Hallo, ich versuche hier meine Gedanken zur Trennung von meinem Freund niederzuschreiben um es besser zu verstehen und verarbeiten zu können.
Wir haben uns letztes Jahr kennengelernt. Kurz bevor ich mit meinem Studium fertig war. Ich wusste, dass ein Umzug bevorsteht und wollte daher keine Beziehung eingehen. Er bemühte sich sehr um mich. Dann stand fest, dass ich 450 km weit weg ziehen werde. Ich wollte das Ganze beenden, denn ich komme mit Fernbeziehungen nicht zurecht. Er meinte, wir schaffen das und er würde im Mai dieses Jahres in meine Nähe ziehen, denn dann hätte er seinen Meister fertig. Er würde dann so oder so eine neue Stelle suchen müssen – warum dann nicht bei mir?
Ich ließ mich auf eine Fernbeziehung ein. Anfangs hatten wir schwierige Zeiten. Er erzählte mir von seiner Vergangenheit, dass er früher in der rechten Szene war und auch schon deswegen im Gefängnis. Kaum hatte ich das halbwegs verdaut, erfuhr ich, dass er hohe Schulden hat und sich nicht darum kümmert. All das hat mich immer wieder an unserer Beziehung zweifeln lassen. Über Monate hinweg hatten wir immer wieder deswegen gestritten. Es gab viele Momente, in denen ich am liebsten alles hingeschmissen hätte. Mein Leben war immer geregelt und ich kenne solche Probleme nicht.
Er zeigte schlussendlich den Willen sein Schuldenproblem anzugehen, ging zu einem Anwalt, ließ sich beraten. Es ging voran, wenn auch sehr langsam. Schon damals fiel mir negativ auf, dass er immer anderen die Schuld für seine Probleme gibt: „Wäre meine Kindheit nicht so gewesen, dann…“ „Der Richter wollte an mir ein Exempel statuieren“, usw.. Auch bei seinem Meister war es so, dass immer die Schule schuld war, wenn er eine Prüfung nicht bestand.
Zu mir war er ein toller Mann. Er war viel bei mir. Er half mir meine neue Küche aufzubauen, montierte meine Lampen, etc. Er kümmerte sich um meine beiden Hunde, wenn er da war und ich arbeiten musste, machte so manches im Haushalt.
Er wirft mir heute vor, dass er viel mehr investiert hat als ich. Damit hat er recht. In den neun Monaten Fernbeziehung bin ich nur dreimal für jeweils 1-2 Wochen zu ihm gefahren (Urlaubstage), während er sicher 10-15-mal zu mir gefahren ist. Ich muss ehrlich sagen, dass es mir einfach zu anstrengend war diese Strecke mit zwei Hunden zu bewältigen und dann nur 2 Tage miteinander zu haben. Er konnte in der Regel länger da sein und ich sah es einfach als sinnvoller an. Finanziell haben wir versucht das gerecht aufzuteilen.
Er hat mich spüren lassen, was ich ihm bedeute, hat mir immer wieder Briefe geschrieben, kleine Geschenke gemacht. Wir haben täglich telefoniert und uns geschrieben. Wir haben so viel miteinander geredet über Gott und die Welt. So hatte ich das noch nie in einer Beziehung. Auch s.uell hat es bei uns super harmoniert. Wir haben über unsere Fantasien gesprochen und sie ausgelebt.
Die meiste Zeit fühlte sich alles gut an, aber immer wieder gab es auch Streitigkeiten wegen seiner Vergangenheit oder weil er meinte, ich würde ihm nicht alles sagen. Manchmal war ich einfach nicht so gut drauf. Er wollte wissen, warum, aber ich wusste es oft selber nicht und so kam es immer wieder zum Streit. Oft war es auch wegen der Fernbeziehung, wenn er mir fehlte und wir uns doch mal 2-3 Wochen nicht sahen.
Charakteristisch für unsere Streits war, dass sie immer erst vorbei waren, wenn ich mich entschuldigt habe. Er hat sich nicht einmal bei mir entschuldigt. Er sprach immer von einer neuen Chance für mich.
Vor einigen Wochen meldete er sich dann von seiner mündlichen Meisterprüfung ab. Er wollte die Prüfung erst im Dezember machen. Es kam zu einem Streit zwischen uns, indem böse Worte fielen und wir uns trennten. Das ging von beiden aus. Nachdem sich unsere Gemüter beruhigt hatten, wollte ich mit ihm reden, ich wollte, dass wir es nochmal versuchen, aber er möchte nicht mehr. Er sagte, ich hätte genug Chancen gehabt. Wir werden nie friedlich miteinander leben können. Ich hätte sein Leben zerstört. Jetzt hätte ich, was ich wollte und könnte mit einem anderen Mann glücklich werden. Er sagt, das wäre was ich gewollte hätte und gibt mir die gesamte Schuld an der Trennung.
Als ich gemerkt habe, dass wir beide zu emotional sind, habe ich ihn 2-3 Wochen in Ruhe gelassen. Dann meldete ich mich wieder, aber an seiner Haltung hat sich nichts geändert. Stattdessen schickt er mir eine Tattoovorlage mit den Initialen von mir und den Hunden und dem Kommentar, er werde sich das stechen lassen, denn das sei seine Familie gewesen, aber eine Beziehung will er nicht mehr. Worte allein und Entschuldigungen würden nicht ausreichen. Ich habe ihn gefragt, was er von mir erwartet. Er sagt, er weiß es selbst nicht und wir sollen uns weiteres Leid ersparen. Er wirft mir vor, ich würde eh schon wieder andere Männer haben. Es tut einfach alles so weh und er fehlt mir. Seit nun 5-6 Wochen weine ich fast täglich. Manchmal ist es schlimmer, manchmal besser. Wenn ich auf der Arbeit bin, denke ich weniger an ihn, kann alles gut überspielen, aber sobald ich alleine zuhause bin, fällt mir die Decke auf den Kopf. Er fehlt mir so sehr. Das schlimmste ist, dass ich inzwischen das Gefühl habe, an allem schuld zu sein und, dass ich nicht verstehe, warum wir es nicht schaffen miteinander auszukommen, wenn wir uns doch beide angeblich lieben.
22.07.2016 14:25 •
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