Mal ein kürzeres (vielleicht auch längeres Update):
Im Sommer bin ich aufs Land gezogen, wohnte ja vorher direkt im Stadtzentrum. Jetzt sind wir, die Jungs und ich, auf der Insel und ein wenig in einer Astrid-Lindgren-Idylle angekommen. Wohngebiet mit Reihen- und Doppelhäusern, 300 m zum Wald, 600 m zum Wasser, 700 m zur neuen Schule der Jungs.
Die Gründe für den Umzug waren vielfältig. Einerseits, dass sich die Ex nicht entblöden konnte mit ihrem Lover direkt gegenüber von mir immer wieder ihr Patchwork zu machen (Ihre Wohnung kam interessanterweise nicht in Frage). Darunter litten die Jungs natürlich sichtlich. Eine räumliche Trennung mehr als nur über den Innenhof war nötig. Der Kurze merkte dann mal im Herbst an: Papa, hier in unserem neuen Haus haben wir ja unsere Ruhe. Hmmm...
Da wir von einer Wohnung in ein Haus zogen, war es für die Jungs praktisch ohne Abschiedsschmerz vom Alten verbunden. Haus mit Garten war natürlich eine positive Zukunftsaussicht. Aber es war klar, jeder (auch noch so alte oder unansehliche) Einrichtungsgegenstand musste mitgenommen werden und es durfte nix Neues gekauft werden. Ihre Mutter hatte ja nix mitgenommen als sie auszog und bei mir forderten und fordern sich die Jungs die Beständigkeit ein.
Dem Grossen tat der Schulwechsel unmittelbar gut: von einem sehr mittelmässigen Schuler wurde er mit Anhieb einer der Besten in seiner Klasse, von einem Schüler mit regelmässigen Agressionsanfällen (die erst nach der Trennung kamen) zu einem mit ziemlich seltenen.
Der Umzug hatte aber auch den Hintergrund, dass Madame Ex den Schulwechsel vorgeschlagen hatte (nicht an die Schule in einer anderen Gemeinde, wie es jetzt der Fall ist) - ohne es genauer hier erläutern zu wollen, versuchte sie mich über den Tisch zu ziehen. Ich durchschaute ihre Absicht, die sie aber nicht mitgeteilt hatte. Und da sie diese eben nicht zugeben konnte/wollte, war sie ziemlich schnell und problemlos schachmatt gesetzt. Jetzt muss sie die Kinder noch mehrere Jahre lang zur Schule bringen. Pro Weg 10 km, bei Abholen und Hinbringen täglich also 40km, wenn die Jungs bei ihr sind. Gönne ich ihr
Ein schönes neues Auto kaufte ich mir im Dezember dann auch, der alte Wagen war zehn Jahre alt und langsam wären die Reparaturen gekommen. Dafür habe ich in der momentanen Lebenssituation keine Zeit. Vorführwagen mit 4,5 Jahren Restgarantie ist da eine gute Wahl. Ausserdem meinte der Kleine ab und an ganz selbstverständlich, dass in dem alten Wagen, der ja auch unser Familienauto war, irgendwann wir alle vier inklusive Mama wieder sitzen würde. Ich hatte nicht das Herz, ihm da zu widersprechen. Aber jetzt haben wir ein Auto, in dem Mama nie gesessen hat und nie sitzen wird.
Und für so drei Kerle wie uns ist so ein schöner Wagen mit allem möglichen technischen Schnickschnack ja auch ein nettes Spielzeug. Ich war nie der grosse Autofreak, aber manchmal können solche Dinge ja doch ganz nett sein.
Also: neues Haus (Neubau, mit einem Vorbesitzer, der da nicht einmal ein Jahr wohnte), neues Auto. Fehlt nur neue Frau -- Aber Letzteres kommt irgendwann. Aber nur, wenn es auch für die Jungs passt.
Als Madame Ex das neue Auto sah, war ihr Kommentar: Schicker Wagen, und ich fahre weiterhin in meinem alten Kleinwagen rum. Hmm, ich sagte nix dazu. Aber verstehe nicht, warum ihr sowas wichtig ist. Sie ist doch soooo glücklich mit dem Neuen, warum interessiert sie das und vergleicht sich?
