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Allein sein und bleiben?

hatdazugelernt
Man kann auch in einer Ehe und als Mutter prima ohne Tiefgang leben. Die Verantwortung für ein eigenes und erfülltes Leben am Standesamt an den Nagel hängen und fortan Männe und Kinder für alles Unbill und Leid verantwortlich machen und alle Wünsche und Sehnsüchte auf Mann und Kinder projizieren. Und dabei selbstgerecht auf alle Single herabblicken, denen es irgendwie zu gut geht- in ihren Augen.
Und jammern... Ich hatte so eine Nachbarin- watn Elend.
Ich hab mein Leben nicht mit dem Anderer verglichen, als ich verheiratet war und die Kinder klein waren. Okay, wär schon schick gewesen, mal durchzuschlafen oder wieder eine Taille zu haben oder mal einen Satz zuende sprechen zu können, aber das war halt wie es war, aus.
Ich war mit meinen Lieblingsmenschen zusammen, das hab ich nie für selbstverständlich gehalten.
Ich werd nie vergessen, wie meine achtjährige Tochter mal beim Essen meinte- stell dir vor Mama, wir alle hier hätten uns nicht getroffen, das wär doch schade, oder?

Was die berühmte unterbrochene Karriere angeht, so war mein oder unser Problem letztendlich nicht Muttchen versus Businessfrau, sondern dass das, was ich mache, Kunst oder Kunsthandwerk ist.
Das kannte mein Mann zwar, weil meine gesamte Familie nichts anderes gemacht hat, aber er dachte vielleicht das wächst sich aus.
Als die Kinder groß waren, bin ich regelrecht aufgeblüht und hab mich unglaublich reingehängt. Ich bin, mit Verlaub gesagt, richtig gut, technisch und kreativ gesehen und wenn man es in dem Bereich zu etwas bringen möchte, muss man unglaublich hart arbeiten, am WE auf Märkte fahren, für Ausstellungen malen und arbeiten blabla, das alles halt.
Ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, dass mein Mann sich für mich freut. Nicht dass ich nicht ohne gekonnt hätte- aber ich wollte das mit ihm teilen. Ich weiß noch, wie einer mal zu ihm sagte- Mensch, hat das deine Frau gemacht, du musst ja total stolz sein. Und ich schau ihn an und merke- aua, der freut sich so gaaaar nicht. Wenn er Sachen von mir gesehen, gelesen hat, dann guckte der oft verkniffen. Oder wenn er Freunde von mir traf, war er auffällig muffelig. Und ich Eselchen war einfach nur glücklich. Das war ich in meinem Element- beim Arbeiten, Schreiben, Unterrichten.
Naja, dann kam halt der Showdown in Form seiner Sekretärin und ich hab gemerkt, dass ich schlicht niemanden in meinem Leben haben möchte, der mich so wenig unterstützt, mich zusätzlich noch kränkt, aussaugt und müde macht, während ich,mal ganz ehrlich, so viel Zeit und Liebe in unsere Familie gesteckt habe. Nobody is perfect, aber ich habs zumindest versucht. Deswegen ging auch nie wieder ein Weg zurück zu ihm. Was ihn sehr gekränkt hat.

Mein Weg war halt EIN Weg, nicht besser und verantwortungsvoller als der meiner Singleschwester. Oder der meiner Karrierenachbarin oder der der Vollzeitmutter nebenan.

Das war jetzt das Wort zum Sonntag- autsch ist das lang geworden.

