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Alles kaputt nach 22 Jahren

Einfachatmen
Zitat von robrt:
Ich muss mal etwas jammern. Ich bin im Moment in einem tiefen Tief. Schwierig da raus zu kommen, ich trauere den alten Zeiten nach und ...

Die dunkle Jahreszeit und diese Tristesse draussen ist auch nicht sehr förderlich.
Kannst du es dir selber schön machen?
Deine Lieblingsmusik, heisser Tee oder Punsch, mit den Kindern was lesen (und kuscheln)?
Oder schau deine Lieblingsserie an... Irgendwas, was dich positiv auf andere Gedanken bringt.
Male Mandalas aus (Klingt doof, aber lenkt ab)...

Alles was dich atmen lässt, die Trübnis etwas auflockert.

01.12.2023 16:14 • x 2 #361


C
@robrt: Ich kann das völlig nachfühlen - ging mir letztes Jahr um diese Zeit auch so - und dann noch die dunkle Jahreszeit, die fehlende Sonne, die herannahenden Feiertage, wie @Einfachatmen schrieb.

Aber glaube mir: Wenn Du Deiner Ex schreibst, dass Du sie vermisst und es kommt dann keine / eine garstige / eine überhebliche / eine gleichgültig-nichtssagende Antwort zurück (und irgendwas davon wird es sein - das ist so sicher wie das Amen in der Kirche), wirst Du Dich noch schlechter und bedürftiger fühlen.

Ein großer Teil des Vermissens hat vermutlich auch gar nicht konkret mit Deiner Ex als Person zu tun, sondern einfach damit, dass man nach einer jahrzehntelangen Beziehung einfach so daran gewöhnt war, immer eine vertraute Person greifbar zu haben, der man seine kleinen Nöte und Sorgen (und auch Freuden) des Alltags erzählen konnte, die man um Rat fragen konnte etc. - und das ist auf einmal weggebrochen.

Wie @mcmamq schon schrieb: Geh raus, lenk Dich ab, triff Freunde - das wird Dir helfen.

01.12.2023 16:15 • x 5 #362


A


Alles kaputt nach 22 Jahren

x 3


J
Es sind ja mehrere Ebenen, die man nach so einer Trennung durchleben muss. Der Fakt, dass es aus ist, ein Neuer plötzlich den eigenen Platz einnimmt, ist der erste große Schmerz und nimmt einem die Luft zum Atmen. Und trotzdem muss man. Die zweite Ebene ist die Bewertung die man von dem Verlassenen dann für sich als Person und der Beziehung bekommt. Eigentlich muss man da ein Ohr raus, ein Ohr rein am Anfang . Aber das schaffen die Wenigsten. Ich war am Beginn gar nicht dazu in der Lage. Alles war nur Schmerrz. Das Schreiben hier habe ich nicht gekannt. Und die nächste Stufe , wie geht es weiter, schiebt man immer vor sich her. Ich wünsche Dir, dass Du Zeit zum Trauern findest, die zweite Ebene erst mal auskammerst und Dir für das neue Leben vornimmst, einen Tag in der Woche Dir etwas Gutes zu tun. Die anderen Tage werden durcheinander sein und es ist ein langer Weg.

01.12.2023 17:05 • x 6 #363


R
Zitat von Charla:
Ja, das ist so und hier ist auch Raum für dich es auch so zu äussern wie du es empfindest, jeder der schon ähnliches mitmachen musste kann das nachvollziehen.

Ich bin froh darum, denn auch meine Freunde sind schon sehr mit mir belastet. Es reicht ja meist, einfach nur zu reden. Die Fragen kann sowieso niemand beantworten. Aber einfaches zuhören hilft sehr.
Zitat von MacMamq:
Hast du die Möglichkeit raus zu gehen?
Einfach komplett einpacken in dicke Sachen und los gehen?

Ich war gerade draußen, Du hast recht. Dick eingewickelt geht das schon.
Zitat von MacMamq:
Und lass die Tränen laufen wenn dir danach ist. Betrauere deinen Verlust. Das ist wichtig damit du damit abschließen kannst.

