Zitat von SoLost: Aber: ich kann nicht verstehen, wie mein Mann so schnell seine Affäre vergessen konnte. Es war in den Briefen und Nachrichten davon die Rede, dass er mich verlassen wolle. Dass er eine Zukunft mit ihr wolle. Dass auf seine Traumfrau sei. Dass er sie wie verrückt liebt.
Es wird hier nicht ums Vergessen gehen, sondern um den Schock, der Deinem Mann widerfahren ist, nachdem Du seine Affäre aufgedeckt hast.
Ich gehe davon aus, dass das Leben mit Dir ihm wichtig ist. Aber in manchen Bereichen gibt es, vor allem nach langen Jahren, auch andere Verlockungen. Das scheint mir auch nur natürlich und in keiner Weise verurteilenswert.
Und wieder einmal muss ich sagen, zum Verdruß der meisten - warum kann man dem Partner, der Partnerin nicht einfach ein paar Ausflüge säggsueller Natur erlauben? Es scheint ja so, als würde alles, Liebe, Haus, Hof, Hund an nichts anderem hängen als an diesem zwar lustvollen, aber doch letztlich wenig bedeutenden S..
Ist das nicht reichlich absurd, wenn man es einmal gelassen bedenkt?
Mein ganzes Leben habe ich es nie verstanden: Weshalb kann man nicht eine gute, wunderbarer, konstruktive Basis haben in jedem Sinne, aber dem anderen nicht auch seine Lustausflüge lassen? Gerade die Lust ist es doch, die früher oder später deutlich absackt, weil das Ewiggleiche immer fad wird, und selbst irgendwelche neuen Spielchen können da kaum etwas retten. Die Lust lebt vorwiegend vom Unbekannten, vom Neuen, da kann man sagen, was man will.
Aber man sollte halt in der Lage sein, zwischen Lust und Liebe zu unterscheiden. Wie es bei Frauen ist, wage ich gar nicht zu beurteilen - aber als Mann kann man, trotz Beziehung und sogar liebender, tief verbundener Beziehung halt mal schwerwiegend scharf werden auf eine andere Frau. Und (auf das bezogen, was Du gelesen hast), dann werden auch völlig verwirrte Aussagen getätigt, wie Verlassen der Ehefrau, nicht mehr leben können ohne dich usw.
Versteht man das echt nicht? Solche Dinge haben mit der Grundbeziehung, wenn ich mal so sagen darf, doch gar nichts zu tun. Sondern man kann es viel eher vergleichen mit den Zuständen in der Jugend: Man lebt noch in seinem Elternhaus, das ist sozusagen das Nest, der Rückhalt, die Geborgenheit - aber erliegt natürlich früher oder später auch den Reizen der Gelüste. Und lebt sie, hoffentlich, dann auch aus.
Und eine Ehe, eine langjährige Beziehung, ist eben nicht ein Tempel der Lüste, sondern sozusagen der Heimathafen, das Nest, das, wo man zu Hause ist.
Und wer will sich das zerstören? Viel besser wäre es doch, mit diesen Dingen viel offener und entspannter umzugehen. Möglich, auch Dich würde mal ein anderer Mann verlocken. Und warum kann man sich denn das nicht gegenseitig zugestehen? Es geht um S., Lust, nicht um Mord und Totschlag.
Und jedem und jeder, der/die nicht vollkommen lebensignorant ist, wird es ja bewusst sein, dass im Lauf des Lebens Fremdgelüste auftreten - alles andere wäre auch krass wider die menschliche Natur.
Die Frage ist also eigentlich: Wie damit umgehen? Ich wäre für völlige Offenheit (und war das auch immer: noch jeder meiner ernsthaften Partnerinnen habe ich sogar von mir aus schon in der Anfangsphase gesagt, sollte sie nach 5 oder 10 Jahren oder wann auch immer, mal Lust auf einen anderen Mann haben, dann werde ich ihr sicherlich nicht hinderlich sein und mich auch nicht trennen (was für mich auch Anzeichen einer schweren Schwäche wäre - und als Partner bin ich auch kein Gefängniswärter, sondern gerade die Liebe, ist sie denn eine, möchte doch, dass der andere sich in jeder Hinsicht ausleben, entwickeln und alles Mögliche erleben kann).
Wenn Du fragst: Warum liebt er Dich nun wieder? Ich würde sagen, er hat gar nie aufgehört, Dich und was Ihr gemeinsam habt, zu lieben.
Offenbar hast Du keine diesbezüglichen Erfahrungen: Aber wenn man von irgendeiner Lust berauscht wird (und die muss sich durchaus nicht immer auf bloßen S. beziehen, sondern kann auch etwa auf Anhimmelungen beruhen, die den Selbstwert geradezu in den Himmel schießen lassen), dann springt man in eine Art schwärmerische Parallelwelt und bekommt, wie ein balzender Auerhahn, gar nichts mehr vom gewöhnlichen Rundherum mit.
Ich finde das ja schön, wie gesagt, Ausdruck eines lebendigen Lebens. Aber im Allgemeinen scheint dafür nicht nur kein Verständnis zu herrschen, sondern etwas in der Art scheint zu den schlimmsten Dingen zu zählen, die man überhaupt erleben kann.
Würde es mir auch so ergehen, so würde ich vor allem einmal an meinen eigenen inneren Stellschräubchen drehen, um dem Leben etwas mehr Eingang in mich zu ermöglichen.
Und wenn Du fragst, wie man das alles vergessen kann: In meinem Fall ging es gar nie um ein Vergessen. Weil ich solche Dinge einfach als etwas ganz Natürliches ansehe. Daher regt mich etwas in der Art so wenig auf wie wenn es mal drei Tage regnet.
Meine langjährige Ex-Lg hat mich im letzten gemeinsamen Jahr so an die 20 - 50 Mal betrogen, wie man es nennt. Und schon so ca. zwei Jahre davor ist sie mal mit einem Liebhaber nach Venedig gefahren, und ich habe in der Zeit Haus und Tiere gehütet.
Aber mich hat das alles keineswegs gestört oder gar zerstört. Ich bin ein Anhänger der absoluten Freiheit, und was nicht aus und in Freiheit geschieht, ist ohnehin wertlos und verkommen. Brauche ich alles absolut nicht.
Was mich viel mehr mitnimmt oder mir zusetzt, ist dieses oft so unsinnige, verlogene Liebesgerede, diese hochtrabenden Schwärmereien, die nichts als heiße Seifenblasen sind. Das sind die eigentlichen Liebesschurkereien - und nicht, dass jemand mal Fremdlust bekommt und dann halt mal S. mit jemand anderem hat.
In diesem Sinne - und verstehe das bitte nicht falsch! - tut mir die Affäre Deines Mannes durchaus mehr leid als sonst jemand in dieser Geschichte.
Natürlich, womöglich ist sie irgendein ausgefüchstes Frauenwesen, die nichts als verführen wollte. Aber sollte es bei ihr um eine ernsthaft fühlende Frau gehen, so muss die doch noch viel mehr getroffen sein als Du, nachdem Dein Mann ihr allerlei vorgeschwärmt hat und getan, als wäre er schon auf dem Sprung zu ihr.
Also nicht, dass ich nicht auch Dich bis zu einem gewissen Grad verstehe - aber das tiefste Unglück hat doch diese Affärenfrau erlitten, sofern für sie das nicht nur Spiel, sondern Ernst war,