Das Problem der meisten AffärenführerInnen ist einfach, dass Affären immer hochemotional geladen sind. Man sieht nicht klar, lebt in Illusionen und projetziert seine persönlichen Glückserwartungen dann auf den AP, der alles richtet und richtig macht. Aufgrund einer blödsinnigen Verliebtheit sieht man sich praktisch selbst in einem sehr positiven Spiegel.
Du schaust dem AP in die Augen und siehst Dich. Ach, wie toll muss ich doch sein, wenn dieser wundervolle Mensch sich für mich interessiert, obwohl er z.B. verheiratet und oft sogar Kinder hat.
Die Realität und auch letztendlich der Verrat, den die APs begehen, wird ausgeblendet.
Es ist so toll, wie es noch nie war. Endlich habe ich den Traumpartner gefunden, er ist mein Seelenverwandter und so weiter.
Der Absturz ist dann irgendwann um so größer. Und eben weil man so hoch gepokert hat, seine bestehende Beziehung gefährdet hat, evt. sogar ein Auffliegen der Affäre riskiert hat, glaubt man eben, man habe bei allem Leid wenigstens ein erträgliches Ende verdient.
Dieses sozialverträgliche Ende gibt es in Beziehungen so gut wie nicht. Wer verlassen wird, leidet und wer verlässt, leidet vielleicht auch, hat aber zumindest eine Entscheidung für sich getroffen. Und der Verlassene versteht oft weder in Affären noch in Beziehungen, wieso eigentlich die Trennung erfolgte.
Begründungen wie die Gefühle reichen nicht aus oder ich kann meine Ehe nicht aufgeben werden nicht verstanden und nicht akzeptiert. Dabei sagen sie doch alles aus. Die hormonverursachten Gefühle flauen irgendwann ab, wobei sie in Affären durch den fehlenden Alltag ja oft künstlich hoch gehalten werden - das ist Begründung genug. Auch, dass man entgegen früherer Gedanken und Worte nun doch nicht so einfach ausbricht und seinen gesamten Alltag hinter sich lässt, ist eine Begründung.
Aber der Verlassene sehnt sich immer nach einer Art Erlösung. Der Verlassende soll den einen nachvollziehbaren Grund liefern, diese eine Aussage machen, die alles leichter und verständlicher macht. Aber die gibt es eben nicht. Daher ist es Quatsch, nach einem Ende immer noch nach einer letzten Aussprache zu gieren. Und ein Recht auf eine Ansprache gibt es nicht. Ich kann zwar einen Anspruch erheben, aber ein Anrecht habe ich nicht. In Affären aufgrund der Oberflächlichkeit, die aber als sehr tiefgründig erlebt wird, noch weniger. Ich hätte mir über die möglichen Konsequenzen eher Gedanken machen müssen. Aber wenn der Verstand nicht gehört wird und nur nach den Emotionen und Sehnsüchten gelebt ist, sieht man keine Konsequenzen.
Der Abstieg von hochemotionalen Stimmungszuständen in eine eiskalte und als grausam empfundene Realität ist sehr hartund wird als brutal empfunden - härter, als wenn zwei Partner sich trennen, weil es sich bei beiden tot gelaufen hat.
Es ist kein Wunder, dass Affären nur selten in Beziehungen münden, denn sie stehen immer auf tönernen Füßen. Denn jeder weiß, dass es so eigentlich nicht richtig ist. Man führt nicht einfach neben der Ehe eine Affäre, weil es sich gerade so ergibt. Man verheimlicht, verschweigt, lügt und verrät den oft ahnungslosen Partner, aber weil es ja jetzt die große Liebe ist, ist es jetzt eben doch in Ordnung - meint man. Man glaubt, auf Lug und Trug eine neue glücklichere Beziehung aufbauen zu können. Klappt aber nur selten, weil Ehrlichkeit eine solidere Basis wäre.
Ich war selber in einer Affäre und litt unter dem Ende. Begründungen seitens des AP bekam ich genug, verstanden wurden sie von mir nicht. Das Verstehen kommt erst, wenn die Gefühle sich ändern und wieder Klarsicht vorherrscht und die emotionale Ablösung vom AP stattgefunden hat
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Und dann ist da ja auch noch der EP und ob eine Beziehung das aushält, sehe ich als zweifelhaft an. Meine Ehe hat gehalten und eine Affäre ist keine Option mehr für mich, denn ich habe dazu gelernt. Aber es war ein langer Weg ... und hätte auch anders ausgehen können. Affäre weg, Ehemann weg - willkommen im Sololeben, das man nie wollte.
13.07.2021 16:46 •
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