08.03.2020 11:30 • x 7 #1231


E
Ja @Ebony da sprichst Du einen guten Punkt an. Diese Beziehung folgte keiner Logik, war durch und durch krank. Narzisst trifft auf Dependent - der Klassiker. Vor dem zweiten Kind merkte er, dass ich mich langsam löse und steuerte mit 'Lovebombing' gegen - ich dachte er hat es endlich verstanden und fühlte mich sicher, nur um ab der 2. Schwangerschaft noch schlimmer behandelt zu werden. Irgendwie fühlte ich mich dann mit den zwei Kleinkindern nicht mehr in der Lage die Trennung zu vollziehen (auch weil er ankündigte, dass das für mich die Hölle wird) und kündigte innnerlich. Er war auch kaum noch zu Hause und störte nicht weiter (hab auch viel verdrängt und mich in den Beruf gestürzt). Den Absprung schaffte ich dann erst, als die Erniedrigungen eine solche Form annahmen, dass es nicht mehr zu verdrängen war. Seine angekündigte Hölle trat ein und ich brauchte all meine Kraft um mich gegen die Verleumdungen, Terror, Drohungen, Stalking usw. zu wehren. Ich weiß nicht ob ich dazu in der Lage gewesen wäre, als die Kinder sehr klein waren. Kostet ja neben der seelischen Kraft auch Zeit für die verschiedenen Schutzmaßnahmen (Schlösser auswechseln, Handy Nummern ändern, neue Mail, Handy überprüfen, wegen Spy Software, Verleumdungen bei Jugendamt usw. richtig stellen, Anwaltsgespräche, Familienhilfe). Dann diese ständige Angst, dass er ernst macht und mir irgendwo auflauert. Überall wo ich abends war tauchte er auf, ließ mich wissen, dass er weiß wo ich bin, was ich mache und mit wem. Konnte Telefongespräche von mir wörtlich zitieren, obwohl ich schon alles technisch mögliche dagegen unternommen hatte, drang in mein Haus ein usw..... im Grunde wusste ich was mich da erwartet und ich hatte *beep* Angst vor einer Trennung!

08.03.2020 11:36 • x 4 #1232


A


Allein sein und bleiben?

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hatdazugelernt
Zitat von Emma75:
im Grunde wusste ich was mich da erwartet und ich hatte *beep* Angst vor einer Trennung!

Und du hast es durchgezogen, Hut ab ! 3

08.03.2020 11:43 • x 5 #1233


E
Also, Emma, solche Typen.....da könnte ich.
Dass du da raus gekommen bist....das zeigt, du bist eine kluge starke Frau, die sich nicht von diesem Typen bis ans Ende dominieren lässt.
Erschreckend, wie mancher Typ, der Ehemann und Vater ist, sich benimmt.
Ich weiß schon, werde immer aufs Neue bestätigt, warum ich mir keinen von ihnen ins Haus hole:-).
Emma, du würdest hier in unserer Gruppe dich sehr vielversprechend einbringen.

08.03.2020 12:11 • x 1 #1234


E
Zitat von Ebony:
Emma, du würdest hier in unserer Gruppe dich sehr vielversprechend einbringen.

Welche Gruppe meinst Du?

08.03.2020 12:12 • #1235


E
Zitat von Emma75:
Welche Gruppe meinst Du?


Wir sind eine Handvoll Frauen, die sich gegenseitig unterstützt.
Wir machen Sport zusammen. Laufen und Halle.
Ich passe gelegentlich auf 2 Kinder auf:-), für mich jedes mal eine Herausforderung:-).
Eine Frau hat bei mir auch gewohnt, weil ihr Typ ein unerträgliches Kaliber war.
Soetwas eben.

08.03.2020 12:18 • x 1 #1236


E
Ui da bin ich jetzt geschmeichelt - das klingt sehr nett bei Euch. Habe auch so eine Runde - wir kennen uns alle noch von Schulzeiten. So was ist wunderbar! Und eine Freundin, die die Kinder sogar ab und zu hütet, obwohl sie herausvordernd sind, ist Gold wert! Meine Kinder haben meine Freunde regelmäßig zur absoluten Erschöpfung gebracht und trotzdem haben sie wieder auf die aufgepasst - das rechne ich ihnen heute hoch an!

08.03.2020 12:29 • x 1 #1237


E
Zitat von Pearl98111:
Es heißt ja immer, wurde hier bestimmt auch schon x. mal erwähnt, man sollte mit sich selbst zu 100 % im Reinen sein, bevor man eine Liebesbeziehung eingehen sollte. Aber wofür brauche ich eine Beziehung, wenn ich doch schon alleine zu 100 % glücklich bin? Wovon profitiere ich dann in einer Beziehung? Was genau macht eine Beziehung dann in meinem Leben noch besser. Ich denke, eine Beziehung verschlechtert die Situation dann eher oder? Da man sich plötzlich wieder einschränken muss.... Total unromantisch....


Ja, darüber wundere ich mich auch immer. Im Prinzip soll man wohl ein Leben in völliger emotionaler und wirtschaftlicher Unabhängigkeit von allen anderen Menschen führen können. Liebe wird offenbar gleich gesetzt mit Bedürftigkeit. Genau so wie Therapeuten auch immer sagen: man muss sich selbst Gutes tun, unabhängig bleiben, nur sich selbst habe man wirklich etc.

