Affäre vs Ehefrau - der ehrlichste Post meines Lebens

Zitat von sanin:

Zitat von aehm:

Vielleicht denke ich zu kaufmännisch. Als Kaufmann fragt man sich ja häufig nach dem Nutzen einer Entscheidung. Aber ich weiss nicht, was man davon haben kann, als Betrogene/r den Charakter oder die Motivation eines/r Betrügers/inn zu verstehen. Die Menschen sind doch Individuen. Die Kölner sagen so schön : Jeder Jeck is anders . Wenn ich aus dem Verhalten von Betrüger A eine Erkenntnis ziehen will, muss diese ja nicht auf Betrüger B,C oder X zutreffen denn es ist doch ein vollkommen anderer Mensch.

Weil jeden hier im Forum immer das Warum? quält. Jeder fragt sich was hätte ich anderes tun können. Threads wie diese helfen zu verstehen, es liegt nicht an dir, du hättest nichts tun können.

Beispielsweise kann man in einer Beziehung mit einem Narzissten oder Borderliners nur verstehen was mit einem passiert, wenn man das Denken eines Narzissten oder Borderliners versteht.

Ist aber der von Dir genannte Personenkreis nicht auch individuell zu sehen ?

das ist übrigens etwas was mir hier sehr aufgefallen ist und was ich zumindest nicht nachvollziehen kann : Der Verlassene wertet sich selbst immer ab, so ist zumindest mein Eindruck. warum ?

Weil man sich dumm / blind / gefühllos empfindet - wir haben die Veränderung / Entfernung des Partners nicht bemerkt / gesehen / falsch interpretiert.

analena

aehm

der verlassene wertet sich meistens selbst ab - weil er sich im selbstwertgefühl heruntergezogen fühlt - er fühlt sich verletzt, ungeliebt, enttäuscht, verlassen, einsam - nicht wertgeschätzt, abgewertet.

das alles kann in ihm das gefühl aufkommen lassen ein schlechter mensch zu sein - also bestraft er sich selbst noch zusätzlich mit seinem denken und damit fühlen ... er hat den anderen betreffend die rosarote brille auf hebt ihn auf den thron ... und will die anderen seiten nicht sehen.

möglich ist genau auch das gegenteil - er sieht nur noch die negativen seiten - fühlt sich dadurch verraten - ausgenutzt etc.

@Alena: nur mal kurz...im Angehörigen-Forum der entsprechenden Webseite tummeln sich Angehörige, manchmal melden sich auch Betroffene zu Wort, aber meist nur auf konkrete Nachfrage. Als ich dort Aktiv war ging es gerade neben Verständnis und Hilfesuche eben auch um Selbstschutz, Abgrenzung und ja auch um Trennung aus einem mehr als abhängigen(für beide Seiten) Verhältnis. War ja auch nicht als Kritik gedacht, sondern als Anregung sich entsprechende Probleme mal von der Seele zu schreiben ohne Beschuß. Was dort heute los ist weiß ich nicht, war länger nicht dort!

@aehm:
Weil die meisten zu Gunsten eines von ihren Ex-Partnern als überirdisch, fehlerlos beschriebenes Exemplar der eigenen Spezies verlassen wurden und man eine Weile braucht, bis die Ahnung daß dies ausgemachter Blödsinn ist, sich auch tatsächlich im Gehirn durchgesetzt hat

War bei mir jedenfalls so

Zitat von aehm:

Ist aber der von Dir genannte Personenkreis nicht auch individuell zu sehen ?

das ist übrigens etwas was mir hier sehr aufgefallen ist und was ich zumindest nicht nachvollziehen kann : Der Verlassene wertet sich selbst immer ab, so ist zumindest mein Eindruck. warum ?

Mit Sicherheit, ist der genannte personenkreis individuell zu sehen. So wie jede Geschichte und jede Seite für sich individuell zu sehen ist. Aber es hilft über den eigenen Tellerrand zu sehen.

Die Verlassenen leiden als erstes an dem Verlust des Selbstvertrauens. Das muss erst wieder aufgebaut werden. Funktioniert das gut, ist es stabiler den je. Leider ein Los der Verlassenen.

Es leuchtet mir ein, dass man Lehren aus einer gescheiterten Partnerschaft ziehen möchte. Aber das Verhalten, das bei A möglicherweise ein Fehler war ( sofern man in diesem Zusammenhang überhaupt von einem Fehler sprechen kann) kann doch auf B ganz anders wirken. Ich meine, wenn man sich in einer Beziehung nicht so geben kann wie man wirklich ist kann doch mE eine Bezeihung gar nicht natürlich und frei sein.

