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Affäre mit Bindungsangst und abruptem Gefühlstod nach ü

P
Und, nein, ich will sie nicht zum Täter abstempeln. Und ich will auch nicht als Opfer behandelt werden. Bloß kein Mitleid, bitte. Ein wenig Mitgefühl ist aber okay.

Das, was sie mit mir gemacht hat, ist eine Riesensauerei. Trotzdem kann ich mein Gefühl von Liebe nicht in Wut transferieren.

Aber immerhin macht sich schon eine gewisse nennen wir es einmal Verärgerung neben der Milz breit.

Aber vielleicht hat ja das Hans-Zimmer-Video auf S. 13 Deinen Eindruck verstärkt, ich wolle mich als Opfer darstellen. Nein, das WILL ich AUSDRÜCKLICH NICHT!

Aber mit jenem Video verbinde ich etwas: Ich bin ein Mensch, der ziemlich wenig weint. Aber wenn ich jenes Lied höre, erlaube ich mir meine Tränen (keine Opfer-Tränen!), dann stehe ich es mir zu für mich selbst einzustehen, dann gestatte ich meinem Selbst auch eigene, wenn auch noch unbekannte, Anteile zu haben. Und jenes Musikstück sagt mir irgendwie, dass etwas ubwiderbringlich verloren ist und dass es okay ist zu trauern. Nicht als Opfer, sondern als betroffener Mensch - ein großer Unterschied!

09.06.2022 17:14 • x 2 #196


P
Zitat:
Oder hatte Jens sie tatsächlich so dreist belogen? Sie konnte fühlen, dass er log. Sabine ist bis heute von diesen Ereignissen und der Unverfrorenenheit dermaßen gekennzeichnet, dass sie keine weitere Beziehung eingegangen ist. Dass sie ihm geglaubt hatte, kann sie sich nicht verzeihen. Wie viele heimliche Geliebte schleppte sie sich mit der einen Frage herum: Wie konnte ich nur so dumm sein? Hinhaltetaktiken spielen auf Zeit und nutzen scheinbar triftige und verständliche Argumente. Sie erregen Mitleid und Mitgefühl sie erlauben dem Affärenpartner nicht handeln zu müssen. Wenn nicht sofort das Argument mit Kindern oder Geld kommt dann ist es eine andere Abhängigkeit, die angeblich im Weg steht, auch gern als totale Barriere verstanden. Wegen der vielen Jahre der Partnerschaft, den Kindern, dem Geld, dem Job, dem Krankheitsfall (!), dem Schuldfaktor und so weiter. Wer aber eher herumjammert wie unglücklich er in seiner Beziehung sei, ohne sich lösen und glücklich sein zu wollen, aber dafür eine Menge Zeit für die Affäre findet, spielt sicher nicht mit offenen und ehrlichen Karten.


Aus Heimliche Liebe von Janett Menzel

Und darin finde ich verdammt gute Parallelen zu unserer Situation.

09.06.2022 17:27 • #197


A


Affäre mit Bindungsangst und abruptem Gefühlstod nach ü

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Wirdschon
@Pilot66 ach weißt, auch Mitgefühl ist manchmal schwer und als ich hier aufschlug konnte ich auf keinen Fall dasselbige für die "Wissenden" Parteien des vermaledeiten Dreiecks aufbringen.
Und mit der Zeit lernte ich, dass jeder im Dreieck früher oder später leidet. Was ich Dir aber noch mitgeben möchte, falls Dir das beim sortieren hilft: beschwere dich bitte nicht allzusehr über die Lügen, die sie Dir kredenzte. Denn solange sie ihren Mann anlog, um Zeit für Dich freizuschaufeln, hast du nichts dagegen gehabt und sie dabei unterstützt und toleriert. Jetzt, wo du ihre Medizin verabreicht bekommen hast, kriegst du einen unguten Geschmack.
Die Augen hast da fest zugemacht, eine Liebesnaivität, da bei Dir ja alles anders ist, ne!?

Ja, ich glaube Dir, dass sich das nach Häufchen anfühlt!

