MENTALER MONTAGS-ZWISCHENSTAND
Ihr Lieben!
Ganz herzlichen Dank Euch ALLEN für Eure zahlreichen Bemühungen, mir Zuspruch, Verständnis und Aufbauhilfe zuteil werden zu lassen!
Am liebsten würde ich Euch alle einmal umarmen, denn ich mag Menschen und ich schätze gute Menschen.
Wie gehe ich nun mit Euren ganzen Informationen um? Und wie kann ich sie, ohne die Augen vor der Wahrheit zu verschließen, sowohl konstruktiv, als auch produktiv einbinden?
In mir gibt es eine Sowohl-als-auch-Dualität, welche dieses Mal nichts mit Ambivalenz zu tun hat. Und so gibt es für mich sagen wir einmal zwei Pole, nein, drei:
1. Das, was Ihr schreibt, ist für mich in der Summe absolut zutreffend und überzeugend, sodass ich dies alles auch zu 100 % annehmen kann und auch mag.
2. Dann gibt es da noch die andere Seite, die nur ich kenne: 'My' Baby and me. Und ich weiß, dass ihre Verzweifelung dieses Jahr nicht gespielt war - nicht nur. Sie fühlte sich schlecht, nicht nur aus etwaiger bindungsängstlicher Tendenz heraus, sondern ich denke, dass auch ihr schlechtes Gewissen gezündet hat, als sie sah, wie schlecht es mir im Mai mit meinen unkontrollierten Muskelzuckungen im Hotel ging. Ich sehe ihren biographischen Background und kann sogar noch so etwas, wir Mitgefühl entwickeln, nämlich für einen Menschen, der anscheinend nie wirklich bei sich angekommen ist, dem in seinem Leben wohl auch schlimmste Dinge in einem damals noch unschuldigen Alter widerfahren sein müssen und von dem ich glaube, in über 5 Jahren auch eigenes Bemühen festgestellt zu haben, sich zu verändern, was aber ohne weitere Wirkung blieb. Aber ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie besch... es ihr in letzter Zeit ging, aber auch wie emotionslos sie neben sich stand. Klar, das kann auch gespielt gewesen sein, glaub' ich allerdings nicht, denn ein klein wenig Menschenkenntnis und Intuition besitzt sogar so 'n ehemaliger Himmelsstürmer.
3. 1. ist für mich ihr Schuldanteil und der ist nicht gerade geringfügig. 2. ist mein Verständnisanteil und den kann ich z. Zt. genau so wenig abschalten, wie meinen Liebesanteil, denn es gelingt mir nicht dieses Gefühl einfach zu deaktivieren.
Und so ist 3. ein Kampf, aber, wie gesagt, kein ambivalenter Kampf, sondern ein dualer Kampf, weil sich 1. und 2. ja nicht gegenseitig ausschließen, sondern parallel neben einander berechtigt sind. Allerdings sind diese beiden Anteile wohl nicht gleichberechtigt oder sollten es zumindest nicht sein. Also muss ich diese beiden Anteile gegen einander aufwerten und gewichten und das gelingt MIR einfach NICHT!
Ich möchte an dieser Stelle einmal vorsorglich darauf hinweisen, dass ich zwar gerne vög..., aber das ich kein S. bin. Und ich vög... auch nicht quer Beet, sondern nur eine und dieselbe, denn so etwas ist mir verdammt heilig innerhalb einer Beziehung. Ich bin ein Herzensmensch. Und das, was mich zur Zeit so umhaut, ist nicht die Tatsache, dass ich IHN nun nirgendwo etwa 'reinstecken kann, sondern, dass mein Herz gebrochen ist, dass meine Seele gebrochen wurde. Und ich mag es nicht an meinen empfindlichsten Stellen gebrochen zu werden. Denn dies hat bei mir aktuell irgendeinen Zustand von Depression - hoffentlich nur als Episode - ausgelöst, auch im Bereich, ich erwähnte es wohl schon einmal, der psychischen Potenz.
Ich fühle mich, wie ein Tier in freier Wildbahn: Ich liege schon auf dem Boden, biete meine Kehle an und das Gegenüber beißt trotzdem hinein. Oder mit anderen Worten: der versteckte Narzisst tritt noch einmal auf dem schon am Boden Liegenden zu.
Deinen Thread, @ Lumba, fand ich sehr hilfreich. Danke dafür noch einmal. Ich wollte Dich auch noch etwas fragen, aber jetzt ist es mir doch glatt wieder entfallen. Auf jeden Fall habe ich bei ihr auch diese kummulierte Überforderung, welche Du beschrieben hast, festgestellt und Letzteres sehr augenscheinlich.
Wenn mir die Frage wieder einfällt lasse ich sie 'raus, okay.