@Alena

Deinen zweiten Absatz würde ich nicht so sehen.
Für diese Empfindungen spielen aber ganz individuelle Faktoren eine Rolle.

analena

Zitat von aehm:

Es leuchtet mir ein, dass man Lehren aus einer gescheiterten Partnerschaft ziehen möchte. Aber das Verhalten, das bei A möglicherweise ein Fehler war ( sofern man in diesem Zusammenhang überhaupt von einem Fehler sprechen kann) kann doch auf B ganz anders wirken. Ich meine, wenn man sich in einer Beziehung nicht so geben kann wie man wirklich ist kann doch mE eine Bezeihung gar nicht natürlich und frei sein.

Aehm, es geht nicht um lehren an sich. Es geht darum zu verstehen was mit einem passiert. Man will das Warum verstehen um verarbeiten zu können. Manchmal dauert es Jahre bis eine Verlassene die Ruhe des Warums findet.
Wir reden in der Regel momentan nicht von den Beziehungen sondern vom Ende der Beziehungen. Oder im Falle eines Fehlverhalten im Sinne der Beziehung.

Manchmal will man auch das Warum verstehen, um zu wissen, dass es nicht wieder passiert. Oder einfach nur, was ist schief gelaufen, was kann man ändern. (Dann vielleicht doch als Lehre.)

Manche Leute ändern sich im Laufe einer Beziehung. Oder neue Umstände fördern unbekannte Eigenschaften zu Tage.
Dies kann auch nach Jahren der Beziehung passieren. Du lernst deinen Partner vielleicht plötzlich in einem neuen Licht kennen wenn völlig neue, bisher noch nie dagewesene Komponenten aufeinandertreffen.

@aehm

Mit diesem wissen hat man vermutlich auch den mut sich auf eine neue beziehung ein zulassen.

Zitat von analena:

@aehm

Mit diesem wissen hat man vermutlich auch den mut sich auf eine neue beziehung ein zulassen.

Weil man weiss es liegt nicht oder nicht nur an einem selbst.

Zitat von aehm:

Es leuchtet mir ein, dass man Lehren aus einer gescheiterten Partnerschaft ziehen möchte. ... Ich meine, wenn man sich in einer Beziehung nicht so geben kann wie man wirklich ist kann doch mE eine Bezeihung gar nicht natürlich und frei sein.

jede meiner beziehungen hat mich selbst ein stück wachsen lassen, weil ich darüber auch erkenntnisse über mich selbst gewonnen habe.

wenn der andere uns nicht so annehmen kann wie wir sind - ist es auch keine liebe von der hier wohl gesprochen werden soll - tiefe-wahre-liebe.

am anfang wenn die rosa-brille auf ist - übersehen wir vieles - wenn wir das erkennen - wollen wir den partner verändern - so wie wir ihn haben wollen und sind enttäuscht wenn es nicht funktioniert - dabei ist er immer noch der selbe geblieben und kann nicht verstehen was wir jetzt aufeinmal erwarten!

wahre liebe ist auch gleichzeitig freiheit - nämlich den anderen so lassen und annehmen zu können wie er ist - wir wollen ja genauso auch angenommen werden !
aber wer kann das schon .... ?
das ist das problem bei vielen.

wenn wir verliebt sind - zeigen wir uns doch alle erstmal von unserer schokoseite - aber es ist anstrengend sie im alltag weiter zu wahren - deshalb fällt bald die schöne maske und anderes, was auch mit zu uns gehört - wird sichtbar.

je ehrlicher und offener wir mit dem anderen sind - desto weniger brauchen wir uns verstellen - uns eingeengt fühlen.

Ist natürlich hypothetisch und von daher weiss ich gar nicht ob ich es wirklich beurteilen kann aber angenommen, meine Frau würde mir morgen nach 30 jähriger Bezeihung am Frühstückstisch sagen Schatzi, dies ist unser letzes gemeinsames Frühstück dann würde mich das mit Sicherheit sehr überraschen und schockieren aber wäre ich dann plötzlich ein anderer Mensch als noch vor dem Frühstück ?

@Sanin

Auf der anderen Seite steht aber die Angst wieder so verletzt zu werden.
Wer will die Hölle immer wieder erleben.

@ analena, genau. Das macht Menschen beziehungsfähig oder leider auch beziehungsunfähig. Je nach Fähigkeit der Verarbeitung oder Grad der Verletzung.

Nachtrag:
Die Trennung nach 26Jahren Beziehung ist nur eine von sehr extremen Erfahrungen in meinem Leben. Nur so zum Verständnis.