Hallo Looser,
ich schalte mich hier nur mal ganz kurz ein. Habe grad nicht viel Zeit zum Schreiben.
Dein Arzt scheint sich ja ganz gut auszukennen (das ist nicht bei allen Ärzten so). Hast Du grad ein Blutbild machen lassen, das morgen besprochen werden soll? Das wird Dir Aufschluss über die körperlichen Schädigungen geben, die Du vielleicht hast / oder noch nicht.
Gibt es bei Dir in der Nähe eine Suchtberatung? Falls Ja wollte ich Dir sehr nahelegen, die mal zu besuchen. Dort wirst Du all den fachkundigen Rat über die verschiedenen Möglichkeiten des Entzugs und der Therapiemöglichkeiten bekommen / in Abstimmung auf Deine ganz spezielle Situation (Job z.B.).
Alk. ist kein Kündigungsgrund. Es ist seit den 60er Jahren eine anerkannte Krankheit. Voraussetzung ist aber, dass Du Dich offen dazu bekennst und etwas dagegen tust. Wenn Du einen Job hast, bei dem Du fahren musst, sind 0,00 Promille im Dienst natürlich absolute Voraussetzung. Das ist die Rechtslage. Wie es konkret aussieht, wie eine Firma mit dem Problem umgeht (in großen Firmen ist man oft schon sehr sensibel für das Thema und es gibt z.B. Suchthelfer) ... und auf welchen Schleichwegen sie dann vielleicht doch versucht, jemanden loszuwerden, ist natürlich eine andere Sache. Und im Zweifelsfall - wenn Du Deinem Arbeitgeber nicht vertraust und dort nicht auf Unterstützung hoffen kannst - macht es sicher Sinn, unter einem anderen Vorwand z.B. eine 3-wöchige qualifizierte Entgiftung im Krankenhaus zu machen. Dort würdest Du dann auch ganz viele Informationen vermittelt bekommen, könntest Gespräche (Gruppe und Einzel) haben etc.. Aber wie gesagt, es gibt verschiedene Wege. Du solltest Dich also ganz individuell mal in einer Suchtberatung beraten lassen.
Ich wünsche Dir ganz viel Mut bei dem Weg, den Du eingeschlagen hast. Was Du über Euer Treffen schreibst klingt so, als hättest Du (vielleicht das erste Mal?) Verantwortung für Dein eigenes Verhalten übernommen. Auch wenn sich eine Salve über Dir ergossen hat - dass Du das angenommen hast zeigt, dass Du bereit bist, Deinen Teil an der Situation zu erkennen und auch dafür Verantwortung zu tragen.
Es wird ein anstrengender Weg vor Dir liegen. Aber Du kannst es schaffen! Es haben schon viele Menschen vor Dir geschafft. Gibt es bei Dir in der Nähe Selbsthilfegruppen für Alk. (AA, Guttempler oder was auch immer)? Es kann eine große Entlastung sein, sich mal mit ebenso Betroffenen auszutauschen und sich die ganze Last von der Seele zu reden ... und vor allem zu sehen, dass Du nicht allein damit bist, dass es unzähligen Menschen ganz ähnlich geht.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, sich aus einer Sucht herauszukämpfen (nicht Alk) und ich wünsche Dir alle Kraft dafür.
Es stimmt nicht, dass man ganz tief gesunken sein muss, um umkehren zu können. Einen Wendepunkt gibt es immer, aber der ist individuell ganz unterschiedlich. Bei Dir war es vielleicht die Trennung Deiner Frau von Dir Vielleicht ist das DIE Chance für Dich. Es gibt allerdings nur einen, der die Entscheidung zur Heilung treffen kann: Du selbst. Das kann Dir keiner abnehmen. Hast Du diese Entscheidung getroffen, gibt es allerdings für Deine Krankheit jede Menge Hilfsangebote. Die kannst Du nutzen.
Ich drücke Dir die Daumen.
Liebe Grüße
Jazz