09.06.2022 19:22 • x 3 #198


P
Zitat von Wirdschon:
Denn solange sie ihren Mann anlog, um Zeit für Dich freizuschaufeln, hast du nichts dagegen gehabt und sie dabei unterstützt und toleriert. Jetzt, wo du ihre Medizin verabreicht bekommen hast, kriegst du einen unguten Geschmack.

Die Augen hast da fest zugemacht, eine Liebesnaivität, da bei Dir ja alles anders ist, ne!?

Das ist eine Wahrheit, die man anerkenn kann und auch unter moralischen Aspekten anerkennen muss.

Ich sagte ihr von Anfang an, dass ich nicht dafür verantwortlich sein möchte, eine Ehe zu zerstören, worauf sie mir sagte, dass ich mir diesbezüglich keine Sorgen zu machen bräuchte, da deren Ehe ohnehin schon seit Jahren kaputt sei und nur noch auf dem Papier existiere.

Insofern stellte ich meine Liebe über etwaige Moral. Und es hatte verdammt lange gedauert, aber letztes Weihnachten war es dann endlich so weit gewesen, dass auch ich begriffen hatte, dass bei ihr Ich kann nicht in der Ich will nicht-Straße wohnt.

Deine Sichtweise kann ich nachvollziehen, wenn man versucht eine Zweck-Beziehung gegen eine andere Zweck-Beziehung moralisch aufzurechnen.

Ich war naiver Weise von einer bilateralen Liebesbeziehung lange Zeit ausgegangen und hatte die Lügen ihrem Mann gegenüber als notwendiges Übel in Kauf genommen.

Heute denke ich anders und empfinde Mitgefühl für ihn als 'Leidensgenossen im Geiste', denn im Grunde hat er sie genau so wenig nur für sich haben können wie auch ich nicht, da sie stets über die Männer-Liebschaften in ihrem Leben Macht und Kontrolle hatte. Er wohnt zwar in einem Haus mit ihr, wird aber betrogen. Ich wohnte zwar nicht in einem Haus mit ihr, wurde aber angelogen. Was ist nun schlimmer? Und was ist besser? Das kann und will ich nicht beantworten. Ihre Ehe befindet sich im 24. Jahr, unsere Sache war im 6. Jahr. Mir wurde der Ausstieg aufgezwungen, ihren Ehemann wird sie aus Eigennutz-Interessen wohl nicht ohne weiteres aus dem 'Love Boat' entlassen. Ich habe jetzt Zeit mich zu stabilisieren. Die werden ihre Ehe sehr wahrscheinlich nicht nutzen, um das Defizitäre aufzuarbeiten, sondern vielmehr werden auch weiterhin keine verbalen Auseinandersetzungen sehr wahrscheinlich stattfinden, womit Kampf, Streit und Meinungsverschiedenheiten wohl auch weiter gegeben sein werden.

Und unter diesem Aspekt müsste ich mir eigentlich bescheinigen: Ich bin zwar im A..., aber ich habe jetzt die Gelegenheit aus einem toxischen Teufelskreislauf auszubrechen. Und diese Gelegenheit hat jemand anderes wohl nicht wirklich.

Ich werde meine Spuren in ihr hinterlassen haben und wenn sie wieder Lust, Hingabe und S. praktiziert - vielleicht auch praktizieren muss - wird sie an mich denken. Denn ich habe sie nicht nur leidenschaftlich, sondern auch mit meinem Herzen geliebt - jedes Mal: ganz tief, total ehrlich, sehr lange.

Die Chance, die sie mit ihrem Mann hatte, hat sie vertan, da frau ansonsten in 24 Jahren Ehe nicht 14 davon mit Affären verbracht hätte. Und dies ist ja nur das, was ich offiziell weiß. Eine etwaige Dunkelziffer, von der ich ausgehe, mag womöglich sogar noch höher liegen. Denn wer eine solche Lügenbereitschaft, wie sie, an den Tag legt, dem kann ich einfach nichts mehr glauben, dem traue ich nahezu alles zu.

