ZWISCHEN-FAZIT
Was habe ich bisher mitgenommen aus Euren Kriseninterventionsmaßnahmen?
Jemand, der fremdgeht, ist emotional eigentlich als Single unterwegs. Der, der betrügt, ist nicht im Reinen mit sich und daher beziehungsunfähig und zwar in keiner der von ihm aufrecht erhalten beiden Beziehungen im Beziehungsdreieck.
Und der betrügende Part lügt ja dabei auch nicht nur in eine Richtung, sondern wie ich feststellen konnte eben auch ganz gezielt in beide Richtungen. D. h., dass der betrügende Part in beide Richtungen, also sowohl zum Ehemann, wie auch zu mir, gleichermaßen lügt und auch beide manipuliert.
Und das ist ja eigentlich echt mies und egoistisch, nämlich für sich und ohne Rücksicht auf Verluste stets nur das Beste herausholen zu wollen.
Eigentlich sollten solche Menschen, die nicht wirklich wissen, was sie wollen, bloß keinen Verlust im eigenen Leben darstellen. Aber ich vermute einmal, das gewisse biochemische Prozesse, welche da mittlerweile im 6. Jahr ihr Unwesen treiben, vor haben, ihr eigenes Süppchen zu kochen und somit weiter beabsichtigen Verstand gegen Emotion auszuspielen.
Ich denke, nachdem sie am Anfang unserer Beziehung ihre Verlustangst klar benannt hatte (etwas Geduld meinerseits), diente ihre spätere Lüge dazu, sich Zeit für eine Entscheidung zu verschaffen (mehr Geduld meinerseits). Und dann hat sie bemerkt, wie einfach es bei so viel Empathie meinerseits doch ist, Entscheidungen ganz einfach weiter in die Zukunft verlagern zu können. Erst wird nach 21 Monaten die Krankheit aus der Kreativitätsschublade gezaubert, ca. ein halbes Jahr später wird dieser noch ein Inoperabilitätsstatus übergestülpt.
Und der blöde und naive 'Alte', also meine Wenigkeit, kontaktiert auch noch sein exzellent funktionierendes medizinisches Netzwerk, um möglichst schnell für Abhilfe zu sorgen. Bitte lacht jetzt NICHT!
Und jetzt kann und muss auch ich unweigerlich akzeptieren, was es bedeutet, wenn Worte lediglich leere Worthülsen waren.
Und nach meiner fehlgeleiteten SMS hätten bei mir eigentlich auch die Alarmglocken angehen müssen. Denn damals hatte sie ja die Möglichkeit gehabt, sich zu mir zu bekennen. Aber da sie, wie sie damals sagte und was ich ihr auch glaubte, Angst hatte, mindestens einen Hund bei einer Trennung zu verlieren, da es deren beide Hunde sind, und was ich ihr auch, wie gesagt, glaubte, begab sie sich im Folgemonat dann in Therapie.
Von außen ist das alles sicherlich nicht so ganz einfach zu verstehen. Und mein Bauchgefühl hatte mich ja auch oft gewarnt gehabt. Und dann habe ich auch mit ihr darüber gesprochen. Aber sie hat stets wunderbare Erklärungen für ALLES gehabt. Und mit der riesigen geographischen Entfernung von über 500 Straßenkilometern dazwischen konnte ich mich ja auch nie wirklich vergewissern. Um wie viel einfacher wäre alles gewesen, wenn ich doch next door to Alice gewohnt hätte.
Und wisst Ihr, wenn einen jemand mit Tränen in den Augen belügt, dann ist es verdammt schwierig den Future Fake zu erkennen, insbesondere, wenn letzterer dann auch noch mit diversen Love Bombings regelmäßig garniert wird.
Und wenn die Liebe dich einmal ergriffen hat zu einem Menschen, dann hoffst du, dass alles, wie versprochen, ein gutes Ende findet.
Vieles stößt einem natürlich auf, und man hat auch ein mulmiges Bauchgefühl, immer wieder, aber da läuft auch ein immenser Verdrängungsmechanismus ab, der
auf Lügen aufgebaut ist. Auf Lügen des Hoffens und Glaubens.
Ein verknotetes Wirrwar entsteht und je größer dieses ganzes Gewirr wird, desto weniger traute ich ihr noch, aber - und das war schlimmer - auch mir nicht mehr. Je größer jenes Gewirr wurde, desto mehr schrumpfte mein Selbstwertgefühl: zuerst unbewusst, später bewusst.
Erkennen kann ich das alles erst jetzt mit einem halben Monat Abstand.