Das ist das komische. Im Verhältnis habe ich bisher relativ wenig geweint. Nur kurz stoßweise aber ansonsten ist eine tiefe Trauer in mir sowie große Leere.
Zitat von Einfachatmen:
Kannst du es dir selber schön machen?
Deine Lieblingsmusik, heisser Tee oder Punsch, mit den Kindern was lesen (und kuscheln)?

Das ist momentan schwierig. Ich kann erst zum 1.1. umziehen und aktuell bin ich immer ein paar Tage im ,alten, zuhause was emotional auch nicht toll ist.
Zitat von Caecilia:
Aber glaube mir: Wenn Du Deiner Ex schreibst, dass Du sie vermisst und es kommt dann keine / eine garstige / eine überhebliche / eine gleichgültig-nichtssagende Antwort zurück (und irgendwas davon wird es sein - das ist so sicher wie das Amen in der Kirche), wirst Du Dich noch schlechter und bedürftiger fühlen.

So wird es wahrscheinlich sein, auch wenn tief in mir die Hoffnung auf eine ,angenehme, Antwort ist. Die Hoffnung ist manchmal stärker als die Angst vor der von Dir genannten Antwort. Trotzdem mache ich es nicht, was mich zerreißt.
Zitat von Caecilia:
Ein großer Teil des Vermissens hat vermutlich auch gar nicht konkret mit Deiner Ex als Person zu tun, sondern einfach damit, dass man nach einer jahrzehntelangen Beziehung einfach so daran gewöhnt war, immer eine vertraute Person greifbar zu haben, der man seine kleinen Nöte und Sorgen (und auch Freuden) des Alltags erzählen konnte, die man um Rat fragen konnte etc. - und das ist auf einmal weggebrochen.

Ja, das ist auch das was ich eigentlich fühle. Mir fehlt die gewohnte Anwesenheit und Nähe. Die Person selbst schon auch, aber hier erkenne ich die Defizite die wir in der Paarbeziehung hatten und die wahrscheinlich zu groß sind.
Zitat von Jamirah:
Die zweite Ebene ist die Bewertung die man von dem Verlassenen dann für sich als Person und der Beziehung bekommt. Eigentlich muss man da ein Ohr raus, ein Ohr rein am Anfang . Aber das schaffen die Wenigsten. Ich war am Beginn gar nicht dazu in der Lage. Alles war nur Schmerrz.

Genau, das nicht hin hören ist schwierig. Ich nehme das sehr persönlich und meine Frau weiß bestimmt das mich das sehr verletzt und triggert es entsprechend. Hier würde ich mir irgendwann mal ehrliche entschuldigende und erklärende Worte versprechen. Aber ob das jemals kommen wird?
Zitat von Jamirah:
Die anderen Tage werden durcheinander sein und es ist ein langer Weg.

Aktuell sind alle Tage durcheinander, ich werde versuchen Deinen Tipp umzusetzen.

Danke an alle, schön das ihr zuhört und auch tröstend antwortet!

01.12.2023 20:18 • x 3 #364


MacMamq
@robrt
Kennst du einen Film oder ein Lied wo du weißt das es dich emotional traurig macht?
Ich meine vielleicht wäre es für dich gut dich gezielt mal dieser Trauer aussetzt.

01.12.2023 20:36 • x 2 #365


C
Zitat von robrt:
Ich bin froh darum, denn auch meine Freunde sind schon sehr mit mir belastet. Es reicht ja meist, einfach nur zu reden. Die Fragen kann sowieso niemand beantworten. Aber einfaches zuhören hilft sehr.

Ich habe dafür durchaus auch professionelle Hilfe zweckentfremdet, mit einem etwas schlechtem Gewissen, weil ich natürlich schon wusste und weiß, dass ich eigentlich nur jemanden zum Reden brauchte und dass es Leute gibt, die wirklich eine Therapie brauchen (und dass ich denen ja dann die Zeit klaue). Andererseits war das super - ich musste mich eine Stunde lang nicht verstellen, konnte mich ungehindert ausk... und hatte auch nicht die Befürchtung, meine FreundInnen mit den immer gleichen Trennungsgeschichten zu nerven - die Profis werden dafür bezahlt, dass sie sich das anhören - und es konnte mir völlig egal sein, ob die mich jetzt langweilig, nervig oder irgendwas finden.
Zitat von robrt:
Hier würde ich mir irgendwann mal ehrliche entschuldigende und erklärende Worte versprechen. Aber ob das jemals kommen wird?

