Liebe Trudi,
ich habe nun einige deiner Posts überflogen. Du bist nicht allein. Auch wenn du dich gerade so fühlst und dir schrecklich verloren vorkommst. Hier findest du Menschen, die dich auffangen; dich trösten; aber auch mal klare und kritische Worte verlieren bzw dich zum nachdenken anregen.
Aus deinen Zeilen habe ich große Selbstzweifel, Unsicherheit und Angst gelesen. Du hast Angst vor dem Alleinsein und dem Unbekannten. Vermutlich weil dein Mann in der Vergangenheit für dich gesorgt und dir viele Dinge abgenommen hat.
Du glaubst vielleicht, du seist in einem Alter, wo es schwierig ist, noch einmal von vorne anzufangen. Ohne deinen Mann. Ohne die Gewohnheit. Ohne die vertraute Umgebung usw. Und ich verstehe diese Gefühle und Gedanken vollkommen. Du hast Zweifel, ob du das alles schaffst und das völlige alleine sein mit den eigenen Gefühlen überstehst. Aber glaub mir. Du bist stark. Viel stärker, als du dir im Moment bewusst bist.
Du hast Freunde, die dich auffangen, Kinder, die für dich da sind, wirst neue Leute kennenlernen,...Ohne Zweifel: JA! Eine Trennung IST hart. Aber du kannst auf Dauer nicht so weiter machen, denn du wirst mit der Gewissheit nicht leben können, dass dein Mann ein Doppelleben führt. Sich zu dir ins Bett legt und so tut, als wäre nichts gewesen. Dir in die Augen sieht, dich anlächelt und mit dem gleichen Lächeln eine andere glücklich macht,...
Dich wird das immer mehr beschäftigen. Immer mehr zermürben und Tränen werden kullern. Meere aus Tränen. Es wird dich deine letzte Kraft kosten und du wirst (wahrscheinlich) auf Dauer Schwierigkeiten bekommen, dir selbst noch in die Augen zu sehen. Weil du es nicht schaffst, dem Ganzen den Rücken zu kehren.
Weißt du, ich habe auch die Position der betrogenen Ehefrau inne. Auch wenn ich ein Stück jünger bin, als du es bist, tat es genauso weh. Mich haben die gleichen Gedanken gequält und ich wollte am Ende nur eines: GEWISSHEIT HABEN.
Gedanken, mich zu trennen, hatte ich vor dem Auffliegen der Affäre zwar auch, aber ich habe mich mit diesen nicht auseinander setzen wollen. Ich war in einer Phase, wollte ich nur endlich die Wahrheit wissen wollte. Keine Lügen mehr, keine Streitereien, keine ewig langen Arbeitstage usw. Ich war damals am Ende meiner Kräfte.
Nach so langer Ehe, ist es schwer, auf eigenen Beinen zu stehen. Es erscheint einem fast, als Ding der Unmöglichkeit, Trudi. Aber das ist es nicht. Jeder noch so lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt!
Erwarte keine Wunder von dir. Deshalb fang mit KLEINEN Schritten an, Trudi!
Wann hast du dir beispielsweise zuletzt bewusst etwas Gutes getan? Ein schickes Kleid? Ein Frisör-Besuch? Ein Abend mit der Besten Freundin?
Lass ihm nicht alles durchgehen. Lass dich nicht bevormunden oder für Blöd verkaufen. Lass ihn ruhig wissen, dass du Bescheid weißt. Das muss nicht im Streit geschehen. Sondern kann auch beiläufig sein.
Zeig ihm, dass du stark bist. Du bist es wert, dass man auf auf gleicher Augenhöhe mit dir spricht. Du bist es WERT, dass man ehrlich zu dir ist. Und du bist es wert, glücklich zu sein.
Lass dich nicht auf Diskussionen ein. Sei ruhig und besonnen. Aber sag ihm um Gottes Willen, dass du es weißt und tierisch enttäuscht, wütend und verzweifelt bist.
Du hast das RECHT darauf, zu wissen, woran du bist. Du hast das RECHT darauf, AUCH glücklich zu sein. Und wenn er nicht bereit ist, das mit dir zu sein, dann sei dir NICHT zu schade dazu, DEIN Glück zu finden bzw DICH finden zu lassen.
Trudi, fürchte dich nicht vor der Veränderung. Fürchte dich vor dem Stillstand!
LG und Kopf hoch!
kk