick.

29.11.2021 15:07 • x 1 #56


W
Ich war viele Jahre ungewollt kinderlos und habe sehr drunter gelitten. Als meine damaligen Freundinnen dann nach und nach Babys bekamen, habe ich zwar immer gratuliert, mich danach aber zurückgezogen. Heute bin ich mit keiner von denen mehr befreundet und habe mir kinderlose Freunde gesucht. Mit meinem zweiten Mann wollte ich dann in eine Kinderwunschklinik. Den Zeitpunkt hatten wir ausgemacht. Aber ich wurde 9 Monate vorher plötzlich so schwanger und wir mega happy. Tja. Nun bin ich die einzige mit Kind im Freundeskreis und kann an vielen Aktivitäten nicht mehr teilnehmen

29.11.2021 15:13 • #57


B
Zitat von Winterblume:
Aber ich wurde 9 Monate vorher plötzlich so schwanger und wir mega happy.

Ein schöner Beitrag!

29.11.2021 15:25 • #58


Nachtlicht
Danke für deine wertschätzenden Worte, @Berlinerin91, das hat mich sehr gefreut.

Zitat von Berlinerin91:
Ungerechtigkeit und Leere


Ja, diese Gefühle kenne ich noch gut.

Zitat von Berlinerin91:
Trotzdem war da diese Scham.


Kenne ich auch. Gefühle von Neid sind gesellschaftlich sanktioniert, wer neidisch ist, gilt schnell als schlechter Charakter. Es hilft, sich von dieser Vorstellung frei zu machen und zu erkennen, dass alle Gefühle ok sind, dass sie nur Gefühle sind und dass Gefühle nicht die Wahrheit sind. Und dass sie nicht unser Handeln bestimmen müssen. Was übrigens einen lebenslangen Lern- und Übungsprozess darstellt, soweit ich das beurteilen kann ...

Zitat von Berlinerin91:
Und auch, wenn ich das in nüchternen Momenten durchaus so fühlen kann, denke ich: Immerhin hat sie jetzt ein Kind.


Ja, auch das verstehe ich gut. Das meinte ich weiter oben als ich schrieb, dass es einem nicht wirklich hilft sich vor Augen zu halten, was die Kehrseite dessen sein könnte, was man sich selbst so sehr wünscht aber ein anderer hat.

Ich habe gelernt, dass es sehr abträglich ist sich mit anderen zu vergleichen. Es hilft mir das klassische Bei-mir-selbst-Bleiben. Okay, andere haben eine Partnerschaft/ein Baby/einen tollen Job/Gesundheit/beliebige wichtige Sache, die ich entbehre - aber ICH nicht. DAS ist die Realität. Die ändert sich nicht, wenn ich mir Gedanken über das mache, was die anderen haben. Besser, ich mache mir Gedanken darüber, wie ich für mich meine eigene Situation und mein eigenes Befinden verbessern kann. Und noch besser, wenn den Fokus auf das richte, was de facto gut und schön in meinem Leben ist, wofür ich dankbar sein darf. Und was ich vielleicht viel zu selbstverständlich nehme, anstatt mich darüber zu freuen.

Das klingt toll aber ist in Krisensituationen natürlich sehr schwierig, weil uns die Gedanken ja oft wie von selbst immer wieder dahin ziehen, wo sie uns nicht gut tun. Auch das ist wohl leider eine lebenslange Lern- und Übungsaufgabe...

Zitat von bravecat:
Ich glaub sich da völlig abzukapseln ist auf Dauer nicht gut.


Da bin ich ganz bei dir, aber wenn der Kummer akut ist, finde ich es schon sinnvoll sich von Triggersituationen fern zu halten. Auch wenn das bisweilen kaum möglich ist, weil, um mal beim Beispiel unerfüllter Kinderwunsch zu bleiben, sich kaum jemand vorstellen kann, wieviele Schangere einen plötzlich umzingeln können, wenn man selbst vergeblich versucht schwanger zu werden.

Wenn der Kinderwunsch dann letztlich tatsächlich unerfüllt bleibt - so wie bei mir - hat man noch den Rest des Lebens Zeit, sich damit abzufinden. Irgendwann gibt man auf und akzeptiert die Realität und dann treten auch wieder andere Themen in den Vordergrund, und man kann sich auch wieder unbefangen für die anderen freuen. Aber bis es soweit ist, darf man meiner Meinung nach schon ein wenig darauf achten, am Glück der anderen in für sich selbst erträglicher Dosierung teilzuhaben.

Heute kann ich mich für junge Eltern freuen (oder junge Großeltern, der Altersklasse nähere ich mich ja schon langsam), auch wenn es mich immer mal wieder einholt und sehr traurig macht, dass ich trotz Ehe keine Familie gründen konnte, keinem eigenen Kind meine Mutterliebe schenken durfte, nie ein Enkelchen verwöhnen werde.

Was sich für mich bewährt hat, war ein überschauberer (ich bin nicht sehr gesellig), aber gut gemischter Freundeskreis, in dem Singles, Verheiratete, Eltern, Kinderlose friedlich koexistieren. Im Beruf begegne ich als Kollegen oft jungen Erwachsenen, das hält die Generationsgrenze auch etwas durchlässiger und lässt mich mehr am modernen Leben teilhaben, als wenn ich nur mit Gleichaltrigen oder Älteren verkehren würde.

