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Alles verloren, fast unerträglich

D
hallo liebe Mitglieder im Forum,

ich war mit meiner Frau 15 Jahre zusammen, ich bin jetzt 43, sie ist 36. Wir haben zwei Kinder (8 und 12). In den letzten Jahren haben wir uns sehr auseinandergelebt. Ich habe gespürt, wie sie zunehmend den Respekt vor mir verloren hat.
Mein Fehler war, ich habe wohl zuviel gearbeitet, weil ich für meine Familie ein tolles zu Hause aufbauen wollte. Meine Frau ist mehr der Genussmensch, sie ist nicht leistungsorientiert. Ich habe mich oft im Stich gelassen gefühlt. Sie wohl auch - mit den Kindern.
Als wir vor einem Jahr Haus gebaut haben, hat sie mich völlig alleine gelassen, sie hat mir einfach bei keinem Handgriff geholfen. Nicht mal Brotzeit geholt. Sie hätte keine Zeit, sagte sie, und ging dann joggen. Mich hat das unglaublich verletzt.
Ich hatte ihr ein Pferd gekauft, ein Lebenstraum von ihr, habe ihr einige tausend EUR dafür gegeben. Sie hat mir versprochen nur zwei Mal die Woche zum Pferd zu gehen, sie ging dann letztlich fast jeden Tag, und war keinen Abend mehr zu Hause.
Egal was ich gesagt hatte, sie war immer so aggressiv zu mir, hat mir immer widersprochen, selbst bei Dingen die offensichtlich so waren.
Wir hatten auch fast nie S., 3-4 x im Jahr.
Ich fand das alles so schlimm, dass ich vor 2 Monaten zu ihr gesagt habe, ich möchte mich scheiden lassen. Ihre erste Antwort mit einem Lächeln im Gesicht war, ich behalte die Kinder, ich behalte das Haus.
Sie meinte nur, sie wisse nicht ob das alles richtig ist. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass sie sagt, sie liebt mich noch, und wir sollen um die Ehe kämpfen.
Das ist nun zwei Monate her, ich bin ausgezogen. Sie hat schon seit mindestens 6 Wochen einen Freund, ist verliebt. Wie kann das sein?
Ich habe nun die letzten 20 Jahre fast umsonst gearbeitet, ich habe all mein Geld verloren. Viel schlimmer ist, ich bereue unendlich, dass ich die letzten Jahre die nicht funktionierende Ehe nur ertragen habe. Warum habe ich nicht aktiv mit ihr etwas verändert? Wir waren vor 15 Jahren so ein tolles Team.
Ich bin ganz alleine in meinem Büro (ist eine kleine Wohnung), dort lebe ich. Ich habe kaum soziale Kontakte, es erdrückt mich alles. Ich habe nun mein ganzes Leben kaputt gemacht. Hätte ich doch nur mehr an unserer Ehe gearbeitet. Es tut mir so leid. Und mir tun die Kinder auch so leid. Dass sie jetzt gleich einen neuen Freund hat, lässt mich sehr wertlos fühlen.
Ich frage mich, wie ich hier jemals wieder emotional rauskommen soll. Die letzten 2 Abende habe ich nur geheult.
Ich bin um jeden Ratschlag dankbar.

VG

20.06.2019 21:59 • x 6 #1


Ayaka
du brauchst Zeit - auch wenn am Anfang alles überwältigend furchtbar und schlimm ist - es wird auch wieder besser - mit kleinen Schritten kommst du aus dem Sumpf wieder raus - es wird Zeit brauchen und Rückschläge geben - aber du kannst es schaffen

auch wenn es viel Kraft kostet - sie zu, dass du bald juristische Beratung bekommst und dir helfen lässt dein Recht auch zu behalten und nicht mehr zu verlieren als notwendig

ob du die Ehe hättest retten können steht in den Sternen - jetzt nachträglich schon gar nicht - verwende deine Energie lieber auf dich und dass du wieder auf die beine kommst anstatt dich fertig zu machen

und lies dich hier durch die Threads - viele wurden nach langen Beziehungen verlassen - oft sehr schäbig - da kannst du miterleben wie man aus der ersten Krise auch wieder auf die Beine kommt.

