Ihr lieben Menschen hier,
ich weiß nicht, was ich mir erhoffe, ich weiß nicht, was ich suche…, ich weiß schon, dass mir niemand w i r k l i c h raten kann, dass jeder s e i n e n Weg finden muss und auch wird.
Dennoch interessieren mich wahrscheinlich einfach neue Denkansätze, Meinungen, Fragen, auf die ich selbst vielleicht nicht komme…, kleine Kieselsteine, die etwas bewegen… Erfahrungswerte von anderen, einfach irgendetwas, dass den Kreislauf des sich immer nur um die eigene Achse Drehens, den gleichen Gedankenstrom umrühren, ein wenig unterbricht.
Die Geschichte ist lang und ein wenig ungewöhnlich auf beiden Seiten. Ich will keine Lesegeduld überstrapazieren und weiß, dass „blümchenhafte Ausschmückungen“, wie sie Verliebten gegeben sind, die Situation nicht besser oder schlechter machen. Also werde ich versuchen, alles „herunter zu brechen“ auf Eckdaten, so weit es geht. Endlos lang wird es trotzdem!
Ich lebe mit meinem Mann zusammen seit 13 Jahren. Verheiratet sind wir seit 8 Jahren. Ich brachte zwei Kinder mit in die Ehe. Dazu bekamen wir ein Gemeinsames. Als wir uns kennen lernten, war jeder von uns bereits einmal verheiratet und geschieden. Meine Ehe zuvor war mehr als hart und glich einem Psychothriller. Eine Beziehung wollte ich eigentlich nicht mehr. Doch mein Mann war hartnäckig und er ist der „perfekte“ Mann. Die große Liebe und Leidenschaft aber, war es von meiner Seite aus „scheinbar“ nie… Ich weiß es nicht! Es sind alles Fragen, die heute auftauchen, eine Rolle spielen, auf die es eine Antwort zu finden gilt.
Wir leben extrem harmonisch miteinander, haben noch nie lautstark gestritten, bilden ein gutes Team.
Recht schnell hatten wir aber „kleinere Vertrauensprobleme“, die tatsächlich genau genommen Lappalien sind, es aber nicht waren durch meine Ehe zuvor.
Meine Seele reagiert da mitunter auf bestimmte Dinge sehr empfindlich.
Wir hatten dann auch Probleme in s.ueller Hinsicht, die soweit gingen, dass mein Körper einfach „die Tore zu machte“. Das heißt konkret, dass S. ohne Schmerzen irgendwann nicht mehr möglich war. Das wurde immer schlimmer, bis es eben gar nicht mehr ging. Auch beim Arzt verhielt ich mich komisch, ließ „da“ niemanden mehr hinfassen, bzw nur unter Schreckmomenten.
Ich war IMMER s.uell sehr aufgeschlossen und selbst wenn NICHTS mehr in meinem Leben funktionierte, DAS ging immer. So war diese Störung für mich totales Neuland, ich lief von Arzt zu Arzt auf der Suche nach einer Lösung, ging selbst zur Hypnose, versuchte alles. Ich fühlte mich, wie ein Impot. Mann, wusste auf einmal, wie diese sich fühlen würden. Dass mein Körper evtl einfach schlauer war und damit einfach mein Innerstes verschloss, das wollte ich damals nicht wahrhaben, ahne, weiß es aber heute...
Bei unserem Kinderwunsch, dem eine Fehlgeburt voraus ging, zeugten wir unseren Sohn mit „Trick 17“, es ging schon „irgendwie“, tut hier auch nichts zur Sache. S. arrangierte man sich danach wieder wortlos. Man lebt halt damit. Mein Mann betrog mich nicht, definitiv nicht, und ich ihn nicht. Mancher wundert sich evtl, wie man so leben kann, aber es geht.
Ich schlief irgendwann im Wohnzimmer, statt im Schlafzimmer, seit Jahren. Beide arbeiten wir viel, funktionieren wunderbar…das Leben geht weiter und „alles ist gut“, anders als bei anderen vielleicht, aber gut.
Während einer handfesten Depression dann aber (die ja auch zeigte, dass alles gut eben scheinbar nur Selbstbetrug war) tauchten die ersten Fragen auf, viele ungeklärte Dinge, Verarbeitungsprozesse etc. Das Schlimmste habe ich überwunden, habe die beste, professionelle Hilfe, die man sich denken kann. Mir geht es gut, besser denn je.
Durch einen dummen Zufall, durch wirklich einen dummen Zufall, finde ich via Internet einen Menschen wieder, mit dem ich vor 25 Jahren zusammen gelebt habe. Nicht nur das. Ich war mit ihm verlobt.
