Zitat von Kaetzchen: - ich möchte keinen Mann, der bei mir bleibt, weil er zu feige ist, mich zu verlassen, weil er zu feige ist, alleine zu sein, weil er aus einem seltsamen Pflichtgefühl heraus bei mir bleibt, weil er aus materiellen Gründen bei mir bleibt, weil er aus Angst, mich zu verletzen, bei mir bleibt. Ich möchte einen Mann, der bei mir sein WILL, und sich jeden Tag wieder dafür entscheidet, bei mir sein zu wollen,
Bis hierher war alles klar.
Zitat:weil es ihm bei mir besser geht als ohne mich.
Ab hier sind wir - je nach Interpretation - wieder voll im Threadtitelthema. Denn letztlich ist eben dieses
Bessergehen dann ein
Nutzen, somit also auch ein
Benutzen - nämlich des Partners an sich - als Wohlfühlfaktor.
Natürlich können die
Faktoren für dieses
Bessergehen unterschiedlicher Natur sein: Der eine
benutzt den Partner
hauptsächlich als Oase der Liebe, der andere
auch als körperliche Grundversorgungsquelle, zur materiellen Absicherung, zur Fortpflanzung, als HausbesorgerIn, als repräsentatives Statussymbol oder schlicht als Gesprächspartner, dessen Antworten ihnen intellektuelle Forderung und somit eine fortwährend faszinierende Unterhaltung bescheren. Für besonders Glückliche ist er auch schon mal alles zugleich...
Nimmt man den Umstand hinzu, daß viele Menschen wahlweise denkfaul sind oder sich auch selbst gern in die Tasche lügen, verschwimmen hier rasch die Grenzen. Wo WILL jemand wirklich
BEI MIR sein, und wo WILL er das, was er nur
MIT MIR bekommt (und bei anderen - derzeit - vermeintlich nicht)?
Bei der bloßen Wahl des Partners geht das doch schon los! Über die Jahrzehnte sind mir jedenfalls
haufenweise Paare untergekommen, wo ziemlich offensichtlich war und blieb, daß sie ihren Partner
ohne seine Herkunft und / oder materielle Ausstattung nicht mal
wahrgenommen hätten und daß beides schon beim Kennenlernen, aber eben auch für das Festhalten an diesem Menschen eine
erhebliche Rolle spielte. Wobei sich bei letzterem vor allem der Familienerhalt noch schwer hinzugesellt, sei es als Vorwand oder als handfester Grund.
Darin nahm Diana Spencer sich
nichts mit einer Camilla Parker-Bowles, oder Liz Mohn mit einer Rosemarie Nitribitt. Es ist für mich jedenfalls kein Zufall, daß beide sich trotz Wissens um die Existenz ihrer Nebenbuhlerinnen auf Männer einließen, die
deutlich älter, gebildeter, reicher und reifer waren als sie selbst und ihresteils ganz selbstverständlich
voraussetzten, daß ihre Partnerinnen an
ihnen und
ihrem sozialen Umfeld reifen und
nicht umgekehrt.
Ebensowenig halte ich es für Zufall, daß es Diana war, die schließlich doch noch die Reißleine
zog und Liz Mohn eben
nicht: Die Princess of Wales
hatte nämlich die Mittel dazu, wohingegen Liz Mohn und vor allem ihre gezielt in einer Scheinehe verborgenen Affairenkinder (oder sollte ich lieber von Pfandgütern reden?)
ohne ihren Gönner wieder eine von vielen geworden und geblieben wäre -
alles, was sie und ihre Kinder heute sein
können, basiert auf
seiner massiven (!) Förderung; das dürfte ihr stets sonnenklar geblieben sein.
Dennoch sind auch unter derartigen Voraussetzungen entstandene Verbindungen nicht per sé und pauschal als lieblos zu bezeichnen. Denn ist die (bewußt oder unbewußt getroffene) Auslese einmal erfolgt, gehen viele Betroffene dann doch recht herzlich miteinander um; in einem Fall aus meinem eigenen Umfeld reichte die Zuneigung immerhin so weit, daß einer dem anderen die eigene Niere spendete, um ihm das Leben zu retten und wer weiß: Vielleicht hätte Frau Mohn das ja auch für ihren Lover und späteren Ehemann getan (oder umgekehrt?), wenn beide in eine ähnliche Sackgasse geraten wären - da steckt man als Außenstehender (wirklich) nicht drin.
Bei anderen hingegen fragt man sich schon angesichts der
Größe erforderlich gewordener Kompromisse (u.a. auch in Sachen Affairenführung), wie weit es mit der Beziehung noch her wäre, wenn morgen die Vulkane in der Eifel hochgehen und anschließend beide als Nomaden in einem Zelt zusammen weitermachen müssten, obwohl einer von beiden die Möglichkeit hätte, sich einem reichen Onkel in Übersee zuzuwenden - aber eben nur allein. Oder wie es aussähe, wenn der bislang submissivere Teil dann eben doch mal eigene Wünsche äußert, wo der andere sich kompromissbereit zeigen müßte.