Dein Thread hat mich zu der Annahme verleitet, dass ihr Hauptmotiv unsere Beziehung zu beenden, darin bestand, dass sie ihr wirkliches Alltags-ICH und ihr abgespaltenes Affären-ICH ja nicht dauerhaft trennen konnte. Und dann machte es ihr wohl auch Unbehagen, dass es womöglich bis wahrscheinlich nicht nur so gekommen wäre, dass auch ich aufs Abstellgleis irgendwann gestellt worden wäre, sondern, dass ich sie aus ihrer Sicht dann wohl auch verachtet hätte, wenn ich gesehen hätte, wie sie wirklich ist (Wenn Du wüsstest, wie ich wirklich bin, würdest Du mich nicht mehr mögen. [Statement ihrerseits aus unseren 'ersten Tagen'.]). Und ihr Mann stößt sie nicht weg, obwohl er weiß, wie dauerhaft abweisend sie sein kann. Ich hätte dann aber vielleicht gesagt: Also, wenn das so ist und bleibt, dann pack's doch bitte wieder Deinen Koffer, ja. Und dies wäre dann aus ihrer Sicht ein zusätzliches Risiko gewesen.
Aber dies ist nur die halbe Wahrheit. Dort in ihrer bayrischen Heimat hat sie einen Weg gefunden ihr eigenes ICH anzunehmen, zu 'konservieren'. Wie viel es sich dabei womöglich um ein gefaktes ICH handeln mag, kann und vermag ich nicht zu sagen. Aber ich denke, sie spielt oft eine Rolle, allerdings eine, an die sie selbst ganz fest auch glaubt, solange sie niemand aufweckt.
Und dieses Aufwecken scheint mir nun zum Verhängnis geworden zu sein. Denn als wir uns kennenlernten sagte sie, das, was sie in ihrer Ehe vermisse, sei es von ihrem Ehemann gesehen (Stahl-Symptom!) zu werden. Dies tat ich. Und so sagte ich ihr bei ihrem letzten Besuch:
Weißt Du, Baby, als wir uns kennenlernten batest Du mich darum, mehr von mir gesehen zu werden, als innerhalb Eurer Ehe. Und ich denke, dass mir dies auch mit Bravour gelungen ist. Ich glaube sogar so weit gehen zu können, zu sagen, dass ich Dich mehr erkannt habe, als Dir insgeheim sogar lieb ist und dass ich tiefer in Dich hineingucken kann, als jeder andere Mensch.
Sie erwiderte daraufhin, dass dies in der Tat stimmen würde, wobei an dieser Stelle offen blieb, ob sie meiner tiefen Kenntnis zustimmen wollte oder dem möglichen Umstand, dass ihr das alles gar nicht so richtig passte.
In ihrer Heimat mit ihrem Mann, mit ihren Tieren, mit ihrem sozialen Umfeld kann sie so sein, wie sie gerne gesehen werde möchte. Dort hat sie sich eingespielt, vielleicht auch eingelebt und auf jeden Fall eingerichtet. Bei ihrer Mutter denke ich, spielt sie in gewisser Weise eine Rolle. Sie sagte der Mutter all die Zeit, ich war ja oft genug bei den Telefonaten selbst dabei gewesen, nie, wie schlecht es ihr zwischendurch wirklich ging. Im Verhältnis mit der Mutter spielte sie überwiegend eine Rolle der ganz, ganz, ganz, ganz, ganz lieben Tochter, schon fast übertrieben, so als hätte sie aus schlechten Gewissensgründen der Mutter gegenüber irgend etwas wieder gut zu machen. Und wenn ich sie dann einmal darauf ansprach, warum sie ihrer Mutter, der Heiligsten, nicht einmal sage, wie es ihr wirklich geht, antwortete sie, dass ihre Mutter schon genug Sorgen hätte. Sie gibt Schwächen - auch sich selbst gegenüber - äußerst ungern zu. Und, ja, sie ist eine Kämpfernatur, die nicht leicht Schmerzen zeigt.
Und so denke ich, dass sie für sich beschlossen hat, mit ihrem 52-jährigen ICH in Bayern besser zurecht zu kommen, als in Nord-Deutschland, egal, welche Vorsilbe jenes ICH ggf. auch tragen mag. Hier hätte sie sich anstrengen, vielleicht auch verbiegen und dann womöglich in angeschlagem bis leicht depressivem Zustand auch noch gesellschaftlichen Anschluss finden müssen, was ihr inneres Gleichgewicht wohl in Unbalance gebracht hatte. Und dies verstehe ich auch in gewisser Weise. Das, was ich weder verstehe, noch akzeptiere, ist, dass frau nicht alles zusammen schaffen will, wenn das eigene Herz den richtigen Bestimmungshafen gefunden hat.