20.06.2019 22:09 • x 6 #2


A


Alles verloren, fast unerträglich

x 3


E
Mir geht es rein gefühlstechnisch wie dir. Du bist damit nicht alleine.

Meinen Lebenstraum habe ich auch verloren. Mir geht es miserabel. Ich musste wieder zu meinen Eltern.

Natürlich sind deine Umstände noch schlimmer aber es geht ja einfach um Gefühle.

Wenn ich deinen Text lese, haben wir die gleichen Fehler gemacht, um nur der Heilen Welt auf alles, was wir wollen zurückgesteckt und investiert (Zeit, Geduld, Liebe, Zuneigung).

Aber irgendwann neigt der Mensch dann dazu sich innerlich zu wehren und macht es halt nicht mehr so. Dann bemerken dass diese Partner und werfen einem vor, sich nicht mehr ausreichend gekümmert zu haben. Das ist mit das härteste, was man dann zu hören bekommt und sucht sofort die Fehler bei sich selber und glaubt das sogar noch.

Man hängt sich an jeder noch so kleinen negativen Eigenschaft von sich selber auf und macht sich für das Scheitern verantwortlich.

Ich kann dir nur sagen, es ist nicht so. Ich glaube es auch noch nicht bin kein Stück weiter als du.

Ganz viel Kraft.

20.06.2019 22:13 • x 4 #3


D
Danke emotion7, tut gut nicht alleine zu sein.
Es tut halt einfach so furchtbar weh, Familie, Haus, Kinder war mein absoluter Lebenstraum. Ich hätte ihr auch nie zugetraut, so abgeklärt sein zu können.
Ich weiß natürlich, dass ich viele Fehler gemacht habe. Ich denke, wenn wir mehr schönes zusammen erlebt hätten, wäre alles noch gut. Dieser Gedanke, dass die Ehe zu retten gewesen wäre, bringt mich fast um.
Wahrscheinlich kommt das aber nur aus der Verzweiflung, und durch das alleine sein.
Egal wie furchtbar alles ist, und das ist es, ich weiß mir bleibt kein anderer Weg als zu kämpfen.
Ich wünsch Dir alles Gute und hoffentlich bald wieder positive Gedanken.

20.06.2019 22:19 • x 1 #4


S
Hallo,
Ach mensch, bin ganz erschüttert wie eiskalt ein Mensch sein kann.. Tut mir sehr leid für dich, aber in kleinen Schritten geht es aufwärts...
Wichtig ist vor allem deine Kinder im Auge zu behalten.
Weisst du, ich hab selber derzeit so einige Baustellen, ich weiß oft nicht, wie ich mich entscheiden soll... Aber der Weg des Lebens ist nicht immer gerade..
Das du hier geschrieben hast, bist du schon einen Schritt weiter...
Fühl dich gedrückt..
Sina

20.06.2019 22:20 • x 3 #5


D
Was mir so unendlich weh tut, meine Frau ist zu allen der allerliebste Mensch, jeder mag sie. Sie hat auch wirklich eine nette Ausstrahlung. Nur zu mir war sie nicht nett, sehr abweisend, ich verstehe es einfach nicht weshalb das so ist.
Als ich mich beim Hausbau zu Tode geschuftet habe, sagte sie noch im Spaß, also wenn wir uns wirklich mal trennen, behältst Du das Haus, und jetzt das. Aber es geht mir gar nicht so sehr um die Kohle, es ist die Behandlung, das Verlassen worden sein, die Schuldgefühle,
Andere schaffen es auch - ein Leben lang, ich hab es wohl verbockt. Es kommt mir alles so unreal vor, leider ist es aber Realität.