Mit meiner heutigen Lebenserfahrung würde ich ein solches Affären-Verhältnis definitiv anders betrachten. Ich würde sagen: Klär' Deine Angelegenheiten binnen eines Viertel Jahres und wenn Du Hilfe bei irgend etwas benötigst, dann melde Dich.

Und wenn jene drei Monate dann fruchtlos verstreichen sollten, hätte ich mich innerlich bereits auf den Absprung vorbereitet.

Aber damals hatte ich nicht die Lebenserfahrung von heute. Damals war ich einfach nur naiv und sehr verliebt und war unendlich froh, dass mir nach einer schwierigen Lebenszeit (z. B. auch Jobwechsel) jemand so viel Sympathie und Anerkennung zuteil werden ließ.

Und wir sind für einander durch die Welt gejettet. Und wenn ich in Österreich gearbeitet hatte, kam sie für nur eine Nacht nach Austria angereist. Und wenn sie in Berlin gearbeitet hätte, dann kam ich für nur eine Nacht sie besuchen. Und dies war so unendlich intensiv gewesen. Später versuchten wir unsere Arbeitsaufträge so zu bündeln, dass wir geographisch bei einander oder ziemlich nahe bei einander sein konnten.

Und so bekam unsere Affäre mehr und mehr den Charakter eines Doppellebens. Jedenfalls von ihrer Seite aus, zumal ich ja vogelfrei war, niemandem Rechenschaft gegenüber ablegen und auch niemandem gegenüber ihretwegen lügen müsste.

Ja, und nun muss ich wohl mein Lehrgeld bezahlen, ob's mir schmeckt oder auch nicht.

Und es gibt sicherlich auch keine besseren oder schlechteren oder auch moralisch integeren Lügen.

Wenn ich die Lügen allerdings moralisch zu bewerten beginne, gelingt es mir wesentlich besser in die Rolle des externen Betrachters zu schlüpfen. Und jener externe Betrachter sieht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass, hätte meine Ex-Affäre sich tatsächlich von ihrem Mann getrennt und hätte ein gemeinsames Dach mit mir über dem Kopf geteilt, ich relativ schnell die Rolle ihres Ehemannes übergestülpt bekommen hatte, nämlich deswegen, weil zu viel Nähe und Verbindlichkeit für manche Menschen den Gefühlstod bedeuten.

Wir hatten abends uns immer gerne eine Jägermeister als Ritual eingeschüttet. Seit jenem Schlussstrich vor 14 Tagen war mir überhaupt nicht mehr danach gewesen. Aber gleich werde ich mir einen eingießen, vor dem Spiegel das Glas erheben und auf mich anstoßen, dass jener Hinterfotzigkeits-Kelch nun doch noch an mir vorüber gezogen ist.

09.06.2022 20:09 • x 2 #199


ElGatoRojo
Hört sich an, als hättest du dir vorgenommen, aufrecht aus der Sache heraus zu kommen

09.06.2022 20:30 • x 1 #200


P
Zitat von ElGatoRojo:
Hört sich an, als hättest du dir vorgenommen, aufrecht aus der Sache heraus zu kommen

Das hast Du so etwas von korrekt wiedergegeben.

Und Ihr alle habt mich unterstützt, meinen Blick geschärft, mich ausgerichtet und auf wieder aufgerichtet.

Und dafür gebührt Euch ALLEN mein aufrichtiger Dank!


09.06.2022 20:37 • x 2 #201


J
Zitat von Pilot66:
Und Ihr alle habt mich unterstützt, meinen Blick geschärft, mich ausgerichtet ...


Das ist eine schöne Rückmeldung. Danke.

Yamas und santé!

09.06.2022 21:02 • #202


P
@JaNu


Aber jetzt gerade bin ich doch schwach geworden, hab' mir 'n B. aufgemacht, eine halbe Packung Schoko Crossis dazu und einen großen Jägermeister eingeschenkt, mit dem ich dann großkotzig vor dem Spiegel auf mich angestoßen habe.

Aber manchmal werde auch ich einfach schwach - nicht nur bei unwiderstehlich anmutenden Bayerinnen ...