Sorry, aber da sage ich: Nein! Wir Menschen sind soziale Wesen! Es kann niemand überleben ohne in irgendeiner Art und Weise abhängig zu sein. Sonst könnte kann man z.B. auch gleich mal die Ehe abschaffen, die im Übrigen u.a. als gegenseitige Einstandsgemeinschaft definiert ist. Und wir könnten z.B. auch alle unsere Job kündigen, da auch ein Angestelltenverhältnis eine Abhängigkeit ist, und in den Wald ziehen und uns von Pflanzen etc. ernähren. Ganz autark. Bis zum Tod. Yippie! *ironieoff*

Kurz im Ernst: Ich denke aber mal, mit sich im Reinen zu sein, meint, dass man über den anderen nichts kompensieren soll. Dass man nicht aus einem Mangel heraus, meint, sich zu verlieben/zu lieben. Darauf sollte man wohl achten, wenn man sich gerade neu verliebt.

08.03.2020 14:14 • x 3 #1238


Plentysweet
Zitat von zebra2020:
Dass man nicht aus einem Mangel heraus, meint, sich zu verlieben/zu lieben.

Das ist natürlich die Königsdisziplin, sich aus einem Gefühl der Lebensfülle heraus sich in eine Beziehung zu begeben. Und ich habe das bisher auch immer so propagiert. Nur, Hand aufs Herz, wem gelingt das wirklich und ist das realistisch ? Zumal, wenn das Leben gefüllt ist und die Eimer voll sind, man ja eigentlich auch nichts mehr vermißt. Ach, ich weiß es nicht. Natürlich ist es schöner den anderen am Glücksüberfluß teil haben zu lassen. Man kann (sich) dann verschenken. Die Kunst ist es, dies auch zu tun, wenn man eigentlich nicht in seiner Mitte ist. Oder?

Warum schiebt hier eigentlich immer Werbung dazwischen? Ist es bei Euch auch so? Ich habe schon die FL danach gefragt. Hm...

08.03.2020 14:35 • x 2 #1239


hatdazugelernt
Zitat von Plentysweet:
Ach, ich weiß es nicht. Natürlich ist es schöner den anderen am Glücksüberfluß teil haben zu lassen. Man kann (sich) dann verschenken. Die Kunst ist es, dies auch zu tun, wenn man eigentlich nicht in seiner Mitte ist. Oder?

Das kann eine Kunst sein, allerdings auch ziemlich daneben gehen, siehe Klammern und Jammern.
Mein schon erwähnter Freund hat mit 18 geheiratet, nach 30 Jahren war wegen Ehebruch der Gattin Schluss. Nach einer Woche nach der Trennung hatte er schon eine Freundin, nach drei Jahren war da Schluss, nach ein paar Wochen die nächste Freundin, nach zwei Jahren war Schluss, dann sofort mich. Und mich erwartete ein bunter Strauß an Beziehungsängsten aus fast vier Jahrzehnten, ungefiltert und unreflektiert. Und zwar ziemlich sofort.
So bisschen Verarbeitungszeit und Selbstreflexion ist nicht verkehrt, denke ich....

08.03.2020 14:49 • x 2 #1240


E
Zitat von Plentysweet:
Nur, Hand aufs Herz, wem gelingt das wirklich und ist das realistisch ?

So sehe ich das auch. Wer ist schon ständig mit sich im Reinen? Ok einen Partner zu suchen, der die eigenen Defizite reparieren soll, ist zum scheitern verurteilt, aber es sind nun mal Defizite und Probleme bei jedem Menschen vorhanden! Treibt man diese Theorie auf die Spitze, dann durften Menschen mit einer chronischen psychischen Erkrankung überhaupt keine Beziehungen beginnen. Ich will weiterhin ein Recht darauf haben, mal morgens in den Spiegel zu schauen und mich so richtig sch. zu finden, ohne dass ich dann gleich stundenlang meditieren soll um wieder gelassen und mich selbst liebend durch den Tag zu schreiten. Übrigens habe ich auch schon Menschen erlebt, die so sehr damit beschäftigt sind mit 'sich selbst im Reinen' zu sein, dass sie gar nicht mehr richtig auf andere geachtet haben und das schon richtig in Stress ausgeartet ist. Ganz nach dem Motto aus einem Song von Stadtgeflüster: 'Vor lauter Yoga komm ich nicht mehr zum Entspannen'. Alles hat sein Maß, auch das Gute!

08.03.2020 14:50 • x 3 #1241


Plentysweet
Zitat von hatdazugelernt:
Und mich erwartete ein bunter Strauß an Beziehungsängsten aus fast vier Jahrzehnten, ungefiltert und unreflektiert.

