Ich bin ja jetzt schon etwas älter und verheiratet ohne Kinder. Ich habe spät geheiratet, weil ich Probleme mit Bindungen hatte. Verliebte mich in Männer, die sich nicht für mich interessierten oder sich als untauglich heraus stellten und wenn Jemand bei mir Avancen machte, war ich weg. Hilfe, der will womöglich was von mir, ab ins Erdloch, ich bin nicht da!
Einer aber war eine Art Begleiter über Jahre und den heiratete ich dann, weil es mit Anfang 40 mal Zeit wurde. Ich mochte ihn, aber liebte ich ihn auch? Diese Frage hätte ich nicht beantworten können. Die Ehe lief erst gut, dann dümpelte sie vor sich hin und ich war unzufrieden. Mit mir selbst, mit meinem Schmalspurleben. Ich brauchte Abwechslung und bekam sie, denn ich fand einen Affärenmann und der wurde zum Wendepunkt. Nicht so wie gedacht, aber durch die Affäre, die in eine emotionale Abhängigkeit führte und die natürlich scheiterte, begriff ich, dass mein Leben bisher nicht besonders toll gelaufen war. Und ich merkte, ein Mann hilft da nichts, Du musst da alleine durch. Ich blieb bei meinem Mann, aber ich entwickelte mich anders. Dinge, die ich vorher abgelehnt hatte, tat ich jetzt. Ich ging ins Theater, ins Kino, immer allein, ich unternahm Städtereisen, auch allein und als ich merkte, ich komme gut damit zurecht und das tut mir gut, wurde alles besser. Ich entwickelte mich beruflich weiter und gewann an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Mein Freundeskreis ist klein und ausgewählt.
Und heute liebe ich meinen Mann, den treuen Weggefährten und möchte ihn nicht mehr missen. Aber dazu musste ich erst lernen, mich zu mögen und mit mir klar zu kommen.
Das Leben ist nicht so, wie Du glaubst. Du findest einen Freund, heiratest, bekommst zwei Kinder , kaufst Haus oder Wohnung und dann kommt die Langeweile.
Was will ich Dir damit sagen? Mehrere Dinge.
1. Hör umgehend damit auf, Dich mit anderen zu vergleichen. Du bist ein Individuum und auch wenn alle anderen nach Schema F leben, so muss das nicht für Dich gelten. Sandra hat letztes Jahr geheiratet und einen Sohn und sie bauen ein Haus und sogar Leonie steht kurz vor der Heirat. Und ich? Bin ich häßlich, unbrauchbar oder unfreundlich? Nein, bist Du nicht, aber Du bist Du.
Und Dein Programm läuft vielleicht einfach anders oder gar nicht so, wie Du es Dir wünschst.
Gönne den Freundinnen ihr Glück oder hör Dir auch mal Probleme an, hätschle deren Kinder und freu Dich darüber, dass Du sie nicht 24 Stunden am Tag um Dich haben musst.
Verabschiede Dich von Neid, denn Neid zersetzt einen. Aber höre eben auch auf, Dich zu fragen, was mit Dir nicht stimmt wo doch alle anderen dies und jenes machen und tun. Was alle anderen machen und tun, muss aber nicht zwangsläufig Dein Weg sein. Gestatte Dir, anders zu sein und vielleicht nicht nach dem üblichen Schema zu leben. Das tat ich auch nicht und ich habe es nicht bereut, nicht das übliche Programm gelebt zu haben.
2. Ein Mann ist kein Glücksbringer und Lebensretter. Wenn ein brauchbares Exemplar kommt, darf er bleiben. Was nicht taugt, kommt weg. Verabschiede Dich von dem Gedanken, dass Du glücklicher wärst, wenn auch Du endlich was Festes hättest. Dein Leben wäre nicht glücklicher, nur anders. Das ist alles.
So wie Du jetzt lebst, ist es gut. Du bist noch jung, Du siehst gut aus, verdienst genug Geld Dich durchzubringen. Du hast keine Beziehungskonflikte, keinen Mann mit Angewohnheiten, die Dich nerven und keine Kinder, die Dich rundum fordern und brauchen.