Prost

09.06.2022 22:06 • x 3 #203


ElGatoRojo
Zitat von Pilot66:
einen großen Jägermeister

mutig, bekäme das Zeug nur schwer runter. Aber wenn es hilft -

09.06.2022 22:19 • x 1 #204


J
Wer eine geöffnete!, halbe Packung Schoko-Crossies liegen lassen kann, ist bestimmt nicht schwach.

Solange man in schwachen Momenten noch um seine eigentliche Stärke weiss, ist doch alles gut.
Der innere Richter kann echt sehr anstrengend sein, aber schwache Momente gehören doch dazu. Woran willst du sonst deine Stärke messen?

Nicht doch noch nen Schoko-Crossie?

09.06.2022 22:28 • x 1 #205


DieSeherin
Zitat von JaNu:
Wer eine geöffnete!, halbe Packung Schoko-Crossies liegen lassen kann, ist bestimmt nicht schwach.

das habe ich mir auch sofort gedacht der mann muss echt stark sein! er schafft es, jägermeister zu trinken und angebrochene schokolade wieder zurück in den schrank zu packen! wow!

10.06.2022 08:45 • x 2 #206


L
Zitat von Pilot66:
Und, nein, ich will sie nicht zum Täter abstempeln. Und ich will auch nicht als Opfer behandelt werden. Bloß kein Mitleid, bitte. Ein wenig Mitgefühl ist aber okay.

Das, was sie mit mir gemacht hat, ist eine Riesensauerei. Trotzdem kann ich mein Gefühl von Liebe nicht in Wut transferieren.

Du bist die Summe Deiner Entscheidungen. Du bist da, wo Du heute bist, weil Du so gehandelt und so entschieden hast, wie Du es getan hast.

Das ist niemand schuld. Aber Du bist ganz sicher kein Opfer.

10.06.2022 09:06 • x 3 #207


P
Zitat von Lumba:
Du bist die Summe Deiner Entscheidungen. Du bist da, wo Du heute bist, weil Du so gehandelt und so entschieden hast, wie Du es getan hast.

Na klar, sie ist die Summe ihrer Entscheidungen und ich bin die Summe meiner Entscheidungen.

Ich hatte mich nach 9 Monaten BEWUSST, also nach längerer Überlegung, für sie entschieden gehabt. Und sie hatte eine 'Teile-und-herrsche'-Entscheidung getroffen, welche es ihr ermöglichte einerseits einen Teil zu bekämpfen (= auf Abstand-Halten des eigenen Ehemannes [mit der für sie richtigen Distanz]), andererseits auch einen anderen Teil zu nutzen (= die Intensität S. Erlebens gab ihr das Gefühl, endlich doch noch lieben zu können und eine richtige Frau zu sein, auch einem Mann gegenüber), nämlich die Nähe zu mir.

Und ich verkörperte für sie dabei das, was in ihrer Ehe verloren gegangen ist: Frische, Lebendigkeit, Liebes- und Hingabe-Bereitschaft.

Summa summarum bleiben wir - natürlich - nichts weiter als die Summe unserer getroffenen Lebensentscheidungen.

Und mich hat jene Summe eben auf den Boden geworfen. Und - na klar - Entscheidungen machen uns stets zu dem, was und wer wir sind, denn wir haben ja stets die Möglichkeit, uns für das Richtige zu entscheiden.

Und dies war ja auch regelmäßiger Bestandteil unserer Gespräche gewesen, wo sie dann letztens sagte, sie bräuchte drei Tage Zeit, um für sich herauszufinden, WAS FÜR EINE ENTSCHEIDUNG sie treffen müsse. Ich war über diese Formulierung total erbost gewesen und hatte sie verbal scharf zurecht gewiesen, da ich im 6. Jahr eigentlich davon ausgegangen war, dass eine WAS-Entscheidung längst getroffen wäre, sodass es lediglich noch um ein WIE-Prozedere ginge.

Aber ich habe in diesem Contest nun verloren: Meine Liebe, meine Perspektive, meine Hoffnung, meinen Glauben und auch meine Würde. Und all dies gilt es nun für mich wieder neu à peu zurück zu holen.

