Hallo Ihr Lieben,
ich lese hier bereits seit einigen Wochen oder eher Monaten als stille Leserin anonym mit und habe mich nun entschlossen, mich anzumelden, um zu verarbeiten, zu verstehen und auch andere Denkweisen/-Anstöße zu erhalten.
Kurz zu mir: ich bin 34 Jahre alt, lebe in einer Großstadt. Hatte bis vor kurzem eine Beziehung im 14ten Jahr. 2018 war ich ein Jahr lang wegen Erschöpfungsdepression aus dem Beruf raus (unter anderem war ich für 8 Wochen in einer Tagesklinik) und war sehr damit beschäftigt mich wiederzufinden. Mein Partner, mit dem ich seit 2016 verlobt war, stand mir in dieser Zeit ausnahmslos zur Seite. Es war keine einfache Zeit für ihn und auch für mich.
Nun zu der Affärengeschichte:
Im Februar 2019 fing ich in einem Fitnessclub mit Yoga an. Das kannte ich aus der Tagesklinik und es half mir immer sehr, dass ich mich auf mich konzentrieren konnte. Von da an besuchte ich jeden Yoga-Kurs, der für mich möglich war mitzumachen (6x die Woche war ich dort fortan). Schnell hatte ich drei Kursleiter ausgemacht, wo ich mich wohl fühlte und Stammteilnehmer wurde.
Mit dem einen Yogalehrer (folgend M. genannt) kam ich dann irgendwann im Mai 2019 nach dem einen Kurs ins Gespräch. Wir redeten Stunden und waren schnell auf einer Wellenlänge. Diese Gespräche wiederholten sich nach eigentlich jedem Kurs. Stundenlang redeten wir und es entstand eine freundschaftliche Basis.
An diesem Punkt war alles klar. Ich war in einer Beziehung und M. (Zu dem Zeitpunkt 48 Jahre) hat eine Partnerin C. (die er auch immer als Partnerin bezeichnete) und einen Sohn (damals 6 Jahre).
Von beiden Seiten war es freundschaftlich und war auch nur im Fitnesscenter. Wir redeten über Yoga und alltägliches. Kleine freundschaftliche Geschenke zum Geburtstag oder anderen Anlässen waren da für uns eine freundliche Geste.
So verhielt es sich bis zum ersten Lockdown im März 2020. Wir haben selten mal über WhatsApp geschrieben. Er war sehr ausgelastet mit Kind und Aufgaben zuhause und ich in der Arbeit im Einzelhandel.
Nach dem Lockdown war es genau wie vorher. Irgendwann fuhren wir gemeinsam mit dem Rad nach Hause. Sein Zuhause lag bei mir quasi auf dem Weg und so sind wir dann nach den Kursen oder Trainings, je nach dem aufeinander wartend, zusammen nach Hause gefahren. Einmal fragte mich eine von der Rezeption, ob M. und ich manchmal noch was nach dem Sport machen würden, ich sagte, dass wir nur den selben Weg hätten. So war es ja auch.
Zum verabschieden umarmten wir uns auch immer.
Mein Verlobter (folgend S.) war auch in dem Fitnesscenter, allerdings nur im Krafttrainingsbereich. Manchmal holte er mich vom Kurs ab. Einmal holte er mich ab und M. und ich saßen dort und redeten. In dem Moment, wo S. reinkam, sprang M. auf, weil er dann plötzlich schnell nach Hause musste. (M. sagte da schon immer, dass es ihm sehr entgegen käme noch nicht nach Hause zu seiner Familie mit all den Aufgaben zu müssen, wenn wir reden und ihm täte es auch sehr gut mit mir). S. fragte mich dann, ob er gestört hätte, ich sagte, dass alles okay ist und ich nicht wüsste, wieso M. so reagierte. Beim nächsten Mal fragte ich also M. und er sagte, dass es eine gute Gelegenheit gewesen wäre einfach loszukommen, was ihm wohl immer schwer fallen würde.
Dann kam der Tag, wo sich alles änderte.
Es war wieder einer der Kurse zu Ende, nach kurzer Plauderei wollten M. und ich zum gemeinsamen nach Hause fahren uns oben treffen und umarmten uns, wie so oft.
Die Umarmung dauerte länger und war anders, das spürten wir beide. Er streichelte mich und umgekehrt. Überrascht davon, was das nun war, versuchten wir ganz normal zu bleiben und trafen uns, wie gewohnt zum gemeinsamen nach Hause fahren.
Bei der nächsten Begegnung ging es weiter und es entwickelte sich eine intensive Affäre. Soweit, dass wir irgendwann auch intim wurden.