Werde zufrieden mit dem, was Du hast. Es ist gut so wie es ist. Was nicht heißt, dass es nicht noch anders kommen kann, denn das Leben bleibt nie gleich.
3. Höre umgehend damit auf, Dich in Frage zu stellen. Du bist eine tolle Frau, Du bist sympathisch und warmherzig, zuverlässig, fleißig,loyal, frei von Bosheit und Neid. Lerne, dass Du gut bist wie Du bist und schenke Deine guten Gefühle an die Welt. Heißt, sei aufgeschlossen, freundlich und höflich. Es kommt viel zurück an positiven Gefühlen für Dich. Aber verabschiede Dich von dem Druck, den Du Dir machst. Ich muss jetzt bald mal einen Mann finden, die Beziehung auf die Reihe bringen, ein Fundament setzen und dann will ich heiraten und ein Kind.
Der Druck, den Dir auch das Bild macht, das in der Gesellschaft vorherrscht und Dir immer noch sagen will, dass Du ohne Kind und Mann armselig dran bist, ist absolut schädlich. Er presst viele Menschen in ein Programm, die dann merken, dass das Programm auch nicht glücklich macht.
Druck teilt sich mit, auch möglichen Kandidaten. Und die gehen dann oft wieder, weil sie eben nicht nur als potentieller Heiratskandidat und Kindsvater gesehen werden wollen.
Sei offen, aber betrachte Männer nicht nach diesem einen Gesichtspunkt.
4. Vertraue auf das Leben. Es wird Dir genau das bringen, was für Dich passt und richtig ist. Du musst Dich gar nicht anstrengen, sondern nur mit ein wenig Neugierde, Interesse und Offenheit Dein Leben leben, so wie es jetzt ist. Vielleicht ist das was Du Dir vorstellst, gar nicht das Richtige für Dich? Hast Du dich das schon mal gefragt? Ich kenne viele Menschen, deren Leben auch nicht geradlinig verlief, mich eingeschlossen.
Und geht es mir schlechter? Nein, es geht mir saugut, seitdem ich gelernt habe, dass ich gut genug für diese Welt bin und dass ich mich mögen kann und darf.
Nur wer sich selbst lieben kann, kann auch lieben. Nur wer sich selbst achtet, wird auch von anderen geachtet. Und wer glücklich und freudig in die Welt schaut, dem winkt das Glück auch mal zu. Das muss aber nicht in einem Mann bestehen.
Du kommst sehr sympathisch rüber - wirklich. Du bist sicher eine sehr nette und freundliche Frau. Aber Du wirkst ein bißchen verkrampft, ein wenig unfrei. Du lässt Dich zu sehr von Konventionen leiten, die für Dich nicht passen müssen, auch wenn sie zu Sandra und Leonie passen. Verbanne das Bild von Dir mit happy Family und dem Mann, der am Wochenende den Grill anwirft, während die Kinder im Garten rumtollen, aus Deinem Kopf. Warum? Weil es nichts bringt. Du kannst im Leben nichts erzwingen und auch nichts planen, denn das Leben folgt eigenen Gesetzen. Werde frei und lass Dich nicht von Vorstellungen gefangen nehmen, die Dir suggerieren, dass man so und so leben muss.
Wenn Du keinen passenden Mann findest, dann findest Du halt keinen. Irgendwann kommt schon einer - vielleicht. Wenn Du Kinder willst, könntest Du vielleicht auch SOS-Kinderdorf-Mutter werden. Die tun der Welt einen guten Dienst.
Oder vielleicht kannst Du mal für ein Jahr oder so ins Ausland gehen. Vielleicht wäre das beruflich möglich? Nicht weil Du dort einen Mann findest, sondern weil es Dich fordern würde und Dich stärken würde.
Du bist ein wenig fantasielos, zu sehr in Konventionen verharrend und das blockiert Dich auch.
Lebe frei und sei glücklich über das, was Dein Leben Dir zuteilt. Und habe den Mut, vielleicht anders zu sein als viele andere.
Ich habe keine Kinder, vermisse sie aber auch nicht. Das hat sich bei meinem langen Weg auch nicht ergeben. Aber ich bin oft glücklich und dankbar für das was ich habe. Nicht jeder Tag bringt Sonnenschein, aber dann vielleicht jeder zweite oder dritte.