Und dabei kann ich mich dann auch nicht des Gedankens verschließen, wie denn alles überhaupt so weit kommen konnte: Ja, ich weiß, Menschen tun sich schwer Entscheidungen zu treffen, ob es nun am Nicht-Können oder auch am Nicht-Wollen liegt. Sie haben alle Angst vor den Konsequenzen. Dass unsere Affäre nun unwichtiger war als deren Ehe liegt dabei wohl im Wesentlichen an geteilten, jahrelang etablierten, partnerschaftlichen Ehewerten auf existenzieller und wohl auch immer noch emotionaler Ebene. Die Ehe ist zudem sozial anerkannt, wohingegen unser Doppelleben zwar 'normal' erschien, aber nur wenig statusbehaftet war.

Und so begreife ich rückblickend auch immer mehr, wieso bei ihr regelmäßig Widerstände aufkamen, wenn ich sie in meinen Freundeskreis weiter einführen wollte oder warum sie sich versperrte, wenn es darum ging, mich in ihrem Wirkungskreis vorzustellen. Es gab stets Ausreden, warum dies oder jenes gerade nicht passe bzw. ungünstig sei und wenn ich sie dabei in eigene Widersprüche verwickelte, begann sie streitlustig zu werden. Dies hatte ich ihr auch gesagt bzw. ich hatte sie darauf aufmerksam gemacht. Auch darauf, dass Streit bei Bindungsphobikern gezielt eingesetzt wird, wenn emotionale und körperliche Nähe zum Partner zu viel wird.

Oft konnte sie es sich selbst nicht erklären, warum sie wegen Lapalien einen Streit vom Zaun brach. Aber seitdem auch sie selbst sich als Bindungsängstlerin betrachtet, kommen ihr viele ihrer und auch meiner Verhaltensweisen gar nicht mehr so fremd vor.

Ich trage relativ lange Haare übrigens. Und dann hatte vor kurzem einmal ein Friseur echt Sch... bei mir gemacht. Sie - und auch ich - waren echt mega-unzufrieden. Ihre beste Freundin ist mobile Friseur-Meisterin. Und so sagte ich einfach zu ihr, dass sie ihre Freundin einmal 'anspitzen' sollte. Und dann wurden 1000 Ausflüchte unter passiver Aggression ausgekramt, warum das gerade nicht möglich ist.

Ich hatte mich darüber dann total aufgeregt und ihr vorgeworfen, dass sie überhaupt nicht für 'unsere eigentlich gute Sache' einsteht. Erst sagte sie, ich bräuchte dringend eine neue Frisur, dann war sie aber nicht bereit, mich in ihr kausales Leben zu lassen.

Und wenn ihre Freunde sie anriefen, während wir zusammen waren, lügte sie grundsätzlich und gab vor auf der Arbeit zu sein. Angeblich, weil die ja auch alle ihren Mann kennen würden. Na und!

Na und, ich habe sie dann ausgelacht und ihr mal gesagt, wie ich die Sache sehe, nämlich so, dass sie Schiss hat sich öffentlich zu outen, weil sie dann wie eine Ehebrecherin, eine *beep* und jemand, der nicht weiß, was er wirklich will 'rüberkommen würde. Daraufhin knickte sie ein, aber nur kurz, und gab zu, dass dem tatsächlich so sei.

Und so entstand eine Atmosphäre, wo ich immer mehr erwartet habe, dass sie sich auch öffentlich zu unserer Liebe bekennt und endlich einmal 'Nägel mit Köpfen' macht.

Ihre Reaktion war dann stets die gleiche gewesen: Ja, sie wisse das und sie werde an sich arbeiten.

Und dieses Jahr Ostern - unser zweiter OFF-Cut - sagte ich ihr dann, dass sich ihre Bemühungen lediglich auf wohldosierte Lippenbekenntnisse beschränken würden (ich kann bei so etwas ziemlich direkt werden). Ihre Reaktion: Ich halte es nicht mehr aus dauernd Deine und XY (Ehemann) 'Erwartungen' erfüllen zu müssen! Daraufhin gab ich ihr zu verstehen, dass sie sich durch ihre mangelnde Entscheidungsbereitschaft doch erst selbst in diese Sackgassensituation hineinmanövriert habe.