Es entwickelt sich ein zwangloser und lustiger Austausch, der Wunsch nach einem Wiedersehen verbunden mit der Frage: Was ist aus Dir geworden?
Diese Beziehung gehörte für mich zu den wenigen, schönen Erinnerungen in meinem Leben, zu den ganz normal abgeschlossenen Dingen. Und weder habe ich dem hinterhergetrauert, noch öfter daran gedacht, gar nicht! Das wüsste ich ja.
Der Gedankenstrom wurde eröffnet, als dieser Mann, der übrigens auch seit 17 Jahren verheiratet ist und ein großes Kind hat, mir plötzlich Fotos schickte… Fotos aus unserer Zeit damals- ICH habe keine. Es folgten Fotos eines Geschenks, das ich ihm machte und ein Foto unserer Verlobungsringe. Ich war ehrlich verblüfft… Er hat sie aufgehoben?!
Wir scherzten darüber herum, waren, so nenne ich es, „kurzfristig in einer amüsanten Zeitschleife“.“ Ach herrjeeeee“ und weißt „Du noch“…
Und ja, wir flirteten miteinander… Bei dem angedachten Treffen aber wollten wir uns einfach nur zusammen setzen, lustig Kaffee trinken, uns 25 Jahre erzählen, ein halbes Leben...
Erst am Tag des Treffens selbst wurde mir mulmig, denn ich fühlte mich auf einmal wie ein aufgeregter Teenager. Ihm ginge es genauso.
Als der Moment da war, hätte ich nicht sagen können, wie der Mann aussah, der vor mir stand, denn ich lief zu ihm, umarmte ihn und da standen wir und ließen uns nicht mehr los. Ich war verdutzt, denn er atmete so tief, als würde er mich einatmen wollen. Man ließ sich dann los, überspielte das Ganze, machte Kaffee… Während des Gesprächs umarmte man sich ein 2tes Mal, weil man wissen wollte, was denn beim ersten Mal so komisch war… Irgendwann küsste man sich und dann war es so.
Nach der ersten Verwirrung, nach dem ersten Schockmoment, kam man einfach darauf, es ist wie „nach Hause kommen“, das muss wohl Liebe sein. Man ist sich so vertraut, es ist, als hätte es 25 Jahre nicht gegeben. Was tun wir damit, was fängt man damit an?Wir waren damals zu jung, heute, haben wir eine andere Sprache miteinander. Wir ließen uns einfach darauf ein, das war vor 7 Wochen.
Gehst Du auch mit mir Essen, wollte ich wissen. Konnte das nicht „einordnen“, zu viel, zu gewaltig, zu magisch, zu strange. Dazu ich, die Impot. Frau…?! Davon wusste er ja noch nichts. Doch erstmalig die Frage in mir: Liegt es wirklich an MIR? KANN ich wirklich nicht oder bezieht sich die Störung nur auf meinen Mann? Natürlich ginge er mit mir essen, es ginge ihm nicht um xy, es ginge um mich…
Von morgens bis Abends sind wir im Messenger Kontakt.
Als ich ihm von dieser „Störung“ erzählte, denn ich wüsste ja nicht, ob ich „kann“, erfuhr ich, dass es auch in seiner Beziehung seit Jahren keinen S. geben würde. Schlimmeres erfuhr ich schon zuvor: Seine Frau ist schwer krank. Die Beziehung aber wäre bereits seit 10 Jahren nicht mehr, das, was sie mal war. Es habe auch Trennungsgespräche gegeben, wie in meiner Ehe ja auch, aber man lebt eben so weiter.
Es kam dazu, dass ich also erfahren durfte, dass mein Körper ganz normal „funktioniert“. Für mich eine wundervolle und schockierende Erfahrung zugleich. Ich KANN, es liegt nicht an mir, so was Schönes ist möglich, kein Moment von Abweh, von Angst, alles so selbstverständlich, so n a t ü r l i ch, so...., aber auch die Frage, was hat das für eine Konsequenz? Was bedeutet es, dass es die letzten Jahre, oder eben mit meinem Mann, nicht ging?
Und bitte WAS soll das jetzt hier werden?
Ziemlich schnell war klar, dass das damals wohl die ganz große Liebe war, dass wir einander viel mehr zur „Messlatte“ gemacht hatten, als uns selbst bewusst war, an die niemand mehr heranreichte.
Ziemlich schnell kamen bei ihm Überlegungen, er sollte seine Frau verlassen. Nein stopp, bitte nicht wegen mir. Das Eine muss beendet sein, unabhängig vom anderen. Wir dürfen unsere Ehepartner nicht „füreinander“ verlassen. Liefe das zwischen uns irgendwann nicht mehr, dann machen wir uns dafür gegenseitig verantwortlich, laufen womöglich reumütig zurück. Nein. Wenn das zwischen uns mal nicht mehr ist, dann soll es einen eigenen Scherbenhaufen geben.