Ja, Madame Ex ist noch immer mit dem (mindestens dritten) AM von damals zusammen. In diesen Tagen zieht sie mit ihm in einen grossen Altbau von Anfang der 30er Jahre. Keine Bruchbude, aber auch nicht der Brüller, da muss schon immer wieder Hand angelegt werden... Aber gross genug, dass die insgesamt 5 Kinder dort Platz finden werden, wenn sie alle zusammen sind. Prinzipiell besser als das was bisher war, aber die x-te neue Situation mit Mama seit ihrem gemeinsamen Leben mit mir und den Jungs. Gut einen Monat lebten sie nun mit bis zu 7 Pers in seiner Wohnung zusammen, bevor die nun umziehen können. Das hatte schon interessante Effekte auf die Jungs. Der Grosse schweigt aus Höflichkeit udn Loyalität, der kleine sprudelt, wie stressig das mit 7 Pers ist und wie unruhig und und (bei Mama hat er Verstopfung, denn da kann er nichtmal in Ruhe sich aufs Klo setzen, bei mir kommt dann die dicke Wurst...). Ich höre meist nur zu - wenn ich kommentiere dann sine ira et studio. Versuche sie zu beruhigen, male die Situation aber auch nicht schöner als sie ist.
Ich bin gespannt, was sich da noch tun wird. Madame Ex ist um 5-10 Jahre seit ihrem Auszug gealtert, u.a. weil sie sich nurn zum Strich abgehungert hat (attraktiv ist was Anderes. Schlank war sie immer, aber nun ein ziemliches Gestell).
Ja und der neue Mann. Tut mir durchaus leid. Aber es ist sein Leben. Die Jungs berichten, dass er daheim kocht und fast alles erledigt (klar, habe ja vorher ich gemacht), er bringt in das gemeinsame Leben das Geld für das Haus ein - sie gibt immer gerne mit vollen Händen ihres für andere Dinge aus und hat auch noch ihre Wohnung mit deutlichem Verlust verkauft, das ist minimal, was da von ihr beigetragen wird). Das sieht alles gar nicht gut aus. Es ist jetzt ihre dritte Langzeitbeziehung, ein Partner vor mir, dann ich, nun der neue Mann. Und immer dasselbe Muster: deutlich älterer Mann (8-10 Jahre), der dann eine teure Immobilie kauft, sie bedient ihn und dann ist sie irgendwann weg oder hat Affären. Kann mir eigentlich am A. vorbei gehen, aber wenn es dann wieder so weit ist, dass es einen Crash gibt, müssen es die Jungs und auch ich irgendwie ausbaden. Kann ja gut gehen, aber nur, wenn der Neue sich immer das Ausgenutztwerden gefallen lässt.
Die Mutter des Neuen ist vor Weihnachten in die Stadt gezogen - ich glaube, dass kann sogar ganz gut für meine Jungs sein. Ihre Mutter, meine Ex, ist oft so empathielos und aggressiv den Jungs gegenüber (eine ganze Menge scheint in den [in-]direkten Berichten der Jungs durch oder sehe ich bei Übergaben etc), dass so eine Omi vielleicht eine stabilisierender Faktor sein kann. Und vermutlich hat sie es jetzt so mit den Kindern, dass es für sie funktioniert: 50% die Jungs bei mir. Wenn sie bei ihr sind werden es (oftmals sehr lange) Tage im Hort oder Kindergarten (9-10 Std), bei mir praktisch nie so lange. Dann hat sie eine Schwiegermama vor Ort, den neuen Partner und ne Stange anderer Kinder, das federt sicher viel von ihrer Unfähigkeit, sich mit den Jungs zu befassen ab. Aber ich merke dann, dass die Jungs sehr viel bei mir tanken müssen, wenn sie bei mir sind. Gebe ich ihnen gerne, auch wenn ich für die Ex da im gewissen Sinne der nützliche Idiot bin. Aber ausnutzen lasse ich mich nicht, da gibt es regelmässig was vors Schienbein (dann funzt es auch interessanterweise). Zuletzt im Herbst, da nahm ich in den Plan mit den Kindern auf, wann sie gefälligst den Jungs die Haare zu schneiden habe (und wann ich). Das hatte sie bis dato gut anderthalb Jahre nämlich nicht getan.
