@Ira: Fremdgehende Männer sind die Meister im Halbwahrheitenerzählen.
Ich werde jetzt wild spekulieren und aus meiner Erfahrung mir etwas zusammenreimen.
Aber wenn mein Affairenmann seiner Frau erzählen müsste, wie es zum S. mit mir kommen konnte, könnte er z.B. das sagen: Das war eine ganz normale Arbeitskollegin von mir, die Sorgen hatte. Ich hab mir das aus Freundlichekit angehört und irgendwann hat sie mich dann gebeten, nach der Arbeit auf einen Parkplatz zu kommen. Und auf dem Rücksitz ihres Autos hat sie sich mir dann aufgedrängt.
Ehrlich wäre diese Version: Schon als die neue Kollegin bei uns anfing, war da so etwas wie Chemie zwischen uns. Wir konnten gut zusammenarbeiten. Ich war fasziniert und habe häufiger als nötig ihre Nähe gesucht. Aber sie war in einer festen Beziehung und es blieb bei Dienstlichem und beim Sie. Als sie sich dann in der Trennungsphase dieser Beziehung befand, war ich ganz besonders aufmerksam, habe ihr Schokolade vorbei gebracht, weil sie so niedergeschlagen aussah, mich erkundigt, ob ich etwas für sie tun könne. Wenn sie mir am Freitag ein schönes Wochenende gewünscht hat, habe ich mit den Augen gerollt und naja, wird wohl nicht so toll gemurmelt. Auf Nachfrage hab ich ihr dann gesagt, dass ich meine Kinder über alles liebe und meine Frau auch eine ganz tolle Mutter ist, aber wir eigentlich nur noch als Familie was machen. Meine Frau sei durch die Kinder immer gestresst und durch das Hausfrauenleben eben auch kein guter Gesprächspartner mehr. Denn ich wusste ja, dass meine künftige Geliebte sich von ihrem langjährigen Freund getrennt hat, weil der Kinder nur unter der Bedingung wollte, dass das klassische Rollenmodell gelebt würde. Daraufhin öffnete sich meine künftige Geliebte ganz langsam und wir redeten immer öfter auch privat, verbrachten die Pausen miteinander und irgendwann waren wir beim Du. Ich machte ihr täglich Komplimente. Und natürlich kleine Aufmerksamkeiten, die sie durch die schwere Zeit trösten sollten. Monate später waren wir dann endlich soweit, dass sie mit mir scherzen konnte. Ich bestärkte sie darin, was sie für eine unglaubliche Frau sei und dass ich überhaupt nicht verstehen könne, wie ihr Ex so dumm sein konnte, diese Traumfrau wegen überholter Rollenmuster zu verlieren. Sie sah mich dann als einen guten Freund an. Und ich fing an zu flirten und etwas anzüglichere Komplimente zu machen. Natürlich nicht, ohne mich sofort zu erkundigen, ob ich dabei eine Grenze überschritten habe. Wenn ja, würde ich mich entschuldigen, aber bei ihr würde ich mich so wohl fühlen und wir wären so sehr auf einer Wellenlänge. Aber sie sog diese Aufmerksamkeit auf wie ein Schwamm und wir fingen an, auch nach der Arbeit SMS zu schreiben. Auch am Wochenende. Dann lange Mails.
...Bis es zu diesem Moment im Auto kam, hatte ich ihr schon hunderte Male gesagt und geschrieben, wie besonders sie für mich sei und dass ich sowas wie mit ihr noch nie zuvor erlebt hätte. Und dass ich mich in meiner Ehe gefangen fühle, aber meine Frau natürlich nicht im Stich lassen kann. Die würde mir die Kinder entziehen, weil sie ja sonst nichts hätte, was mich bei ihr halten würde. Und dieses Druckmittel nutzt sie schamlos aus. Und ich liebe meine Kinder doch so sehr und kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Aber was Liebe bedeutet, habe ich erst gelernt, seit ich diese Bekannte kennen lernen durfte und wir uns auf der menschlichen Ebene so nah gekommen sind, wie ich noch nie zuvor einem Menschen nahe gekommen bin. Und sie mein ein und alles ist und ich jeden Abend todtraurig darüber bin, dass ich noch nicht einmal weiß, wie ihr Nacken, meine absolute Lieblingsstelle an ihr, duftet.
Und dann lädt dieses *beep* mich einfach so zu einem Parkplatz und wirft sich mir nichts, Dir nichts aus heiterem Himmel an den Hals und lässt mich an ihrem Hals schnuppern.
Was hätte ich denn machen sollen? Da MUSSTE ich sie einfach zärtlich auf den Nacken küssen und dabei tief aufseufzen und ihr meine Liebe unter Tränen und mit zitternder Stimme gestehen und sie dann anderthalb Jahre hinhalten, bis sie sich von mir getrennt hat und diese Affaire, gegen die ich mich einfach nicht wehren konnte, vorbei war.
Also nein, ich glaube nicht, dass irgendeine Frau sich bei einem verheirateten Arbeitskollegin aus heiterem Himmel *beep* ins Bereitschaftszimmer stellt und ihn verführt.
24.08.2014 22:27 •
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