Immer wieder die Frage also überhaupt erst einmal… WAS ist das, was tut man damit?
ICH bin dafür nicht gemacht, ich bin monogam, ich bin nicht für das Lügen gemacht und nicht zum Betrügen und ich fürchte, ich bin auch nicht zur Geliebten gemacht.
Bei mir zu Hause folgten Gespräche, ich sprach so Vieles an, stellte meine Ehe in Frage, erklärte zum ersten Mal, dass unser Leben doch so nicht normal wäre und ob es denn sein könne, dass wir uns, aus welchen Gründen auch immer, seit Jahren erfolgreich in die Tasche lügen? Dass ich diese Ehe zunächst nach außen öffnen möchte…ich nicht wüsste, ob wir nochmal zueinander finden. Ich stellte in Frage, bzw sagte, dass doch auch er darüber nachdenken solle, ob ich wirklich DIE eine Frau für ihn bin… etc etc etc. Mit dieser Entscheidung fühlte ich mich besser.
Es kam viel Unausgesprochenes auf den Tisch und auch wenn ihm dies schwerer fiel als mir, entschieden wir, bzw forderte ich, dass wir kein Paar mehr sind. Alles andere bliebe aber zunächst, wie es ist. Wir feinden uns ja nicht an, uns geht es ja nicht schlecht.
Dass es den anderen gibt, das musste ich nicht sagen. Doch ich stellte klar, dass ich früher oder später wissen wollen würde, ob dieses „Problem“ an mir läge, oder sich auf ihn beziehe…
Dem anderen erzählte ich von diesen Dingen. Von ihm werde ich von morgens bis Abends überschüttet mit Liebesbekundungen… Aber es geht nicht nur um das. Als es ihm schlecht ging, ihn zu Hause alles fast zum Explodieren brachte, da rief ich ihn zum gemeinsamen Treffen, sagte „komm her, ich bin für Dich da“. Ich hörte mir die ganze leidige Geschichte an, versuchte, ihm den Standpunkt seiner Frau aus Frauensicht zu erklären, so weit mir dies möglich ist, mahnte ihn zur Ruhe.
Das Leben, welches er führt, ist mir kaum vorstellbar und ich weiß nicht, ob ich den Gedanken gut finden soll, dass er daran denkt, seine kranke Frau zu verlassen oder nicht.
Eine Freundin von mir erzählte mir, dass ihr Ehemann seine kranke Frau nach 13 Jahren Ehe für sie verlassen hätte. Zum einen, weil der Gedanke ohne meine Freundin zu leben, für ihn schlimmer war, als die Vorstellung an Trennung und zum anderen, weil man ihr die Lüge auch nicht antun wollte und sie damit dann auch um das Recht zu betrügen, auch für sich nochmal den richtigen Lebensweg zu finden.
Es ist SEIN Leben, ich bin nicht verantwortlich für sein Tun. Ich kann nur für ihn da sein, ihm zuhören, ihn lieben, ihm zureden, an seiner Beziehung zu arbeiten. Himmel Herrgott nochmal, wahrscheinlich weil ich nicht will, dass er sich etwas vormacht. Auch ein „Beteiligter“ bei solcher Krankheit hat sein Päckchen zu tragen, braucht ein Ventil und „beschei…t“ sich vielleicht selbst.
Er sagt, das ist so nicht… Das ist lange vorbei. Er sagt, das mit uns wäre so oder so gekommen, denn es ist Liebe.
Er sagt, er will mich, er will mich ganz für sich allein, will mit mir leben.
Ja bitte WIE? Und diese Gedanken sind für mich nicht zu Ende gedacht, denn wir sind nicht allein, entscheiden nicht für uns allein. Und ich habe Angst, er verrennt sich da in etwas und eines Tages kommt das große Erwachen. Das möchte ich nicht erleben müssen, wenn ich ihm geglaubt habe.
Und ich…, WAS will ich denn? Wir sind so unterschiedlich, unsere Leben haben sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt, wie es unterschiedlicher nicht sein kann. Er wurde schwächer, ich stärker… Wir leben in ganz anderen Welten. Aber das fühlt sich gar nicht als Problem an…, ich wüsste, wir wären glücklich.
Trotzdem bin ich einfach durcheinander, wüsste nicht, wie das gehen soll, weiß selbst nicht, was ich denn eigentlich WIE will.
