Ich weiß nicht, wie ich das alles packen soll. Mir geht es so schlecht wie noch nie in meinem Leben. Absoluter Tiefpunkt. Wo soll ich überhaupt anfangen ? Ich bin 38 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder (7 18, mein Großer aus früherer Beziehung). Ich lernte meinen Mann vor 16 Jahren kennen, durch einen absoluten Zufall. Damals war ich erst zwei Monate von meinem Ex getrennt ( drei Jahre zusammen).
Schon in der zweiten Woche war mir klar, daß dieser Mann ein Alk. hat, aber er hat mich unglaublich fasziniert. Er ist der bezaubernste, klügste, liebste, tollste Mann, wenn er einigermaßen nüchtern ist. In den ersten zwei Jahren habe ich noch meinem Ex nachgetrauert, ihm sogar klipp und klar gesagt, wenn mein Ex zu mir zurückwill, kann er sich trollen. Als wir drei Jahre zusammen waren, mein Ex war ins Ausland gegangen, hat mein Ex wieder mit mir zu telefonieren angefangen und wir haben uns super verstanden. Er wollte mich endlich mal besuchen kommen, aber hauptsächlich wegen unseres gemeinsamen Kindes. In dieser Zeit war ich mir über meine Gefühle beiden gegenüber nicht im Klaren, mein Neuer wurde rasend vor Eifersucht, hat sich mächtig betrunken und ein Marmeladenglas an die Wand geworfen, am Tag bevor mein Ex vorbeikommen wollte. Ich rief die Polizei, er verbrachte die Nacht in der Ausnüchterungszelle. Als ich meinen Ex vor mir stehen sah, war mir klar, daß ich nur Gefühle für meinen Neuen habe (nennen wir ihn B.) Jetzt, wo mein Ex weg war und B. sich meiner sicher sein konnte, hat er mir viel Kummer bereitet. Im Suff, wo alle Hemmungen fallen, hat er Weibergeschichten gehabt und sogar eine geschwängert (anschließend Abtreibung). Ich dachte tiefer könnte ich nicht sinken. Aber ich wollte ihn behalten, so irrational das auch klingen mag. In den 18 Jahren war er vielleicht an drei, vier Tagen komplett nüchtern. Nach der Abtreibung ist er dann zu den anonymen Alk. gegangen, das ging genau zwei Tage gut (Alles Suffköppe, alles Prolls, alles Idioten, SO EINER bin ich ja nicht). Dann trank er weiter, allerdings disziplinierter, so daß es nie mehr seinen Job gefährdete. Nach der Abtreibung habe ich mich für ein Jahr von ihm getrennt, aber ich konnte nicht ohne ihn. Dann wurde ich schwanger und wir heirateten. Gute Vorsätze usw., er versprach, die Trinkerei zu reduzieren und sein Leben in geordnetere Bahnen zu lenken. Daraus wurde natürlich nichts, alles ging immer irgendwie weiter, ich stand immer neben ihm und habe nur gemeckert über seine Trinkerei, all die ganzen Jahre.
Vor einem Monat ist es richtig eskaliert, er trank soviel, daß er leichte Hallzuinationen hatte, wirres Zeug redete. Auch aus Verantwortung meinen Kindern gegenüber warf ich ihn raus. Nach zwei Tagen drohte er mit der Polizei, er habe schließlich ein Recht auf seine Wohnung. Aber es ist wohl bei ihm hängengeblieben, daß mit den Hallus ein Punkt erreicht war, wo er sich meiner nicht mehr sicher sein konnte. Von einem Tag auf den anderen trank er keinen Tropfen mehr. Ohne Hilfe von außen. Einfach so. Drei Wochen nüchtern. Er hatte keinerlei Entzugssymptome (Schwitzen, Zittern o.ä.), dann bekam er schreckliche Bauchschmerzen. Ich hielt dies zuerst für ein atypisches Entzugssymptom, er ließ sich untersuchen. Diagnose: Wasser im Bauch als deutlicher Hinweis auf eine Leberschädigung durch das Trinken. Ob die Schädigung reparabel ist, wird man erst in einigen Wochen feststellen können.
Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich jetzt denken, fühlen oder sagen soll. Was ich in den Jahren alles mitgemacht habe ! Ich habe mich bei meinem Großen ausgeweint, er hat versucht, mich zu trösten. Ich habe ihm auch von der Abtreibung erzählt, ich finde, er musste es ja irgendwann erfahren. Ich glaube, er verliert jetzt den letzten Funken Zuneigung seinem Stiefvater gegenüber. Wenn er nicht anfängt, ihn zu hassen.
Ach Gott, ich weiß nicht, was ich machen soll. Was ich hier überhaupt will. Vielleicht tut es mir gut, alles niederzuschreiben.
05.04.2003 14:55 •
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