20.06.2019 22:25 • x 3 #6


H
Hey Diogenes,

erstmal tut es mir Leid, dass es dir so schlecht geht.

Ehrlich gesagt liest es sich für mich so, als bist du hier der wahnsinnig gutmütige Familienvater gewesen, der alles möglich machen wollte, und deine Frau hat das nur noch ausgenutzt um ein schickes Leben auf deine Kosten leben zu können. Das jetzt mal ganz direkt, ohne um den heißen Brei herumzureden. Hoffe du nimmst mir das nicht übel. Haus, Pferd, wer weiß, was du ihr sonst noch alles ermöglicht hast. 3-4 Mal S. im Jahr hast du bekommen, um zufriedengestellt zu sein. Dazu hat sie sich durchgerungen. Glaub mir, Frauen können sowas ohne dass ein so gutmütiger Mann wie du es merkt. Das wäre meine Interpretation. Und wenn das tatsächlich so war, wie ich es hier interpretiere, dann hättest du auch nichts mehr retten können.

Ich finde nicht, dass du alles verloren hast. Auch wenn es verständlich ist, dass du dich so fühlst. Dass du Haus und Geld verloren hast, ist natürlich ärgerlich. Wobei ärgerlich es wahrscheinlich gar nicht ansatzweise auf den Punkt bringt. Aber ich schätze, um deinen Kindern Ärger zu ersparen, kämpfst du wahrscheinlich gar nicht großartig und Haus und Geld. Was ja für dich spricht.

So blöd es jetzt klingt (und das wird jetzt wahrscheinlich auch nicht gleich von heute auf morgen klappen): du musst nach vorne schauen und das beste draus machen. Deine Kinder hast du ja hoffentlich trotzdem regelmäßig. Auch in einer kleinen Wohnung kann man es sich schön machen, wenn man will. Kauf dir Blumen, koch dir was schönes (ja, auch für dich allein), mach laut Musik an und ganz wichtig, geh raus und triff dich mit Freunden/Familie. Vielleicht kannst du auch ein neues Hobby anfangen. Du musst dich dazu wirklich zwingen. Wenn du raus gehst, lernst du irgendwann auch wieder eine tolle Frau kennen. Auch wenn du an sowas jetzt verständlicherweise gar nicht denken willst.
Aber das meine ich mit du hast nichts verloren. Du wirst wieder eine neue Frau kennenlernen, dich neu verlieben, und die wird dann nicht nur mit dir zusammen sein, weil du so wahnsinnig spendabel bist und ihr Haus, Hof, Pferd, Auto ermöglichst. Und die wird S. mit dir haben weil sie es will und sie wird mit deinen Kindern super auskommen. Du musst dich dazu zwingen, da positiv zu bleiben. Auch wenn eine Scheidung sehr hart sein kann und dich sicher den ein oder anderen Nerv kosten wird. Du bist ja auch bestimmt nicht ganz alleine und hast Freunde und Familie.

20.06.2019 22:25 • x 1 #7


D
Dein Mail trifft es natürlich voll, ich will es nur nicht wahrhaben.
ich habe schon etwas Geld bekommen, aber nicht im Ansatz die Hälfte; ich wollte keinen Ärger, und da ich selbständig bin und rechtlich auch ein wenig Ahnung habe, weiß ich dass das böse enden kann. Da kann man auch Jahre streiten.
Die Kinder bekomme ich Gott sei Dank so soft ich will. Ich liebe sie über alles. Ich fühle mich nur so schlecht, weil sie jetzt ja geschiedene Eltern haben. Ich wollte ihnen das so gerne ersparen.
Es ist für mein Ego schon furchtbar, offensichtlich nicht geliebt worden zu sein. Viele Frauen und Ratgeber schreiben immer, man darf nicht zu nett zu Frauen sein. Aber ich bin halt mal nicht als A... erzogen worden. Ich gebe gerne Liebe...
Ich habe nur zwei Freunde, bisher ja zu viel gearbeitet, keine Hobbys. Ich muss es lernen, wieder ein Privatleben zu haben. Es fällt mir echt schwer. Bin so verdammt einsam, so verloren.
Normal sage ich immer nach jedem Regen kommt ein Sonnenschein; aber derzeit fällt es mir schwer daran zu glauben.
Aber ich werde es trotzdem tun - ich werde kämpfen, ich werde mich in kleinen Schritten hocharbeiten. Hoffe nur dass diese verdammten schlimmen Gedanken bald aus meinem Kopf gehen...

