Hallo Andy,
habe deine Geschichte gelesen und nicht nur Pauline und Tristan kommt die Sache bekannt vor - und die Gefühle, die dich im Moment umtreiben. Auch ich kann mich noch sehr gut erinnern wie es mir erging - bei mir ist das Ganze nun reichlich ein Jahr her - mein Noch ist für mich völlig überraschend von einem Tag auf den anderen gegangen - nach fast 21 Jahren Ehe mit drei Kindern und fast 30 Jahren gemeinsamer Beziehung. Ich war völlig am Ende, meine ganze Welt war zusammengebrochen - und das auch kurz vor Weihnachten. War unheimlich schlimm.
Ich habe voriges Jahr Weihnachten ausfallen lassen - keine Weihnachtsbäckerei, keine Weihnachtsdekoration, kein Weihnachtsbaum ... ich bin über die Feiertage mit den Kindern, die auch total entsetzt waren, für ein paar Tage Skifahren gewesen - den ganzen Tag über aktiv auf der Piste. Nur keine Weihnachtsgefühle aufkommen lassen. Wir haben uns keine Geschenke gemacht - unser gemeinsames Weihnachtsgeschenk war das Wegfahren, eben der aktive Urlaub ohne diese Fest-der-Liebe-Duselei... und es war die richtigste Entscheidung, die wir hätten treffen können.
Dieses Jahr wird Weihnachten wieder stattfinden - anders als bisher, aber mit allem Drum und Dran - eben ohne meinen Noch und den Vater meiner Kinder. Und ich freue mich wieder drauf ... es wird mit Sicherheit schwer, wird immer noch blöde Situationen und schmerzliche Gedanken geben, das weiß ich, aber glaub mir, man lernt, damit umzugehen und diese unabwendbare Situation anzunehmen.
Wir haben keine Chance - sicher kannst du hingebungsvoll und bedingungslos einen Menschen lieben, aber du kannst von eben diesem Menschen das Erwidern deiner Liebe nicht fordern und schon gar nicht erzwingen. Das Gefühl zu haben, an einer unerwiderten Liebe kaputt zu gehen und als nicht mehr gebraucht in die Ecke gestellt zu werden ist unglaublich bitter. Aber es ist ein Gefühl, mit dem sich jeder Verlassene auseinandersetzen muss und mit dem man - wenn auch langsam und sehr schwierig - lernen kann umzugehen.
Ich habe heute wieder einen einigermaßen erträglichen Kontakt zu meinem Noch - wir reden miteinander, überwiegend über sachliche Themen der Scheidung, gelegentlich aber auch über Dinge, die unsere Beziehung betreffen. Und ich merke schon seit einiger Zeit, dass, je mehr ich meine eigene Stabilität und Souveränität wiederfinde, er zunehmend über die Richtigkeit seiner Entscheidung im vergangenen Jahr ins Grübeln kommt. Bei ihm klingt vieles nicht mehr so überzeugend, ist sein neues Leben ohne die Abgenutztheit einer langjährigen Beziehung und die Zwänge der Familie offenbar schon nach einem Jahr nicht mehr sooo spannend wie er es sich mal vorgestellt und erträumt hat.
Und weißt du, was das Verrückte ist? Heute fühle ICH mich auf dem Weg in ein neues Leben, das schön, bunt und spannend für mich werden kann... und er ist auf dem Weg dahin, wovor er eigentlich fliehen wollte.
Ich habe lange - viel zu lange - gehofft, mich verbogen und krumm gelegt, um ihm den Weg zu mir, zu uns zurück so einfach und bequem wie möglich zu machen. JA, das habe ich getan - auch ich, wie so viele andere Verlassene hier auch. War der größte Fehler, den ich machen konnte. Solange meine Tür immer sperrangelweit offen war für ihn, hatte er überhaupt keine Veranlassung nachzudenken ... war ne perfekte Situation für ihn ... eine neue, vieeel jüngere Partnerin ... und die Alte steht immer noch Gewehr bei Fuß!
Irgendwann hab ich die Tür zugemacht, habe begonnen, seine Entscheidung anzunehmen und meinen Weg zu gehen - auf meine Weise, nicht auf die Art, wie ER es sich vorstellte ... und erst da begann er langsam, die Konsequenzen dieser seiner Entscheidung zu realisieren!
Sicher ist das ein langer und ein schwieriger Weg ... aber wir haben keine Alternative, als ihn zu gehen ... glaub mir, es kommt der Augenblick, wo man es wieder wahrnehmen und genießen kann, dass einem die Luft um die Nase weht und man nicht mehr unbedingt zurück will ... hätte ich mir vor einem Jahr NIEMALS vorstellen können!!!
Glaub an DICH! DU bist der wichtigste Mensch in deinem Leben!!!
Ich wünsche dir alle Kraft, die du brauchst, alle Gelassenheit, die wichtig ist und die Weisheit, die uns manchmal allen fehlt *lächel*
Liebe Grüße Bea
PS. Bin wirklich nicht gläubig, aber das, was nach Herr kommt, ist MEINE Devise geworden!