Zitat von Corbian:Man ist in einer Beziehung nicht abhängig vom anderen. Man will eine Beziehung nicht um vom anderen bespasst zu werden. In einer Beziehung geht es um geben und nehmen.
Genau das geben, nehmen und Abhängigkeit sind die Schlagworte die gleichwohl die Probleme von Singles als auch die von liierten Menschen ausmachen.
Lange bin auch ich dem Irrglauben verfallen, dass eine gesunde und tragfähige Beziehung (egal welche) sich nur in einem jeweils ausgeglichenen Geben und Nehmen entwickeln kann und dabei unabhängig zu bleiben bzw. zu sein, der Schlüssel zu wahrem Glück ist!
Heute und nach einigen Erfahrungen aus denen sich u. a auch eine tiefe Selbstreflexion speist, sehe ich das ganze vollkommen anders.
Zum einem habe ich erkannt, dass der erste Fehler im System, meine falsche Interpretation von Unabhängigkeit war. Denn für viele ist Unabhängigkeit gleichbedeutend mit Eigenständigkeit. Das ist allerdings ein fataler Fehler, denn absolut NIEMAND ist vollkommen unabhängig auf dieser Welt!
Das Ganze fängt schon mit bzw. bei dem lieben Geld an, um mal nur ein ganz einfaches Beispiel zu nennen.
Wenn die liebe Ebony zum Beispiel kein Geld hätte, um sich die Sportklamotten für ihre Laufgruppe leisten zu können oder für den Crement, den sie mit ihrer Visagistin schlürft hätte, dann müsste sie entweder n_ackt zur Laufgruppe rennen oder wäre auf die Spendierfreudigkeit ihrer Visagistin angewiesen! Wobei man sich fragen muss, ob die Visa ohne vorherige und bezahlte kosmetische Dienstleistung überhaupt mit dem Champus um die Ecke gekommen wäre?!
Folglich muss Ebony also arbeiten gehen, um sich dieses von IHR vermeintlich gewählte gesellschaftliche Leben leisten zu können. Wenn es aber keine Menschen geben würde die Firmen gründen würden, in denen auch andere Menschen von Umsätzen profitieren könnten, dann nützt Ebony weder ihr ganzes Wissen etwas, noch ihre ach so geliebte Single-Freiheit etwas. Nun gibt es aber offensichtlich eine Firma in der Ebony arbeitet und sie für die von ihr erbrachte Leistung in Form von Geld bezahlt.
Aber rund jetzt kommt es, ist Ebony letztlich auch nur eine von vielen und im Notfall jederzeit ersetzbar, weshalb auch eine Ebony dazu gezwungen ist, sich in bestimmten auch unangenehmen Dingen anzupassen bzw. nicht drum herum kommt, das ein oder andere aushalten zu müssen! Am Ende der Fahnenstange ist es also immer nur eine Frage der Wertigkeit, die darüber bestimmt in welchem Maße man sich wie bzw. einer Situation oder besser gesagt mit Menschen auseinandersetzt.
Demnach ist es nicht die Angst die vor einer Abhängigkeit die ein jeder von uns meint zu verspüren, sondern vielmehr die Angst vor der Eigenständigkeit! Angst davor das die Eigenständigkeit (dazu gehört nunmal auch unsere Persönlichkeit) von anderen Menschen abgelehnt werden könnte und das noch bevor wie sie überhaupt richtig zum Ausdruck gebracht hat.
Entsprechend passiert dann das hier:
Zitat von Corbian:Doch in dieser Generation und Gesellschaft sind viele nie zufrieden mit dem was sie haben. Ständig sind sie auf der Suche nach was Besserem.
Menschen verlieben sich anfänglich (oder auch wenn sie nur bloß nur mit anderen zutun haben wollen) nicht in die Persönlichkeit eines Menschen, sondern allenfalls in dessen Verhalten ihnen gegenüber und dieser Zustand hält so lange an, je nachdem wie lange man von diesem Verhalten positiv profitiert.
Der Fehler dabei allerdings gemacht wird ist, dass man übersieht, dass der Teil unserer tiefsten Persönlichkeit angeboren und hingegen unser Charakter eine lebenslange Fortentwicklung darstellt, die auf bewussten Entscheidungen basiert, von der wir uns irgendwann nicht mehr freisprechen können, dass wir darauf keinen Einfuss haben oder hatten.
Damit will ich sagen, dass wenn man beabsichtigt sein Leben und Liebesleben mit nur
einer Person, sein leben lang auszuleben, dann sollte man sich auch bewusst machen, dass das nur dann klappen kann, wenn man auch dazu bereit ist, diesen
einen Menschen auch sein
ganzes Leben lang kennenlernen zu
wollen. Und das mit all seinen Höhen und Tiefen, Ecken und Kanten!
Das soll nun nicht bedeuten, dass man stumpf jegliche Verletzung die daraus entstehen kann, stillschweigend ertragen oder verzeihen muss und auch nicht sofort flüchten, sobald es mal schwierig wird.