20.06.2019 22:34 • x 1 #8


E
Zitat von Diogenes:
Danke emotion7, tut gut nicht alleine zu sein.

Ich weiß natürlich, dass ich viele Fehler gemacht habe. Ich denke, wenn wir mehr schönes zusammen erlebt hätten, wäre alles noch gut.


Nenne uns deine Fehler bitte konkret und nicht nur wenig Zeit und so Sachen. Und das Wichtigste, was hat sie in dafür getan gerade in der so anstrengenden Bauphase?

Sag es.

20.06.2019 22:41 • x 1 #9


T
Lieber Diogenes,
bei mir ist es fast haargenau die gleiche Geschichte, sogar der Zeitraum der Beziehung von 15jahren stimmt überein. Bis auf den Punkt das ich die Geschichte mit der Immobilie beim Kauf so abgesichert habe dass sie keinerlei Ansprüche darauf hat.
Somit bist du nicht allein mit solch einer Wendung im Leben. Auch mir hat es zunächst den Boden unter den Füßen weggezogen. Selbstzweifel, Wut, Trauer, Scham das ganze Programm.
Es ist jetzt knapp sechs Wochen her, und es wird nicht besser , meine Ex wohnt sogar noch mit mir in meinem Haus und macht keine Anstalten auszuziehen.
Stattdessen daddelt sie verliebt mit ihrem neuen Freund durchs Handy .
Also Kopf hoch du bist nicht allein...
Viel mit guten Freunden oder Familie darüber sprechen hilft .

20.06.2019 22:45 • x 2 #10


B
Zitat von Diogenes:
Ich habe gespürt, wie sie zunehmend den Respekt vor mir verloren hat.

Mein Fehler war, ich habe wohl zuviel gearbeitet, weil ich für meine Familie ein tolles zu Hause aufbauen wollte. Meine Frau ist mehr der Genussmensch, sie ist nicht leistungsorientiert.

Als wir vor einem Jahr Haus gebaut haben, hat sie mich völlig alleine gelassen, sie hat mir einfach bei keinem Handgriff geholfen. Nicht mal Brotzeit geholt.
Sie hätte keine Zeit, sagte sie, und ging dann joggen. Mich hat das unglaublich verletzt.

Ich hatte ihr ein Pferd gekauft, ein Lebenstraum von ihr, habe ihr einige tausend EUR dafür gegeben.

Wir hatten auch fast nie S., 3-4 x im Jahr.

Du schreibst davon, dass WIR ein Haus gebaut haben, so wie du es beschreibst ist das dein Ziel gewesen und deine Frau hat dir mit ihrem Verhalten das auch genauso gespiegelt, sie hat dich dein Haus bauen lassen weil sie andere Wünsche und Vorstellungen hat und hat sich diesen auch gewidmet. Auf dem Pferd fühlt sie vielleicht die Freiheit und Leichtigkeit, die sie mit dir vermisst hat.
Weil sie sich schon lange von dir entfernt hat kann sie schon offen für eine neue Beziehung sein.

Wenn vorher schon soviel im Argen ist und auch kaum noch 6 stattfindet war es mehr als unklug dann ein Haus zu bauen, mit all dem Stress und der Arbeit, die dann noch auf alles andere oben drauf kommt. Das das schief gehen kann war absehbar.