Meine Sorge ist, dass ich sinnbildlich zum trockenen Alk. werden könnte. Denn obwohl die ja clean sind, sind sie jederzeit, wie ein Cousin von mir, gefährdet, wieder rückfällig zu werden, wenn sie mit dem Fusel in Berührung kommen. Und so fühle ich mich gerade sinnbildlich auch.
Ein Freund fragte mich letztes Wochenende, was ich denn täte, wenn sie plötzlich bei mir vor der Tür stünde und ob ich sie herein lassen würde. Mein Antwort war gewesen: Ich weiß es nicht. Und im Verlauf des gesamten Wochenendes fragte er mich noch gut und gerne 10 weitere Male die gleiche Frage und ich hatte immer wieder die gleiche Antwort.
Natürlich hätte ich gerne ein Abschlussgespräch. Aber irgendwann kann sie sich das auch sonst wo hinschieben.
Das, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich unter den gegenwärtigen Bedingungen einer Affärenverlängerung nicht zustimmen würde. Wenn sie mit Koffer in der einen Hand und beiden Hunden in der anderen und den Gäulen im Hänger mich um Entschuldigung bitten würde, gut möglich. Aber dass ein solches Szenario ausgeschlossen ist versteht sich wohl von selbst.
Und da statistisch nur aus drei Prozent aller Affären später neue Beziehungen entstehen und da wir ja noch nicht einmal mehr einen Affären-Status haben dürfte die diesbezügliche Wahrscheinlichkeitsverteilung wohl gegen Null konvergieren.
Und wie mag wohl alles für sie selbst sein?
Innerhalb deren Ehe verbleibt möglicherweise noch eine innige Freundschaft sowie die Vertrautheit, die durch die vielen gemeinsamen Jahre bei denen, immerhin 24 an der Zahl, entstanden sein dürfte. Und zudem noch ein großes Stück an Gewohnheit. Das dürfte aus Sicht meiner Ex in eine zunehmend absurd erlebte Situation während unserer gemeinsamen Zeit geführt haben: Dort, wo sie die S. genoss, war sie nicht zuhause. Dort wo sie angeblich Zuhause ist, gab es angeblich keinen S..
Und mit der Zeit wird sie mit dieser Aufspaltung hadern und leiden und sich dann wohl auch einen neuen 'Affären-Johnny' suchen.
Und, nein, die kommt nicht zurück zu mir. Auch deswegen nicht, weil sie genau weiß, dass ich ihr Nägel mit Köpfen ohne verhandelbares Zeitlimit aufdrücken würde.
Sie kam ja schon während unseres Doppellebens mit der inneren Zerrissenheit nicht mehr zurecht. Das Problem war aus ihrer Sicht: Egal, was sie tat, sie würde mit einer hohen Wahrscheinlichkeit beide Männer verlieren. Vor diesem Verlust schreckte sie (verständlicherweise) für lange Zeit zurück. Aber als dann ihre Unzufriedenheit sehr groß, zu groß geworden war, hatte sie gehandelt. Und sie handelte auch erst dann, als sie bemerkte, dass sie durch die Lage in der sie sich mit ihren zwei Männern befunden hatte, selbst immer unglücklicher wurde. Ich denke, dass sie uns beide trotzdem verloren hat.
Denn in einem Punkt teile ich ihre Ansicht: ihr Mann wird mindestens vermutet haben, dass sie zweigleisig fährt. Mich hat sie jetzt komplett verloren und von ihm hat sie sein Vertrauen verloren und das wird sich ohne Therapie niemals wieder herstellen lassen. Und dass wird sie garantiert nicht tun, denn dort kämen so gewaltige Vertrauensbrüche zu Tage, dass sie wohl lieber gleich getrennte Wege gehen könnten. Dies aber wiederum wäre kontraproduktiv, weil dann ein gewisser Hundesitter dann nicht mehr zur Disposition stünde. Dann doch lieber im Lebenslügen-Gerüst weiter verharren und die wirklichen Glücksmomente animalisch aufhellen und zur Belohnung für das Hundesitting gibt's auch ab und zu 'nen Bussi. Ja, vielleicht, vielleicht auch nicht.
Was ich gelernt habe? Aus Untreue wird so gut wie nie eine Partnerschaft entstehen können. Dann doch besser Lotto spielen oder in 'nen Pu. gehen und sein Geld produktiver unter die Leute bringen.
Ich war, nebenbei bemerkt, übrigens in meinem ganzen Leben noch nicht bei einer Dame aus dem horizontalen Gewerbe zu Gast gewesen. Manche mögen nun vielleicht denken, dass ich mir damit aber gerade selbst womöglich eine Bildungslücke bescheinige. Aber ich denke, ich kenne mehr 'Artgenossen', die in einem solchen Enterblaissement schon vorstellig wurden, als solche die es nicht getan haben.
