Zitat von whynot60:
Was nun allen vier Fällen gemein war, ist, daß von unglaublichen Schmerzen weit und breit nichts zu vernehmen war. Eher noch war das Gegenteil der Fall.
Es scheint wohl darauf anzukommen, wo die Grenzen abgesteckt werden und wie die Dinge bewertet werden, natürlich auch, welche Bedürfnisse es allseits gibt. Eine Affäre muß jedenfalls nicht notwendig mit Schmerz verbunden sein.
Lieber whynot,
ich mag und lese Dich wirklich gern, das weißt Du ja. Aber Deine Beispiele sind leider ziemlich hanebüchen, denn zum einen sagst Du nur, dass diese Affären schmerzfrei abliefen - aber in allen Fällen kennst Du nur die Seite der Betrüger für die eine Affäre natürlich mit sehr wenigen Schmerzen abläuft, das ist ja klar. Wenn überhaupt haben sie ein bisschen Verlustschmerz, wenn die Affäre endet. Man muss eine schöne Bereicherung des Lebens abgeben, das fällt ja niemandem leicht, aber man wurde selbst weder belogen noch betrogen, man wurde nicht mit falschen Hoffnungen hingehalten, man hat keine emotionale Achterbahn mit temporären absoluten Hochs und heftigen Aufprallen durchfahren, man hat sich nicht selbst verbogen, sich nicht selbst unter Wert hergegeben, worunter der Selbstwert noch lange nach einer Affäre leidet ... das alles gilt nur für die ungebundenen Affärenpartner. Obendrein handelt es sich in ALLEN Deinen Beispielen um weibliche Affärenführer, und die jeweiligen Affären dazu waren zumeist auch noch gebunden. Natürlich verläuft so eine Affäre ganz anders. Da geht es um S., keiner ist vom anderen irgendwie abhängig, und keiner wird mit Lügen und falschen Hoffnungen hingehalten.
Also das ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Und, mit Verlaub, Männer können in Sachen Affäre sowieso nur schlecht mitreden, da das Thema S., um das es eben meistens geht, bei Männern einen ganz anderen Stellenwert hat als bei Frauen. Natürlich kann sich auch ein Mann innerhalb einer Affäre verlieben und dann leiden, passiert aber selten, weil Männer sich durch S. weder verlieben noch binden. Frauen aber verlieben sich in den allermeisten Fällen, schon allein durch den regelmäßigen S., der halt bei ihnen Bindung erzeugt. Als Frau leidest Du, wenn Du mit einem Mann regelmäßig S. hast, aber keine sichere Bindung. Das hat die Natur so einprogrammiert, und das sind uralte Programme, die da im Hirn getriggert werden und anlaufen. Dagegen kann man sich als Frau auch nicht wehren.
Eine Frau, die nun nebenbei unverbindlichen S. hat, aber ansonsten in einer sicheren Bindung lebt, hat so ein Problem nicht in dem Ausmaß. Sie wird auch Gefühle entwickeln und eine Bindung zum AM, aber das Bindungsprogramm, das im Falle von Kontaktentzug, Distanz und Verlust anspringt und uns triggert, bleibt bei ihr ruhig. Das ist der wesentliche Unterschied zwischen Männern und Frauen (es gibt ja im Hirn nur einen sehr kleinen tatsächlichen Unterschied, das einzige, das in einer Autopsie ein Männerhirn von einem Frauenhirn unterscheidet, und das ist die Größe einer Zellansammlung im Hypothalamus, die bei Männern deutlich größer ist als bei Frauen und die zu verändertem Verhalten hinsichtlich S., Dominanz und Aggression führt).