Im November der 2te Lockdown, wir trafen uns oft mit dem Auto, gaben uns völlig hin. Es kam auch zu Intimitäten bei ihm Zuhause, als seine Partnerin im Büro war (was selten vorkam, wegen des Homeoffices) und der Sohn in der Schule.
Mein Partner war ebenso im Homeoffice und war es eh gewohnt, dass ich viel unterwegs war. Wir sahen uns mindestens 2 mal die Woche und während M. oder ich im Urlaub mit dem Partner waren, schrieben wir uns intensiv.
Einmal zu Weihnachten waren M. und seine Familie bei ihrer Mutter in Trier und der Kontakt brach weg. Dies lag aber an einem technischen Handyproblem von ihm und wir versuchten über sämtliche Kanäle zu dem anderen zu finden, weil wir nichts weiter hatten als die Handynummer. Das klärte sich und als er wieder da war, machten wir wie gehabt weiter.
Allerdings war er müder und kurz nach Valentinstag 2021 meinte er, er bräuchte ein wenig Zeit für sich, weil er Energielos ist und alles, was gerade zusätzlich ist, müsste er zurückfahren. Ich räumte ihm das ein und wir schrieben nur noch.
Diese Zeit war nicht leicht für mich. Es tat mir weh ihn so geschwächt zu sehen und nicht für ihn da sein zu dürfen. Ich weiß aber auch, dass ich mich nicht in der Rolle dafür befinde und dafür seine Partnerin da ist.
Er schrieb mir dann, das eine mal, dass sie ihm das unterrichten des Sohnes ein wenig abnehme und sie dafür eine lange Mass. bekommt. Das tat mir echt weh. Ich konnte nicht für ihn da sein und er schreibt mir dann sowas. Das hatte mich echt getroffen. Ich war zu dem Zeitpunkt auch angeschlagen, weil ich mir unglaubliche Sorgen um M. machte und dann sowas. Ich schrieb ihm das und er meinte, dass wir uns vielleicht mal wieder ein paar Tage später sehen sollten. Ich stimmte zu.
Direkt am nächsten Morgen wachte ich neben meinem Partner auf und merkte, dass es so nicht weiterging.
Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. All die Zeit, bis dahin, blendete ich jedes Schuldgefühl aus und in dem Moment überkam es mich voll und ganz. Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen und wusste, das ich reinen Tisch machen musste.
Nachdem Frühstück gestand ich ihm alles. Wir redeten und ich wollte ihm alle Fragen beantworten. Das war ich ihm einfach schuldig. Ich bereute es und wollte für uns kämpfen. Ich liebte ihn ja noch. Das war zu dem Zeitpunkt auch mein Gefühl. Er wollte es auch nicht aufgeben und so versuchten wir es nochmal. Ich sollte es aber gleich mit M. beenden. Das tat ich über WhatsApp. 1 Satz im Affekt. Ich war so in meinem Gerechtigkeitsdenken, dass ich von seiner Partnerin die Nummer im Internet raussuchte, das dauerte keine 30 Sekunden, weil ich ihren Namen kannte, wusste welche Straße die wohnen und weil sie mal selbstständig war. Ich schrieb ihr:
"Hallo, sind Sie C., die Partnerin von M.?
Ich bin gerade dabei mein Leben aufzuräumen und da gehören Sie evtl. leider auch dazu.
Gruß mein Name"
Von da an nahm es seinen Lauf. Er schrieb, was ich mich in seine Beziehung einmischen würde, dass er mir nie so wehtun wollte. Etc.
Dann wurde es ruhig.
Mein Partner und ich versuchten wieder zueinander zu finden und arbeiteten an der Beziehung. Seine Fragen beantwortete ich alle wahrheitsgemäß und nur soviel, wie er auch wirklich wissen wollte.
Das Problem: ich entfernte mich weiter, als ich es ohnehin schon die Monate vorher tat. Er dagegen erdrückte mich quasi mit seiner Aufmerksamkeit, opferte sich fast komplett auf. Ich sah, wie sehr er litt und kämpfte. Ich war im Zwiespalt, spürte aber auch, dass meine Liebe für ihn in der Form nicht mehr vorhanden war. Letzten Endes fasste ich den Entschluss mich von ihm zu trennen.
Das Gespräch war sehr emotional und ihm riss es auch jetzt wieder den Boden unter den Füßen weg. Es fiel mir wirklich nicht leicht, aber dieser Schritt musste einfach sein, alles andere wäre nicht fair ihm gegenüber gewesen.
Seitdem lebe ich noch bei ihm und wir funktionieren eher als WG und machen auch ab und zu was zusammen.
