Hey Sabine,
von mir noch ein paar Gedanken dazu, vielleicht am Thema vorbei, zieh dir raus, was du brauchen kannst.
Zitat von SabineWien: Denn mittlerweile stumpfe ich schon ab wenn mir jemand was trauriges erzählt denke ich ja ich weiss, die Welt ist einfach nur schlecht, lass es nicht an dich ran.. und ich finde diese Einstellung nicht gerade schön
Mir ist es auch sehr wichtig, emotional nicht abgestumpft zu sein.
Jetzt ist es aber in unserem Leben allgemein, und in dieser Zeit mit Existenzängsten, Krieg usw. sehr schwierig, weil das ja wirklich überwältigend für uns wäre, das alles an uns ranzulassen, und dann ja im Idealfall noch für die kleineren oder größeren Nöte unserer Lieben da zu sein. Da ist die Empathiefähigkeit bald überfordert.
Für mich ist es hier ganz wichtig, mich abzugrenzen.
Probleme von Leuten, die ich nicht kenne, und auf die ich auch keinen Einfluss habe, lasse ich bewusst nicht an mich heran. Wenn mir in der Arbeit jemand von einem schweren Schicksal erzählt, oder wenn es um den Krieg da und da geht, oder auch um Opfer von Umweltkatastrophen in D. Bedeutet für mich, mir nicht allzuviel Nachrichten zu geben, z.B.
Wichtig: das hindert mich nicht daran, mir klar zu sein, was ich zu globalen und Umweltproblemen beitrage, und mir da Gedanken zu machen, was ich besser machen kann.
Nur mich dauernd mit dem Leid konfrontieren, an dem ich wirklich alleine nicht viel ändern kann, das bringt ja niemandem was.
Bei meinen Liebsten ist die Frage, wie nahe ich Dinge an mich heranlassen muss, um noch helfen zu können. Wenn ich selber komplett aufgelöst bin, vor lauter ranlassen, hat auch wieder niemand was davon.
Dritter Gedanke: Das eigentlich schwierige am ranlassen ist ja, wenn es mich selber, mein Wesen, meinen Kern bedroht. An welchem Punkt wird ranlassen für dich bedrohlich?
Und was Chefs, Kollegen, Vereinskameraden usw. betrifft, gilt das gleiche abgewandelt.
Erstens scheint ein rauerer Umgangston viele Menschen gar nicht besonders zu stören. Die können sich auch mal gegenseitig anmotzen, und 10 min später sind sie best friends. Wo unsereiner fassungslos daneben steht...
Du hast halt auch nur zu einem sehr kleinen Teil Einfluß auf das Vereins- oder Betriebsklima.
Also macht es auch keinen Sinn, sich da übermäßig einen Kopf zu machen.
Und geh der Frage nach, warum du so unbedingt ein gutes Klima brauchst, warum ein schlechtes Klima sich für dich so bedrohlich anfühlt... In die Arbeit gehst du zum Arbeiten, und im besten Fall, weil du deine Arbeit sinnvoll findest. Wenn das Betriebsklima nicht ausgesprochen mies ist, ist es mE nur untergeordnet wichtig. Hast du viel Teamarbeit?
Bestimmt gibt es einzelne Kollegen, mit denen es sich angenehmer arbeitet, als mit anderen? Vielleicht kannst du dir ein angenehmens Mikroklima schaffen?
Ansonsten ist es ja überhaupt nicht wichtig, ob du dich mit deinen Arbeitskollegen auf einer anderen als auf der professionellen Ebene gut verstehst.
Letzter Gedanke ist das mit den Ebenen:
Ich denke, man muss sich damit abfinden, dass man in seinem ganzen Leben vielleicht mit einer guten Handvoll Leuten auf eine wirklich tiefe Ebene kommt. Bei alllen anderen ist doch Oberflächlichkeit absolut ok?
Ich habe hier für mich das Bild einer Sonne entwickelt, um genau solche Sachen für mich besser einzuordnen, mir zu überlegen, wo Menschen für mich hingehören, was ich wie nahe an mich heranlassen sollte:
Also:
So eine Sonne hat einen sehr heißen, flüssigen Kern, und geht dann relativ fließend in immer gasförmigere Außenbezirke über, bis irgendwann nur noch ein bisschen Licht und Wärme übrigbleiben.
Dieser flüssige Kern, das ist mein Wesen. Mein Charakter, ein paar meiner absoluten Grundwerte.
Der gehört nur mir. Dieser Kern soll auch nicht mit dem Kern von irgendjemand anderem verschmelzen. Meins. Nur die allermassivsten Einflüsse (ich denke an Traumata oder sowas) könnten diesen Bereich überhaupt erreichen und beeinflussen. Der Bereich ist heilig und äußerst schützenswert. Es ist für mich sehr wichtig, diesen Bereich immer wieder zu spüren.
In der Schicht darum herum wären Familie, Partner, Freunde, in unterschiedlicher Entfernung zum Kern.
Sind viel näher dran, haben viel mehr Teil an meinem Wesen, berühren mich viel tiefer. Trotzdem, Kern ist meins.
Aber können meine Überzeugungen beeinflussen.
Wieder eine Schicht drüber wären Arbeitskollegen, Klienten, Bekannte. Denen erlaube ich in der Regel gar nicht, mich so tief zu berühren, wie in der Schicht darunter. Der Einfluss ist viel peripherer. Wegen solchen Menschen muss ich nicht meine Überzeugungen hinterfragen, nicht meine Werte, nicht mein Wesen. Ich würde sagen, hier wären wir auf der Ebene der Meinungen.
Und dann gibts den ganzen Rest. Vereinskollegen, und sowas. Ich stelle mir immer Kommeten vor, die die Sonne irgendwo passieren. Macht überhaupt keinen Sinn, sich wegen solchen unfreundlichen Zeitgenossen mehr als ein paar Sekunden Gedanken zu machen.
Mir hilft es sehr weiter, mich immer wieder mal zu fragen, wo bestimmte Menschen in meiner Periperie ungefähr stehen, und wie sehr und wie nachhaltig sie mich beeinflussen sollten, wieviele Gedanken und wieviel Raum ich ihnen einräumen sollte.