Affäre verzeihen , wie macht man das?

Zunächst einmal wünsche ich dir alle Kraft die du jetzt brauchst @Sport1111.
Ich hab das selber gerade erst durch, bzw. stecke in den Nachwehen drin. Was ich hier schreibe werden einige bestimmt anders sehen, ich betone daher ausdrücklich das es meine ganz persönliche Meinung ist.
Zum einen denke ich das in der Ursache für eine Affäre nie nur einer die Schuld trägt. Also weder du noch er allein. Ihr beide habt euch irgendwohl irgendwie verloren oder so sowas. Und inzwischen bin ich mir recht sicher das oftmals die Kombination aus in der Beziehung stimmt was nicht und eine Gelegenheit die sich bietet als tückisch erweißt.
Zum einen solltest du für dich überlegen was du über die Affäre alles wirklich wissen willst. Ich persönlich bin der neugierige Typ der am liebsten alles erfahren will, warum wieso, was wann wie usw. ...im Ergebnis erzeugst du dadurch bei dir nur Kopfkino.

Das dein Mann sich dazu entschieden hat das er bei dir bleiben möchte und du die Ehe auch nicht einfach aufgeben willst ist schonmal ein guter Ansatz. Das ihr viel redet ebenso. Eine Paartherapie kann da wirklich helfen zu verstehen was zwischen EUCH schief gelaufen ist und was ihr BEIDE in Zukunft ändern solltet.

Eines kann ich dir sagen, vergessen wirst du es wohl nie. Verzeihen geht. Was mir geholfen hat war zum einen zu erkennen das auch wenn meine Frau da große schei. gebaut hat( sie hätte sich eher bewusst werden sollen/können was sich da zwischen ihr und dem anderen entwickelt) ich eben an der Ausgangssituation nicht ganz unschuldig war.
Und dann war es mir wichtig das sie mir auch zeigt das sie die ganze Sache beendet...das war für sie etwas schwierig. Ich brauchte einfach ein klares Statement Affäre ist vorbei, will ich nicht mehr, ich will mit dir an uns arbeiten und ich will mit dir zusammen sein. Und zwar nicht nur mal nebenher gesagt sondern ich brauchte auch die Gewissheit das ihren Worten Taten folgen werden. Hat mir sehr geholfen.
Ebenso war es für mich irgendwie wichtig das sie auch einfach mal sagt das es ihr leid tut und das es ein Fehler war. Ohne aber oder sonstige Relativierungen.
Anstonsten hilft nur die Zeit....man sagt die Zeit heilt alle Wunden und dem ist auch so. Das Narben zurückbleiben ist nicht von der Hand zu weisen. Inzwischen ist es etwas über ein halbes Jahr her das es herauskam und ich bin an dem Punkt das ich ihr das ganze verziehen habe und mir auch keinen großen Kopf mehr mache was da wohl alles war. Kein Kopfkino mehr (bzw. extrem selten) Ich bin aber doch etwas übervorsichtig. Es wird dauern bis ich ihr wieder vertrauen kann. Damit wird dein Mann dann auch klarkommen müssen.
Ich hoffe ihr findet euch wieder und bekommt das hin. Auch für eure Kinder (gerade die beiden jüngeren).

Ich hoffe ich konnte ein klein wenig helfen und evtl. Mut machen.

Zitat von MissLilly:

Ja, und (leider) hat nicht immer diese Vorgeschichte etwas mit dem betrogenen Partner zu tun, sondern ist schlicht und ergreifend auf ein Defizit in der Persönlichkeit des Betrügers zu finden!

Alles hat zwei Seiten. Während der eine lieber eine Flucht ins Außen begeht hatte der andere nicht seine Entwicklung gesehen. Es ist niemals einer alleine Schuld, für den Zustand einer Beziehung sind beide verantwortlich. Das zu erkennen war bei uns der Schlüssel.

Zitat von MissLilly:

Und ich spreche hier nicht von einem notorischen Fremdgeher oder Draufgänger, sondern dem absoluten Gegenteil davon.

Ja...und genau dann ist es für den Betrogenen noch schwerer zu verstehen wie es dazu kommen konnte.
Hätte mir vor einem Jahr jemand gesagt das ich mit meiner Frau zur Eheberatung gehe, das ich bei einem Seelenklempner nen Termin mache hätte ich demjenigen ein Vogel gezeigt und ausgelacht.
NEEE....sowas passiert immer nur anderen. Dann waren auf einmal wir auch eins der anderen Paare.
Dennoch denke ich das die Vorgeschichte der bestehenden Beziehung durchaus eine Rolle spielt.
Es gibt so viele Faktoren die einfluss darauf haben, das ist hier in einem Forum nichtmal ansatzweise zu beschreiben. Keine Situation ist wie die andere. Allein die Wahrnehmung bestimmter Ereignisse kann bei einem Paar höchst unterschiedlich sein.

Meine persönliche Erfahrung mit einer offiziellen Paartherapeutin war.. durchwachsen. Ich würde dazu raten, sich ein Paar zu suchen, so dass man mehr Möglichkeiten hat, Verständnisunterschiede zu übersetzen.

Ganz definitiv.
Ich halte es aber für falsch, den Fokus ausschließlich auf die Affäre zu legen. Viel wichtiger ist es, sich für die Zukunft zu rüsten. Dazu muss natürlich auch die Vergangenheit aufgearbeitet werden, aber komplett. Es geht auch nicht um eine 50 50 Aufteilung der Schuld. Ganz und gar nicht.

Ich denke es gibt 3 Schwerpunkt, so zumindest bei mir:
1. Die Affäre verzeihen
2. Wieder Vertrauen zu dem Partner aufbauen
3. Sich als Paar wieder finden und neu definieren, eine neue emotionale Bindung aufbauen.
Und natürlich kann es helfen auch mal Abstand zu haben um zu wissen was man will. Man darf bzw. sollte das ganze auch nicht als Kampf ansehen, so wie es bei dem ein oder anderen Foristen hier fast wirkt. Man will als Paar da heil aus der Sache herauskommen und dazu muss man auch als Paar daran arbeiten.
Für das Vertrauen und das Verzeihen war für mich Offenheit gaaanz wichtig. Die Salamitaktik meiner Frau machte es nur noch schlimmer...das KOpfkino die Angst usw. Es dauerte auch eine Weile bis sie wirklich merkte wie sehr mich das ganze verletzt hat (bin sonst nicht so der Gefühlsduselige Typ).
Man muss sich auf Augenhöhe begegnen und beide müssen bereit sein etwas zu ändern.
Im allerschlimmsten Fall muss man auch bereit sein dem Partner mitzuteilen das man eine klare Stellungnahme braucht und evtl. auch bereit sein zu gehen. Auch wenn es weh tut. Gerade bei so kleinen Mäusen im Alter von 2 Jahren, die nicht verstehen warum Papa und Mama auf einmal nicht mehr beide zu Hause sind.
Mir hat es das Herz zerrissen als ich unsere aus der Grippe geholt habe und sie nach Mama fragte und ich ihr immer wieder erklärt habe das sie im Urlaub ist.