Letzten Sonntag, wie der Zufall es nun auch wollte, querten sich die Wege von M. und mir. Ich war auf dem Fahrrad unterwegs und er mit Kind und Kegel zu Fuß. Ich grüßte nur kurz und er auch. Dann schrieb ich ihm, dass es mich freut, dass es ihm gut geht.
Er antwortete, ich werde die Nachrichten der Einfachheit kopieren und nur Namen abändern:
Hallo J.,
Ich hatte noch kurz vorher an Dich gedacht und musste dann so dümmlich grinsen als Du mir tatsächlich entgegenkamst. Es geht mir tatsächlich etwas besser. (Sein Sohn) geht ja nun wenigstens 2mal pro Woche zur Schule. Aber das eigentliche Problem ist mein verklemmter Vagusnerv! Das führt zur Energielosigkeit und Depressionen. Habe das getestet und mache nun ein paar Übungen um ihn zu aktivieren. Dauert aber.
Und wie geht's Dir? Ich hoffe doch besser. Aber es würde mich auch nicht wundern, wenn nicht.
Schönen Tag und LG (ja tatsächlich)
Ich:
Ich hatte Dich erst ziemlich spät erkannt, es war dort gerade soviel los an der Stelle. Der Hund im Wasser, die Leute und Kinder auf die ich achten musste und plötzlich warst Du da mit dem Roller in der Hand. Tja, das war überraschend und ausm Affekt heraus kam da nur ein "Hej" bei raus
Das klingt gut, dass Du ein wenig Entlastung durch den Präsenzunterricht von (Sein Sohn) hast. Oh man, das mit dem Vagusnerv hört sich dagegen gar nicht gut an, umso besser, dass Du das Rädchen gefunden hast, wo Du dran drehen musst. Ich hoffe die Übungen helfen Dir und Du hast die Geduld, damit Du insgesamt wieder mehr Energie hast
Mir gehts gut. Am Mittwoch habe ich mich von S. getrennt, wohne jetzt noch hier, aber suche etwas eigenes. Das wird sicher nicht leicht, weil ich gerne bei meiner Schwester in der Nähe und in der Gegend bleiben möchte. Aber ich bin guter Dinge
Eben gerade habe ich meinen Impftermin ausgemacht. Am Sonntag ist es soweit
Dir einen schönen Abend!
M.:
Das tut mir sehr leid mit Euch. Eine schwierige Zeit Ich fühle mich mitschuldig auch wenn es nicht meine Absicht war.
Vielleicht sollte ich auch mal einen Impftermin machen.
Ich hoffe, dass bald alles besser wird.
LG
Ich:
Oh man hier ging gerade die Welt unter (Sturm und Regen)
Wenn ich nicht bereits da schon für Dich offen gewesen wäre, hätte ich es nicht zugelassen. Die Trennung war letztlich die Schlussfolgerung daraus, dass ich mich immer mehr von ihm entfernt habe. Es ist nur ehrlich und fair ihm gegenüber, wenn er weiß woran er ist. So gehen wir hoffentlich freundschaftlich auseinander.
Ich hörte mal, aus guter Quelle, das dies tatsächlich möglich ist.
Meine Hoffnung ist groß, dass es vielleicht ihm Juni wieder losgehen könnte mit mehr Lockerungen.
M.:
Ich bin da etwas anderer Ansicht, was Beziehungen anbelangt. Und die Wahrheit macht nur Sinn, wenn sie kein Leid verursacht. Aber jeder muss seine eigenen Erfahrungen sammeln.
Ich hoffe auch, dass das (Fitnesscenter) bald wieder öffnet. Einige aus der Verwaltung haben schön gekündigt. Ich bekomme dann ihre Verabschiedungsmail. Ich suche mir auch noch ein 2. Standbein, wenn ich einigermaßen wieder fit bin. Kann ja noch Jahre so weitergehen.
LG
_____________________
Das ist der aktuelle Stand. Ich bin komplett wieder aus meinen Fugen gerissen. Seit circa 3 Wochen, war ich clean von ihm. Dann treffe ich auf ihn und alles ist zurückgesetzt. Ich denke an ihn, an die gemeinsame Zeit und ich will ihm schreiben. Irgendwie will ich ihm wieder näher sein, obwohl ich weiß, dass es total falsch ist. Was ich seiner Partnerin und seinem Kind angetan habe, war absolut unmenschlich und lag eigentlich in seiner Hand, das hätte ich nie tun dürfen. Trotzdem, will ich ihn irgendwie. Ich weiß das es moralisch nicht gut ist und nicht richtig ist, aber mein innerer Drang verlangt es so sehr. Ich hoffe ihr könnt mir helfen.
Was sagt ihr dazu? Ich bin hin und hergerissen.
05.05.2021 20:51 •
x 1 #1