Ich merke, wie schwierig es ist, neutral über das Thema zu schreiben, aber ich versuche es dennoch. Ich bin eigentlich eine recht toughe Frau, die schon viel sch. erlebt hat und dadurch stärker hervorging. Aber die aktuelle Situation hat mir ziemlich derbe ins Gesicht geschlagen.
Vorab:
Mein Mann und ich kennen uns schon seit 16 Jahren, davon sind wir nun sieben Jahre verheiratet. Wir haben uns damals viel Zeit gelassen, viel erlebt, viel durchlebt. Wir waren das Paar, das unsere Freunde immer als die besondere Liebe bezeichnet haben, schicksalhaft. So fühlt es sich auch immer noch an. Wir sind Vertraute, die sich irgendwie schon immer kannten. Wir haben viel gemeinsam, Musik, Hobbies, Interessen. Viele gemeinsame Themen, über die wir immer wieder reden.
2013 kam unsere Tochter zur Welt, leider nicht ganz gesund, aber nicht so, dass es einschränkend wäre. Mich hat es damals (und auch heute noch) psychisch sehr beansprucht, ich habe aber immer darauf geachtet, den Alltag aufrecht zu erhalten. Dieses Jahr im Februar kam unser Sohn zur Welt.
Sie sind beide Wunschkinder, er ist ein ganz toller Vater.
Generell flirtet mein Mann gerne. Das passiert immer wieder, vor allem virtuell. Das ist aber okay für mich, denn jeder möchte mal sein Ego pushen und schauen, wie sein Marktwert ausschaut. Das ist bislang auch nie eskaliert.
Was ist geschehen?
Zum Jahresbeginn sollte mein Mann zwei neue Mitarbeiterinnen einarbeiten, die zweite, in dem Fall die Protagonistin (nenne wir sie Nina) erst etwas später. Ich weiß noch, dass er irgendwann kurz nach der Geburt des Babys im Februar zu mir kam, etwas verstört wirkte und erzählte, er habe das Gefühl, dass Nina etwas von ihm will. Sie habe ihr Herz bei ihm ausgeschüttet, ihn immer wieder berührt und sich auf ihre Aufforderung von ihm umarmen lassen.
Kurze Zeit später berichtete er abermals, dass ihn nun sogar die Sekretärin angesprochen habe, ob er sich nicht schäme, als verheirateter Familienvater eine Affäre mit der Kollegin zu beginnen. Da wirkte er noch etwas erbost drüber. Ich habe da noch geflaxt, er solle sich doch freuen, wenn er so begehrt wird.
Irgendwann melde sich aber mein Bauchgefühl, da er im Laufe der folgenden Wochen anders wirkte. Er achtete auf seine Ernährung, nahm ab, zog morgens nun immer ein feines Hemd an, manchmal sogar Jackett. Er trieb die Tochter an, damit er sie schnell in die KiTa bringen konnte.
Irgendwann habe ich das gemacht, was man nicht tun sollte (und doch bin ich froh, dass ich es getan habe): Ich habe in sein Handy geschaut. Dort hatten sich Nina und er mittlerweile rege ausgetauscht, er deutlich mehr und offensiver als sie. Ich las nicht viel, aber was ich las, hat mir die Haare zu Berge stehen lassen. Er nannte sie immer mein Sonnenschein, schickte ihr zig Wohnungsanzeigen für unser Dorf (sie wohnt in der Nachbarstadt). Er hatte mit ihr offensichtlich über mich geredet, was sie mit das geht ja mal gar nicht! hast du ein foto von euch beiden? denk an deine Kinder! kommentierte. Dann war die Sprache von einem Ring, den er ihr geschenkt hatte und den sie behalten soll, der für sie da sein soll, wenn er es nicht ist. Zu dem Zeitpunkt versuchte er sie bereits dazu zu bringen, mit ihm essen zu gehen, worauf sie erst einmal nicht einging. Da fiel dann auch der Satz ich sag ja nicht gleich schlaf mit mir.