Bezeichnenderweise beschleicht mich dieses Gefühl meist
gerade bei jenen Paaren, die jedem, der's mittlerweile nicht mehr hören kann, zum gefühlten 1000sten Mal aufs Butterbrot schmieren müssen, wie glücklich und zufrieden sie doch seien, wie perfekt bei ihnen alles laufe und wie gut sie es miteinander getroffen hätten.
Jou, herzlichen Glückwünsch! Aber letztlich läuft es halt immer nur auf folgendes hinaus:
- Man hat gemeinsame Vorstellungen davon, wie man leben möchte (oder bildet sich das jedenfalls ein).
- Je größer die Schnittmenge dieser Vorstellungen, desto mehr Zusammenhalt entsteht über die Jahre.
- Je kleiner sie wird, desto wahrscheinlicher erfolgt der Ausbruch aus der Beziehung, in welcher Form auch immer.
Wahre Liebe wurde früher so definiert, daß man eben
nicht mehr ausbrach, wenn man sich
einmal entschieden
hatte - also unabhängig davon,
wie die Schnittmenge sich entwickelt. Es
doch zu tun, galt als
Versagen und als
Feigheit vor dem Duchhalten in der selbstgewählten
Schicksalsgemeinschaft, ergo waren Geschiedene mit einem
Makel behaftet.
Heute gilt es als
Errungenschaft, daß man genau diesen Ausbruch
vollzieht, wenn die Schnittmenge zu klein geworden ist.
Konsequenzbereitschaft und der dazu gehörende
Mut, sein Schicksal wieder allein in die Hand zu nehmen, wenn der andere nicht länger mitzieht (oder sich selbst aus der Gemeinschaft ausgeklinkt hat) zählen also mittlerweile mehr als das Durchhaltevermögen, sich mit jedem schei. zu arrangieren, den der Partner einem serviert, wenn er einen erst mal sicher zu haben glaubt (Ehetum hatte insofern früher einiges gemeinsam mit Beamtentum).
Wobei letzteres vor allem Frauen sehr übel genommen wird - bei Männern sieht man bis heute spürbar mehr darüber hinweg, wenn sie Affairen führen oder einfach länger im Büro bleiben, um sich der ehelichen Situation daheim zu entziehen; letzteres läßt sich mit ein wenig Geschick sogar noch als Fleiß verkaufen - so genau will es ja letztlich dann auch keiner wissen, was den beflügelt, gell? Bei Frauen hingegen macht man sich da schon eher so seine Gedanken... das sind dann eben egoistische Ziegen, vermutlich fridide im Bett und so... so wie ihnen auch das Fremdgehen deutlich weniger nachgesehen wird als ihren Männern.
Da Menschen sich entwickeln, ist das Verringern der Schnittmenge im Lauf der Zeit nicht unwahrscheinlich: ergo die hohe Scheidungsquote, vor allem in Großstädten. Wie sehr auch Festbeziehungen bzw. Ehen letztlich auf Nutzen und Benutzen basieren, zeigt sich aber erst im Lauf der Zeit.
Bei Affairen ist die Schnittmenge hingegen von vornherein geringer, was in der Natur der Sache liegt, wenn man sich nur auf ein paar flotte Schäferstündchen verabreden kann (oder will). Umso rascher und deutlicher zeigt sich hier der Nutzfaktor: Die meisten enden, wenn auch die Schmetterlinge sich aus dem Staub gemacht haben, so daß man ihrer überdrüssig wird.
Letztlich geht es in
beiden Beziehungsformen um Nutzen und Benutzen - Schnittmengengröße und der Zeitfaktor, in dem sie sich zeigt, machen den kleinen, aber letztlich erheblichen Unterschied.
Daß auch Festbeziehungen dem Nutzen und Benutzen dienen, will allerdings keiner hören - ist ja auch wenig romantisch. Nutzen und Benutzen in Affairen wiederum löst ähnlich zwiespältige Gefühle aus wie ein Autounfall, dessen Folgen zwar abstoßen, zugleich aber so faszinieren, daß viele Menschen stehenbleiben, um zu gaffen. Früher oder später wird jeder zweite dieser Gaffer so neugierig, daß er selbst eine führt.
Abschließend zu diesem speziellen Punkt noch ein kurzer Exkurs:Mit den Ex-Affairen ist es wie mit den Ex-Rauchern: Nicht wenige mutieren in weiterer Folge zu den militantesten Predigern gegen das Nutzen und Benutzen. Hat für mich den schalen Beigeschmack von Wasser predigen, nachdem man erst mal selbst den Wein saufen mußte, an den man
nach sich jetzt niemand mehr ranlassen mag, aber bitte: Es ist ein freies Land, also jeder nach seiner Fasson.