Zitat von MacMamq:

Kennst du einen Film oder ein Lied wo du weißt das es dich emotional traurig macht?
Ich meine vielleicht wäre es für dich gut dich gezielt mal dieser Trauer aussetzt.

Ein Schuldeingeständnis / Anerkennung der eigenen Schuld und echte Empathie hätte ich mir am Anfang auch sehr gewünscht. Von den allermeisten Verlassern wirst Du das nicht bekommen, weil sie sich, wie wir ja schon diskutiert haben, ihre eigene Wahrheit zurechtgelegt haben und für sich selbst glauben müssen, dass der/die Ex ein ganz furchtbarer Mensch ist und ihnen quasi gar nichts anderes übrig blieb, als diese Person zu verlassen.

Ich kann Dir aber sagen, dass mein Wunsch nach einem Schuldeingeständnis mit der Zeit immer mehr nachgelassen hat. Heute ist mir das kaum mehr wichtig.

@MacMamq: Das mit dem Film oder Lied ist auch eine gute Idee - das habe ich tatsächlich auch ab und an bewusst gemacht und mir hat es dabei geholfen, die Trauer bewusst loszulassen.

02.12.2023 15:42 • x 2 #366


Birkai
Zitat von Caecilia:
Ein Schuldeingeständnis / Anerkennung der eigenen Schuld und echte Empathie hätte ich mir am Anfang auch sehr gewünscht.

Ich habe mir noch nicht mal das gewünscht, sondern irgendeinen für mich plausiblen Grund. Keine kleinlichen Vorwürfe. Seit ich für mich festgestellt habe, dass es eigentlich egal ist und wahrscheinlich dieser mir kommt, geht es mir viel besser.

Bei aller Unsicherheit in der Trennung ist wichtig seine Selbstwert nicht in Frage zu stellen.

02.12.2023 15:55 • x 2 #367


MacMamq
Zitat von Caecilia:
Ich kann Dir aber sagen, dass mein Wunsch nach einem Schuldeingeständnis mit der Zeit immer mehr nachgelassen hat.

Man erkennt das es nicht mehr wichtig ist.
Den das Ergebnis bleibt.

Und der Blick wird mit der Zeit immer seltener nach hinten gehen, weil das was vor einem ist viel wichtiger ist.

02.12.2023 16:01 • #368


R
@Caecilia
Zitat von Caecilia:
Ich habe dafür durchaus auch professionelle Hilfe zweckentfremdet, mit einem etwas schlechtem Gewissen, weil ich natürlich schon wusste und weiß, dass ich eigentlich nur jemanden zum Reden brauchte und dass es Leute gibt, die wirklich eine Therapie brauchen (und dass ich denen ja dann die Zeit klaue).

Mache ich auch, aber das ist nur 1h in 1-2 Wochen und aktuell bin ich täglich belastet. Daher muss ich Freunde und das Forum übermäßig strapazieren.
Zitat von Caecilia:
ihre eigene Wahrheit zurechtgelegt haben und für sich selbst glauben müssen, dass der/die Ex ein ganz furchtbarer Mensch ist und ihnen quasi gar nichts anderes übrig blieb, als diese Person zu verlassen.

Das macht es besonders schwer. Man war Jahre (Jahrzehnte)lang zusammen und am Ende hat man das Gefühl das der Partner nur unzufrieden war und nun glücklich ist frei zu sein. Man war der Klotz und hat die Unzufriedenheit nur nie gespürt. Egal welch schöne Erinnerungen man selbst hat, es wird alles eingetrübt durch diese nachträgliche Abwertung. Bei uns macht das zusätzlich die Kinder traurig, da ihnen ja gesagt wurde das meine NF für sie gelitten hat. Das aufzufangen ist auch schwer.

02.12.2023 16:03 • x 1 #369


MacMamq
@robrt
Das Forum kann gar nicht überstrapaziert werden.

02.12.2023 16:05 • x 2 #370


Birkai
Zitat von robrt:
Forum übermäßig strapazieren.