Ich denke, es ist klar, was mein Mann beabsichtigt hatte. Mir hat es im doppelten Maße den Boden unter den Füßen weggerissen, da ich gerade wieder frisch Mutter geworden und absolut nicht konkurrenzfähig mit einer anderen Frau war. Überhaupt die Tatsache, dass er das nach der Geburt seines zweiten Kindes tat, auf das er sich so sehr gefreut hatte, ist für mich heute noch unverständlich. Ich sprach ihn jedoch direkt darauf an. Ich weinte vor ihm, was ich sonst hasse, während ich das Baby im Arm hielt und fütterte. Ich habe ihm keine Szene gemacht, denn für mich las es sich so, als sei es etwas sehr Ernstes. Ich bat ihn nur, ehrlich mit mir zu sein, damit ich am Ende nicht die Dumme mit zwei kleinen Kindern bin, die einfach so für eine andere verlassen wurde. Und er sagte, das sei nur sein Ego gewesen, er habe es direkt beendet und wolle mich nie wieder so versetzt sehen.
Nun kommt aber das Fatale, das, mit dem ich bis heute nicht klar komme: Er hat trotzdem hinter meinem Rücken weitergemacht. Versteckte die Chats, machte genauso weiter wie vorher. Er redete nicht mal mit mir über das Thema, was ich auch erstmal nur hinnahm. Aber ich musste reden, denn ich wollte wissen, was falsch zwischen uns gelaufen war. ob ich etwas falsch gemacht hatte. Die ganze Zeit las ich die Chats mit, hielt aber meinen Mund. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihm von ihrem letzten Ausweg schrieb. Dass sie sich umbringen würde, wenn ihr alles zu viel werden würde. Er versuchte natürlich auf sie einzugehen, schrieb, das er immer für sie da sei, sie nicht allein lassen würde, dass er sie nicht gehen lassen würde und dass er sie lieb habe. Da bin ich schier verzweifelt und habe ihm die Wahl gelassen, jetzt gleich die Polizei zu rufen oder ihre Eltern zu kontaktieren (eine Kollegin hat sich vor Jahren umgebracht, weshalb ich das nicht auf die leichte Schulter nehme). Ich habe ihm auch gesagt, dass Nina ihm damit eine Verantwortung aufbürde, die er nicht tragen könne. So haben wir beide beschlossen, dass er das der Personalleitung melden würde. Die solle sich darüm kümmern. Das tat er auch. Ich habe auch von ihm verlangt, das Ganze sofort zu beenden. Auch das tat er, vor meinen Augen.
Und aktuell?
Wir haben sehr sehr viel geredet. Vieles musste ich ihm aus der Nase ziehen, einiges hat er erst viel später erklärt. Er sagte, er habe sich von ihr geschmeichelt gefühlt, wollte wissen, wie weit er bei ihr gehen kann. Irgendwann gab er auch zu, sie habe ihn so angemacht mit ihren engen Jeans und ihrem Gehabe, dass er nur noch daran denken konnte, sie flach zu legen. Und nein, er konnte auch nicht damit aufhören, als ich bereits davon wusste. Er wüsste bis heute nicht, was ihn genau da geritten hat. Denn er liebt mich und will mich auf keinen Fall verlieren. Er habe das Gefühl, er sei auf sie reingefallen, weil sie jemanden auf der Arbeit brauchte, der sich vor sie stellt (was auch funktioniert hat, die Kollegen haben irgendwann schon Witze gerissen). Denn offenbar hat sie das auch noch mit zwei anderen Kollegen gemacht. Ich habe ihn auch häufiger gefragt, ob das jetzt nicht sein gekränktes Ego sei, was da aus ihm spricht. Auch das hat er bejaht, was aber nichts mit seinen Gefühlen für mich zu tun hätte.
Ich habe verdammt große Probleme, ihm zu vertrauen, ihm überhaupt etwas zu glauben. Und er erträgt geduldig meine Ausbrüche, tut alles dafür, dass ich nicht an ihm zweifle. Er legt abends sogar sein Handy an mein Bett.
Und ich verzweifle, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
Um eine Sache habe ich ihn nun gebeten, weil er immer sagt, er wisse nicht, warum das alles. Ich habe ihn gebeten herauszufinden, was er für sie empfindet. Ob da mehr ist. Denn ich möchte nicht, dass er irgendwann etwas bereut und ich einen Mann an meiner Seite habe, der in Gedanken einer anderen Frau nachtrauert.
Ist das ein falscher Ansatz?
Traurige Grüße
Knusperkatze
04.08.2017 10:21 •
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