Hinzu kommt, dass in einer Affäre zwischen einem gebundenen und einem ungebundenen Part eine sehr ungesunde, ja toxische Nähe-Distanz-Konstellation existiert. Die ersten Ausläufer davon hat auch Drakonie schon zu spüren bekommen, und die Mechanismen greifen nun mal, ganz egal, wie cool, unabhängig und tough der schwächere Teil der Affäre ist. Sie führen zu einem süchtig machenden Auf und Ab der Botenstoffe (die berühmte Achterbahn der Gefühle), weil diese Nähe-Distanz-Spielchen (auf starke erzeugte Nähe folgt immer unnatürliche Distanz) direkt auf das Belohnungszentrum wirken, so wie stoffliche Mittel auch. Es ist also nichts anderes als eine Sucht, die erzeugt wird, nur dass diese nichtstofflich ist, und noch dazu von einem einzigen Menschen abhängig (der AM wird so im Laufe der Zeit zum Dealer). Im Grunde ist jede Begegnung mit dem AM, ja sogar jede kleine Kontaktaufnahme durch den AM, wie ein Schuss. Es gibt ein temporäres High im Gehirn, dem durch die folgende Distanz ein Tief folgt (Entzug).
Jetzt kannst Du natürlich sagen - ja, es gibt aber Menschen, die können auch mit K.oks prima umgehen. Gibt es sicherlich, der Großteil der Menschen aber wird durch eine K.okainabhängigkeit größere Probleme im Leben bekommen. Vor nichts anderem haben wir hier Drakonie gewarnt, denn man kann die Mechanismen ein wenig abfedern, wenn man um sie weiß und sich entsprechend verhält. Kennt man sie nicht und stürzt sich blindlings in eine Affäre, kommt der erste Aufprall meistens unerwartet und tut heftig weh. Mir ist aber kaum eine AF bekannt, die nach dem ersten Aufprall ausgestiegen wäre. Die meisten laufen jahrelang immer wieder gegen die Wand, bis sie eben gar keine Kraft mehr dafür haben und dann am Ende aussteigen müssen.
Solange keine Verliebtheitsgefühle dabei sind, geht alles noch gut. Jede Affäre, die ich kenne, war am Anfang locker, heiter, entspannt, nur pushend. Das geht ein paar Monate, sobald man sich aber verliebt, fängt das Leid an, weil die Biologie einen ganz anderen Ablauf für Verliebtheit bei uns Menschen vorgesehen hat (Verliebtheit erzeugt Bindung, sucht und braucht Nähe, sonst tut sie weh). In einer Affäre, in der man selbst verliebt ist, lebt man also quasi permanent im Liebeskummer, unterbrochen durch zeitweilige Hochs, die den anschließenden Absturz nur jedes Mal verschlimmern. Es ist fast nicht möglich, selbst wenn man ein sehr rationaler Mensch ist, der um all diese Mechanismen weiß, sie zu vermeiden. Auch ich habe sie an mir selbst beobachtet und mein Verstand hat oft genug gestaunt, warum sie dennoch so eine starke Wirkung haben.
Wir warnen hier sicherlich nicht aus moralischen Gründen aber wenn hier im Forum jemand von den Anfängen einer Affäre schreibt, dann fühle ich mich dazu verpflichtet, ihm davon abzuraten und ihn nicht noch zu bestärken. Das ist für mich genauso, als würde hier jemand schreiben ich hab neulich mal K.oks ausprobiert und fand das total toll. Hat einer Tipps, wie und wo ich künftig am besten an das Zeug rankomme?.
Ach, und - ich habe mit über 100 betroffenen Affärenpartnern in den letzten Jahren geredet. Ich kenne keine einzige (!) AF, die ihre Affäre locker und fröhlich genießt. Nicht mal unter den gebundenen Affärenfrauen, die sich neben der Ehe eine Affäre gönnen. Kannst Du auch hier im Forum immer mal wieder nachlesen. Ich habe aber mit einigen Männern gesprochen, die schon langjährige Affären hatten und auf meine Rückfragen hin nur sagten: Ja, und dann war die Affäre beendet, leider. Schade, aber meine AF wollte nicht mehr. Nein, gelitten hat sie glaube ich nicht. Weiß ich nicht.
Männer bewerten solche Dinge ganz anders als Frauen. Sie können daher das Leid der Frauen meistens auch überhaupt nicht nachvollziehen, weil sie selbst ja nicht so sehr leiden (würden) wie eine Frau. Das ist auch nicht unbedingt empathielos, denn ich kann mich ja auch nicht einfühlen in die Frage, wie schmerzhaft ein herzhafter Tritt in die Eier wohl ist