Ich verurteile das auch nicht, weder moralisch, noch irgendwie anders. Und ich bin auch alles andere als verklemmt. Aber wenn ich so etwas täte, würde mir das signalisieren, dass ich es nötig hätte und das wäre dann sicherlich ein fulminanter Angriff auf mein Selbstwertgefühl.
Und z. Zt. mache ich eine wundersam-grausame Erfahrung an mir selbst. Und Euch kann ich es ja sagen, da wir uns wohl niemals persönlich begegnen werden. Normalerweise bin ich ein Mann mit einer gehörigen Ladung Potenz. Und viel zu oft treibt 'der da unten' sein eigenes eigenwilliges Leben zu Zeitpunkten, wo man es gerade so 'was von nicht gebrauchen kann. Aber seit 15 Tagen, seit dem OFF-Cut, hat der sich so gut wie abgemeldet. Und nun hatte ich schon Sorge, dass ich künftig vielleicht blaue Pillen schlucken muss (hab' ich noch nie getan!), aber dann kam mir heute Google zu Hilfe und nannte mir vier Symptome, welche für ein psychisches Poten. sprechen. Und alle vier treffen auf mich definitiv und eindeutig zu. Die weiteren Details hierzu erspare ich Euch einmal an dieser Stelle und hoffe auf Euer diesbezügliches stillschweigendes Einverständnis, aber das belastet mich aus zweierlei Gründen: zum einen kann sich aus so etwas auch ganz leicht ein Teufelskreislauf ergeben und zum anderen geht meine Vitalkraft im Alltag mit seiner Standkraft einher. Ist er gut drauf, bin ich es auch. Fühlt er sich schlapp, fühl' ich mich auch kraftlos. Da haben die Frauen unter Euch es sicherlich einfacher bzw. ein Problem weniger. Also, ich denke, der Schock bei mir sitzt tief, denn wenn 'mein bester Freund' die Kommunikation zu mir einstellt, und dies tat er die letzten 55 Jahre nicht, dann gibt mir dies zu denken und zwar ernsthaft.
Aber was soll ich mir den Kopf über die Beweggründe meiner Ex den Kopf zerbrechen. Wie sagte schon Erich Honnecker zu Lebzeiten, obwohl der ein echt miserables Vorbild abgibt: Vorwärts immer, rückwärts nimmer.
Ich denke, es wird für mich unheimlich schwierig werden, mein Urvertrauen wieder herzustellen. Und um ehrlich zu sein kann ich mir auch nicht vorstellen, dass mir das noch einmal gelingt in diesem Leben. Ich weiß, dass ich ein Verlustängstler bin, da ich in diesem Leben einfach zu viele menschliche Verluste Machos ertragen musste. Als mein Bruder starb war ich 17. Und, und, und ... Aber ich halte mich nicht für einen Beziehungsängstler, lediglich für einen Verlustängstler. Durch die aktuelle Erfahrung könnte ich jedoch sehr wohl zu einem solchen werden. Und wenn dies geschehen wäre, wenn also Verlustangstsanteile und Bindungsangstanteile eine Verbindung eingingen, dann wäre der 007-nicht-kompatibele Bindungsphobiker-Cocktail perfekt geschüttelt, vielleicht auch angerührt. Und dies gilt es zu verhindern. Deswegen auch die rasche Therapie für mich, für die ich sehr dankbar bin.
Und deswegen werde ich genau jetzt den Kühlschrank ansteuern, mir einen doppelten Jägermeister einschenken, mir im Spiegel zuprosten und sagen: Hey, Du, ja, genau Du: ich find' Dich ganz schön in Ordnung. Und, ja, Alter, sei froh, dass jener Kelch doch noch einmal an Dir vorbei gezogen ist, auch wenn's Dir z. Zt. sehr weh tut, und Du jetzt nicht in der Situation, wie jener Ehemann bist. Du bist zwar jetzt im A..., aber es gibt Hoffnung. Und jener Ehemann darf niemals die Hoffnung haben, dass ihm noch in diesem Leben reiner Wein eingeschenkt und er nicht wieder belogen und betrogen wird. Also, nimm es, auch, wenn's weh tut, als Erfahrung hin und denke an Woody Alan, der einmal zum Besten gab, dass das Leben eigentlich gar nicht so schlecht ist, wenn man einmal die Alternativen bedenkt. Prost, mein Alter, ich mag Dich, auch, wenn Du heute phänomenal zerknirscht aussiehst.
Ich glaube, ich brauche mal andere Musik: