Mein Ex hat vor und während seiner Affäre seine Termine im Familienkalender eingetragen. Zwei berufstätige Eltern, zwei Kids im Teeniealter, jede Menge Alltag und Organisatorisches zuhause. Seine Termine habe ich vor und während seiner Affäre nicht in Frage gestellt.
Grundregeln unserer Beziehung bzw. bei der Erziehung waren: Treue, Vertrauen, Ehrlichkeit, Offenheit, gegenseitiger Respekt, bei Problemen reden wir miteinander und suchen gemeinsam Lösungen.
Er ist Journalist und hatte gelegentlich mal abends einen Termin oder auch mal eine Dienstreise. Bei einer zweitägigen Dienstreise oder Seminar habe ich mir nur ganz selten mal die Einladung zeigen lassen. Bei längeren Journalistenreisen schon, weil das Programm für mich interessant war. Genauso wenig musste ich Seminaranmeldungen oder Mails vorlegen, wenn ich beruflich mal für ein paar Tage unterwegs war.
Als die Affäre aufgeflogen ist und auch unsere Kinder Bescheid wussten, die er ja leider auch angelogen bzw. nicht ausreichend informiert hatte über zumindest einen Teil seiner Termine, hat er es nicht mehr gewagt, geschönte Termine einzutragen bzw. seine Affäre zu treffen.
Oder anders herum: Genauso wie Affären glauben, der Affärenpartner sagt ihnen die Wahrheit, glauben das auch die Ehefrauen.
Bei mir war das eine Beziehung bzw. dann Ehe über mehr als zwei Jahrzehnte, da hat man einiges zusammen erlebt, krisenhafte Situationen im Umfeld und der erweiterten Familie zusammen durchgestanden und ist überein gekommen, es geht nur mit Ehrlichkeit und Offenheit. Da bin ich einfach davon ausgegangen, er sagt mir, wenn seine Gefühle sich ändern und dann muss überlegt werden, wie damit umgegangen wird und welche Lösungen sich für uns aufzeigen.
In einer so langen Beziehung wie meiner, da gab es Phasen, in denen es notwenig war, sich als Paar neu zu definieren - nach der Geburt der Kinder zum Beispiel. Für mich waren wir mit zwei heranwachsenden Kindern gerade dabei, uns als Paar wieder neu zu definieren, mehr Unternehmungen ohne die Kids, regelmäßige Abende nur für uns, (Kurz-)Urlaube nur für uns alleine etc. Für mich war nicht ersichtlich, dass er damit vielleicht sein schlechtes Gewissen beruhigen wollte. Für unsere Kinder übrigens auch nicht, darum war deren Enttäuschung über das Verhalten ihres Vaters auch riesengroß und hat dazu geführt, dass es Monate brauchte, bis sie ihn überhaupt wieder sehen wollten.
Affärenführer, wenn die Affären denn länger gehen, sind gute Schauspieler oder Verdränger und auch gute Lügner irgendwann. Und: Affären funktionieren nur, wenn in beide Richtungen gelogen wird, in der Beziehung und in der Affäre.
01.09.2018 10:56 •
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