Hier findest du Viele diel das Gleiche durchmachen oder durchgemacht haben. Verständnis ist genug vorhanden.

Also immer raus damit.

02.12.2023 16:07 • x 3 #371


MacMamq
Zitat von robrt:
Egal welch schöne Erinnerungen man selbst hat, es wird alles eingetrübt durch diese nachträgliche Abwertung

Als wenn man durch ein Fenster mit vielen Rissen sieht.
Aber die Erinnerungen bleiben, nur möchte man die Emotionen die damit verbunden sind nicht mehr fühlen.

02.12.2023 16:08 • x 1 #372


MacMamq
Möchtest du denn mal aufschreiben welche Erinnerungen dich zur Zeit bewegen?

02.12.2023 16:17 • x 1 #373


Birkai
Zitat von robrt:
Man war der Klotz und hat die Unzufriedenheit nur nie gespürt.

Es ist nicht deine Aufgabe sowas zu spüren. Es wäre an ihr gewesen entweder zu reden oder die Situation zu verändern.

Ich habe aktuell auch festgestellt, dass mein NM viele Dinge, die schön waren, ins Negative zieht. Das muss ich aber nicht abnehmen. Es sind seine Bewertungen und seine Gefühle dazu, nicht meine.

02.12.2023 16:19 • x 3 #374


C
Zitat von robrt:
und am Ende hat man das Gefühl das der Partner nur unzufrieden war und nun glücklich ist frei zu sein. Man war der Klotz und hat die Unzufriedenheit nur nie gespürt. Egal welch schöne Erinnerungen man selbst hat, es wird alles eingetrübt durch diese nachträgliche Abwertung. Bei uns macht das zusätzlich die Kinder traurig, da ihnen ja gesagt wurde das meine NF für sie gelitten hat. Das aufzufangen ist auch schwer.

Ja, das ist ganz furchtbar. Ich wäre auch deutlich besser klargekommen, wenn der Ex mich und unsere gemeinsame Zeit nicht im Nachhinein so in den Dreck gezogen hätte. Das ist, wie oben geschrieben, so ein ganz blöder Mechanismus: Der/die Verlasser/in braucht diese nachträgliche Abwertung der alten Beziehung und des Expartners / der Expartnerin, um vor sich selbst nicht schlecht dazustehen und die Trennung im Nachhinein vor sich selbst zu rechtfertigen. Für uns Verlassene ist diese Abwertung fatal und macht alles noch viel schlimmer.

Bei meinem Ex wurden interessanterweise auch die Zeitangaben, wie lange er schon unglücklich war, mit der Zeit immer länger. Im allerersten Gespräch war von diesem Unglücklichsein eigentlich noch gar nicht die Rede - da ging es nur um Next und dass er so tiefe Gefühle für sie habe. Ich finde, daran kann man diesen Mechanismus auch schön verfolgen: Nach dem ersten Gespräch war für ihn ja überhaupt erst klar, dass die Trennung zeitnah erfolgen würde und dass ich keinen Widerstand leisten würde. Dann musste er sich eine Strategie zurechtlegen, wie er das ohne schlechtes Gewissen durchziehen kann.

Wenn man sich diese Mechanismen klarmacht, hilft das schon, finde ich. Es war sicher nicht alles schlecht in der alten Beziehung und ich glaube auch nicht, dass unsere ExpartnerInnen jahrelang extrem unglücklich in der Beziehung verharrt haben und wir haben nichts davon gemerkt.

Das mit den Kindern hat mein Ex zwar nicht so gesagt (zumindest weiß ich nichts davon) - aber ich könnte mir durchaus auch vorstellen, dass sie sich das denken. Warum hätte er sonst so lange bleiben sollen, wenn er so unglücklich war?

Ich habe meinen Ex übrigens einmal auf sein Garstigsein mir gegenüber und das in-den-Dreck-ziehen der alten Beziehung angesprochen - und auch darauf, dass das wohl seine Strategie sei, die Trennung zu rechtfertigen und sich reinzuwaschen. Er wurde sehr, sehr wütend - getroffene Hunde bellen (obwohl ich nicht glaube, dass ihm dieser Mechanismus rational wirklich komplett bewusst ist).

02.12.2023 16:53 • x 3 #375


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