Dass Madame Ex sich nur wenig mit den Kindern befassen will, sieht man auch daran, dass sie nur mal wenige Tage mit ihnen (auch in Patchwork-Situation zu siebt) eine Reise oder so macht. Bloss nicht zu sehr engagieren. Zu ihren Eltern nach D geht es maximal einmal im Jahr, eher seltener. Reisen mit den Jungs, auch in unser Heimatland D.: Das mache ich... Aber glücklicherweise sind die Ex-Schwiegerleltern immer wieder hier, wegen ihres Ferienhauses cirka 100 km von uns. Und ja: zu meinen Ex-Schwiegereltern habe ich immer noch Kontakt, er schien im vergangenen Jahr etwas schwächer zu werden, aber seit 2 Monaten nähern sie sich wieder deutlich an. Vermutlich, weil sie sehen, wie suboptimal und brüchig die neue Konstellation ist, die da meine Ex aufgebaut hat.
Ansonsten? Arbeit läuft. Ich profitiere davon, dass ich langsam ein alter Hase bin und weiss, wie die Sachen laufen. Ich bekomme das meiste gut gewuppt, arbeite mich nicht tot und alle sind mit dem Ergebnis zufrieden.
Sicher, die Situation ist nicht wie ich sie mir jemals vorgestellt habe. Aber momentan kann ich nix ändern, auch wenn ich glaube, dass das Wechselmodell in unserem Fall ziemlich schlecht für die Jungs ist. Madame hat ihre Identität völlig verändert, sich dem neuen Mann völlig unterworfen und den Jungs eine Identitätsanpassung aufs Auge gedrückt, die fast allem diametral entgegenläuft, was unser gemeinsames Familienleben (und auch ihr Leben vor mir) ausmachte. Das nimmt die Jungs durchaus mit bzw. versetzt sie in einen Konflikt, den sie nicht verschuldet haben.
Aber ich geniesse mein freies Leben, wenn die Jungs nicht da sind. Dann arbeite ich wie es mir passt (arbeite dann auch Zeit ein, damit ich mehr mit den Jungs habe), oder haue wie dieses WoE einige Tage auf einen Kurztripp ab und lasse mich im Hotel bedienen. Im gewissen Sinne ist es so: Sie wollte die Freiheit und weniger Familie, Alltäglichkeit und mehr Freiheit. Je nun, jetzt hat sie mehr Familie mit bis zu 7 Personen auf einmal und ich die Freiheit. So kann es gehen!
Was mir fehlt: Immer wieder zugegeben ein weibliches Prinzip an meiner Seite. Ansonsten wenig: Haus, Auto, Geld, Freizeit, ausfüllender, aber nicht zu anstrengender Job, gute Kontakte im Job und auch darüber hinaus zu Freunden, Famlie und Bekannten ist da. Mehr Zeit könnte immer wieder nicht schaden - auch wenn ich strukturiert bin, Hausarbeit mir gut von der Hand geht und ich auch durchaus gerne mache, so hat der Tag nur 24 Stunden. Aber ich bin das ja gewohnt, habe ja auch vor der Trennung den Haushalt zum grössten Teil gewuppt.
Wie gesagt: das Traurigste ist immer wieder zu sehen, dass für die Kerle die Situation nicht ganz im Lot ist (Untertreibung...), das kommt zwischen den Zeilen schon immer wieder durch, gerade, wenn es wieder zu Mama geht. Und jetzt eben auch beim Kurzen. Der grosse ist eher verstummt. Aber als der Kurze neulich erzählte, wie anstrengend es mit der Patchwork-Situation ist, heulte er dann ungehindert drauflos. Er schluckt halt runter.
So, das war es erstmal. Starte jetzt auf einen Wochenendtrip und sehe dann Montagnachmittag meine Jungs wieder.
24.01.2020 13:42 •
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