Ja, das wisse sie auch alles selbst und dann, da ihr mittlerweile alles die Luft abschnürte und sie angeblich keinen Zugang zu ihrer Gefühlsebene mehr habe, beendete sie unsere Beziehung fernmündlich, was ich - nebenbei bemerkt - extrem feige fand und auch immer noch finde.

Und so ist es jetzt, wie es ist: manchmal triffst du in deinem Leben Entscheidungen und manchmal treffen die Entscheidungen dich. Aber manchmal muss man offensichtlich auch Entscheidungen treffen, die im Herzen schmerzen, doch die Seele irgendwann - hoffentlich - wieder beruhigen werden.

10.06.2022 10:37 • x 1 #208


T
Was du schilderst zeigt hier nur noch deutlicher auf, dass es für sie wirklich nur eine Affäre war und sie dich nach allen Regeln der Kunst belogen hat, um dich gefügig zu halten.

Dein Verhalten in Bezug auf ihre Reaktionen - dass sie dich vor all ihren Freunden verleugnete, Kontakte abbog etc. wirkt auf mich ein wenig naiv.
- in einem solch eindeutigen Kontext von einer Partnerschaft zu reden, meine ich.
Genau das ist es ja, was so eine heimliche Liaison von einer Partnerschaft unterscheidet.

Als Bindungsängstliche sehe ich eine lange verheiratete Ehefrau nicht.
Sie hat doch eine Beziehung, die sie unterhält und nicht aufgeben möchte.

Man kann doch eine Affäre, wie sie sie geführt hat, nicht einfach als Bindungsangst deklarieren.
Aggressiv wurde sie, weil sie Angst hatte, dass du ihrer Ehe und ihrem Status Quo gefährlich werden könntest.

Es ist gut, wenn du das alles langsam erkennst.
Denke, mit allem anderen - dem Romantisieren und dem Podest - machst du dir nur etwas vor und verlängerst dein Leiden unnötig.

10.06.2022 10:45 • x 3 #209


P
Zitat von thegirlnextdoor:
Denke, mit allem anderen - dem Romantisieren und dem Podest - machst du dir nur etwas vor und verlängerst dein Leiden unnötig.

Das ist sicherlich richtig!

Aber das, was ich nicht ausblenden kann, ist die Tatsache, dass ich ja auch gesehen habe, wie sie selbst unter ihrer Entscheidungsunfreudigkeit gelitten hatte und ausbrechen wollte.

In ihrem Leben ist eine relativ neue Freundin. Und die sei mir wohl sehr ähnlich. Und so sagte sie neulich, dass, wenn ich das nächste Mal bei ihr im Süden bin, sie mich jener Freundin unbedingt vorstellen müsse.

Dies hatte mir natürlich geschmeichelt gehabt.

Und so bewegte sie sich zunehmend in einem 'ambivalenten Fahrwasser', wo gemachte Äußerungen einerseits und nicht folgekongruentes Verhalten andererseits mehr und mehr in einem krassen Widerspruch zu einander erschienen.

Das, was mich am meisten an der Sache festhalten lassen hatte, war das Verhältnis zur Mutter gewesen: eine sehr zurückhaltende und total bescheidene Witwe. Und jene Mutter ist ihr 'Heiligstes' und die einzige Vertrauensperson, der sie sich in Bezug auf uns beide überhaupt anvertraut hat.

Und so führte sie vor kurzem ein Gespräch mit ihrer Mutter, wo die Tochter schilderte, dass sie ihre Gefühlsveränderung für mich sich nicht erklären könne. Am Anfang unserer Beziehung hätte es für sie wohl außer Frage gestanden zu mir in den Norden zu ziehen, aber jetzt sträube sich irgend etwas in ihr.

Ihre Mutter sagte ihr dann, dass so etwas ganz normal wäre. Sie wäre am Anfang der Ehe mit ihrem Vater für den auch um die halbe Welt gereist, aber nach 5 Jahren normalisieren sich manche Dinge, so etwas sei ganz normal.