Was nützt ein goldenes Schloss wenn die Liebe nicht mit einziehen kann weil sie schon vorm Schlossbau irgendwo und irgendwann verloren ging ?

Wie will deine Frau das Haus und das Pferd finanzieren ? Wer hat was mit in die Ehe gebracht ?
Kläre das unbedingt mit einem Fachanwalt für Familienrecht und gehe nicht voreilig faule Kompromisse ein.
Ein Beratungsgespräch kostet ca. 200 Euro und kann später angerechnet werden.
Bei den vielen Abgaben, die du jetzt wegen der doppelten Haushaltsführung wahrscheinlich hast kann es sein, daß du einen Beratungsschein vom Amtsgericht bekommst.

Jetzt ist es erstmal wichtig zu versuchen deine Emotionen zu regulieren, denn diese sind es, die uns in Griff haben, Gefühle fliessen einfach durch und ändern sich. Versuche etwas zu finden, was dich entlastet und dir hilft den Stress abzubauen, z.B. über eine Hobby.

Tut mir leid, daß es so gekommen ist, versuche jetzt das Beste aus der Situation zu machen und gehe besonnen vor.

Viel Kraft und Stärke !

20.06.2019 22:47 • x 2 #11


E
Zitat von Diogenes:
Nur zu mir war sie nicht nett, sehr abweisend, ich verstehe es einfach nicht weshalb das so ist.


Ein guter Freund hat mir mal gesagt, man ist mit der Zeit immer zu den Personen unfair, böse, frech und undankbar, zu denen man am nächsten steht. Weil es normal ist, dass man im Inneren weiß, dass man es mit ihnen machen kann. Sie würden einen niemals fallen lassen.

Er hat sich über das Mittagessen von seiner Oma beschwert, obwohl sie jeden Tag in der Küche steht und für die arbeitende Familie das Essen zubereitet. Weil sie es einfach gerne macht und für die Familie mit ihren Mitteln da sein Wollte.

Wem sagt man denn, jetzt lass mich doch mal, ''nerv nicht oder ist wegen Stress kurz angebunden am Handy oder geht erst gar nicht ran? Seinen Eltern, dem Partner. Die werden das schon abkönnen.

Es nicht jeder so, aber der, der das alles als selbstverständlich angesehen hat und den Respekt verliert.

20.06.2019 22:51 • x 1 #12


L
Hallo Diogenes,

beim Lesen schmerzt mir das Herz. Es tut mir leid, was Dir passiert ist. Menschen können widerlich sein. Konzentriere Dich auf Deine Kinder. Du wirst irgendwann mal erfahren, dass es auch andere Frauen gibt, das wünsche ich dir. Was Deine Ex betrifft, sei froh, dass es nun ist, wie es ist. Mache aus deinen Gefühlen positive Vibrations.
Du musst nicht mehr die Kohle ran schaffen und soll sie sich vom Next aushalten lassen. Lass dich bitte auch von einem Anwalt beraten. Mache Dinge, die Dir gut tun. Pflege Deine Seele und es dauert, aber ich verspreche Dir, Du wirst eines Tages erkennen, wofür es gut war.

