Zitat von Huffel: Ist es bei dir ähnlich? Und wie lernst du dich neu kennen? Schreibst du dir auf, wie du bist oder sein magst? Wie bleibst du dabei und erinnerst dich daran?
Ja, es ist bei mir ähnlich.
Ich frage (die neuen) Freunde, wie sie mich beschreiben würden, frage mich selbst, ob ich gerade so wie ich bin mit mir gerne zusammen bin. Schaffe mir auch iwann eine sanfte Zielversion - gerade ist stehen bleiben und hingucken dran, umschauen, beobachten und Geduld haben. Puh! Geduld haben und milde sein…
Ich muss dazu sagen, dass ich jetzt auf keine Familie zurückgreifen kann, die mir den Rücken stärkt in Phasen von Krankheit oder Trennung. Da haut mir dann auch gleich zusätzlich meine in tlw. durch die religiös-konservative Familie, Kinderbücher und Schule erlernten Vorstellungen von Leben (Mann, Frau, Heirat, Kind, Eigenheim - ich überspitz es gerade, damit du weißt welche Gedankenfallen mich manchmal einholen) eine rein, weil diese ganzen negativen Glaubenssätze dann richtig hochkochen. Ich messe da auch gerne mit zweierlei Maß - bei anderen milder, bei mir knallhart und da kommt vieeeel *beep* hoch, was null mit einem Mann zu tun hat.
Und da sind wir schon beim Kern. Glaubenssätze erkennen, mit sich und seinen Gefühlen und Gedanken arbeiten, bei sich bleiben ohne andere aus dem Blick zu verlieren. Ich habe das erste halbe Jahr mit Wut verbracht (siehe meinen Thread, sie war lange unterdrückt), versucht vieles gezielt zu verändern und dann es mal laufen lassen. Kontrolle ans Leben abgeben und eben allein sein ein ganzes WE, wenn sich niemand meldet. Das durchlebe ich seit Wochen und versuche mich zu beobachten, in mich zu vertrauen und es zu „durchleben“. Manchmal denke ich ich entwickele mich zurück und dann wieder doch nicht, unterm Strich weiß ich es nicht. Und genau dieses „weiß ich nicht“, scheint erstrebenswert für mich. So lerne ich mich kennen…und mir zu vertrauen.
Denn Kontrolle „kann“ ich ja, sie drückt sich im Aktivismus, Optimierungswahn, permanenter Persönlichkeitsentwicklung, Vermeidung/Verweigerung, Extremsport, Mauern, Rückversichern aus. Ich war diszipliniert und perfektionistisch. Mittlerweile halte ich es besser aus weniger perfekt zu sein �️ und weniger diszipliniert…naja, da schwanke ich s.o.
Wie verändere ich mein Leben?
Im Austausch mit Menschen werde ich - oh Wunder - viel schneller wütend. Früher sprach ich es nicht oder zu spät an, schluckte es oder eckte an, heute frage ich mich, ob der andere damit umgehen könnte, ob die Beziehung das überhaupt hergibt in ihrer Qualität, welche Konsequenzen ich ziehen könnte ohne mit dem anderen zu sprechen - Eigenverantwortung und Rücksichtnahme eben.
Ich bin sehr direkt und sage Dinge, die einen Nerv beim anderen treffen können - und ich bin sehr sensibel und nehme ganz kleine Veränderungen beim Ggü wahr. Das ist sehr anstrengend für mich, denn ich sehe Dinge, die mein Ggü (noch) nicht sieht oder nicht thematisieren will oder nicht weiß wie und für mich ist das alles sehr leicht. Menschen lassen sich zudem ungern kritisieren (ich mich schon, denn für mich ist das positiv. Wo Reibung entsteht lerne ich doch jemand erst wirklich kennen!) manche sind überfordert und wissen nicht damit umzugehen, wenn ich offen mein Befinden mitteile. Naja, da arbeite ich noch dran in vielen Facetten. Die meisten haben sich zu wenig mit dem Inneren befasst und wollen es auch nicht in dem Maße. Ich sach‘ ja: Leichtigkeit fehlt mir ja auch und sich so sehr mit dem inneren zu befassen ist ja auch nicht gesund für mich, denke ich. Schön wäre es mit Menschen Leichtigkeit und tiefe Gespräche führen zu können. Das bekomme ich noch nicht häufig genug hin. Ja, das mit den Sicherheiten und Strukturen kann ich teilen.
Was geht denn bei dir im Inneren ab?