Zitat von DerBote: Der Partner spielt doch meist nach denselben Regeln und hat sich völlig freiwillig auf diesen Deal eingelassen.
Sollte man meinen bei oberflächlicher Betrachtung eines unglaublich komplexen Themas. Nun kommen die meisten Menschen ja gar nicht erst auf die Idee, sich intensiv genug mit sich selbst und ihren Beziehungserfahrungen auseinanderzusetzen, um sich offen mit ihren Partnern auf ein anderes als das gesellschaftlich gängige Beziehungsmodell einigen zu können. Mit gesellschaftlich gängig meine ich: Treue wird als Norm vorausgesetzt und nach außen propagiert, hinter verschlossenen Türen sieht das alles dann aber häufig ganz anders aus - und DAS ist genauso die Norm. Guck dich mal auf ner gängigen Singlebörse um oder auf einer S., da schnallst du ab wieviel Verheiratete dort gezielt Abwechslung suchen. Das existiert genauso real wie die nach außen treue Fassade, darüber spricht man nur nicht. Wie verlässlich ist also ein freiwilliger Deal, zu dem in der breiten Masse auch die Tradition gehört, denselben heimlich zu brechen? Wie verlässlich ist ein freiwilliger Deal, wenn man in der breiten Masse genau weiß dass man die Beziehung auch gleich in die Tonne kloppen kann, wenn man gegenüber dem Partner auch nur andeutet, vielleicht mal über einen Seitensprung nachdenken zu wollen?
Zum Beispiel hier der AM der TE - das scheint so ein Typ zu sein, der eigentlich in einer offenen oder polyamoren Beziehung leben müsste, um seinem Naturell gerecht zu werden. Kriegt er aber (mit seiner aktuellen Primärpartnerin, und/oder aufgrund fehlender Selbstreflektion, und/oder aufgrund anderer uns unbekannter Gründe) anscheinend nicht auf die Kette, sondern hat sich auf den Klassiker verlegt, sein Liebesleben mit Nebenfrauen aufzupeppen. Damit ist er leider wahrlich keine Ausnahme.
Ebenso wenig wie die TE als Geliebte, die vor lauter vermeintlichem Liebesglück jeden Sinn für Verhältnismäßigkeit und Fairness gegenüber dem ursprünglichen Partner verliert. Das aber eben nicht, weil sie bösartig oder kaltherzig oder sonstwas für ein Monster wäre, sondern weil sie im Grunde mit ihrer Situation massiv überfordert war.
Xenia86 geriet in einer Lebensphase, in der sie anfällig war, in eine ungünstige Dynamik. Sie hat sich in ihrer Unerfahrenheit, ihrem Hormonnebel und nicht zuletzt in verqueren romantischen Vorstellungen (die uns übrigens auch gern von Geburt an eingetrichtert werden, die große wahre Liebe usw) verrannt und einige unkluge Entscheidungen getroffen, die sie rückblickend wohl so nicht mehr wiederholen würde. Sie zahlt jetzt allerhand an emotionalem Lehrgeld und wird sich später noch arg schämen für das Leid ihres Expartners, das sie als Kollateralschaden akzeptabel zu finden glaubte.
Liebe Xenia86, sorry für das OT und das Schreiben über dich in der dritten Person. Wenn ich deine Beiträge hier so lese denke ich, du bist schon gut auf Kurs und machst dir wirklich (auch ein paar neue) Gedanken. Wenn du es richtig angehst, wird diese Erfahrung, so verwirrend und schmerzhaft es jetzt gerade sein mag, dir eine wertvolle Chance zur Reifung und Persönlichkeitsentwicklung bieten und damit auch die Chance auf erfüllendere, stabilere Partnerschaften in der Zukunft. Vielleicht wäre es hilfreich für dich, in einiger Zeit und mit klarerem Kopf mal einen Blick auf die Frage zu werfen, was genau dich gerade für diesen Mann, für seine Art der Avancen, anfällig gemacht hat. Ganz oft sind erkannte und bearbeitete Schwächen die Quelle für zukünftige Stärken.