20.06.2019 22:53 • x 2 #13


D
Na ja, das hat schon alles tiefere Gründe, das sprengt den Rahmen.
Wir hatte davor schon ein Haus, das erste. Das haben wir gebraucht gekauft. Ich war voll happy, aber wir hatten viele Schulden.
Da fing alles an, plötzlich fühlte sie sich total unwohl im Haus, fast schon depressiv, hat nichts mehr gemacht, wollte laufend alles umstellen und umbauen. Dann habe ich zum Spaß irgendwann gesagt, dann verkaufen wir es halt. Dann lief die Firma schlechter, wir hatten zu viel Geld ausgegeben, und es wurde eng, also haben wir verkauft.
ich habe dann ein altes Haus mit Grundstück gekauft. Das alte Haus habe ich mit brutaler Arbeit Kernsaniert, war furchtbar für die ganze Familie, wir sind damals in ein halbfertiges Haus eingezogen. Dann habe ich das neue gebaut und das sanierte verkauft.
Jetzt weiß mal jeder wie ich so drauf bin, wenn ich Gas gebe.
Warum habe ich all das gemacht? Weil ich damit unglaublich viel Geld verdient habe, und wir nicht mehr viel Schulden hatten.
Und das ist genau mein Problem, wahrscheinlich habe ich mit dem Stress dieser Projekte meine Familie zerstört. Das tut mir so wahnsinnig leid. Hatte es ja nur gut gemeint, und wollte das wir ein schönes Leben haben.
Wäre ich doch einfach nur in Miete gegangen und nicht so gierig gewesen, dann wären wir ev. noch zusammen.

20.06.2019 23:00 • x 2 #14


H
Oh man du, am liebsten würde ich jetzt ein B. mit dir trinken gehen

Ich bin bestimmt deutlich jünger als du. Ich bin 26, habe weder Familie, Kinder, Haus noch sonst was in der Art. Aber ich meine zu glauben ich kann Menschen ganz gut interpretieren, auch wenn ich sie gar nicht wirklich kenne. Zudem bin ich selbst Scheidungskind gewesen, vielleicht kann ich mich daher in die Situation hineinversetzen. Also vielleicht mal was aus der Sicht eines Scheidungskindes (villt hilft dir das):

Ich war 13 als das Trennungsjahr begann. Also so alt wie dein älteres Kind ungefähr. Ja, es war schlimm und ich habe viel geweint. Ich wollte nicht das Papa auszieht. Warum soll man auch lügen - erstmal ist es für das Kind hart, vor allem wenn es eben in einem Alter ist, in dem es alles vollkommen wahrnehmen kann. So wie bei deinen. Die Scheidung war auch schlimm, weil sie 3 Jahre dauerte und meine Mama eben eine war, die nie Ruhe gegeben hat. Hinzu kam noch, dass sich Familie eingemischt hat, wodurch sich alles hochgeschaukelt hat. Es gab tausend Gerichtsverhandlungen und als die Richter am Amtgericht nicht mehr ein noch aus wussten, hatten sie uns ans Oberlandesgericht geschickt. Und da saß ich heulend vor drei Richterinnen und wurde auch befragt. Mein Papa war so, wie ich dich einschätze. Zu allem Ja und Amen sagen, alles hinnehmen, hauptsache es hat bald ein Ende und das Kind kann zur Ruhe kommen. Das nur zum Hintergrund. Ich will dir keine Angst machen. Das war ein Extremfall, weil meine Mama generell eben jemand ist, die immer das letzte Wort haben muss und sich immer im Recht sieht. Man kann sowas auch normal lösen und ich denke, wenn sich beide erwachsen verhalten und an die Kinder denken, passiert sowas, wie wir es hatten nicht. Eigentlich ist ja eine Scheidung ein kurzer Prozess, wenn das Trennungsjahr mal rum ist. Grundsätzlich sage ich immer, eine Scheidung ist nicht das Schlimme für Kinder. Es ist die Art und Weise, wie es eventuell abläuft. Nachdem bei uns Ruhe einkehrte (und heute sind meine Eltern übrigens die besten Freunde und wirklich alle verstehen sich wieder und können auch wieder fröhlich zusammensitzen), fing ich langsam an zu merken, dass es gut so ist, wie es ist. Und ich sage auch heute noch, dass mir nichts besseres passieren konnte, als dass die beiden sich trennen. Wirklich, es war für mich und meine Entwicklung besser so. Ich wusste immer, dass meine Eltern nicht zusammenpassen und sich scheiden lassen. Wenn man kein Scheidungskind ist, klingt das jetzt vielleicht verrückt. Aber ich wusste es selbst als kleines Grundschulkind schon, als ich noch nicht mal ne Ahnung hatte, was eine Scheidung wirklich ist. Ich habe es einfach immer gespürt. Und ich bin 100% überzeugt, dass es da wohl den meisten betroffenen Kindern so geht. Und sowas ist nicht schön. Ich wollte jahrelang morgens nicht in den Kindergarten oder die Schule, weil ich Angst hatte zu Hause was zu verpassen. Bin jeden morgen mit Bauchweh aufgewacht. Und nachmittags wollte ich nicht nach Hause, weil ich Angst davor hatte, wie die Stimmung zwischen Mama und Papa ist. Nach der Scheidung hat das alles aufgehört.

