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Als Einzige im Freundeskreis ohne Mann und Kinder

B
Zitat von Nachtlicht:
Es kann helfen, Menschen zu beobachten, die wenig von Ängsten geprägt oder gesteuert sind, und deren Verhaltensweisen für sich zu überprüfen hinsichtlich der vermutlich dahinterstehenden inneren Haltung und Wahrnehmung der Welt. Ich konnte mir da bei nahestehenden Menschen durchaus schon mal das eine oder andere abgucken.

Ja da hast du Recht. Ich finde aber auch, das man plötzlich das alte Umfeld mit anderen Augen sieht. Plötzlich scheint z.B. die jahrelange Bilderbuchehe der Freundin gar nicht mehr so toll wie man immer dachte. Man sieht die Dinge in einem anderen Licht und manchmal bringt einen das auch auseinander bzw passt man irgendwie nicht mehr rein. Das wird im Moment immer deutlicher.

Zitat von Nachtlicht:
Auch das kenne ich nur zu gut. Hier lohnt es sich einen Blick auf die Familiengeschichte zu werfen, sofern nachvollziehbar. Manchmal entdeckt man dass man ein gewaltiges emotionales Erbe mit sich herumträgt. Und dass so manche Probleme, die man hat, nicht unbedingt die ureigenen sind, sondern einem tatsächlich in die Wiege gelegt wurden. Auch das kann helfen, sich davon ein wenig zu emanzipieren.

Die Familiengeschichte habe ich sehr genau betrachtet und betrachte sie noch immer. Teilweise mit schockierenden Erkenntnisse über heftige Geschehnisse die verheimlicht wurden und noch immer werden. Konnte schon einiges damit erklären. Aber ehrlich gesagt, hab ich mich damit auch ins Aus für meine Familie geschossen weil eben kein anderer dahin gucken möchte geschweige denn über gewisse Themen reden möchte. Das tut ziemlich weh und macht traurig.

Ich fühl mich manchmal ein bissl lost. Ich frage mich wo ich hin gehöre, wohin ich gehen sollte, ob es irgendwo einen passenderen Platz für mich gibt. Gleichzeitig weiß ich gerade nicht wo und wie ich diesen Platz finden soll. Alles etwas konfus gerade. Wird's die Zeit zeigen oder muss ich mehr tun? Wobei ich mittlerweile glaube, dieses zwanghafte Ich muss was ändern-Gefühl auch ne Art Angst ist. Die Angst die Dinge einfach mal laufen zu lassen ...

13.12.2021 11:57 • #121


B
Zitat von Nachtlicht:
Ja, das dient dann wohl der Abwehr des eigenen Minderwertigkeitsempfindens? Ist das so zu verstehen?

Auf jeden Fall. Das klassische nach unten treten, um sich selbst erhabener zu fühlen, wenn man es überspitzt ausdrücken möchte. Aber im Laufe meines Studiums und mit viel Lektüre habe ich auch begriffen, dass das unter anderem Schutzmechanismen sind, die aus einem gesellschaftlichen Druck folgen, besonders wenn man einen Migrationshintergrund hat und eher unten in der sozialen Hierachie unterwegs ist - aber das ist nochmal ein ganz eigenes Thema.

Zitat von Nachtlicht:
Danke, dass du das sagst, denn diese Wahrnehmung wurde mir immer abgesprochen.

Grundsätzlich finde ich es auf jeglicher Ebene unangemessen, jemandem seine Gefühle abzusprechen, ganz besonders bei so einem sensiblen Thema, das ja eine ganze Existenz beeinflusst. Eine Geburt und das Leben mit einem leiblichen Kind ist ja auch etwas, was man entweder erlebt, oder eben nicht (unabhängig von Komplikationen, die auftreten können). Es gibt keine halben Sachen oder nur ein bisschen Kind/Geburt. Das Frau-sein ist ja sowieso sehr subjektiv. Es ist ja auch etwas anderes, wenn jemand einem Mut zusprechen oder eine andere Perspektive aufzeigen möchte, aber Emotionen und Sehnsüchte sind eben da, und mittlerweile versuche ich mich auch nicht mehr dafür zu rechtfertigen. Ich freue mich, dass du über die Jahre einen Umgang damit gefunden hast und damit zeigst, dass man trotzdem glückliche Momente haben kann und nicht in Verbitterung abdriftet.

Zitat von Nachtlicht:
Plan B in der Tasche zu haben, kann aber sehr unterstützend dabei sein, Plan A anzugehen, weil es einem Stress und Ängste lindern kann zu wissen, dass man nicht ganz im Regen steht wenn Plan A doch nicht aufgehen sollte.

Das stimmt. Da beneide ich meine Freundinnen, die gar keinen Kinderwunsch haben und sich solche Gedanken gar nicht erst machen müssen, weil es sich für sie auch so gut anfühlt - ein Leben als Alleinerziehende stelle ich mir unglaublich kräftezehrend vor, vor allem, wenn man seine Eltern nicht in der Nähe hat.

14.12.2021 16:22 • #122


A


Als Einzige im Freundeskreis ohne Mann und Kinder

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lowbrow
Hey @Laultima,

Ich bin eben auf deinen Strang gestoßen und fühle mit dir. Mir geht es genauso wie dir.

Ich bin auch der letzte Mohikaner in meinem Umfeld ohne Partnerin und Kind (35 j.).

Ich denke es hat was mit mir zu tun. Mir fällt es zb schwer jemanden ganz an mich ran zu lassen. Deswegen glaube ich, dass der hauptsächliche Faktor für dieses Singleleben in mir und meinen Ängsten begründet ist.

Ich wünsche dir alles Gute und Kopf hoch

14.12.2021 16:39 • x 1 #123


Laultima
Danke an alle, die ihre Sichtweise dargelegt haben. Es gibt Beiträge hier, die mir absolut aus der Seele sprechen und ich merke, dass die Personen ganz genau nachvollziehen können, was ich empfinde, weil sie es selbst fühlen oder gefühlt haben. Aber auch andere Blickwinkel sind interessant kennenzulernen!
Mittlerweile bin ich immer noch Single und immer noch glücklich, allerdings wäre ich mit dem richtigen Partner mit Sicherheit deutlich glücklicher bzw. erfüllter. Aber genau das ist der Punkt: Nur mit dem richtigen Partner!
Deshalb lebe ich mein Leben und es passiert oder es passiert eben nicht - ich kann es nur bedingt beeinflussen.

22.01.2022 01:44 • #124




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