Mir persönlich hätte jene Antwort gefallen, erschien sie mir doch gleichermaßen schlüssig, wie auch ehrlich gewesen zu sein. Denn wenn aus anfänglicher Verliebtheit Liebe wird beginnt ja erst die Verantwortungsübernahmebereitschaft und damit ist sie wohl mehr als offensichtlich nicht ausreichend versorgt.

Und wenn wir dann zusammen waren schickten wir der Mutter auch regelmäßig Bilder via WhatsApp oder riefen sie an - täglich: sei es von uns oder von unseren Unternehmungen oder manchmal auch von der Arbeit.

Und wie ich ja schon sagte, stand ich auch persönlich in sehr engen Kontakt zu ihrer Mutter. Und ich sprach sie mit ihrem Spitznamen an, was sie nur ganz wenigen gestattete.

Und dies alles, also so ins Heiligste meines 'Ex-Lieblingsmenschen' involviert worden zu sein, war der wichtigste 'Subjektiv-Garant' für mich gewesen, dass da auch eine Spur von Aufrichtigkeit mit im Spiel ist.

Aber nur, wer das Spiel mit dem Feuer nicht beherrscht, verbrennt sich die Finger. Und ich brauche jetzt dringend Brandsalbe.

Aber wie soll ein Mensch aufrichtig zum Partner sein, wenn er selbst nicht weiß, wer er selbst eigentlich ist. Und wer nicht aufrichtig zu sich selbst ist, belügt sich auch selbst. Und wer sich selbst belügt betrügt sich auch selbst. Und letzten Endes sind es dann ja wohl die verpassten Chancen im Leben, um welche man sich betrügt, irgendwann - schmerzlich feststellend - betrogen hat.

Und dies hatte ich ihr unzählige Male gesagt gehabt. Und in diesem Zusammenhang fiel mir dann stets ein Postulat von Joseph Campbell ein, das sinngemäß so geht:

Wir müssen bereit sein, das Leben zu verlassen, das wir geplant hatten, um das Leben zu finden, das auf uns wartet.

Und daran hätte sie lange zu beißen gehabt, da dies nun einmal eine Tatsache ist. Aber irgendwann - gefühlt seit einem halben Jahr und ab dem Weihnachtsknall - stagnierte 'unsere eigentlich gute Sache' dann.

Und seitdem kam sie mir immer mehr, wie eine Hülle vor, die losgelöst vom Inneren emotionalen Ich nur noch physisch, nicht aber mehr mit Herz und Seele anwesend war.

Und so muss ich sie jetzt wieder vom Podest stoßen, ich weiß nur noch nicht, wie. Auf der einen Seite sehe ich eine abgebrühte Lugnerin, was total verwerflich ist. Dummerweise sehe ich hinter ihrer immensen Lügenbereitschaft auch ganz viel Verlustangst, was das Geschehene zwar nicht an Verwerflichkeit mindert, aber subjektiv irgendwie dennoch mildert. Auf der anderen Seite 'meine Kleine', deren eigene Vergangenheit sie genau so geprägt hat, wie sie ist und was zwar keine Billigung ihres Verhaltens zur Folge bei mir hat, dafür aber jede Menge empathische Betroffenheit bei mir hervorruft.

Und so stehe ich mir selbst ambivalent im Weg: einerseits bin ich total enttäuscht, andererseits weiß ich aber auch, dass die Vertrautheit, die wir unterhielten, nicht gespielt war. Ja, klar, ich hatte mich (wesentlich) mehr ihr gegenüber geöffnet, als sie sich mir gegenüber.

Und wenn ich dies zur Sprache brachte stimmte sie zu und sagte, dass sich das schon angleichen würde, wenn wir erst einmal zusammen wohnen würden.

Und mit jener Erklärung hatte ich mich dann auch eine lange Zeit zufrieden gegeben, da mir dies insofern plausibel erschien, als dass auch ich es mir schwierig vorstellte, in zwei Welten parallel unterwegs zu sein.

10.06.2022 11:28 • #210


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