Was ich dir sagen will. Kinder leiden manchmal mehr, wenn die Eltern noch zusammen sind, als wenn sie getrennt sind und sich hoffentlich besser verstehen als zuvor. Du als Erwachsener kannst das nur nicht verstehen, weil du eben kein Kind bist. Du siehst deine Kinder lachen und sich des Lebens erfreuen, aber was das kleine Bauchgefühl sagt, kannst du nicht wissen, weil dein Kind es ja selbst nicht in Worte fassen und dir erklären kann. Ich verstehe natürlich, dass du deinen Kindern eine Familie ermöglichen wolltest. Bzw eine klassische Familie. Und grundsätzlich ist das auch das allerbeste und richtige für Kinder. Aber eben nicht, wenn ein starkes Ungleichgewicht herrscht und die Eltern nicht glücklich sind.

Mach dir da bitte keine Vorwürfe. Deinen Kindern geht es so wirklich nicht zwangsläufig schlechter. Wichtig ist eben, dass die Scheidung friedlich und anständig abläuft. Und dann geht sie auch schnell über die Bühne und wird deinen Kindern deutlich weniger wehtun. Und dass du deine Kinder immer sehen kannst, wann du willst, spricht ja schonmal dafür, dass deine Frau villt keinen allzu großen Ärger machen wird. So war es bei uns letzten Endes dann auch. Ich konnte zu Papa wann immer ich wollte und in den Urlaub wann immer ich wollte. Ich war jedes Wochenende und 1-2 Mal unter der Woche bei ihm. Feste Zeiten gab es nie, war alles ganz flexibel.

Und auch die Sache mit deinem Ego ist natürlich verständlich. Wobei es vielleicht mehr das Herz, als das Ego ist. Eine glückliche zufrieden Familie wünschen sich ja die meisten im Leben. Und ich denke es gibt auch nichts schöneres, wenn man das hat. Aber erzwingen bringt keinem was und macht nur unglücklich. Und du hast keine Schuld, dass du vielleicht nicht richtig geliebt wurdest. So blöd es jetzt klingt, aber vielleicht bist du einfach an die falsche Frau geraten. Das kann jedem passieren. Und ich verspreche dir, die Mehrheit aller Frauen wissen anständige Männer wie dich zu schätzen und nützen das nicht aus. Du darfst da jetzt keine Abwehrhaltung gegenüber Frauen entwickeln. Wir sind nicht alle gleich. Wie gesagt, die Mehrheit will Männer wie dich, die einfach lieb und nett sind. Aber ich weiß, was erzählt wird...dass man zu Frauen manchmal A. sein muss. Das ist definitiv nicht so.

Mach das wirklich, mit deinem Privatleben. Arbeite dran. Und such dir vielleicht wirklich ein neues Hobby, wo du neue Leute triffst. Ich denke, das würde dir sehr helfen. Nur von Arbeit allein wird man nicht glücklich, wie du ja selbst merkst. Und für die schweren Tage gibt es ja hier dieses Forum. Oder deine wenigen, aber bestimmt sehr guten Freunde.

20.06.2019 23:03 • x 6 #15


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