Das geht dann natürlich in die Hose, das ist klar.
Zitat von Emma75:
Ich will weiterhin ein Recht darauf haben, mal morgens in den Spiegel zu schauen und mich so richtig sch. zu finden, ohne dass ich dann gleich stundenlang meditieren soll um wieder gelassen und mich selbst liebend durch den Tag zu schreiten

Volle Zustimmung . Es sollte ein Grundrecht auf Miesfühligkeit geben, ohne dann gleich das ganze Therapierepertoire bemühen zu müssen!
Zitat:
'Vor lauter Yoga komm ich nicht mehr zum Entspannen


Da ist aber echt was dran. Der ganze Entspannungs- und Zu-sich-selbst-find-streß, das kann echt ins Gegenteil umschlagen.
Liegt die Wahrheit nicht, wie so oft, irgendwie in der Mitte? Auch wenns manchmal langweilig ist . ?!

08.03.2020 14:56 • x 4 #1242


E
Zitat von Emma75:
So sehe ich das auch. Wer ist schon ständig mit sich im Reinen? Ok einen Partner zu suchen, der die eigenen Defizite reparieren soll, ist zum scheitern verurteilt, aber es sind nun mal Defizite und Probleme bei jedem Menschen vorhanden! Treibt man diese Theorie auf die Spitze, dann durften Menschen mit einer chronischen psychischen Erkrankung überhaupt keine Beziehungen beginnen. Ich will weiterhin ein Recht darauf haben, mal morgens in den Spiegel zu schauen und mich so richtig sch. zu finden, ohne dass ich dann gleich stundenlang meditieren soll um wieder gelassen und mich selbst liebend durch den Tag zu schreiten. Übrigens habe ich auch schon Menschen erlebt, die so sehr damit beschäftigt sind mit 'sich selbst im Reinen' zu sein, dass sie gar nicht mehr richtig auf andere geachtet haben und das schon richtig in Stress ausgeartet ist. Ganz nach dem Motto aus einem Song von Stadtgeflüster: 'Vor lauter Yoga komm ich nicht mehr zum Entspannen'. Alles hat sein Maß, auch das Gute!


Jepp, deinen Beitrag unterschreibe ich!

08.03.2020 15:00 • #1243


hatdazugelernt
Zitat von Emma75:
Übrigens habe ich auch schon Menschen erlebt, die so sehr damit beschäftigt sind mit 'sich selbst im Reinen' zu sein, dass sie gar nicht mehr richtig auf andere geachtet haben

Argh! So geht grad die Freundschaft zwischen einer Freundin und mir auseinander- irgendwie ist sie ständig mit innerem Kind, Krafttier, Yogi, Schamanen und Meditation zugange und so dermaßen in irgendeiner Mitte und entspannt, dass ich seit Ewigkeiten keinen vernünftigen Satz mehr mit ihr gewechselt habe. Und meine andere Freundin kommuniziert nur noch in der Wir-Form seit sie ihren Freund hat.
Seufz.

08.03.2020 15:04 • x 1 #1244


E
Zitat von Emma75:
Ich will weiterhin ein Recht darauf haben, mal morgens in den Spiegel zu schauen und mich so richtig sch. zu finden, ohne dass ich dann gleich stundenlang meditieren soll um wieder gelassen und mich selbst liebend durch den Tag zu schreiten.


Da hast du recht, es ist wohl anzunehmen, daß niemand jeden Tag frohgemut durch die Zeit schreitet;-).
Das Leben besteht aus Höhen und Tiefen Breitseiten erwischen dich manchmal kalt, oder du stehst auf dem Treppchen und könntest die Welt umarmen.
Aber.. was ich ansprechen wollte, sollte ich mich selbst aus Tiefen katapultieren können oder ist der Partner dafür zuständig.
Ich z.b., jetzt natürlich theoretisch, könnte nicht ohne eigenes Einkommen sein, wenn ich mir vorstelle, ich müsse meinen Mann um Geld für Kosmetik, ein hübsches Kleid, oder neue Laufschuhe bitten, Gott , ganz ehrlich....ein Unding.
Auch löse ich meine Probleme immer selbst, einen Typen zu fragen, z.b. das Blinkerlicht vorne rechts ist defekt, guck danach....ebenso ein Unding:).
Was genau, außer Kinder, sollte sich für eine Frau in der Ehe verbessern?
Für mich ist das mehr Verlust als Gewinn.

08.03.2020 15:10 • #1245


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