Und was ist mit mir, mit meiner Ehe…liebe ich meinen Mann wirklich gar nicht mehr, habe ich ihn denn je wirklich geliebt…
Es folgte das nächste Gespräch, wo ich erklärte, dass ich inzwischen wüsste, dass es NICHT an mir läge, und dass ich mir das nicht mehr nehmen ließe, dass ich wieder am Leben wäre. Wir stellten Gründe fest, plötzlich war so manche Ursache klar. Ich wüsste nicht, ob dieser Prozess „umkehrbar“ wäre… Er müsse dazu nicht lächeln und es fiele ihm auch nicht leicht, doch er könne das ein Stück weit nachvollziehen, sagte er. Dass es auf der anderen Seite aber auch um Liebe geht, und Liebe zu WEM, zu einem Menschen, der etwas ganz Besonderes für mich ist, das verschwieg ich. Ich muss nicht noch mehr Öl in die Flamme gießen.
Der aktuelle Stand ist, wir leben SO. Wir sehen, was sich ergibt oder nicht ergibt, ob es umkehrbar ist oder nicht, und wenn es nicht umkehrbar ist, ob es sich dennoch so leben lässt. Wenn nicht, dann müssen wir sehen, wie wir das machen.
Nun wünschte ich, ich könnte die Dinge so laufen lassen, wie sie sind, einfach abwarten und das genießen, was ich habe, wenn ich mit dem anderen zusammen bin. Oh ja und das tue ich auch! Doch oh weh, wenn wir nicht zusammen sind, dann tue ich alles andere… Ich zweifel alles an! Ich habe Gedanken, die glaubt mir kein Mensch…, ich bin misstrauischer, als ich es je war. Plötzlich eine Nachricht zu wenig und ich meine zu erkennen, dass sich etwas ändert. Manchmal zweifel ich sogar daran, dass es die Krankheit seiner Frau überhaupt gibt… Was wenn er einfach immer wieder seine Frau betrügt, das alles „Story“ ist, das typische Klischée…
WO kommen diese Gedanken her? Ich mache ihn in meinen Gedanken zum Lügner, ohne, dass er mir wirklich einen Grund gibt.
Das Schlimme: Ich habe dazu KEINEN Grund! Und doch traue ich ihm auf einmal alles Schlechte zu. Er trägt keinen Ehering mehr. „Wozu“ sagte er… ES wäre Heuchelei. ICH aber unterstelle, er tut das nur, DAMIT ich es sehe, setzt ihn im Auto wieder auf. Ich habe KEINEN Grund, so zu denken- gar keinen! Und doch tue ich es, frage mich, was los ist mit mir? Kompensiere ich so meine eigene Unsicherheit…?
Wir WUSSTEN beide, dass es nicht leicht wird, auf was wir uns einließen, wollten aber beide darauf nicht verzichten. Jetzt sagte ich, DAS ist die Kehrseite. Nicht meine Ehe und nicht seine wäre die Gefahr für uns, sondern das, was mit meinen Gedanken, Gefühlen und Fragen passiert, wenn wir nicht zusammen sind. Ich weiß einfach nicht, ob ich das kann.
Ich weiß nicht, wo diese Zweifel herkommen, wie man einem Menschen so viel Schlechtes zutrauen kann, der einem an sich keinen Grund gibt (nur weil mich das Leben sooo viel Schlechtes lehrte- meine erste Ehe etc…, ich habe Dinge gesehen, die will niemand wirklich wissen).
Oder zweifel ich, weil es eben die hellsten Sterne sind, die auch am schnellsten verglühen, oder weil mein Bauch oder mein Unterbewusstsein mir Dinge sagen, die mein Herz gerade nicht sehen will…
ICH WEISS ES NICHT! Und ich schreibe das hier ohne eine konkrete Frage zu haben, denn ich weiß nichts mehr… wünsche mir nur einen Denkansatz, der mich weiter bringt- weiter bringt IRGENDWO hin.
WO soll das hinführen, WAS soll daraus werden… WIE Geht man damit um? Ist das nicht alles sinnlos, sowohl da, als auch da… Ich kann nicht mehr klar denken, habe keine klaren Maßstäbe mehr und eigentlich suche ich nur ein großes Loch, um mich darin zu verbuddeln und wenn ich wieder herauskomme, ist alles nicht mehr wahr, alles wieder „Normalität“, was immer auch Normalität ist…
Wer es hierher geschafft hat, dem danke ich für’s Lesen, für den Versuch, sich durch mein Wirr Warr zu kämpfen. Ich nehme alles- fliegende Moralsteine, Denkansätze, Erfahrungswerte… was auch immer.
Aber: Danke!
27.07.2015 11:52 •
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