Die echte und unbeschreiblich tiefe Liebe besteht für mich nicht darin, dass mein Partner mich so liebt wie ich bin (mit den berühmten Ecken und Kanten), sondern so wie
ich sein will und mich dementsprechend darin fördert und unterstützt! Denn die Persönlichkeitsentwicklung eines Mensch hält praktisch sein ganzes Leben lang an!
Wenn ich bedenke was ich mir mit 20 alles vorgestellt habe, dann unterscheidet sich das ein oder andere ganz massiv von dem was ich heute darüber denke und auslebe.
Entsprechend zeigt auch diese Wahrheit hier deutlich auf :
Zitat von Corbian:Sie wollen, sind aber nicht bereit zu geben. Orientieren sich an den anderen wie die Lemminge und stehen nie zu ihren Gefühlen, weil sie diese nicht zulassen wollen. Bauen Mauern um sich vor dem zu schützen, was sie am meisten wollen.
Zitat von Corbian:Andere wiederum greifen nach allem was sich ihnen bietet, brauchen es solange es ihnen gut tut und werfen es weg. Andere grätschen rücksichtslos in Beziehungen.
...das selbst der, der sich bemüht auf das ausgewogene Geben und Nehmen zu achten, dabei aber letztlich auch nur auf das Konto der Ausgewogenheit fixiert ist, am Ende auch nur enttäuscht und frustriert zurückbleiben kann.
Meinem Mann sagte ich nach 6 Jahren und der seiner Zeit andauernden Krise einem Gespräch einmal wörtlich:
Mein Liebe zu dir hat keinen Kontostand, weil in der Welt in der ich lebe, es für mich nicht darauf ankommt wieviel ein jeder von uns zu geben hat, sondern wie intensiv, aufrichtig und aus Überzeugung jemand ausschließlich das gibt, was er auch am BESTEN geben kann. Und da spielt es für mich keine Rolle, ob du auf den gleichen Feldern wie ich gleich viel gibst, sondern es mir persönlich viel wichtiger ist, dass selbst wenn es auch nur ein Feld ist, welches du frei und authentisch mit Geben besetzten kannst, genau das mit all deiner ganzen Hingabe und Intensität tust!
Somit kann ich mich auch diesem Zitat hier nur anschließen, insbesondere dem fett gedruckten Teil des Satzes:
Zitat von Corbian:sich mit einer anderen Person auseinander zu setzen, manchmal klein bei zu geben und manchmal mehr zu bekommen als man gegeben hat.
Genau darum geht es, nämlich sich ungeachtet des Verhaltens eines anderen Menschen, sich mit ihm intensiv auseinanderzusetzen und sich damit in aller erster Linie selbst bzw. den eigenen Werten gegenüber treu, loyal und integer zu bleiben bzw. es zu sein.
Hierzu, wie ich finde mal ein ganz passendes Zitat:
Integrität ist mit selbstauferlegten Verpflichtungen und Grenzen verbunden, die definieren
wer wir sind:
Die Ziele und Werte, die uns am Herzen liegen, die Grenzen die wir nicht überschreiten und was wir, selbst wenn es
hart auf hart käme, in keinem Fall tun würden!
Es mag zwar wie eine Verurteilung klingen, aber man könnte auch die Auffassung vertreten, dass es umso stärker an Integrität mangelt, je geringer unser Differenzierungsgrad ist!
Es liegt also an der fortlaufenden Entwicklung, über wie viel Integrität wie tatsächlich konkret verfügen.
Das wiederum hängt von der Stärke des stabilen und insbesondere flexiblen Selbst ab sowie davon, wieviel man erreichen will. Flexibel hat, so wie es hier leider oft verstanden wird, nichts mit einem ethischen Wolkenkuckucksheim zu tun, sondern bedeutet, dass man wieder auf den Pfad zurückkehrt, wenn man einmal davon abgekommen ist. Und das ungeachtet dessen ob ein anderer mir vergibt oder nicht. Man muss sich selbst vergeben, denn erst dann besteht die Möglichkeit darauf das auch der andere mir vergibt und somit beide Heilung erfahren können.
Zitat von Corbian:Beziehungscoaches machen Geschäfte mit der Sehnsucht dieser Menschen. Bücher und Ratgeber überall und für alles.
Auch das habe ich alles durch und auch ziemlich viel Kohle dafür verbrannt.
Einzig und allein ein Satz einer Paartherapeutin war es, der ziemlich erhellend und mir persönlich endgültig die Augen öffnete, indem sie sagte: ,,MissLilly, wie viel Unabhängigkeit brauchen sie denn noch in ihrem Leben, bis sie erkennen können, dass es genau das ist was sie NICHT wollen ?!
Und genau das ist... Es ist der Wunsch und vielmehr die Fähigkeit zur emotionalen Abhängigkeit, die darüber entscheidet wie lange und erfüllend eine Beziehung zwischen zwei Mensch anhalten kann.
Und das funktioniert eben nur dann wenn man das auch vollkommen authentisch und angstfrei will!