Hallo an alle,
danke, dass ihr so fleißig postet, ich finde jeden einzelnen Beitrag wertvoll, wenn auch manchmal kritisch, doch dann lernt man oftmals am meisten. Ich möchte kurz auf ein paar Dinge eingehen, damit die Situation klarer wird.
Meine Frau ist an sich ein echtes Landei und dort mit ihrer Familie in die Dorfgemeinschaft sehr gut integriert. Zum Studium ging sie in eine andere Stadt, kurz danach haben wir uns kennen gelernt. Ich lebte damals in derselben Stadt, in die sie nun ziehen möchte. Wir fragten uns ohne viel Druck: Wollen wir in der Stadt oder am Land wohnen? Wir beide entschieden uns für das Land wegen Familie, Freunde und vielleicht auch aus Gewohnheit. Kurz danach ergab sich die Möglichkeit ein Haus zu bauen. Wiederum fragten wir uns, wollen wir das Geld in eine Immobilie stecken? Ja wir wollten und legten zusammen. Dann folgte die Hochzeit. Vor drei Jahren dann das Kind, das wir uns von ganzen Herzen gewünscht hatten.
Immer schon war mir bewusst, dass meine 12 Jahre jüngere Frau unter Umständen in Lebensphasen sein wird, die ich bereits hinter mich gebracht habe. Sie sagte mir oft, dass sie sich vom Kopf her viel älter fühlt. Mir ging es anders, ich fühlte mich immer jünger. So sind wir also in etwa gleich alt und das merkt man auch im Alltag, der sehr harmonisch war. Wir sprachen auch über das Thema Treue und stellten beide fest, dass uns emotionale Treue wichtiger als körperliche Treue ist. Nicht, dass dies jetzt ein Freibrief gewesen wäre, doch wir kamen zum Schluss, dass wenn jemand einmal einen Seitensprung haben sollte, dieser dem anderen nicht gebeichtet werden muss, sofern die emotionale Liebesbeziehung nicht in Gefahr ist.
Es ist glaube ich der Eindruck entstanden, dass meine Frau als Mutter und Frau am Land festsitzt. Ich muss dem entgegenhalten, dass meine Frau immer schon vielfältige Interessen hatte und diese auch in der Ehe fortgesetzt hat. Wir sind gerne Gastgeber, reisen viel und tun wirklich meist immer wonach uns ist. Beruflich habe ich meine Frau sehr unterstützt, sie auch ermutigt sich selbstständig zu machen und auch ihr Hobby, das Bücherschreiben nicht ruhen zu lassen. Viele in unsrem Umfeld waren oft ganz paff, was wir alles ausprobieren und machen. Ich finde und fand das immer sehr wichtig auch alleine was zu unternehmen: Ein Städtetrip, Sport oder Fortgehen mit Freunden. Auch als ihre Schwester sie zum ersten Mal zum Salsa mitnahm, fand ich das gut. Ich kann also glaube ich schon sagen, dass bis auf die Zeit des Lockdowns, meine Frau nicht eingesperrt war. Auch im Haushalt hatten wir die Aufgaben gut geteilt, und in der Kinderbetreuung mache ich alles, was möglich war/ist, nur stillen ging eben nicht.
Jemand fragte, ob sie mich noch liebt? Ich glaube, sie liebt im Moment beide, mich ihren Mann aber auch den Tanzpartner, der Projektionsfläche für alles ist, wonach sie Sehnsucht hat. Das Thema offene Ehe finde ich gar nicht so abwegig, wenn jeder sich einmal ausleben darf, wäre vielleicht etwas Druck abgebaut. Ich glaube auch nicht, dass der Neue als langfristiger Partner in ihr Schema passt. Durch eine offene Beziehung wäre zwar die S. Sehnsucht etwas gestillt, nicht aber ihr Drang etwas Verrücktes zu tun. Ich habe das Gefühl, sie will nämlich wirklich ganz gezielt etwas tun, wo jeder in ihrem Umfeld sagt, das kannst du doch nicht machen, das tut man nicht. Sie hatte in ihrem bisherigen Leben so viel Glück, vieles ist vielleicht zu schnell zu einfach gegangen, der Mann, das Haus, das Kind, der neue Job der Liebhaber. Jetzt will sie zeigen, dass sie anders ist und es auch schafft mit solch einer neuen Situation zurecht zu kommen. Auch ihre Familie spielt hier ein wenig mit rein, ihre beiden älteren Schwestern sind die Übermamas, sie fand ihre Rolle immer schon zu einseitig wo ich ihr beipflichten muss.
Auch ihr Vater kommt noch ein wenig ins Spiel: Ein sehr zielstrebiger, angesehen Mann, der immer kritisch ist und selten lobt. Oft habe ich erlebt, wie sie sich mehr Würdigung ihrer Erfolge wünschen würde: Studium in Rekordzeit, viele Praktika, netter Mann, Selbstständigkeit. Es blieb bei kritischen Bemerkungen und dem Gefühl würde nicht genügen. Der Tanzpartner, in etwa im Alter meines Schwiegervaters ist glaube ich auch hier ein Ventil dafür, dass ein reiferer Mann sie lobt, begehrt und für ihre Tanzfortschritte lobt naja, da ist jetzt schon etwas Interpretation dabei, aber ich glaube auch diesen Aspekt sollte man nicht unerwähnt lassen
Bezüglich Entscheidungen treffen, ist das wirklich nicht ihre Sache. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ihre Nachlässigkeit bezüglich dem Verheimlichen der Affäre sogar daher rührt, dass sie mir einen Grund geben will sie zu verlassen. Wie gesagt, ohne Kind würde mir das nun leicht fallen, mit Kind jedoch möchte nichts vor schnell entscheiden. Mir ist aber schon klar, dass auch ich eine Schmerzgrenze habe und, wenn sie sich nicht entscheidet, muss ich dem Ganzen ein Ende setzen!