Liebe Cathi,
das, was du geschrieben hast, klingt sehr aufrichtig. DANKE für deine Worte.
Ich verstehe, was du durchmachst. Ich habe auch seit Jahrzehnten eine starke Ess-Störung. Daher weiß ich, was du erlebst. Ich habe mich auch jahrelang geweigert, eine Therapie zu machen. Im Juni diesen Jahres war es soweit. Ich habe jedoch nicht direkt die Ess-Störung therapieren lassen, sondern das Problem, das DAHINTER steckt. Denn ohne die Lösung des Primärproblems lösen wir die Krankheit nicht. Auch du schaffst das. Mache die Therapie. Es wird sich danach vieles verändern.
Zu dem Betrug mit deinem Partner. Ich bin auf der anderen Seite. Ich bin die Betrogene.
Und ich muss ehrlich sein, ich verstehe deinen Ex-Freund. Ich war 18 Jahre mit einem Mann zusammen, den ich über alles geliebt habe. Ich hätte die Welt für ihn aus den Angeln gehoben. Ich hatte für all seine Themen Verständnis. Er war ein exaltierter und sehr egoistischer Partner. Ich brauchte viel Toleranz, um mit ihm umgehen zu können. Ich habe ihm all seine Freiheiten gelassen, war nachsichtig, empathisch.
Er tolerierte meine Ess-Störung. Anfangs versuchte er zwar, mich zu verändern, hat es dann aber respektiert und auch akzeptiert. Er sagte, er liebe mich so wie ich bin, so wie ich ihn auch geliebt habe mit all seinen Themen. Ich dachte immer, nichts kann uns trennen. Es war DIE große Liebe.
Vor 5 Jahren dann hat er angefangen mich zu betrügen. Ich spürte es, hatte aber keine Beweise. Etwas veränderte sich. Aber auch damit versuchte ich umzugehen. Wenn man liebt, ist man auch großzügig. So dachte ich. Ich stand weiterhin fest und eisern zu ihm. Er wurde krank, ich stand auch hier bei ihm an seiner Seite im Krankenhaus. Egal was kam, ich war wie dein Partner unerschütterlich da. Ich bin sicher, andere Frauen hätten schon längst die Leine gezogen und gesagt, der kann mich mal. Es gab einige Themen zwischen uns und er war auch beruflich sehr eingespannt und so hatten wir teilweise auch wenig gemeinsame Zeit. Alles habe ich mitgetragen.
Bis auf den einen Tag im Oktober als er mir mitteilte, dass die Affäre, die er 5 Jahre lang hatte, Zwillinge von ihm bekommt.
Es war, als würde alles in mir einfrieren. Jegliche Emotionalität ging aus mir heraus.
Wir haben uns dann nochmals getroffen. Ich spürte seine Betroffenheit. (Sofern sie nicht gespielt war). Und ich war die Lügen, das Betrogensein etc. endgültig leid. Es war Zeit zu gehen für mich. Und seither ist etwas gestorben in mir.
Auch wenn er vor meiner Tür stünde, um Nachsicht betteln würde. Er könnte mir alles versprechen. Alles hat seine Zeit, er hat seine Chance gehabt. Jetzt ist es vorüber.
Diese Gefühle werden nie mehr die gleichen sein wie sie waren. Bei mir ist etwas endgültig gestorben. Ich denke, dass es deinem Freund ähnlich geht.
Ich habe keine Wut, keine Rachegefühle oder sonstwas. Es ist vorbei. Und diese Endgültigkeit ist vielleicht für ihn (wie möglicherweise auch für dich) eine ganz harte Sache.
Du hast es schön geschrieben...um die Person zu werden, die du heute bist, war es das, was du durchleben musstest. Und der Preis, diesen Mann zu verlieren war sehr, sehr hoch. Ich habe Mitgefühl mit dir. Denn viele Lektionen im Leben müssen wir einfach durchleben und erleben.
Sei nicht zu hart mit dir. Du wirst durch dein wachsen an der Sache auch weiter kommen und du wirst eines Tages auch lieben können, einen anderen Mann und du wirst dir dann immer sicher sein, wie du handeln musst.
Man sollte die Liebe niemals warten lassen, sie weder betrügen noch belügen. Sowas kommt wie ein Bumerang zurück. Ich weiß, dass mein Ex irgendwann - in einer stillen Stunde - ähnlich denken wird wie du. Das ist für ihn mehr Strafe als es meine Rache je machen könnte.
Er hat mir sehr weh getan. Und immer wenn wir dies Menschen antun, kommt es irgendwann auf uns zurück.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen Frieden. Du hast den Anfang gemacht und es wird dir immer besser gehen. Schaue nach vorne, das Leben hat noch viele schöne Momente für dich. Ganz sicher.