Zudem werden Aussagen ja nicht richtiger oder falscher, nur weil der Verfasser diesen oder jenen Hintergrund hat. Hauptsache, man muß auch weiterhin nicht zugeben, daß die Alten (Eltern, Kirche, Konservative) manchmal eben
doch Recht hatten - man es sich also auch leichter hätte machen können, indem man einfach mal auf sie
hört, statt ihre Mahnungen in den Wind zu schlagen, nur weil sie von ihnen kommen und daher wenig hipp erscheinen.
Vor allem aber vollziehen solche militanten Ex-was-auch-immer zwar 'ne 180-Grad-Kehrtwende, maßen sich aber zugleich sofort wieder Deutungshoheit an, obwohl zumindest
ihr Vorleben eigentlich
der Beweis schlechthin ist, daß man gerade
ihnen besser
nicht folgen
sollte. Die Selbstverständlichkeit, mit der solche Menschen sich aber auch
immer und in
jeder Lebenslange in der vordersten Reihe sehen, hat mich seit jeher erstaunt. Daher möge man mir verzeihen, wenn ich sie nicht immer so ernst nehmen kann, wie sie sich. Wollte ich nur mal grad so anmerken
Zitat:Und zwar ganz und gar bei mir, mit ganzem Herzen und nicht nur körperlich anwesend. Der mir Nähe und Intimität schenkt und gleichzeitig Freiräume nutzen und lassen kann, weil er mir genauso vertraut wie ich ihm.
Ob dann zu den Freiräumen auch s. Freiheiten gehören, die man sich gegenseitig gewährt, finde ich je nach Situation verhandelbar. Diesbezüglich bin ich sehr offen.
Genau so ist es. Danke, das habe ich selten so klar ausformuliert gesehen und im Kern gebe ich Dir völlig recht.
Doch auch hier besteht die Gefahr verschwimmender Grenzen. Mir ist beispielsweise noch nie jemand untergekommen, dessen Verhandlungsbasis für die Festlegung von Freiheiten (s)einer offenen Beziehung
nicht mindestens vorsah, daß der andere die Außenpartner zwar mögen, *beep* und sich - vielleicht - auch in sie ver-lieben darf (im Sinne von Schwärmerei und Leidenschaft) - aber tiefe Liebe und konkretes Zusammenleben (inklusive Familienplanung) werden von den meisten Hauptpartnern
exklusiv für sich reklamiert.
Wenn überhaupt, so soll die Affaire also als ero. Stimulator
benutzt werden.
Genau so wird sie für gewöhnlich
unterm Strich ja auch
behandelt, was sich u.a. darin
zeigt, daß meist sie es ist, die von heute auf morgen abserviert wird, wenn die Hauptbeziehung argwöhnisch reagiert und dies daher einfordert; wobei die unbedingte und sofortige Einhaltung solcher Forderungen übrigens zu den Spielregeln gehören kann, die für die Öffnung von den Hauptpartnern zuvor vereinbart worden sind.
Du hattest das Beispiel von Camilla und Charles angeführt:
Eben im vehementen Festhalten des britischen Thronfolgers an seiner Mätresse
zeigte sich meines Erachtens deutlich, daß Camilla ihm
näher war als die eigene Frau - was angesichts des Bildungs- und Generationsunterschieds zwar nicht wirklich verwundert, aber verständlicherweise ein absolutes NoGo für das Fortsetzen einer Ehe ist. Offenbar gab es zu keinem Zeitpunkt eine Abmachung mit Diana, daß sie ihm
diese Freiheit
gewährt. Darauf hob sie in ihrem Interview jedenfalls sonnenklar ab:
Zitat:Aber eben auf einer ehrlichen und vor allem respektvollen Weise, und wenn mich jemand so lange so belügen würde, käme ich mir absolut respektlos behandelt vor.
Wenn jemand so lange lügt und betrügt, dann ist das ein Benutzen, ja.
In offen geführten Beziehungen finde ich es noch fataler als in geschlossenen, wenn man den Hauptpartner über die viel zu weit gegangene Nähe zu einem Dritten im Unklaren läßt, denn da wurde
diese Grenze ja noch
expliziter als verbotene Zone definiert, als in konventionellen Partnerschaften.
Wer
das dann ausnutzt, indem er den - eigentlich für was anderes! - gewährten Freiraum dazu mißbraucht, ein Haremssystem zu errichten, indem er die Hauptbeziehung gegenüber der Affaire als bedürftig verkauft und umgekehrt, der hat es meines Erachtens mehr als verdient, wenn
beide sich trennen, sobald
das rauskommt.
Tun sie das nicht, stellt sich allerdings erneut die Frage,
wer hier eigentlich
wen und
wofür benutzt....
Ich bleibe dabei: Liebe geht anders. Eben so wie bei Mathilde, oder Frau Maria Braun - oder all den vielen anderen Menschen da draußen, wo sie sich schon am bloßen Zusammenhalt klar und deutlich zeigt und das vor allem dann, wenn's hart auf hart kommt.
In diesem Sinne,