Zitat von Berlinerin91:
Trotzdem graut es mir schon ein wenig davor, wenn Babynews sich häufen werden.. aber es bringt wohl nichts, dem vorauszueilen.


Nein, das bringt dir gar nichts liebe Berlinerin91, denn deine Realität (auch wenn du es gerade anders fühlst) lautet (sofern du keine medizinisch begründete Unfruchtbarkeit fürchten musst): Du bist noch jung genug, um wirklich alle Chancen auf eine ganz normale Familiengründung zu haben.

Also weiter heilen und gleichzeitig das Leben gestalten. Je besser du für dich sorgst, desto weniger können dich Zufallsbegegnungen jeglicher Art aus der Bahn werfen

Zitat von Begonie:
Ein schöner Beitrag!


Zweischneidig. Heutzutage gönne ich allen ihre Erfolgsstorys (zumal ich ja ahne, was sie vorher durchgemacht haben), aber als ich noch in der Phase war akzeptieren zu müssen dass es bei mir anders ist, waren solche Geschichten wie Salz in der Wunde. Ich hatte ja schon im Beitrag weiter oben versucht, dafür zu sensibilisieren.

Es ist halt ein sehr großer Unterschied, auf welcher Grundlage man zurückblickt auf Phasen schlimmen Kummers. Ob man zurückblickt, weil sich der Grund des Kummers in Luft aufgelöst hat (doch noch einen Partner/ein Baby/einen Job/die Genesung von der Krankheit/whatever bekommen, yeah!) oder ob man zurückblickt, weil akzeptieren musste, mit dem Grund für den Kummer für den Rest des Lebens umgehen zu müssen. Letzteres hat mMn wesentlich mehr mit der Bewältigung von Trauer zu tun, als mit dem Bewältigen einer Krise. Und da hilft es eben mehr zu erfahren, wie andere mit dem Verlust umzugehen gelernt haben, als wie es denen geht, deren Angehöriger dann doch nicht gestorben ist.

29.11.2021 18:09 • x 5 #59


B
Zitat von Nachtlicht:
Danke für deine wertschätzenden Worte

Sehr gerne (: es ist schön zu wissen, dass man hier aufgefangen wird und eine Perspektive von außen auf die Dinge erhalten kann.
Zitat von Nachtlicht:
Gefühle von Neid sind gesellschaftlich sanktioniert


Tatsächlich habe ich eher Angst, dass Leute mich für verrückt halten, einem völlig unpassenden, inadäquaten Mann hinterherzutrauern, auch, wenn es eher um ihn als Personifikation einer Sehnsucht geht, denn Person. Ich befürchte, dass sie innerlich mit den Augen rollen und mich nicht mehr richtig ernst nehmen können - ich denke, dem wohnt eine Verlustangst inne.

Zitat von Nachtlicht:
Ich habe gelernt, dass es sehr abträglich ist sich mit anderen zu vergleichen.

Auf jeden Fall. Das habe ich auch festgestellt und deswegen schon vor Jahren Instagram gelöscht - auch wenn die Neugier mich manchmal übermannt und mich abermals daran erinnert, wie schädlich dieser Vergleich ist. Ich würde sagen, dass das eine meiner größten Baustellen ist; vor allem bei Menschen, mit denen es relativ viele Bezugspunkte bzw. Ähnlichkeiten gibt, merke ich, wie groß das Potenzial ist, mich runterziehen zu lassen. Bei Freunden weiß ich ja, welche Schattenseiten und Probleme es gibt - bei flüchtigen Bekannten ist das schon anders. Und ja, es ist absolut richtig, dass dieses bei den anderen ist es nicht besser eigentlich Schwachsinn ist, aber irgendwie ist es das einzige, was mir in so einer schmerzenden Lage ein bisschen hilft, weil ich von der Idealisierung hin zur Relativierung komme...

Zitat von Nachtlicht:
Wenn der Kinderwunsch dann letztlich tatsächlich unerfüllt bleibt - so wie bei mir - hat man noch den Rest des Lebens Zeit, sich damit abzufinden.

Manchmal versuche ich mir das vorzustellen, merke aber, dass das doch zu abstrakt ist und möglicherweise auch nicht besonders hilfreich. Im Endeffekt kann ich das eh nur marginal beeinflussen, besonders unter den aktuellen Pandemie-Umständen. Ich hätte jetzt nach den Gründen für den unerfüllten Wunsch gefragt, aber das ist vielleicht zu persönlich - bzw. würde ich vollkommen verstehen, wenn du darauf nicht eingehen möchtest.

Zitat von Nachtlicht:
Du bist noch jung genug, um wirklich alle Chancen auf eine ganz normale Familiengründung zu haben.

Danke dir (: ich hoffe einfach, dass das so stimmt und der Druck, den ich manchmal fühle, nicht Überhand nimmt.

29.11.2021 19:06 • x 1 #60


A


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