Und als sie dann sagte Nein, ich kann nicht zu Dir in den Norden kommen, ich kann meine Heimat nicht verlassen habe ich zu ihr gesagt: Also, ich sage Dir jetzt einmal, wie ich das sehe: Wenn ich den anderen aufrichtig liebe, dann gehe ich mit dem auch nach New York, Rio, Tokyo oder auch nach Grönland. Und alles andere findet sich dann. Aber Du musst bereit sein einen ersten Schritt in die richtige Richtung zu gehen.
Dann fragte sie mich, wie ein solcher Schritt denn aussehen könnte. Und ich sagte zu ihr:
Tritt vor einen Spiegel und schrei Dich mit einem 'Ja, ich, ..., will!' an.
Ein paar Tage später sagte sie dann zu mir, dass sie zu schreien versucht habe, aber es wäre kein Ton aus ihr herausgekommen. Dies war übrigens der Schluss-Tag.
Und falls dem wirklich so ist, dass da kein Ton 'rauskam, habe ich nur zwei Erklärungsmodelle parat:
Entweder eine innere Ablehnung, also ein klares Nein oder eine psychische Macke. Und die Option auf Letzteres beunruhigt mich immer noch.
Resümee: in ihrer bayrischen Heimat kann sie mit der in 52 Jahren sich erarbeiteten Selbstsicherheit wunderbar leben, egal, mit was für einem ICH. Hier oben bei mir würde ihr Weiterentwicklung und Neuorientierung abverlangt werden. Und da Bindungsängstler lt. Stahl unreflektiert ja nicht liebesfähig sind, hat sie sich dann wohl auch einmal gefragt, wofür, wenn nicht für die Liebe, sie all dies dann denn überhaupt machen könne, machen solle.
Sie hätte ein solches Gefühl, wie für mich, noch nie für einen anderen Mann in sich gehabt, daher wisse sie angeblich auch ganz genau, dass sie mich einmal geliebt hätte, aber jetzt wisse sie einfach nicht, wo diese Liebe für mich aktuell geblieben wäre. Und danach wollte sie in der Paar-Therapie ja auch u. a. suchen lassen. Ja, und dieser naive Schreiberling vor Euch hat ihr dies sogar auch noch geglaubt.
Ja, Ihr habt es erkannt: Die Stefanie Stahl hat es mit wirklich angetan. Aber das Eine (Bindungsphobie) und das Andere (verdeckter Narzissmus) müssen sich ja keineswegs ausschließen, sondern sind beides wissenschaftlich anerkannten Parallel-Anteile von Bindungs- und Verlustangst.
Und ich weiß Euer diesbezügliches Engagement WIRKLICH zu schätzen und ich denke, dass der Grund, warum Ihr mich vom Bindungsphobie-Gedanken wegbringen wollt, hauptsächlich der ist, dass Ihr womöglich denkt, ich würde im Bindungsangst-Kontext eine Entschuldigung für sie zu suchen versuchen. Und, nein, das tue ich nicht. Ein Bindungsängstler ist in meinen Augen für seine Verantwortungslosigkeit und auch für seinen Egoismus voll verantwortlich und wenn's nach mir ginge auch regresspflichtig. Nein, um eine Entschuldigung soll es mir nicht gehen, vielmehr allerdings um eine möglichst kongruente Erklärung. Denn diese Erklärungen sind es, die mein Puzzle erst vervollständigen können und die wichtigsten Puzzleteile an dem ganzen waren Eure unermüdliche Geduld, Empathie und Menschlichkeit! Ich stehe tief in Eurer aller Schuld!
Apropos Stefanie Stahl: was ich eigentlich überhaupt nicht mag, ist es mich als Opfer zu sehen. In ihrem Buch Jeder ist beziehungsfähig sagt sie aber genau dies nämlich, dass die Partner von Bindungsängstlern die Opfer innerhalb der Beziehung sind, weil sie rigoros nicht mitspracheberechtigt sind, bevor sie - Achtung, und jetzt kommt's - aussortiert werden.
Vermutlich hat Frau Stahl dieses Wort wohl von mir geklaut, denn in meinen tagelangen stillschweigenden Dialogen sage ich stets: Du hast mich einfach AUSSORTIERT!
Äh, da ist sie wieder: meine zwischendurch in Vergessenheit geraten Frage: WAS MEINT IHR? WARUM HAT SIE MIR DAS SCHLÜSSELBUND BISHER NICHT ZURÜCKGESCHICKT? Sorry, aber ich muss das fragen, denn ich bin ja nur ein Mann.
So, ein wenig Zeit habe ich ja noch, aber innerlich werde ich mich jetzt schon einmal auf diesem Abend vorbereiten. Und ich muss mich aktuell dazu zwingen unter Leute zu gehen, denn ich kann mich z. Zt. selbst nicht ausstehen und mag mich in dieser Verfassung eigentlich auch keinem anderen zumuten.
Also dann ...
13.06.2022 17:08 •
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